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91 Roß bemerkte den Jrrthum und trappte weiter über die Stufen der Herren Trept und Ritthausen, ohne den Wagen umzuwerfen. Diese Fadrkunst glaubte der Unhold durch fürchterliches Gebrüll kund geben zu muffen. — Das neu eingerichtete Botenfuhrwcrk des Herrn Beyer, welches Sonntags, Montags, Mittwochs und Freitags von hier nach Tharandt und von dort zurückgeht, ist seiner Pünktlichkeit und Bequem lichkeit halber dem Publikum zu empfehlen. — Das „Concert", welches Herr Stadtmusik- director Günther heute vor 8 Tagen im „Reinhard- schen Garten" abhielt, batte einen wahrhaft festli chen Anstricd. Der Abend gehörte zu den schönsten, welche uns dieser Sommer gebracht hat, und die Blasmusik nahm sich in der freien Gottesnatur ganz herrlich aus. Die Ruhe, welche über der Erde ausgcbreitet lag, bewirkte — vereinigt mit den harmonischen Klangen — eine seltene, glück liche Stimmung. Die spatere Beleuchtung deS Gartens nahm sich imposant aus. Das Concert war ziemlich zahreich besucht, und es blieben viele Tbeilnchmer, trotzdem, daß es gegen 8 Ubr kühler wurde, bis gegen 10 Uhr im Garten. Es wäre zu wünschen, daß ein solcher Genuß sich recht bald wiederholte. Ueber die Nothwendigkeit eines Vor schußvereins. (Eingesandt.) Obgleich den geehrten Lesern dieses Blattes in mehreren Nummern desselben die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit eines Vorschußvereins in Wils druff vielseitig auseinandergesetzt wurde, erlaubt sich Einsender dieses doch dem bereits Vorgeführten noch Einiges binzuzufügcn. Gicbt es in unserer Stadt auch eine große Anzahl von Gewerbtreibenden, welche die Hülfe des Vorschußvereins vermöge ihrer Wohlhabenheit kaum bedürfen, so können doch auch für sie Fälle eintreten, wo ein beim Vorschußverein aufgenom- mcnes Darlehn ihnen Nutzen schaffen könnte. Be trächtlicher aber noch ist wohl die Zahl Derer, bei welchen ein derartiger Fall gar öfters eintritt. Daß das eben Gesagte begründet ist, glaubt Einsender schon daraus folgern zu dürfen, daß in letzter Zeit recht häufig ganz solide und durchaus nicht unvermögende Leute aus Wilsdruff, als auch aus dessen Umgegend zu ihm kamen und ihn um ein Darlchn auf kurze Zeit ersuchten. Tritt für den Geschäftsmann nun ein solcher Fall ein, und er geht zu einem vermögenden Mann, um diesen um ein Darlehn zu bitten, so wird er in den meisten Fällen zur Antwort bekommen: , Ja, ich würde Ihnen das Verlangte von Herzen gern borgen: ich habe aber kein Geld daliegen. Was ich von baarem Gelbe entbehrlich hatte, das habe ich in die Sparcasse getragen." Der betreffende Geschäftsmann geht hierauf, nachdem er sich durch den gemachten Gang noch einige Stunden ver säumt hat, verdrießlich und unverrichteter Sache nach Hause. Die Sparcasse aber, bei der das entbehrliche Geld aus der Gegend eingezahlt wird, borgt nur auf Hypotheken, und der Unangesessene kann, wie schon in einem früheren Aufsatze gesagt wurde, von dieser Anstalt niemals ein Darlehn erhalten, und wenn er sich in ganz guten Verhältnissen befände und der rechtlichste Mann von der Welt wäre. Diejenigen Leser dieses Blattes, welche vom Schicksale so weit begünstigt sind, ein schuldenfreies Haus zu besitzen, werden bei Durchlesen des eben Gesagten denken: „Da bist du doch glücklicher daran, solltest du einmal in die Verlegenheit kommen ein Darlehn zu brauchen, so bekommst du dasselbe ohne Schwierigkeiten auf dein schuldenfreies Haus." Lei der täuschen sie sich hierin, da nach einer dem Ein sender jüngst unumwunden gegebenen Erklärung die Wilsdruffer Sparcasse auf bloße Häuser mög lichst gar nicht mehr darlcibt. Kann man cs nun der gedachten Anstalt durch aus nicht verdenken, wenn sie die ihr anvertrauten Capitale möglichst nur auf ganz sichere Landgüter ausleiht, so ersieht doch bicraus der mit einem bloßen Hause ansässige Geschäftsmann, daß er durchaus nicht sicher sein kann, daß er ein etwa nölhighabcn- des Darlehn sofort von der Sparcasse erhält, und daß auch er ein Interesse daran hat, daß in Wils druff recht bald ein Spar- und Vorschußver ein gebildet werde. Möge daher die auf Sonnabend Abend zu diesem Zwecke anberaumte Versammlung eine recht besuchte und von gutem Erfolge sein. Ueber Nahrungsmittel. (Fortsetzung.) Will man das Fleisch als solches genießen, und also bei der Zubereitung so wenig als möglich von seinen wesentlichen Bestandtheilcn verlieren, dann erreicht man seinen Zweck noch vollständiger, wenn man das Fleisch bratet, als wenn man cs in kochendes Wasser cintaucht. Auch beim Braten bildet sich eine Schicht geronnener Eiwcißkörper, welche die übrigen löslichen Stoffe einschließt. Das Fleisch wird braun, nach außen durch die Bildung brenzlicher Stoffe, im Innern durch Veränderung des Blutfarbstoffs, der schon bei einer Wärme von 70 "6 eine rothbraune Farbe annimmt. Eine der wichtigsten Veränderungen beim Braten besteht aber in der Bildung von Essigsäure, welche die Fleisch saser leichter verdaulich macht. Man sagt im gewöhnlichen Leben, daß Essig das Fleisch kurz mache und meint hiermit dieselbe Erscheinung. Wir sehen das Fleisch, wenn es zu lange im Essig liegt, zerfallen. Es wird gewisser maßen schon außerhalb des Magens die Verdauung eingelcitet. Der Zusatz des Essigs hat also vor allen Dingen die Bedeutung, daß er das Fleisch verdaulicher macht. 12*