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Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 WoAmblaks fÜs DNsdmss UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Leipzig 286il4 gnserlionchrci« 80 Pfg. für die «gespaltene KorpuSzeilc oder deren Raum, Lolalpre!« 70 pfg., Reklamen r Mt. Del Wiederholung und Zahresaustrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil <n»r non Behörden) die rgespaliene Korpvszeite 2.SÜ Mk. Nachweisungs-Gebühr so pfg. Anzeigenannahme dis vormittags 10 Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf Wermtiielien Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. Feder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag Lurch Klage etngezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerLi. dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 253. Sonntag den 31. Oktober 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Fettverteilung Auf den Abschnitt der Landesfettkarte werden auf die Zeit vom l. bis 7. No vember 1920 86 x Butter ausgegeben. Die Krankenbutterkarten sind gleichfalls mit bS s Butter zu beliefern. Meißen, am 29. Oktober 1920. 119SII0. Kommunalverbaud Meißeu-Laud. Maul- und Klauenseuche. Unter den Viehbeständen der Gutsbesitzer Theodor Rülker in Grumbach und Mox Starke in Neukirchen ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Als Sperrbezirke werden die Ortsteile Grumbach unterhalb des Gasthofes Erb gericht bis zur Restauration Eger und Neukirchen unterhalb des oberen Gasthofes mit Gutsbezirk bestimmt. Tas Beobachtungsgebiet bildet der übrige Orts- und Flurbereich Grumbach zwischen Gasthof Erbgerichl und Braunsdorf und Neukirchen oberhalb des oberen Gast hofes sowie Fasansnhäuser und Neuer Anbau neben den bereits bekanntgegebenen zurzeit noch seucheufreicn Gemeinden. Dittmannsdorf und Schmiedewalde werden von der Beobachtung wieder sreigegebeu. ibS7a/i608L V. Meißen, am 29. Oktober 1S20. in Die Amtshauptmannschaft. Vom Reichsarbeitsministerium find Mittel aus der produktiven Erwerbslosen-Füisorge zur Hebung der Bautätigkeit bereitgestellt worden. Es handelt sich dabei um Ausbesserungsarbeiten aller Art, wie Gebäud?abputz, Dachumdeckungen, Hofbesestigungen, Vorrichtungsarbeiten von Wohnungen und vor allem aber auch um die Erstellung von Behelfsbauten und Notwohnungen, Ansbau von Dachräumen, inneren Ausbau von Gebäuden und Umbau von Lager und gewerblichen Räumen ju Wohnungen. Es ist zu erwarten, daß möglichst viel Interessenten, vor allem auch Privatpersonen von diesen Vergünstigungen Gebrauch machen wollen. Alle Hausbesitzer in hiesiger Stadt, die einen derartigen Antrag stellen wollen, haben dies dem unterzeichneten Stadtrat bis spätestens 8. November 1S20 mittags schriftlich mitzuteilen. Die Mitteilung hat genaue Angaben über die geplanten Arbeiten deren Zweck und Hohe der Kosten — getrennt nach Arbeitslöhnen und Materialpreisen — einzureichen. Alles Weitere ist aus der Notiz im örtlichen Teil vorliegenden Blattes zu ersehen. Wilsdruff, am 30 Oktober 192«. i?» Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Wiedergutmachungskommission hat die Ergänzungs ziffer zu den von Deutschland bereits geforderten 180 060 Tonnen, die als Entschädigung für die Versenkung der Flotte bei Scapa Flow zu liefern sind, mit 83 000 Tonnen festgesetzt. * Im Haushaltsausschuß des Reichstages gaben Vizekanzler Seinze und Reichskanzler Fehrenbach eine ausführliche Dar- stellung der Fälle Hermes und Augustin. * Die Preußische Landesversammlung beschloß, daß die preußischen Sarden »schwarz-weiß" bleiben sollen. * über die ostpreutzische Grenze sollen bereits über 10000 Personen, namentlich Arbeitslose, zur litauischen Armee über gegangen sei». * Zum javanischen Botschafter in Berlin ist der bisherige Gesandte in Stockholm Hioki ernannt worden. * Das sächsische Ministerium beschloß, den S. November »um gesetzlichen Feiertag zu erklären. * Die polnisch-litauischen Differenzen betreffs Wilna sollen nach einem Beschluß des Völkerbundsrates durch eine Volks abstimmung tn Wilna entschieden werden. * Nach einer „Times"-Meldung aus Athen wurde Admiral Konduriotts, ehemaliges Mitglied der provisorischen Regierung in Saloniki, mit 137 gegen 3 Stimmen zum Regenten von Griechenland gewählt. Sofort nach der Wahl hat der Regent vor der Kammer den Eid abgelegt. * Nach einer Meldung aus Athen ist Prinz Paul von Griechenland, der in Luzern weilt, offiziell benachrichtigt worden, daß ihm die Krone zufalle. Erdrosselung unseres Luftverkehrs. Erneute Flugverbote. Die Beschlagnahme der Postflugzeuge der Rumpler- Werke, die auf ihrer Reise von München nach Wien von der österreichischen Entente-Kommission festgehalten wurden, scheint immer weitere Kreise zu ziehen. Gewisse gleichartige Vorfälle deuten daraus hin, daß in diesen Maßnahmen ein System liegt. Wie aus München gemeldet wird, teilte die Inter nationale Luftfahrt - Überwachungskommission durch die Luft-FriedenSkommission den Rumpler-Werken mit, daß ihnen und der Luft-Rcederet tu Berlin das Fliege» über- Haupt verboten sei, da sie gegen das Verbot, außerhalb Deutschlands zu Megen, gehandelt hätten. Die Konzession zum Fliegen werde den beiden Gesellschaften entzogen, und die Flugzeuge würden beschlagnahmt. Die Rumpler-Werke haben sofort Protest beim ReichSluftamt eingelegt. Den beteiligten deutschen Werken ist diese Entente- versügung noch nicht rugegangen. Auffällig ist eine Mt- teilung der Badischen Lufischiffahrt-Gesrllschaft, nach der die Verzögerung in der Aufnahme des Luftpost-Betriebes Frank furt—Basel darauf zurückzusühren ist, daß die französische Regierung jede Landung dcuischer Flugzeuge auf Schweizer Boden verboten hat. Auch das deutsche Flugzeug, das kürzlich den Probeflug Königsberg—Memel—Riga ausführte, ist auf der Rückreise im Königsberger Flughasen von der "Entente-Kommission mit der Begründung beschlagnahmt worden, daß es sich um ein Kriegsflitgzeug handele. Das allein sind Schikanen, die nur darauf berechnet sein können, den deutschen Luftverkehr zu behindern, während der Ver sailler Friedensoertrag eine rechtliche Grundlage zur Störung des deutschen Luftverkehrs nicht bietet. Deutscher Reichstag. tL4 Sitzung.) «L Berli«, 2S. Oktober. Die heutige Sitzung begann mit der Erledigung von zahlreichen, kleinen Anfragen. Unter anderm fragte der Avg. M. Mvr. v. Lersner (Deutsche Vo.): Was gedenkt Oie Reichsregierung zu tun, um die Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen tn Sibirien vor Beginn des Winters durchzusetzen? Darauf antwortete Staatskommissar Stücklen: Der Abtransport ist in vollem Gange. Mehrere Transporte sind bereits in Deutschland ein- getroffen. Ebenso ist das Eintreffen mehrerer tausend deutscher Gefangenen aus Sibirien telegraphisch gemeldet. Es kann damit gerechnet werden, daß der größte Teil der noch in Sibirien befindlichen Gefangenen bei Beginn des Winters eintrifft. Für die Zurückbleibenden sind alle fürsorglichen Vor bereitungen getroffen. Eine Anfrage des Abg. Mumm (deutsch-nat.) lautete dahin, was die Regierung auf Grund der Ausschreitungen farbiger Truppen im besetzten Gebiet unter nommen habe? Die darauf erteilte Antwort besagte, die Reichs regierung hat der interalliierten Rheinlandskommission eine Zu sammenstellung der Gewalttätigkeiten übermittelt. Sie arbeitet mit allen Kräften au dem Ziel, die Zurückziehung der farbigen Truppen zu erreichen. Weiter wurde auf die Anfrage Schtfferund Genossen (Dem.): Was die Reichsregierung gegen die Beschlagnahme von beträchtlichen Mengen guten Acker landes in der Nähe von Düren zur Errichtung von Flug zeughallen durch die französische Militärverwaltung zu tun gedenke, geantwortet: Etwa 450 Morgen größtenteils mit Kartoffeln bestellten Ackerlandes sind von der französischen Militärverwaltung mit Beschlag gelegt und es sind darauf Flugzeughallen errichtet worden. Ein dagegen erhobener Ein spruch ist am 26. Juni dabin beantwortet worden, daß der Beschlagnahmebefehl aus militärischen Gründen nicht aufge hoben werden könne, daß aber die Ernte von dem Gelände hereingebracht werden dürfe. Nach den kurzen Anfragen kam die Interpellation Schiffer betreffend Malmedy und Eupen an die Reihe. Diese Interpellation wird au einem der nächsten Tage beant wortet werden. Hierauf wurde der Notetat endgüllig an genommen und alsdann begann die Fortsetzung der politische» Aussprache. Zuerst sprach sehr ausführlich der Reichsminister des Äußern Dr. SimonS. Er wandte sich zuerst gegen Ausführungen, die derSprecher der Deutschnationalen, GrafWestarp, gestern gemacht hatte. Der Standpunkt des Grafen Westarv, daß der Friedensoertrag von Versailles unter fauchen Voraus setzungen erschlichen sei und infolgedessen für uns als nicht existierend zu gelten habe, kann, so betonte der Minister, von der deutschen Negierung unmöglich akzeptiert werden. Denn die Vorgänger in der jetzigen Negierung haben diesen Vertrag unterschrieben und die weitüberwiegeude Mehrheit der Nationalversammlung hat ihm zugestimmt. Infolgedessen müssen wir die eingegangenen Verpflichtungen innehalten und nach Möglichkeit ausführen. Wollten wir uns der Erfüllung widersetzen, so würde ein neuer Krieg unvermeidlich fein. Der Minister sprach dann über die Bemühungen zu einer Verständigung über die von unS geforderten Leistungen zu gelangen, und er bedauerte, daß unsere Vorschläge über den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete in Frankreich bisher abgelehnt worden sind. Als.dann gedachte der Minister der Forderung von 810 000 Milchkühen, wobei er darauf hinwies, daß diese Forderung noch keineswegs anerkannt ist, daß es sich dabei einstweilen nur um eine Ausstellung handle. Im Anschluß hieran beantwortete der Minister die Interpellation betr. der Dieselmotoren. Er betonte, daß wir nach dem Friedensverlrage zur Zer störung von Kriegsmaterial verpflichtet sind, daß diese Zer störung aber nicht von den Kommissionen der Alliierten und deren Mitgliedern vorgenommen werden dürfe, sondern von der deutschen Regierung selbst vorgenommen werden soll. Deshalb, so erklärte der Minister, ist es auf das entschiedenste zurückzuwetsen, daß einzelne Entente-Offiziere wertvolle optische Gegenstände als angebliches Kriegsmaterial eigen händig zerschlagen haben. Bet diesem Hinweis des Ministers entstand im Hause große Unruhe, und es wurden vielfach Rufe laut: „Unerhört!" Der Minister legte den dcntschcn Standpunkt betreffs Ler Dieselmotoren dar und bemerkte, daß Las Verlangen, die Dieselmotoren zu zerstören, einweilen hinausaekckoben worden ist. Dagegen treffe Vie Nachricht, daß die Mächte ihr Verlangen nach der Zerstörung bereits zurückgezogen hätten, nicht zu. Dunn ging der Minister zu den allgemeinen wirtschast- lichen Fragen über. Der Präsident der Konferenz in Brüssel hat die feierliche Zutage gegeben, daß wir uns in Gens Wiedersehen, um die Frage der Wiedergutmachung endgültig zu lösen. Gegen diese Konferenz bat leider Frankreich Widerspruch erhoben Sehr erfreulich ist es, daß England an dem Versprechen der Genfer Konferenz festhält. Was den Völkerbund anlangt, so ist er in Deutschland sehr unpopulär, und zwar mit vollem Recht. Das deutsche Volk hat dem Völkerbund einstmals zu viel Vertrauen enigcgengebracht. Ich warne aber davor, den Völkerbund für eine abgetane Frage zu behandeln; es ist für uns sehr notwendig, die Frage des Vorteils den der Eintritt in den Völkerbund für uns hat, genau zu prüfen. Der Minister beklagte es, daß durch die Hetze einiger Zeitungen eine feindliche Stimmung gegen Frankreich erzeugt worden wäre. Andererseits beklagt er es, daß es deutsche Biätter gibt, die unser Entgegenkommen gegen die Franzosen noch zu gering finden. Mit Italien sind die Beziehungen leichter aufzunehmen. Der Minister geht auf die Beziehungen zu den übrigen Nachbarländern ein, besonders zu Polen. Uder Oberschlesten soll ausführlich beim Autonomiegesetz gesprochen werden. Ich bin der Meinung, daß der Verzicht auf die Abstimmung das beste wäre im Interesse der ge samten europäischen Wirtschaft. Der Minister schließt mit der Aufforderung zur Einigkeit des deutschen Volkes in allen deutschen Gedanken. Die deutsche Greueliiste. Nach dem Reichsminister des Auswärtigen sprach der Ahg. Stresemann (Deutsche Vp). Er fragte unter anderem, ob eS wahr wäre, daß gegen den Maior von Stülvnagel wegen seiner Veröffentlichungen über die an deutschen Ge fangenen von unseren Feinden verübten Greuel ein Verfahren etngeleitet sei, und er fragte, wann die Akten über die an deutschen Gefangenen verübten Greuel veröffentlicht werden dürfen. Man müsse die Anklagen über, unsere angeblichen Greueltaten dadurch entkräften. Ein solcher Gegenbeweis würde die internationalen Beziehungen nicht nur nicht be lasten, sondern vielmehr zur Wiederherstellung normaler Zu stände führen. Weiter beschäftigte sich der Redner ausführlich mit der Frage der Sozialisierung. Die Deutsche Volkspartei, erklärte er, erkennt grundsätzlich an, daß die Bodenschätze der Allgemeinheit gehören. Das hat aber absolut nichts zu tun mit der Frage, ob die Überführung der Bodenschätze in die staatliche Hand ratsam ist. Die Ver waltung und Produktion von Kohlen und Gas muß einheit lich gestaltet werden. Man muß eine große gemeinwtrtschaft- liche Kontrolle Herstellen, und man muß die Arbeiter am Ge winn und am Kapital des Unternehmens beteiligen. Der nächste Redner war der Abg. Crispie» (RechtS- unabhängig). Er sprach über Arbeiter- und Sozialisierungs fragen und die Feindschaft zwischen Kapitalismus und Arbeitern. Die Verhandlungen zogen sich noch geraume Zeit bin. Neueste Meldungen. Abänderung des Spa-Abkommens. Berlin. Au hiesigen znstäudigen Stellen wird erklärt, daß voraussichtlich schon im November neue Verhandlungen über die Koblcnlieferuugen beginnen sollen, La das Ab kommen von Spa schon Ende Januar 192t abläuft. ES sollen Änderungen bezüglich der Höhe der Lieferungen »rud der Qualität der Kohlen erzielt werden. Dor 18. Januar als Nationalfeiertag. Berlin. In einer kleinen Anträge regt die demokratische Fraktion der Preußischen Landesversmnmiung an, den 50. Gründungstag des Deutschen Reiches am 18. Januar 1921 als allgemeinen Nationalfeiertag zu begeben.