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Eine Rangierlokomotive auf den französische« Transportzng aufgefahre«. Berlin, 16. A-aust. (tu.) Der Telegraphen-Aninn wird aus Beuthen gemeldet: Am Sonnabend stieß eine Rangierlokomotive auf den seitens der Arbeiterschaft ab gestellten französischen Transportzug. 2 Personen find getötet, 7 schwer verletzt. Allensteil» von de« englische« Tr«ppe« verlaffen. Berlin, 16. August, (tu.) Wie die Montag-post meldet, haben die letzten englischen Truppen am Sonntag unter klingendem Spiel Allenstein verlasse*. Aus Stadt und Land. WUNUmom Mr U«l» «»»» »h»« »««»»ar <«t«es«. Wilsdruff, am l6. August 1920. — Beschaffungsbeihilfeu für Erwerbslose. Reich, Staat und Gemeinden haben etwa 15 Millionen zur Ver fügung gestellt, aus denen den langfristigen Erwerbslosen in Form von einmaligen oder laufenden Zuwendungen Beihilfen zur Verminderung der gegenwärtigen Not zur Verfügung gestellt werden können. Den Amtshauptmann schaften und bezirk-freien Städten wird noch im Laufe der nächsten Woche mitgeteilt werden, welche Beträge sie nun zur Verfügung haben werden. Die Beihilfen sollen tun lichst in Sachleistungen «ewährt werden. Das Arbeits ministerium hat bestimmte Richtlinien für die Unterverwertung aufgestellt, dabei jedoch den Amishauptmannschaften und bezirksfreien Städten ziemlich weiten Spielraum gelassen, in welcher Meise die Beihilfen den Erwerbslosen zugeführt werden sollen. Die Verteilung der Summe erfolgt nach einem die Bedürfnisse der Erwerbslosen nach Möglichkeit berücksichtigenden Verteilungsschlüssel und wird so be- schleunigt, daß in etwa einer Woche die Summe vom Ministerium an die Kassen der Bezirksoerbände und bezirks freien Stadls überwissen werben können. — Die Felddiebstähle haben in letzter Zeit außer ordentlich zugenommen. 8. a. wurden dem Gutsbesitzer Vier hier in den letzten Nächten ganz erhebliche Mengen Weizen, Kartoffeln und 1 Treibriemen gestohlen. Für Ermittelung der Diebs find 100 Mark Belohnung ausgesetzt. — Eine Bestandsaufnahme über Brotgetreide, Gerste und Hafer früherer Ernten und die daraus hergestellten Erzeugnisse hat auf Grund einer Reichs- Verordnung demnächst stattzufinden. Uebernahme der Lehrergehalter auf die Staats- kaffe. Vom 1. Oktober ab werden auf Wunsch der Volks kammer die Gehälter der Lehrer an Volks- und Pflicht fortbildungsschulen auf die Staatskasse übernommen. Die Auszahlung soll sicherem Vernehmen nach durch Vermitte lung des Gemeinde-Giro-Verbandes erfolgen. Es ist wohl anzunehmen, daß sich auch aus diesem Anlasse immer mehr Gemeinden dem Verbands anschließen. — Die Abwälzung des Lohnabzugs. Wie das Reichsfinanzministerium auf eine Anfrage mitteilt, steht man bei den dortigen Stellen auf dem Standpunkt, daß der Arbeitgeber sich strafbar macht, wenn er darin em- willigt, daß von den Arbeitnehmern der Lohnabzug auf ihn abgewälzt wird. Welche Maßnahmen das Reichs. finanzministerium gegenüber der den Arbeitgeber be drängenden »höheren Gewalt" zu ergreifen gedenke, wird zurzeit erwogen. — Uugültige Postwertzeichen. Die in den Händen des Publikums befindlichen Marken der früheren Wertstufen zu 2, 2^, 3 und 7i/z Pfg. verlieren mit dem Ablauf des Monats August ihre Gültigkeit. Ein Umtausch solcher Marken nach dem 31. August findet nicht statt. — Konkurse in Sachsen. Im ersten Halbjahr 1920 betrug die Zahl der neuen Konkurse in Sachsen 155, von denen 63 eröffnet wurden, während bei 92 die Eröffnung wegen Mangels einer den Kosten des Verfahrens ent sprechenden Masse abgelehnt wurde. Im ersten Halbjahr 1919 wurden von 191 neuen Konkursen 76 eröffnet und 11S abgeiehnt. — Münzprägungen im Jüli. In den deutschen Münzstätten wurden im Juli für 623100 Mark 5-Pfg.- Stücke aus Eisen, 1808977 Mark 10-Pfg.-Stücke aus Zink und für 10 779280 Mark 50-Pfg.-Stücke aus Aluminium geprägt. — Zu sehen bekommt man aber von solchen Münzen keine. — Freiwillige Ueberschreituug des Achtstuudeu- tages. Ein bemerkenswertes Urteil fällte das Reichsgericht in Leipzig, indem es 6 Angeklagte freisprach, die am 14. März vom Landgericht Braunschweig zu Geldstrafen verurteilt worden waren, weil sie (aus freien Stücken) länger als acht Stunden gearbeitet und somit, nach Ansicht des Braunschweiger Gerichts, gegen die Anordnung des Demobilmachungsamtes verstoßen hatten. Freiwillige Ueberschreitung des Achtstundentages durch Arbeitnehmer ist also nicht strafbar. — Die technische Messe und die Baumeffe in Leipzig haben am gestrigen Sonntag vormittag unter starker Teilnahme der deutschen Industrie, der Technik und des Bauwesens begonnen. Die Zahl der Aussteller beläuft sich auf 3400 Firmen, deren Musterausstellungen in der inneren Stadt und auf dem Ausstellungsgelände ein achtunggebietendes Bild deutschen Fleißes abgeben. Die Zahl der in Leipzig eingetroffenen Einkäufer ist noch nicht genau zu ermitteln, doch herrschte auf dem Ausstellungs gelände ein sehr lebhafter Verkehr. Der Besuch aus dem Auslande ist naturgemäß durch die allgemeine politische Lage beeinträchtigt. Vor allem aus den östlichen Staaten haben sich nicht soviel Einkäufer eingefunden, als cs unter anderen Verhältnissen der Fall gewesen wäre. In größerer Zahl sind Auslandsinteressenten aus Dänemark, der Schweiz, Schweden, der Tschecho-Slowakei und Oesterreich vertreten. Auch aus Arbersee, insbesondere aus Südamerika, find Besucher herübergekommen. — Kraftwagenverkehr während der technischen Messe in Leipzig. Die Eisenbahn-Generaldirektion als Sächsische Kraftwagenverwaltung läßt vom 15. August an während der Dauer der technischen Messe in Leipzig Kraftomnibusse zwischen dem Hauptbahnhof und dem Ausstellungsgelände verkehren, die den in Leipzig ankommenden Meßbesuchern eine schnelle Verbindung mit dem Meßplatze sichern. Die Kraftwagen verkehren vom Hauptbahnhof zwischen den beiden Haupteingängen, vorm. 8 Uhr, 8.40 Uhr und von da regelmäßig in Abständen von 20 Minuten bis zur Betonhalle am Ausstellungsgebäude und zurück nach dem Hauptbahnhof bis abends 7 Uhr. Der Fahrpreis beträgt für die einfache Fahrt IDMark. — Kein Schützenfest im amerikanischen besetzten Gebiet. Die amerikanischen Behörden haben verfügt, daß für die Deutschen im amerikanisch besetzten Gebiet keine Wettschießen, also Schützenfeste usw., abgehalten werden dürfen. — Der Sächsische Militarvereinsbund erläßt an- läßlich der Wiederkehr der Mobilmachungstages von 1914 und der Erinnerungstage des Feldzuges von 1979/71 in der letzten Nummer seiner Bundeszeitunß »Der Kamerad" Aufrufe zum würdigen Gedenken dieser Tage in geeignet erscheinender Weise. Namentlich handelt eS sich hierbei um die Ehrung der Gefallenen. — Zur Heimkehr unserer Samoaner. Als letzte von den deutschen Kolonisten treffen in diesen Tagen unsere Samoaner mit dem Dampfer »Main" durch den Panama-Kanal über Neuyork kommend wieder in der Heimat ein. Volle sechs Jahre haben sie die unwürdige Behandlung durch einen rücksichtslosen Sieger erduldet. Am 16. August wird der Dampfer »Main" in Rotterdam erwartet. Die Heimkehrer werden von Rotterdam in einem geschlossenen Transport mit Sonderzug nach Wesel befördert. — Dresdner Hausbesitzer unter sich. Die Dresdner »Hausbesitzer-Zeitung" stellt in ihrer letzten Nummer mit großem Bedauern fest, daß es in Dresden noch Hauswirte gebe, die die Mieten noch nie gesteigert hätten und sich darauf auch noch etwas zugute täten. Sie schreibt diesen Herren ins Stammbuch: „Wir möchten diese Hausbesitzer weniger mit Ehrenmännern als mit gewissen vierbeinigen langohrigen Tieren vergleichen usw." Nicht nur die in so liebenswürdiger Weise gekennzeichneten Hauswirte, sondern auch die Dresdner Mieter werden anderer Ansicht als die genannte Zeitung sein. — Oberpesterwitz. Da auf den Fluren des Guts besitzers Theodor Albert Kaissr die Felddiebstähle sich ständig häuften, war dieser am Sonntag in früher Stunde aus seine Felder gegangen, um von einem Kornhaufen aus, in dem er sich verborgen gehalten, etwaige Diebe zu beobachten und zu stellen. Als sich solche mit Morgengrauen genähert hatten, trat er plötzlich aus seinem Versteck heraus und schritt auf sie zu. In demselben Augenblick fielen Gewehr schüsse und er sank schwer verletzt zu Boden. Die bewaff neten Felddiebe aber flüchteten unerkannt. Der Gutsbesitzer hatte einen Steckschuß in die rechte Brustseite und einen Armschuß erlitten und vermochte sich noch nach Haufe zu begeben. Er wurde dann dem Krankenhause Friedrichstadt zugeführt. — Meißen. Am Donnerstag früh verschied plötzlich infolge Herzschlags der Kunsttischlermeisterund Möbelfabrikant Ernst Saup?, Inhaber der Firma Julius Saupe Sohn. —, Dresden. Gin schwerer Srraßenbahnzusammen- stoß hat sich gestern, Sonntag, nachmittag 4 Uhr auf der Loschwitz—Pillnitzer Linie zwischen dem Erbgerichl und dem oberen Gasthof in Niederpoyritz ereignet. Auf der dort Lur gesckiedtlicken Heimatkunde cler Alilsäruffer Gegenä. Mit einer Karte von Vtto Trantmann, Dresden. Um Schlüsse der Untersuchung: „Vie vorgeschichtliche Lesiedlung äer Mlsäruster Gegend" von f. Hermann Vöring (Unsere Heimat, 9. Jahrgang, 9. Heft, S. Z5.) richtet äer Verfasser äie Ritte an alle freunde äer Heimat- kunde, dazu beizutragen, äas über äer Urgeschichte unseres Landes schwebende Vunkel allmählich zu lichten. Seine Ausführungen legen äar, wie unscheinbare unä spärliche funäe von Scherben, Aschenresten, Eisenrost unä dergleichen Wert für äie Wissen schaft gewinnen können, wie äer einzelne Heimstfreunä äurch sorgfältige Beachtung äer schweigenden Trugen cler Vergangenheit sich ein Veräienst um äie Geschichte seiner Heimat erwerben kann. Vas gilt für äie vorgeschicht lichen Teugnisse, unä äas gilt auch, wie hier ausgeführt weräen soll, für äie bisher noch zu wenig beachteten geschichtlichen Teugnisse, äie in Wegen unä fluren, in Äckern unä Sieälungsformen erhalten sinä. Tunächst einige Worte über äie vorgeschichtliche Teit. Oie Untersuchung Oörings „Oie vorgeschichtliche Resieälung äer Mlsäruster Gegend" führt ihren Namen — äies sei erlaubt, zu bemerken — eigentlich nicht ganz mit Recht. Sie streift nur einmal, äort, wo äer Flur name „Gickelsberg" erwähnt wirä (S. 31), Wilsärust selbst, auch über äie nächste Hingebung von Wilsärust schweigt sie. Vie üntersuchung behanäelt äie vorgeschichtliche Resieälung äer Ranägebiete äer Mlsäruster Gegenä: äie Wissenschaft hat trotz aller Bemühung äie Vorgeschichte äer Mlsäruster Gegenä selbst noch nicht aufzuhellen vermocht; es fehlen äie funde» auf äenen sich äie Vorgeschichte aufbauen lässt. In äen Ranägebieten aber finäen sich wertvolle unä von äen freunden äer Vorgeschichte hochgeschätzte, vorgeschichtliche fundstellen. Oss gilt besonäers von äen Lurgwällen äes Weisseritz-, Gib- unä Hriebischtals, unä insofern hat äie Überschritt Oörings sicherlich ihre Lerechtigung. 191- wuräe in Nr. 14 äieser Teilschritt, Seite 54, gesagt: Vie Wälle von Robschütz an äer üriebisch unä Niederwartha an äer Elbe bieten prächtige Leispiele (von slawischen Lurgwällen). Oiese beiäen Wälle nennt auch Oöring in äer erwähnten üntersuchung; er führt 13 Lurgwälle auf unä als äreizehnten, äen Wall von Robschütz, von äem er sagt (S. 31): „Ruf äem Jokischberge (äer aber nicht zur flur Robschütz, sonäern nach Lettewitz gehört) liegt ein von äer üriebisch umflossener Lurgwall von 300 Schritt Ümfang. Oer Innenraum äes Walles wirä vom Muge beherrscht unä steht seit langem unter Lultur. Leim Abschreiten äer Ackerfläche finäet man im Frühjahr oäer Herbst üopfscherben mit Verzierungen aus äer Teil äer slavischen Resieäelung. Vor mehr als 20 Jahren hatte äer Lesitzer, Herr Henker, im Wallkessel zwei zusammengehörige slavische Mahlsteine aus- geackert, äie jetzt im heimatkundlichen Schulmuseum in Oresäen liegen." Vie Mahlsteine im Schulmuseum tragen äie Lezeichnung: Robschütz. Es würäe wenig Leäeutung haben, wenn äer Jokischberger Wall nach äem gegenüberliegenäen Dorf Robschütz unä nicht nach äen Jokischberger Gehöften oäer äem Vorke Lettewitz benannt würäe, wenn hier nicht ein besonärer >r» ümstanä beachtet weräen müsste, ver Wall, äen Oöring nennt, liegt auf äem rechten Mer äer Eriebisch; unter äem in 1919 in Nr. 14 äieser Teilschritt genannten Wall von Robschütz ist aber ein auf äem linken Mer äer Oriebisch liegenäer Mall zu verstehen, ein Wall, äer tatsächlich in äer flur Robschütz, unä zwar in äer von Rittergutsbesitzer Losse bewirtschafteten flur äes alten Herrenguts Robschütz liegt. Das Herrengut Robschütz ist äaäurch bekannt, äass eine Besitzerin- >847 als Parteigängerin Johann frieärich äes Grossmütigen am 22. April äas weltgeschichtliche Ereignis äer Tertrümmerung äes Schmalkaläischen Lunäes aufzuhatten suchtet Sie verriet äem bei ihr liegenäen Oberst Rekroä, äass Laiser Lari V. samt ihrem Lanäskerrn in raschem Anzug gegen äen in Meissen verharrenäen Johann frieärich sei, eine Nachricht, äie Johann frieärich noch eine Gnaäenfrist vor seiner Nieäerlage ermöglichte. ^-Skizze angegeben. Vie An gadeOörin gs eben so wie äie Bezeich nung äer schönen Hanämühle im hei matkundlichen Schul museum zu Oresäen muss von Robschütz in Jokischberg be richtigt weräen. 6s empfiehlt sich zweifel los aus wissenschaft prächtiges Beispiel angeführt woräen. Vie Lage äer beiäen Wälle ist in äieser Oer Wall von Kobschütz ist kleiner als äer äes Jokisch- berges; an sich aber tritt er äeutlicher hervor unä ist ein- ärucksvoller. Oes- halb war er als lichen Grünäen, äie beiäen Wälle als äen Robschützer unä Jokischberger oäer äen Lettewitzer zu unterscheiäen. Tum üeil ist nämlich bei nahe aneinanäerliegenäen Wällen» wie z. L. in Oohna, eine geschichtliche Aufeinanderfolge zu beobachten, ver Wall des sogenannten Robischberges in Oohnaer flur zeigt ältere funäe als der (früher vorhandene) Aall, auf dem Oohnaer Zchlossberg. Oie Forschung nimmt an, dass der eine Wall verlassen wurde, als der andere errichtet war. Oieselbe Möglichkeit liegt bei dem Robschützer und dem Jokischberger Wall vor, die üntersuchung hierüber ist noch im Beginn. Oie funäe des Robschützer Burgwalls, die sich im Besitz des Rittergutsbesitzers Losse befinden und das bekannte Wellenornament zeigen, sind noch nicht sehr zahlreich. Werden aber die funäe beider Wälle unter der einen Bezeichnung Robschütz vermengt, so entsteht nie Llarheit. Auf alle fälle liegt ein überaus bezeichnendes Vorkommen vorgeschichtlicher Fundstätten in diesen Twillingswällen vor. Oie unmittelbare Nähe Meissens erhöht äen Wert äer Anlagen für äie Vorgeschichte. Vas Recht äes Sammelns liegt natürlich einzig in äen Hänäen äer Besitzer, Bosse unä Henker. Nicht ein jeäer äarf hier sammeln, jeäer aber äarf Teilnahme zeigen unä sich an äen funäen in äen heimatgeschichttichen Sammlungen schulen. Oenn die Vorgeschichte bedarf der Mitarbeit aller. - Ebenso bedarf die frühgeschichte der Mitarbeit aller. Oie frühgeschichte betristt ;. 8. die flureinteilung von Robschütz. Robschütz wird seit der 1 Engelhardt, Tägliche Denkwürdigkeiten ans der Sächsischen Geschichte, II. Teil, S. 28? ,rz