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Wochenblatt für ilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 19.Dienstag, den 9. März 1875. Bekanntmachung. Von dem Königlichen Kultus-Ministerium sind der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft Erörterungen darüber aufge- tragen worden, ob zu den Parochiecn und Schulbezirken ihres Bezirks Rittergüter gehören, welche Pertinenzen in einer anderen Parochie oder einem anderen Säulbezirkc haben und werden daher die fämmtlichen «Kirchenvorstände sowie auch die Schulvorstände des hiesigen Bezirks hiermit veranlaßt, über diese Frage binnen 8 Tagen und längstens bis zum 18. dieses Monats schriftliche Auskunft anher zu geben. Meißen, am 5. Mürz 1875. Königl. Amtshauvtmannschaft. Schmiedel. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 8. Mai d. I. das zur Concursmasse des hiesigen Schneidermeisters Bernhard Lorenz gehörige Hansgrnndstück Nr. 215 des Katasters Ztr. 339 des Grund- und Hypothetenbuches für die Stadt Wilsdruff, welches Grundstück am 6. März 1875 ohne Berück sichtigung der Oblasten auf 9162 M. — Pfg. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Be zugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 6.März'1875. Königs Gerichtsamt allda. Leonhardi. Bekanntmachung und Aufforderung. Nach anher erstatteter Anzeige sind in vielen Häusern hiesiger Stadt die Aschebehältnisse entweder nicht vorschriftmäßig angelegt — zur Aufbewahrung ist ein feuersicheres bedecktes Behältniß, oder ein gewölbter Raum mit feuersicherem Fußboden zu benutzen, — oder durch Ueberfüllung rc. in einem nicht zweckentsprechenden Zustande. Die betreffenden Hausbesitzer und beziehendlich Besitzerinnen werden daher andurch aufgefordert, bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen diesen Uebclständsn sofort in entsprechender Weise abzuhelfen. Wilsdruff, am 8. März 1875. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat den Wunsch ausgesprochen, daß an seinem Geburtstage, welcher in diesem Jahre in die Charwoche fällt, alle geräuschvollen Fes lichkeiten unterlassen werden möchten. Die Franzosen schicken sich an, in Deutschland l0,000 Pferde für ihre Cavallerie zu kaufen. Ein Kriegszcichen Ist das durchaus nickt; denn sie haben im Krieg von 1870 ungemein viel Pferde ver loren; nöthig aber ists auch nicht, daß gerade Deutschland ihnen in den Sattel hilft und die Landwirthschaft um die guten Pferde bringt. Man glaubt daher, daß die Negierung den Liebhabern einen Strich durch die Rechnung machen wird. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht bereits eine kaiserliche Ver ordnung, welche bis ans Weiteres die Ausfuhr von Pferden über sännntliche Gränzen gegen das Ausland verbietet. Augenscheinlich fleht diese Verordnung mit der neulich aus Paris kommenden Nach richt im Zusammenhänge, daß die französische Negierung im Verlaufe der Armme-Neorganifation 10,000 Pferde in Deutschland zu kaufen beabsichtige, ein Export, welchen die „N. A. Z." vor einigen Tagen mit Nccht den wirchschafllichen Interessen Deutschlands für gefährlich erklärte. Wie mau übrigens erführt, soll die Ausfuhr deutscher Pferde schon in letzter Zeit eine sehr bedeutende gewesen sein. Da der Ankauf seilens der französischen Händler sich hauptsächlich auf Omnibus- und Lastpferde beschrankte, Hai man denselben nicht inhi- biren zu müssen geglaubt. Das Verbot des Pferdeexports dürste der franz. Regierung sehr ungelegen kommen. Der Dircctvr der städtischen Gasanstalt in Berlin ließ vor einigen Tagen seine fämmtlichen Arbeiter vorladen und kündigte ihnen an, daß von der nächsten Woche ab der Lohn herabgesetzt werden müsse. Wer sich daß nicht gefallen lasten wolle würde ent lassen. Diejenigen, welche auf die Lohnermäßigung eingingen, sollten daher die Hände aushebcn. Sämmlliche Arbeiter hoben die Hände in die Höhe und gaben dadurch ihre Willensmeinung zu erkennen, auch bei herabgesetzten Lohne weiter arbeiten zu wolle. Von allen Seiten kommen jetzt Berichte über Herabsetzung der Arbeitslöhne oder Entlassung von Arbeitern. Möchte mit diesem Sinken der Löhne nur auch zugleich ein Sinken der Preise für Lebensmittel, Kleider Schuhe und Wohnungsmiethen Hand in Hand gehen, sonst wird diese plötzliche Lohnherabsetzuug für die Arbeiter allzu empfindlich. Sie sehen übrigens jetzt, daß die Sozialdemokratie ihnen nicht helfen kann. Am 1. März besuchten den General Garibaldi sechs deutsche Offiziere, die sich auf der Durchreise in Rom befinden. Vier dersel ben haben ihm im Felde, und zwar 1870 und 1871 bei Dijon, gegenüber gestanden. Der Empfang von Seiten des Generals war ein sehr herzlicher. In einer Umschau über die Beziehungen Frankreichs zum Aus land läßt sich „la Presse" wie folgt vernehmen: „Die drei Länder, mit Weichen sich unser Verhältniß namentlich verbessert hat, seitdem der Herzog Decazes an der Spitze unseres auswärtigen Amtes steht, ! sind Deutschland Italien und Spanien. Man braucht nur die über rheinischen Blätter zu lesen nm die eingetretene Beschwichtigung zu erkennen. Indem unsere Negierung sich sorgfältig hütete, an den j tirüüichen Streitigkeiten; welche die Deutschen in leidewchaftliche Auf- > regung versetzen, theilzunehmen, bewahrte sie sich vor großen Schwierig- ! keilen. Die Frage der lothringischen Diöcesen wurde zur allseitigen j Zufriedenheit geregelt. Die Conflicte, zu welchen die Hirtenbriefe > der Bischöfe angeblich das Signal geben sollte, wurden ferngehalten.