275 Er stellte die Lampe auf den Tisch. Er fühlte aus ihrer Frage ihr Befremden heraus, daß er Abends zu ihr gekommen, jetzt, wo er den Machtsprnch seiner Frau nicht zu fürchten hatte. Er verstand ja ihr Befremden so gut, so gut! Er uickte mit dem Kopfe, einmal, zweimal; er wußte, wie weuig Widerstand er seiner Fran gegenüber zeigen konnte. Langsam trat er an ihr Bett, setzte sich auf die Kante desselben und nahm ihre linke Hand in die seine. Sie schauten sich beide an, bewegt, groß, fragend und schmerzlich. Die Lampe brannte still und ein wenig dämmrig. Gespenstische Riesenschatten lagen an den dunkeln Wänden und zitterten unheimlich, wenn die Flamme flackerte. Aus dem Bett lag ein matter Streif trüben Schattens, der das blasse Gesicht des Mädchens mit einem behutsamen Dunkel bedeckte. Dieser Schatten that ihr so wohl, sie wollte kein herbes grelles Licht. Der alte Mann saß auf ihrem Bett und hielt ihre linke Hand. Manchmal streichelte er sie sanft mit der Rechten, besonders die Fingerspitzen, die von der Nähnadel zerstochen und rauhhäutig waren. Tiefe Stille ging geräuschlos durch das Zimmer, manchmal nur flackerte das Licht auf, athmeten die beiden schwer, manchmal polterte ein Wagen unten vorbei und sein Rasseln echote kreischend durch das Zimmer. Sie sahen sich lange an. Helene fühlte, wie unter dem schmerzlichen Blick ihres greisen Vaters die Augenlider ihr fieberheiß