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Tharandt. Nassen, Menlehn and die Umgegenden. ImtsblM für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdr sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. > Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Juserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. ,z< Ro. 22. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für di« Redaktion Marlin Berger daselbst. Sonnabend- den 19. Februar 18S8. Gedenktage -es Jahres 1898. W Zum 25jährigen Regierungsjubiläum Aönig Aiberts vsn Sachsen. 19. Februar. 1867. Besuch König? WilhelmsZ von Preußen und ,des Kronprinzen in Dresden. 20. Februar. i877. f Marie Simon, bekannte Samariterin bei d^sächsischen Truppen während der Feldzüge 1866 und 21. Februar. 1867. Abreise des königlichen Besuches in Dresden. Zum Ssnntage Lstsnrihi. 14 , Mark. 4, 7: Etliches fiel unter die Dornen. Nicht nur auf den Weg, nicht nur auf steiniges Land, E' M) unter die Dornen fällt der gute Same des Wortes ^Eckes. ist der Boden empfänglich und tief genug 6^ E Bedingungen für ein gedeihliches Wachsthum den keimenden Saat scheinen gegeben zu sein. Aber der lwas i^den ist unrein, mit Dornenwurzeln durchsetzt. Gleich- mann> jjjg mit dem edlen Weizen gehen die Dornen auf, wachsen chneller, wachsen in die Breite und ersticken die gute Saat, /he sie zur. Ernte reift. und ' Der HErr selber erläutert: „Die unter die Dornen " fff Msäet sind, sind die das Wort hören, und die Sorge dieser Welt und der betrügliche Reichthum und viele andere Lüste gehen hinein und ersticken das Wort und cs bleibt ohne Frucht". Diese Menschenklasse ist im Vergleiche mit den beiden lel "' vorher geschilderten an Zahl gering, besonders in unseren "ück-,Tagen. Es sind die Leute mit weichem Herzen, starker r WMimejgung ö" "^m, was gut und wahr und schön, reichem Ute ^Memüthe, liebenswürdigem Temperamente. Das Christen- hl «^.chum nimmt wirklich Besitz von ihnen. Sie machen innere "ügl Erfahrungen und können mitsprechen, wenn Christen aus M Ticke heraus reden. Sie kommen gern in Gottes H<E Hnus und zum Tische des HErrn, sie betheiligen sich mit und' 'Eifer an der großen Liebesarbeit der Christenheit. Fallen hn "chic in Sünde, so beklagen sie ihren Fall mit ehrlichen .^hränen. Ein Jammer ist's, daß sie dennoch verloren png " zehen. Ihre Bekehrung war nicht gründlich. Sie haben jedoch simgen Sünden Valet gesagt, aber nicht der Sünde, inen ^Dornenwurzeln blieben im Herzen. Bei dem einen die —Meldlicbe, beini andern die Sinnenlust, beim Dritten die Unmäßigkeit, beim Vierten die Klatschsucht u. s. w. Je Mimi Ä" sie werden, desto höher wachsen die Dornen, desto starker wuchert die Liebliugssünde. Arme Menschenkinder, em Christ nicht ohne Trauern ansehen kann! Sic „„^ 'onntcn so glücklich sein und werden so tief unglücklich, der Tod ist der Sünde Sold, der geistliche Tod. aue - Doch ist die Arbeit an ihnen nicht völlig hoffnungslos: .Mancher wird noch zurechtgebracht. Schwere Krankheit, ? i,..!>chwett schweres Kreuz überhaupt können sie unter a^>s ihren Ketten lösen. Bekehrungen auf dem wenn sie erfolgen, so geschieht es Geaast ausschließlich bei den Leuten dieser Meuschenklasse. nme, ,Es wacht ein altes Lieben in ihrer Seele auf." Aber e echnen nicht darauf, nicht auf die Möglichkeit, mit dem ^EK thlen Zuge ms Himmelreich zu reisen: du weißt nicht ob ^S>ir der Anschluß gestattet werden wird. Du kannst auch „Go. Nützlich sterben. Dem Leser, der in diese Klasse gehört, ernstlich zu gerufen: mach heute noch ein Ende und Waa reute noch einen guten Anfang! Kehre um, so lange es ilM'Oeute heißt! e WZ gAi Tagesgeschichte. .Berlin, 17. Februar. Der Kaiser hat den Prinzen ,1!^ Leopold mit seiner Vertretung bei der am 18. April ngc n Metz stattfindenden Enthüllung des Prinz Friedrich Karl-Denkmals beauftragt. Berlin, 17. Februar. Der Kaiser hat dem Reichs ag eine tabellarische Darstellung der französischen Marine überwiesen. .Prinz Heinrich nahm nach den Meldungen aus auf Ceylon an zwei Elephantenjagden und einer C>MMchiagd theil und gewann auch ein Zweiradrennen um Der Großherzog von Weimar ist zum Besuch am kaiserlichen Hof in Berlm eingetroffen. Der Kaiser von China ließ, wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, durch einen besonderen Erlaß des General- Gouverneurs die oberen Behörden der Provinz Kiangsu, in der Shanghai liegt, auffordern, dem Prinzen Heinrich nach jeder Richtung einen würdigen Empfang zu bereiten. Einförmig plätschern im Reichstage die Reden da hin, kaum, daß dann unir wann einmal eine kurze interes sante Wendung in die Debatten kommt: dabei ist der Besuch des Hauses Tag' für Tag ein außerordentlich schwacher, durchschnittlich sind immer nur etwa 25 bis höchstens 30 Reichsboten anwesend — und der deutsche Reichstag zählt bekanntlich 397 Mitglieder! Auch die Dienstagssitzung bot wieder dies wenig anziehende Doppel bild fast leerer Bänke und monotoner Verhandlungen. Zunächst wurde die Berathung des Etats der Zölle und Verbrauchssteuern zu Ende geführt: die Erörterung über die noch restirenden Titel desselben, wie über die Titel „Zuckersteuer", „Salzsteuer", „Branntweinsteuer", war überall nur eine kurze. Nachdem dann noch der Etat des Rechnungshofes und einige Theile des Etats des Reichsschatzamtes Erledigung gefunden hatten, wurde der Gesetzentwurf über die freiwillige Gerichtsbarkeit in zweiter Lesung im Ganzen und einstimmig angenommen. Schließ lich begann das Haus noch die Generaldebatte über die Novelle zum Postdampsergesetz, welche in ihrem Kernpunkt die sofortige Einführung 14tägiger Reichspostdampfcr- fahrten nach Ostasien und Erhöhung des Reichszuschusses zu den Betriebskosten der subventionirten Dampferlinien um 1' .> Millionen Mk. ausspricht. Staatssekretär von Podbielski faßte sich in seiner Begründung der Novelle ziemlich kurz, mit Recht hervorhebend, daß die dem Reichs tage schon im vorigen Jahre unterbreitete ähnliche Vorlage eingehend begründet und erörtert worden sei. Er richtete einen warmen Appell an den Reichstag, die Vorlage im Hinblick auf die wachsenden Interessen Deutschlands in Ostasien und dessen hervorragende Bedeutung im gesummten Welthandel zu bewilligen. Auch Abg. Frese (freis. Verein.) trat lebhaft für die Postdampfer-Novelle ein, dann wurde Vertagung beliebt. Am Mittwoch hielt der Reichstag seinen herkömmlichen Schwerinstag ab. In der Dienstags sitznug der 2. sächsischen Kam mer fand eine längere Debatte über die Sonderbesteuerung der Konsumvereine durch die Gemeinden statt. Anlaß hierzu gab eine Interpellation des Abgeordneten Rüder an die Regierung, wie sie sich zu dieser Frage stelle, wobei der Interpellant auf die von einander abweichende Haltung der einzelnen Kreishauptmannschaften in der Angelegenheit der Sonderbesteuerung der Konsumvereine hinwies. Namens der Regierung beantwortete Staatsminister v. Metzsch die Interpellation in ausführlicher Rede dahin, daß die Son derbesteuerung der Konsumvereine durch die Gemeinden immer dann zu gestatten sei und gerechtfertigt iei, sobald und insoweit ein örtliches Bedürfniß hierzu vorliege, nur müsse die Besteuerung innerhalb gewisser Grenzen gehalten werden. In der Debatte sprachen sich im Allgemeinen zu Gunsten dieser Maßnahme die konservativen Abgeordneten Großmann, Huste und Leupold aus, während sie von den Sozialdemokraten Seifert, Fraßdorf, Horn und Grünberg bekämpft wurde. Auch die Nationalliberalen nahmen durch Abg. Dr. Schill eine ablehnende Stellung gegen die Sonderbesteuerung der Konsumvereine ein, die Dr. Schill als im Widerspruch mit der Reichsgesetzgebung stehend bezeichnete. Die Debatte, in welche Minister v. Metzsch nochmals eingriff, um sich gegen verschiedene Aus führungen des Abgeordneten Rüder zu wenden und dann auch den Darlegungen der Redner von der Linken ent gegen zu treten, endete mit zahlreichen persönlichen Be merkungen. Geestemünde, 17. Februar. Laut Mittheilung des deutschen Konsulats in Gothenbnrg sind die Schiffspapiere und andere Gegenstände des überfälligen Dreimasterschooners „Behrend", der am 18. Dezember v. I. mit Kohlen von Bonnes nach Bremerhaven abgegangen war, an der schwedischen Küste angetrieben. Vermuthlich ist das Schiff mit neun Mann Besatzung untergegangen. Bochum, 17. Februar. Heute früh 6 Uhr entstand durch die Explosion schlagender Wetter auf der Zeche Karolinenglück, welche die Grube in Brand setzte, ein großes Unglück. Bis 2 Uhr Mittags wurden 45 Leichen und 40 Verletzte zu Tage gefördert, während man die Gesammt- zahl der Todten auf 80 bis 100 schätzt. Die Steiger Reuter und Adami sind todt. Eine Familie verlor zwei Söhne durch die Katastrophe. In der dritten nördlichen Abtheilung der fünften Sohle liegen noch 30, in anderen Abtheilungen gleichfalls eine gößere Anzahl Vermißter. Außerdem können, so wird telegraphisch weiter gemeldet, mehrere Schwerverletzte örtlicher Hindernisse wegen jetzt noch nicht geborgen werden. Etwa 30 Schwerverletzte konnten in dem Krankenhause „Bergmanns Heil' Aufnahme finden. Durch die Nachschwaden werden die Rettungs arbeiten sehr erschwert. Die Rettungsmannschaften kehren betäubt aus der Grube zurück. Man nimmt an, daß etwa 40 Mann, die sich noch in der Grube befinden, ver loren sind. Der Nationalitätenkampf in Oesterreich treibt im wunderlichere Blüthen. So ist ein großes tschechisch-pol nisches Handelssyndikat, für welches bereits 28 Millionen Gulden verfügbar sein sollen, in Bildung begriffen, welches die Versorgung der tschechischen und polnischen Bevölkerung Österreichs möglichst nur mit Artikeln tschechischer und polnischer Produzenten bezweckt. Das neue Syndikat richtet sich in seiner Tendenz hauptsächlich gegen die Ber liner und die sächsische Exportindustrie. Im ungarischen Komitat Szabolcz dauert die anarchistisch angehauchte rebellische Bewegung unter den Bauern fort; zwischen dem Militär und den rebellischen Bauern soll es bereits mehrfach zu blutigen Zusammenstößen gekommen sein. Von der ungarischen Regierung wurde der Chef des Landespolizeiwesens, Selley, als außerordentlicher Kom missar nach dem Szabolczer Komitat entsendet. Kaiser Franz Josef, welcher in Budapest eingetroffen ist, empfing den Minister des Innern Persel in Audienz und nahm von ihm einen Vortrag über die Unruhen in genanntem Komitat entgegen. Noch immer zieht sich in Paris der Prozeß Zola von einem Tag zum andern hin, noch immer kann das Zeugenverhör nicht zu Ende gebracht werden. Am Diens tag wurde die Vernehmung der Schriftsachverständigen fortgefetzt, wobei der Präsident des Gerichtshofes der Führung der Vertheidigung seitens Labori's wiederum allerhand Schwierigkeiten machte. Ungemein belastend für Major Esterhacy lauten die Aussagen der Sachverständi gen Professor Meyer, Professor Cellerier, Motimir und Bourmon, ebenso des Brüsseler Sachverständigen Franck, übereinstimmend versicherten diese Zeugen, daß das Fak simile des berühmten Bordereaus vollkommen der Hand- fchrift Esterhacy's gleiche. Schließlich kam auch der Sach verständige Lavet auf Grund seiner Untersuchungen zu dem direkten Schluß, daß Esterhacy der Urheber des Bordereau's gewesen sei, wie er entschieden bekundete. Dazwischen betonte Grimaux, Professor an der polytech nischen Schule in Paris eine Ueberzeugung, daß Zola in gutem Glauben gehandelt habe. Die Sitzung schloß ohne Zwischenfall. Tenerifa, 16. Februar. Aus der Fahrt von Mar seille nach Colon ging der Dampfer „Flachat" der „Lom- P3ANI6 Aänsrsls rrÄN8Ltl3iniqu6" heute früh am Anaga- Cap vollständig verloren. Der Kapitän, der erste Offizier und 11 Schiffsleute wurden aerettet; 49 Passa giere und 38 Schiffsleute sind umgekommen. Edhem Pascha, der siegreiche Oberbefehlshaber der türkischen Occnpationsarmee in Thessalien, hat sich auf Befehl des Sultans nach Uesküb begebeu, um eine Unter suchung über die kort vorgekommenen Unruhen einzuleiten. — Am Sultanshofe zu Konstantinopel ist man eifrig dabei, Vorschläge für die Neubesetzung des kretischen Gou- vernementsposten auszuarbeiten. Der neue Zwischenfall zwischen Washington und Madrid, den die tragikomische Briefaffaire des bisherigen spanischen Gesandten in Washington, Dupuy de Lome, darstellt, ist noch nicht beseitigt. Die Unionsregierung verlangt jetzt von der spanischen Regierung eine Art Ab bitte wegen der Beleidigungen, welche das Schreiben Dupuy de Lowe's für den Präsidenten Mac Kinley ent halten soll, worauf man aber in Madrid nicht eingehen