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Woch enblatt ... Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. L Ämt 8 bsatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff. Freitag, den 22. August l862. 12(34). Sfd. .fi. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt lü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaction), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Hie Redaction. Umschau. Baiern, Würtcmberg und Hannover haben in ösb. Berlin erklären lassen, daß sie dem neulich be sprochenen Handelsverträge mit Frankreich nicht beitreten könnten. Da nun Preußen bestimmt aus gesprochen hat, daß es den Vertrag für sich bin- ^ 8 dend halte, so scheint auch das einzige Band, das —«jetzt eine Anzahl deutsche Staaten auf dem volks- 10 wirthschastlichen Gebiete zusammenhielt, der Zoll verein, seinem Untergange nahe. Die oben ge« U> nannten Regierungen machen es Preußen zum Vor wurf, daß es nicht vor den Unterhandlungen mit Frankreich eine Zolleinigung mit Oesterreich ange« » strebt habe. Ob nicht politische Abneigung gegen Preußen mehr dabei gesprochen hat, als die Han- delsinteressen, mag dahingestellt bleiben; die säch- fische Regierung, Lie in politischen Fragen auch L62. seü^n mit Preußen einverstanden ist, hat anders gehandelt. — Von einigen deutschen Regierungen, worunter auch die sächsische, wurde in dieser Woche dem Bu.udestage ein Vorschlag zur Vertretung des Volkes bei demselben vorgelegt, der aber von Preu- lt— ßen als ungenügend zurückgewicscn worden ist. Der 8. Vorschlag, Ver viel Aehnlichkcit mit dem des Staats ministers Freiherrn v. Beust hat, geht dahin, daß die einzelnen Landesvertretungen Abgeordnete aus ihrer Mitte nach Frankfurt schicken, welche dort alle Gesetze, die für ganz Deutschland Wichtigkeit haben, r. vorher berathen sollen. Allerdings müßten dieselben Zrz, dann noch jeder einzelnen Ständcversammlung zur Genehmigung vorgelcgt werden. Damit verbunden b. 4, ist ein Vorschlag zu einem Bundesgericht, das so« un« wohl Streitigkeiten zwischen einzelnen Staaten, als aßig, auch solche zwischen Regierungen und Ständen ent« <.8j scheiden soll. Ein Zustand, wie er so viele Jahre in Hessen bestand, wäre bei einem solchen Bundes gerichte unmöglich. Besser wäre es gewiß von der preußischen Regierung gewesen, wenn sie anstatt einfach „Nein" zu sagen, ihre Ansichten und Wün sche mitgetheilt hätte, dann wäre vielleicht eine Ver ständigung möglich gewesen und Deutschlands Ein heit hätte einen Anfang gemacht. — In Hannover sind Unruhen ausgebrochen aus einer Ursache, die in unserm Jahrhundert wohl einzig dasteht. Das Konsistorium wollte in den Schulen einen neuen Katechismus einführen, der manche Glaubenslehren der lutherischen Kirche viel schroffer betont, als der bisherige. Ein Dorf- geistlicher, Baurschmidt, bestritt in einer kleinen Schrift die Berechtigung des Konsistoriums und wünscht zur Beurtheilung der ganzen Frage Syno den, aus Geistlichen und Laien zusammengesetzt. Deshalb wurde er zur Verantwortung gezogen und nach der Hauptstadt gefordert. Sein Weg war ein Triumphzug. In Hannover selbst wurden ihm bei seinem Gange ins Konsistorium von weiß« gekleideten Mädchen Blumen gestreut und er über all, wo er erschien, mit stürmischem Jubel empfan gen. Abends rotteten sich große Menschenmassen zusammen und zogen vor die Häuser der Konststo, rialräthe, deren Fenster sie demolirten. Das Mi« litär mußte einschreiten; doch wiederholten sich die traurigen Auftritte mehrere Abende. Viele Leute haben erklärt, daß sie eher zur reformirten Kirche übertreten, als den neuen Katechismus annehmen würden. Der König hat denn auch auf den Rath seiner Vertrauten, den Druck des neuen Katechis mus einstweilen einstellen lassen. — In Wien wurde die Ankunft Ihrer Majestät der Kaiserin aus dem Bade festlich begangen. Die hohe Frau, die schon an vielen Orten Heilung für