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Negierung nicht ausgehürt und wirL auch nicht aufhören, alles inögliche zu tun, um zu einem annehmbaren Frieden zu gelangen. Sie weist aber jede Verantwortlichkeit für die Verlängerung des Krieges zurück, diese fällt ausschließlich auf die Sowjelregierckng." Amerika gegen Sowjetrnhland. In einer Note an Italien wendet sich die amerikanische Negierung scharf gegen die Regierung von Sowjetrußlcmd, die in der Note folgendermaßen charakterisiert wird: .Wit können die Vertreter einer Regierung, die entschlossen und verpflichtet ich gegen unsere Einrichtungen zu konspirieren, deren Diplomaten die Erreger gefährlichen Aufruhrs sein wollen, deren Wortführer sagen, daß sie Vereinbarungen unterzeichnen, ohne die Absicht zu haben, dieselben zu halten, nicht anerkennen, nicht amtliche Beziehungen mit ihnen unterhalten oder ihnen eine freundschaftliche Aufnahme ge währen." politische Rundschau. Deutsches Reich. * Verteilung der Marineformatione». Nachdem jetzi die Abrüstung der Ostseestreitkräfte als beendet angesehen werden kann, wird auch Kiel als Hauptstation des Ostsee geschwaders nicht mehr weiterbestehen. Was an Marine Formationen noch verbleibt, wird, wie die Dena mitteilt, folgendermaßen verteilt werden: In Kiel selbst verbleiben an Marinetruppen nur 500 Mann. Das bisher in Kiel garnisonierende Küstenwehrregiment wird nach dem Lock stedter Lager verlegt. Die erste Flottille der Ostseestreit kräfte übersiedelt nach der pommerschen Küste. Das Minen bataillon 3 wird auf Pillau, Saßnitz und Swinemünde ver teilt, ebenso kommt der kleine Kreuzer .Medusa" nach Pillau. Ferner wird Saßnitz Unterkunftsort für 600 neue Marinerekruten. Durch diese Neuverteilung der Ostsee- Marineformationen werden naturgemäß eine ganze Reihe Kasernen frei, die zur Behebung der Wohnungsnot nutzbar gemacht werden sollen. * Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit war erneut Gegenstand der Beratung in dem Ausschuß des Reicbs- wirtschaftsrates. Nach dem Schluß der Generaldebatte stellte der Abgeordnete Roesicke Len Antrag, den Bericht des Unterausschusses nur zur Kenntnis zu nehmen und die Vor schläge dem Plenum des Reichswirtschaftsrates zur weiteren Beratung zu überweisen. Nach einer längeren Debatte, in der die Arbeitnehmervertreter dringend die sofortige Stellungnahme zu den Anträgen des Unterausschusses forderten, wurde der Antrag Roesicke zurückgezogen. Eine längere Debatte entspinnt sich besonders über den Antrag Keinath, Laß die Verteuerung der Produktionskosten auf die Verringerung der effektiven Arbeitsleistung zurückzuführcn sei. Der Antrag wurde abgelehnt. 4- Steuertnmulte in Württemberg. Während ii Stuttgart Staatssekretär Mösle vom Reichssinanzministeriuru mit Arbeitern über Lie Notwendigkeit Les zehnprozentigen Steuerabzuges verhandelte, entdeckte eine Gruppe von demonstrierenden Eisenbahnern im Hauptbahnhof den Salonwagen des Reichsoerkehrsministers Groener, der aus Bertin zu Besprechungen eingetroffen war. Es kam zu leb haften Szenen, in deren Verlauf. General Groener veranlaß! wurde, den Salonwagen zu verlaffen und sich mit der Demonstrantengruppe in ein Zimmer des neuen Bahnhofes zu begeben, wo weiter verhandelt wurde. Der Reichs- oerkehrsminister hielt eine Ansprache und gab die Ver sicherung ab, daß er die Wünsche Ler Demonstranten in Berlin bereitwilligst zum Ausdruck bringen werde. Grotzvntanmen. x Lloyd George gegen Millerand. DaS offiziöse Organ Lloyd Georges, der »Daily Chronicle", sagt zur Lage, Frankreich müsse sich klarmachen, daß es, wenn es beabsichtige, weiterhin eine Politik zu verfolgen, die die eine Partei in Rußland gegen die andere ausspiele, indem es Munition, Ratschläge und Geld gebe, bei der Ausführung Lieser Absicht allein stehen werde. Das englische Volk ver lange den Frieden und wolle nicht in irgendeinen Krieg hineingeschleppt werden, der ein anderes Ziel habe als die Verteidigung der Freiheit Lerer, die zu schützen versprochen worden sei. EMG MMr seltsame Heirat. Ein Roman aus der römischen Gesellschaft. 22^ Von A. Boettcher. Vor ihr steht ein hochgewachsener Mann Von wahr haft klassischer Schönheit: eine etwas niedrige, wie aus Marmor gemeißelte Stirn, auf die genial ein paar rabenschwarze Locken fallen; mandelförmige kühlbli ckende Augen von unbestimmter Farbe, mit feingszeich- neten, dunklen Brauen; eine gerade griechische Nase; ein vollendet schön geformter Mund; ein sanft gerun detes Kinn. Kein Bart beeinträchtigt die wundervolle Regelmäßigkeit der Züge, die an dis edle Schöne eines Apoll gemahnt. Seine Gestalt ist trotz der auffallenden Höhe ebenmäßig und geschmeidig, die Haltung elegant und vo vornehmer Nonchalance. Dies also ist der vielbesprochene bulgarische Halb wilde! Jolanda hat ihn sich anders vorgestellt — ein bißchen plump, ein bißchen abgelebt, ein bißchen brutal. Vor allem — weniger „fürstlich". Voll lebhaftem Interesse ruhen ihre Augen auf ihm, nach dem Eindruck spähend, den ihre Erscheinung auf ihn macht. Doch keine Miene verändert sich in dem kalten, schönen Männergesicht. Sie scheint für ihn nicht auch ein Atom mehr zu bedeuten, als all die übrigen Dameri ringsum. Zwar war ihr, als zucke für einen Moment etwas wie Verlegenheit über seine Züge, als Graf San Mar tino eintrtit und ihn freundschaftlich begrüßt und beide dann wie aus Kommando zu ihr herüberblicken. Aber das war ganz gewiß nur eine Täuschung! Als alle Gäste versammelt sind, tritt der Fürst auf Jolanda zu und reicht ihr nach ein paar konventionellen Worten den Arm, um sie zu Tisch zu führen. Sie betrachtet es als eine besondere Auszeichnung, da ältere und vornehmere Damen anwesend sind. Die Unterhaltung während des Diners ist lebhaft und amnnert. Jolanda hat, wie manche gewandte, aber oberfläch liche Frauen, das Geschick, banale Redensarten interes sant hervorzusprudeln. Sie geht weder jemals genauer auf einen Gegenstand em, noch gibt sie sich überhaupt mit ernsteren Themen ab. Alles an ihrer Konversation ist leicht, tändelnd, sprudelnd, sprunghaft. Wenn sie aber eine kleine Anekdote erzählt oder irgend einen Bor mot binwirit. ko oekLiebt dies mit einer Grazie, einem KomNnationen! Verdächtigungen Deutschlands. Die französische Presse hat natürlich längst entdeckt, daß das Attentat auf Venizelos von deutscher Seite ausgegangen ist und zwar von einer eigens zu solchen Zwecken in Char- iottenburg gegründeten Attentatszentrale. Das französische Publikum glaubt, selbstverständlich derartigen Unsinn ebenso wie das Märchen von einem deutsch-russischen Bündnis. Gegen letzteres wendet sich folgende Auslassung der deutschen Regierung: „Die Pariser Ausgabe des „New Dork Herald" bringt die Nachricht von einer angeblich in den letzten 10 Tagen zwischen Deutschland und Sowjet-Rußland geschloffenen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Allianz, die die Umstoßung des Versailler Vertrages zum Zweck haben soll. Diese Nachricht und die daran geknüpften Kombinationen sind ebenso wie die gleichartigen früheren Meldungen völlig aus der Luft gegriffen. Es handelt sich offenbar um eine Pressekampagne, die den Zweck hat, unsere klar umschriebene Neutralitätspolitik zu verdächtigen." Ein „neuer Bund". Eine merkwürdige, aus Zürich datierte „Havas"- Meldung geben die französischen Blätter wieder. Die als „Telegramm des deutschen Propagandadienstes" verbreitete Meldung sagt, man erwarte in Berlin die Rückkehr des Sowjetdelegierten Viktor Kopp, der neue Instruktionen für die Wiederanknüpfung von Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland mitbringen soll. sEs heißt dann in der Meldung weiter: „Eine Entscheidung wird indessen nicht ge troffen, solange nicht Großbritannien davon überzeugt sein wird, daß es kein Mittel mehr gibt, Polen zu retten. Wenn die russische Armee ihren Sieg in Polen vollendet haben wird, wird ein neuer Bund geschlossen werden zwischen England, Rußland und Deutschland mit dem Ziele, sich jeder Veränderung der europäischen Karte zu widersetzen. Die Engländer, die ernstlich gegen die Abtretung Ober schlesiens an Polen gewesen sind, sind damit einverstanden, daß Rußland Lie deutsche Ostgrenze von 1914 wiederherstellt. Rußland wird den polnischen Korridor solange besetzt halten, bis jede Gefahr eines Angriffs, die Danzig als Basis be nützen könnte, ausgeschaltet ist, und wird alsdann den Korridor Deutschland zurückgeben." Frankreichs zwei Methode«. Das Berliner Organ der Unabhängigen veröffentlicht eine Unterredung, die einer seiner Redakteure mit dem Ver treter Sowjetrutzlands in Berlin, Viktor Kopp, gehabt hat. Kopp äußerte sich danach u. a. folgendermaßen: „Die französische Presse befleißigt sich, wenn sie auf das Thema: Deutschland—Rußland zu svrechen kommt, ab wechselnd zweier Methoden. Spekuliert man auf die Wirkung auf den deutschen Durchschnittsleser, so wird von der nahenden roten Flut gesprochen, die nach Beseitigung der polnischen Barriere Deutschland kulturell vernichten soll. Deutschland soll dann die Aufgabe erfüllen, die Polen zn^ lösen nicht imstande war. Wird dagegen für das franzö sische Publikum geschrieben, so wird von einer militärischen Allianz zwischen den Militaristen Deutschlands und den Bolschewisten Rußlands gefabelt. Gegen diese Allianz gebe es nur ein Gegengift: die Besetzung des Ruhrgebietes. Beide Methoden versolgen im Grunde genommen nur ein und dasselbe Ziel, die sich anbahnende wirtschaftliche Annäherung zwischen Deutschland und Rußland zu hintertreiben. Ich betrachte diese Annäherung als einen Protest, der mit natürlicher Notwendigkeit sich vollzieht und der nur den Zwecken des wirtschaftlichen Wiederauf baues beider Länder zu dienen hat, nicht aber eine Be drohung irgendeiner dritten Macht bedeutet. Ein: solche Bedrohung geht im Gegenteil im gegenwärtigen Augenblick ausschließlich von Frankreich aus, das nicht nur das Be stehen Sowjetrußlands, sondern auch die deutsche Neutralität bedroht. Der französische Imperialismus, der sich jetzt an schickt, Deutschland wegen seiner Neutralität politisch und militärisch zu drangsalieren, scheint ein kurzes Gedächtnis zu haben. Es sollte ihm eigentlich noch in Erinnerung sein, daß er nur allzu ost das gegenwärtige Schicksal Deutsch lands als eine Sühne für die Verletzung der belgischen Neu tralität hingestellt bat. Eine geschichtliche Wiederholung dieser Reutralitätsverletzuna. angewandt auf den vorliegender Schick, einer Verve, Vie unwtdersteyucy sind und oen unbedeutendsten Satz zu einer „Offenbarung" stempeln. Mit Genugtuung bemerkt Jolanda, daß der Fürst sie bereits mehrere Male eines freudig erstaunten Bli ckes würdigte, daß er also beginnt, etwas wie Interesse für sie zu gewinnen. Und wahrlich — wohl noch niemals in ihrem Leben sah Jolanda so lieblich und unwiderstehlich aus, wie heute! Aftt richtigem weiblichen Instinkt hatte sie sich ge sagt, daß einem solch reichen vornehmen Manne durch Pracht und Glanz nicht imponiert werden könne, daß Juwelen für ihn keinen Wert besäßen. Durch stilvolle Einfachheit und-ihre eigene natürliche Anmut wollte sie ihn bezaubern. So hat sie ein Weißes Spitzenkleid gewählt, das in duftigen Wolken von ihren Schultern herabfällt und Hals und Arme völlig frei läßt. Nicht der kleinste Edelstein ziert das durchsichtig zarte Ge wand. das ihrer Erscheinung etwas unendlich Mädchen haftes, einen keuchen Liebreiz verleiht. „Sie erzählen wirklich reizend, meine Gnädige," sagt der Fürst plötzlich mit einer leichten Verbeugung und etwas mehr Lebhaftigkeit, als er bisher gezeigt. „Sie besitzen entschieden die Verve und Grazie einer Französin." „Wenn das ein Kompliment sein soll, Herr Fürst, so muß. ich es zurückweisen," erwidert sie rasch. „Ich kann nicht zugeben, daß die Französinnen mehr Verve und Grazie besitzen, als wir Italienerinnen!" .Gleichen sie alle Ihnen — dann gewiß nicht." Zolanda errötet wider ihren Willen. Da sie jedoch die Blicke sowo^ der Herzogin als auch des Grafen San Martino ank siL ruhen fühlt, gibt sie sich rasch den AnsLein vollkommenster Unbe fangenheit. .„Sie beherrschen die italienische Sprache ausge zeichnet, Herr Fürst — genau wie ein Italiener," sagt sie lächelnd, das Gespräch aus ein anderes Thema hin überleitend. „Ich spreche sechs Sprachen gleich geläufig," wirst er gleichmütig hin. «Oh -!" „Ich hatte eine italienische unv eine französische Gouvernante, einen deutschen Erzieher und spät-reinen englischen Haushofmeister. Griechisch lernte ich zugleich mit meiner Heimatsprache. Meine Mutter, eine Tscher- kessin, hatte eine besondere Vorliebe für das Neugrie chische." ..Sie sind bereits längere Zeit in Italien?" Fall, müßte bedeuten. Laß Deutschland bei Ler Wahrung seiner Neutralität volle Unterstützung bei dem russischer Volke finden würde." Neueste Meldungen. Ungehaltene Ententczüge. Nattbor. Die Arbeiterschaft der Rativorer Hauptwerk statte hielt einen Transport französischer Truppen an und fetzte durch, daß der Zug auf ein totes Gleis gesetzt wurde, wo er unter Bewachung der Arbeiterschaft steht. Auch wurden in Annaburg TranSportziige angehalten. Die Arbeiterschaft verlangt, daß während des russisch-polnischen Krieges jegliche Truppenbewegung im besetzten Ober- fchlesie« seitens der Alliierten unterbleibt, und will diese Forderung mit allen Mitteln durchsetzen. Die Note Armee in Soldan. Königsberg i. P. Die russische Armee hat die Stadl Soldau nach heftigem Kampf besetzt. Den Polen wurde der Rückzug nach Lautenburg abgeschnitten. Sie sind in Gefahr, völlig umfasst zu werden., Aufruf an -aS französische Volk. Paris. „Anatole France" veröffentlicht einen Aufruf cm bas französische Volk und die französischen Arbeiter, in dem es beißt, daß sich das französische Proletariat und die fran zösische gebildete Welt mit allen Mitteln gegen die Abenteurer- polttik in Rußland wenden möchten. Friede zwischen Rußland und Rumänien. Bukarest. Die rumänische Regierung bat auf die Note Ler Sowjetregierung betreffend Friedensvorschlage geant wortet, Rumänien sei nicht im Kriegszustand mit Rußland, könne daber keine Friedensverhandlungen beginnen: der tat sächliche Friedenszustand zwischen Rumänien und Rußland braucht nur von Regierung zu Regierung anerkannt zu werden. Rumänien habe, in der Meinung, mit Rußland im Friedens- zustande zu lein, sich beeilt, Vertreter zu der in Aussicht ge nommenen Londoner Konferenz zu entsenden. Letzte Drahtberichte des »Wilsdruffer Tageblattes". Wenig Aussichten ans ein Gelingen der Verhandlungen in Minsk. Berlin, 16. August, (tu.) Wie die Montagopost erfährt, ist Trotzki in Minsk eingetroffen, wo er die Verhandlungen mit den Polen letten wir». Die Ver handlungen nehmen heute Montag ihren Anfang. Der Manchester Guardian erfährt, »aß die Aussichten auf ein Gelingen »er Verhan»lungen in Minsk nicht günstig seien. Die Polen hätten noch die Ueberzeugung, daß sie noch nicht geschlagen seien und durch eine Fortsetzung de» Kampfes ihre Stellung verbessern könnten. Die polnische Friedensakprdnung habe de« Auftrag erhalten, »ie Forderung, »atz Polen sich ganz »der teilweise entwaffne» soll, nicht anzunehmen. Dorrücke» der Russen im Korridor. Allenstein, 1«. Angnst. (tu.) Der Vormarsch »er Russen »anert unentwegt an. Sie haben Lautenburg, Stratzbnrg nnd Löban besetzt und rücken zur Jeit gegen Grande«, un» Thorn v«r, wo sie starken Widerstand erwarten. Weiter sü»lich stehen die Ruffe« »or Nowo, N»wominsk und dem Nordsort v»n M»dli«. Die ausländische» Vertreter hake« Warschau verlassen. Berlin, 18. Aur«st. (tu.) Der deutsche Gesandte in Warschau, Gras Sbermdorf, ist am Sonntag mit de« Ehef der andere« fremde» Missionen au» Warschau i« Begleitung eine» Vertreter» »es polnischen Ministerium» des Aeutzern in Posen eingetroffen. Heute so und morgen fol Warschau, 18. August, (tu.) Eine Delegation de» ungarischen Parlament* stattet« dem Vi,epräst»ent«n de» Kabinett» einen Besuch ab uud erneuerte dadei da, An erbieten, Polen eine Armee von 50060 Mann mit Waffe« und Munition zur Verfügung zu stelle«. (I« «i«e» anderen Meldung dementiert die ungarisch« Regierung da» Ang«b»t de« Waffenhilfe. D. Schrift!.) „Ich lebte wiederholt in BeneLtg und Florenz. Auch in Rom war ich zweimal voüberrgehend." hörte, die italienischen Frauen haben Sie enttäuscht. Ist dem so?" „Es war so." Nichts weiter sagt er; aver alle in der Nähe Sitzen den, die dem kurzen Gespräch voll neugierigen Interes ses lauschten, verstehen den Sinn der wenigen Worte, zumal die sonst so kalten Augen des Fürsten eine be redte Sprache reden. Der Mann, der einer Frau zu rechter Stunde seine Bewunderung zeigt, der ihr zu verstehen gibt, wie schön er sie findet, bereitet ihr stets eine freudige Erregung. Und wenn auch bereits Jolanda bereits in vielen Män neraugen Bewunderung gelesen, wenn auch viele Män nerlippen ihr direkt und indirekt zuverstehengegeben: „Wie schön bist du!" — so meint sie doch, die huldigen den Blicke dieses in jeder Beziehung außergewöhnlichen Mannes höher einschatzen zu müssen. Als die Tafel aufgehoben ist und alles sich in zwanglosen Gruppen in den Nebenräumen verteilt, tritt die Herzogin unauffällig an Jolanda heran. »Nun? Wie gefällt Ihnen der Fürst, Contessa?" "Sehr gut, Frau Herzogin. Er hat etwas unend lich vornehmes in seinem Wesen. Man merkt sofort, daß er geboren ist, um zu herrschen." „Gewiß, Contessa." Und Silvia Ludovisi lächelt leise — etwas spöt tisch, wie es Jolanda erscheint Weshalb wohl? Doch grübeln und Rätsel lösen war niemals Jo landas starke Seite. So denkt sie denn auch nicht wei ter über das spöttische Lächeln der Herzogin nach und gibt sich völlig dem Genuß des Augenblickes hin. Obgleich Fürst Barsescu sich nicht besonders viel mit Jolanda beschäftigt, sondern alle Damen so ziem sich gleichmäßig mit ein paar kühl höflichen Worten bedenkt, so merkt doch jedermann daß es ^ontessa Millefiore ist, die Eindruck auf ihn gemacht hat. Getanzt wird heute nicht. In zwanglosen Gruppen findet man sich zueinander . Und die Gewandtheit und Liebenswürdigkeit der Gastgeberin sorgen dafür, daß niemand sich langweilt. Jemand mutz den Grafen San Martino zum Singen aufgefordert haben; denn plötz- lich^ klingen ein paar einleitende Akkorde. Dann fetzt eiE weiche Männerstimme ein. (Fortsetzung folgt.)