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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 31.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191812310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181231
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-31
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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Die NEN Männer ML! '2! 1 ' i > es kam wohl von einem Zwerglein des Birnbaums vor Soldaten der deutschen Volksrepublik wird erwartet, daß sie sich mit ganzer Entschlossenheit hinter die neue einig« Regie rung stellen. dem Fenster — dachte er, es gliche einem Finger — und der Finger schrieb: „Sie fressen der Witwen Häuser." Trotzig richtet« er sich im Bette auf. Und wenn schon! Wenn der ihm so etwas zugetraut hatte, der Gottschlich, dann geschah es seiner Witwe schon recht so. Anderen gegen M« litt»« Ms v««l«il Fvanknbttg, den 30. Dezember 1918. . Weitere Einschränkungen des Personenverkehrs Die Abgabe einer großen Zahl der noch vorhandenen betriebsfähigen Lokomotiven an die feindlichen Mächte und die stetig steigende Kohlennot machen eine weitere Ein schränkung des Personenzugfahrplans nötig. Sie wird durch Anschläge bekannigemacht. Es muhten indessen nicht nur in der Zahl, sondern, da die Leistungsfähigkeit der übrigbleiben- den Lokomotiven beschränkt ist, auch in der Stärke der Züge Einschränkungen vorgenommen werden. Zur Vermeidung einer betriebsgefährlichen Ueberfüllung der Züge muh deshalb auch die Zahl der Reisenden der vorhandenen BesördenMsmög- lichkeit angepaht werden. Zu diesem Zwecke wird vom 31. Dezember 1918 an bis auf weiteres die Abgabe von Fahr karten für die sächsischen Hauptlinien von einer besonderen Reiseerlaubnes abhängig gemacht. Die Linien für die diese Beschränkung gelten, find folgende: Dresden—Riesa—Leipzig, Dresden—Döbeln—Leipzig, Dresden—Elsterwerda—Berlin, Dresden—Röderau—Berlin, Leipzig—Hof, Dresden—Chem nitz—Reichenbach, CheMnitz—Geithain—Leipzig über Lausick und Borna, Chemnitz—Riesa—Röderau-Elsterwerda, Dresden —Görlitz, Dresden—Bischofswerda—Zittau. Die Reiseerlaubnis ist nicht nur für Reisen nach Stationen an diesen Linien erforderlich, sondern auch Ar Reisen nach an deren Orten, die über diese Linien ausgeführt werden sollen. Die Reiseerlaubnisscheine werden von dech Betriebsdirektionen > und einigen größeren von den Betriebsdirektionen noch be kanntzugebenden Bahnhöfen ausgestellt, in der Regel nur für Reisen nach und von den Zentralstellen der Kriegswirtschaft oder auf Grund behördlicher Ladungen oder Veranstaltungen, für unaufschiebbare berufliche und geschäftliche Reisen, bei Todesfällen oder schweren Erkrankungen der nächsten Ange hörigen, bei ^Krankheit des Reisenden für Reisen nach der Heimat. Die' Dringlichkeit und die Notwendigkeit der Reise sind durch glaubwürdige Unterlagen nachzuweisen. Die Reise erlaubnisscheine geben keiixn Anspruch aus Beförderung. Be scheinigungen anderer Bahnhöfe oder Stellen als der genann ten Eisenbahndienststellen werden an den Fahrkartenschaltern nicht anerkannt. Dauerausweise können yjcht ausgestellt wer den, wohl aber Bescheinigungen für Hin- und Rückfahrt. leichten Schlaf. Am frühen Morgen war «r der erste auf den Beinen. Er zog sich an und ging in die Wohnstube, um den Laden aufzustoßen. Und da war es^ als Lt etwas sah, das ihm den Schreck siedendheih durch di« Glieder jagte. Es war dies an sich nichts Furchtbares, nämlich eine der vielen Katzen, dir. halbwild im Dorfe umherliefen, weil es nach einem alten Aberglauben Gefahr brachte, «ine Katze zu töten. Di« abge- mergelt« Katze lies am Hause vorbei und trug etwas "im . Maule, was einer von den schönen, selbstgestopften Blut> k Würsten beängstigend ähnlich sah. Mochans Gesicht wurde grimmig. Das Haus lag mit dieser Giebelseite direkt am freien Feldes .Unter den Wohnstubenfenstern befanden sich die Keller. Mochan entzündete «ine Nein« Blendlaterne und stieg hinab. Es war wie er gefürchtet hatte. Die Fensterscheiben lagen zerbrochen auf den Fliesen und unter den schönen Vor räten war arg aufgeräumt. Die dicken, fetten Leberwürste fehlten gänzlich, daS Vökelfaß mit den Speckseiten war Halb leer und von den Winteräpfeln fehlte offenbar «in gutes Teil. Die Würste, die noch vorhanden waren, lagen, von Katzen benagt, in wüstem Durchemaüder. (Fortsetzung folgt.). , LmilSlMe Sklaverei kür äemcde Wegrgekange»« Nach einer Schweizer Meldung werden die deutschen Kriegsgefangenen in der nächsten Woche nach den zerstörten Kampfgebieten abtransportiert werden. Wie aus Nancy be richtet wird, kommen von dort Tausend« deutsche Männer aus Elsaß-Lothringen an, die interniert werden. Für Häfen und Bauzwecke sollen 120000 Kriegsgefangene verwendet werden. Arbeitsminister hat den betreffenden Kommissionen und Prä fekten mitgeteilt, daß di« Verteilung der deutschen Gefangenen noch zwei Jahre dauern werde und daß man dafür Sorge tragen solle, die Arbeiten so zu verteilen, daß sie nach diesem Zeitraum beendet werden können. Di« vorstehende Nachricht wird in unzähligen deutschen Familien die schwerste Sorge verursachen. Eine derart un menschliche Bestimmung stand noch in keinem Friedensvertrag. Jedenfalls merkt man, so schreibt der „Vorwärts", daß die deutsche Reichsregierung heute auch noch fjir anderes Zeit haben muß, als dafür, sich mit Spartakistenbanden herum zuschlagen. Im Wafserwinkel Mn Dorfroman von P. Mdlich. Fortsetzung Ms Festegang ins Zimmer stürmte, warf sie «inen prü fenden Blick auf ihr« Tochter, die am Plättbrett stand und ruhig fortfuhr zu bügeln. Ihr« ganze Haltung war Abwehr, Frau Gotschlitch sah es mit Seufzen. „Warum sagten Sie mir nicht, daß Sie die Möbel ver kaufen wollten?" rief Festegang wie im Groll. „Ich hätte joden Preis dafür gezahlt." „Du lieber Gon! Was hätten Sie denn mit den Möbeln gewollt!" seufzte Frau Gottschlich. „Sie Haben ja schon jetzt mehr als Mviel." „Was ich damit gewollt hätte? Das wissen Sie recht gut, was ich damit gewollt hätte! Ins schönst« und größte Zimmer wären sie gekommen. Sie wissen wohl, für wen?' Anne stellte unsanft das Plätteisen nieder und ging hinaus. „Geben Sie es auf mit der Aime," sagte Frau Gott schlich freundlich, aber fest. „Gerade herausgesagt, sie macht sich nichts aus Ihnen, es ändert sich nichts dran." „Warum soll sich denn nichts daran ändern?" rief er eigensinnig. „Sie wird schon anders werden, wenn sie erst meine Frau ist. Ich kann's doch dam verlangen, daß sie sich etwas aus-mir macht, sollte ich meinen. Das ist doch dann ihr« Pflicht. O nein, da machen Sie sich nur keine Sorge, Frau Gottschlich." Sie sah ihn mit großen Augen an, ohne gleich zu ant worten. Das ist doch dann ihre Pflicht! wiederholt« sie in Gedanken. Jawohl, er konnte dam fordern, würde nicht mehr der bescheiden abwartende Werbend« sein. Konnte fordern, was für Anne eine unerträgliche Qual fein und bleiben würde. Sie verstand plötzlich, als sie die selbstbewußte Miene und die vor Leidenschaft funkelnden Augen des Mannes sah, ihr Kind vollständig und dachte: sie hat ohne vi«l Besinnens das -richtige getroffen. * „Herr Festegang," sagte sie, „ich habe nachgedacht und ßch sage jetzt, «ine Heirat, die dem einen Teile zuwider ist, wär« «ine Versündigung. Ich würde es nicht mehr gutheißen können. " Er sah sie sprachlos an und ging ohne Gruß hinaus. Im Garten sah er Anne, di« bei seinem Anblick ent- ! schlüpfen wollte. Aber er mußt« ihr den Weg abzuschneid«». ! Leidenschaftlich erregt von Zorn, Liebe und Angst sie zu ver lieren, ergriff er ihre Hand. Ab«r sie befreite sich unwillig. Ihre Geduld war erschöpft, zornig rief sie: „Sie sollen mich ft, Frieden lassen!" Et» unbändiger, schmerzhafter Grimm schüttelte ihn, daß Ztntralrates ihren Austritt aus der Regierung erklärt haben, haben gestern nachmittag in einer g«m«lnsamcn Sitzung auch die preußischen Minister, die der unabhängigen sozialdemo kratischen Partei angehören, sich entschlossen, Ms der ReMrung auszutreten. Es handelt sich um die Herren Dr. Breitscheidt, Hofer, Hoffmann und Ströbel. Schützt'Deutschland vor gekauften Landesverrätern Der „Sozialistischen Korrespondenz" wird aus dein Ruhr revier geschrieben: Alle Versuche, die B«rgarb«iterstreiks zu beende^ lind fehlgeschlagen. Di« Spartakusleute unter Führung des Herrn Minster in Duisburg lassen die Arbeiterklasse nicht zur Ruhe kommen. Minster hat schon während "des ganzen Krieges im Dienst und Sold der Feind« gestanden. Augen blicklich arbeitet er mit den Polen zusammen, die ihn mit Geld und anderen Mitteln versorgen. Di« gemeinsam« Absicht der Polen und 'Musters geht dahin, die Entente zu zwingen, daß sie einmarschiert und das Kohlenrevier be setzt. Minster erwartet davon (angeblich), daß man dam die französischen und englischen Soldaten am besten im Sinne der Weltrevolution „infizieren" könne. Die Pol«n wollen einfach Deutschland „klein machen". Wem die Regierung nicht endlich die Kraft findet, wenig stens bezahlten Landesverrätern wie Minster, der noch immer in der Unabhängigen Sozialdemokratie ein Unterkommen hat, das Hastdwerk zu legen, dann wird die ganze Revolution in kürzester Zeit ein Ende mit Schrecken nehmen; dem die Kohlenförderung nimmt von Tag zu Tag ab und die Ber- kehrsoexhältmsse worden mit jedem Tag trauriger. Es ist höchste Zeit, durchzugreifen! politische üacbricbte» Londoner Besprechung über die 14 Punkte pd London, 28. 12. (Reuter.) Der Parlamentskorro- spondent -der „Times" schreibt: Aus der gestrigen Konferenz Wilsons mit Loyd George Md Balfour bildeten die berühm ten 14 Punkte die Grundlage d«r Beratungen. Es besteht Ur sache, anzunehmen, daß die Freiheit der Meer«, der Völker bund, hie Schadenvergütungen, die territorialen Fragen nn Zusammenhang mit dem Status der neuen Nationalstaaten, die Zukunft der deutschen Kolonien und des türkischen Reiches die Hauptpunkte der Unterredung bildeten. Außerdem kann man annehmen, daß einige dringende Angelegenheiten, die Lage Rußlands und die Lebensmittelversorgung, besprochen wurden. Eine ernste Warnuna pd Berlin, 28. 12. Dre Oberste Heeresleitung hat an Oberost 'ein Telegramm gesandt, in welchem ersucht wird, mit allen Mitteln bekannt zu geben, daß es von der deutschen Reichsregierung aus das strengste verboten ist, Waffen und Heeresmaterial den Bolschewisten zu überlassen. Kommando behörden, Soldatenräte und Truppen, die diesem Verbot nicht nachkommen, sind nicht nur für die Verschleuderung deutscher Werte persönlich verantwortlich, ^ie haften auch für die poli tischen Folgen der durch dieses Verfahren herbeigeführten Ver letzung des Waffenstillstandsabkommens mit der Entente. Die Wiederausnahm« des Krieges kann die Folge sein. Auch preußische Minister treten Mück pd Berlin, 30. 12. Nachdem die drei Volksbeauftragten Haase, Dittmann und Barth infolge des Beschlusses des vdne VMrMtimnnmg kein Wecke« Wie der „Daily Mail" aus Paris berichtet wird, kann eine Milderung des Waffenstillstandes nach Lage der Sache al» vollkommen ausgeschlossen gelten. Es steh« in der Macht Deutschlands, alle Waffenstillstandsbedkngungen Et einem Male zu beseitigen» wenn es auf «ine «imige Vorbedingung für den sofortigen Frieden «ingeh«, die darin bestehe, «ine rechtmäßige Regierung, die das Vertrauen des ganzen Volkes besitzt, zu bjlden. Die jetzigen Machthaber Deutschlands könn ten auf irgendwelche Rücksichten durch die Alliierten kaum rechnen, solang« sie sich nicht zu dieser Maßnahme entschließen. — Der „Temps" meldet: Im Ausschuß für Heeresange legenheiten sand «ine eingehende Besprechung der durch di« Verhältnisse in Deutschland geschaffenen Lage statt. Aus den abgegebenen Erklärungen ist sestzustellen, haß die Verbündeten auch «inen Vorfrieden mit Deutschland nicht ab schließen werden, solange die jetzt am Ruder befindliche deutsche Regierung nicht durch Volksabstimmung den Beweis erbracht hab«, daß sie tatsächlich die gesetzlich berechtigt« Vollstreckerin der R«- gierungsgewatt ist. „Gut!" brachte er endlich hervor. „Das will ich Und die mondbeschienen- Wand. Und da fi«l ihm plötzlich die wenn du in Hunger und Kummer untergehen solltest, — ich alt« Geschichte ein von einer gespenstischen Hand, die etwas werde dich in Frieden lassen." Schauerliches auf eine weiße Wand geschrieben hatte. Und . Er fand seine Aufrechte Haltung und seinen wippenden beim Anblick eines bewegten dünnen Schattens an der Wand Gang wieder, als er sie jetzt verließ und seinem einsamen ! Heim zuschritt, dessen Schmuck sie hatte sein sollen. Er riß das Buch aus dem Wandschränkchen und hielt während der Dauer einer Minute di« Quittung unschlüssig in der Hand' Gin« Höse Macht wollt« ihn zwingen, sie zu zer reißen, oder in den Ofen zu stecken. Er sah in die glimmende Kohlenglut, schon hob sich seine Hand, — aber nein, das nicht. War er denn so tief gesunken? Hastig legt« er das Papi«r an seinen Ort zurück. Er setzte sich' an den Tisch und stützt« traurig d«n Kopf in die Hand. Ja, war er schon so tief gesunken? Konnte er vor feinem G«wiss«n denn noch als Ehrenmann bestehen? — ! Die Nacht zum ersten Dezember war für Wasser-Mochan eine kurze und unruhige. Am Tage hatte es viel Arbeit gegeben wegen des Einschlachtens, das sich die Mochans ohne > fremde Hilfe zu besorgen pflegten. Fremde Leute wollten den ganzen Tag bedient sein, meinte die Frau. Bald wollten sie Schnaps, bald Bier oder guten Kaffee, bald einen Magen bittern, wenn sie zuviel fettes Wellfleisch gegessen hatten, daß verständige Leute drei Tage davon hätten leben können. Mitternacht war freilich über aller Plackerei herangekom men, und müde war sie geworden, so daß sie nun mit offenem Munde schnarchend in bleiernem Schlafe lag. Nicht so gut erging es dem Mochan. Es war seltsam seit einiger Zeit: ' wurde er aus dem ersten Schlafe geschreckt, so war es mit der Ruh« für die ganze Nacht vorbei. Und da mußte nun seine Alte, als er kaum ein wenig eingenickt war, noch einmal anfangen zu poltern und mit dem Lichte auf di« Wanderschaft gehen, weil es ihr eingefallen war, daß sie drei Würste filr die Gottschlichs zu morgen früh ber«itgestellt hatte. Drei Würste für zwei Menschen! Wo hatte sie Mr ihr« Gedanken gehabt? Die mußten sich ja krank essen. So fischte sie denn das Zuviel aus der dünnen Brühe heraus und legte sich mit - befriedigtem Gewissen wieder schlafen. > Mochan flucht« und warf die dicken Federkissen hin und her, aslein es hals ihm nicht. Er wußte schon, nun kamen ihm wieder die einfältigen Gedanken, di« seine Nächte zur Qual machten: der Aerger über das, was die alte Heine- > mann geschwatzt, die Angst, daß doch noch alles heraus- I kommen könnte. Es war ihm, als hätte er nicht die erwartete Befriedigung an dem erschlichenen Besitz. Fast so etwas wie Reue empfand «r. Nicht gerade seiner Schwester gegenüber. Nun ja, erbärmlich genug sah sie ja aus. Hätte ja damals auf ihn hören können, als sie die reiche Partie machen konnte, dann stände sie jetzt ander» da. 1 Stöhnend warf er sich herum und heftete seine Blick» auf über hatte er sich ausspielen können, der, und sich in die Brust werfen. Hatte sich eingebildet, «r müsse jeden alt«n Weibes Beschützer sein. Aber für die eigene Frau zu sorgen, das verstand er nicht. Nebenan schlug jetzt die Wanduhr. Zwei war es schon — und noch immer kein Schlaf. War «s nicht, als ginge «ine sonderbare Unruhe im Hause um wie ein Gespenst? Oder war es außerhalb des Hauses? Im Hof, in den Ställen? Er lauschte angestrengt. Jetzt schlug der Hund an, laut und wütend. Ader nur für einen Augenblick, dann hatte er sich beruhigt. Es war wohl eine Katze vorübergelaufen. Mochan erhob sich und trat ans Fenster, das auf den Hof hinausging. Nichts Verdächtiges zeigt« sich Der Hund lag ruhig vor *der Hütte, die Türen der Ställe wasen ge schlossen, nicht das leiseste Geräusch war zu hören. Er legt« sich wieder nieder und fiel mm doch noch in «inen Der Zentralrat hat in gemeinsamer Sitzung mit der Re gierung die Herren Nosk«, Löbe und W i sse l an Stell« d«r ausscheidenden Unabhängigen bestimmt. Noske, Redakteur der Chemnitzer» Volksstimme, war seit Ausbruch der Re volution Gouverneur in Kiel. Löb« ist Redakteur der „Bres lauer Volkswacht" und genießt in Schlesien allgemein Ver trauen. Wissel ist ein hervorragender Sozialpolitiker, der zul«tzt den Wahlkreis Niederbarnim den Unabhängigen in überwältigender Mehrheit entriß. Der Austritt der Unab- hängigen vollzog sich am Sonntag morgen um 1 Uhr mit der Verlesung der Erklärung durch Dittmann. Pach ihm er griff Haase nochmals das Wort und führte aus, er möchte dem aufrichtigen Wunsch Ausdruck geben, daß nach dem Ausscheiden der Unabhängigen die Regierung in der Lag« fein werde, die Regierungsgeschäfte wirksam zu führen, um eine kraftvolle^ pach außen und innen völlig geachtete und gesicherte Regierung darzustellen. Daraufhin verließen die drei 'Unab- . hängigen die Sitzung. LSb« lehnt ab > l Breslau, 29. 12. Der in die Regierung neugewählte Stadtverordnete Löb» teilt« der Negierung in Berlin nkit, daß «r den Zentralrat in Berlin gebeten hab«, von seiner B«ufung Ab stand zu nehmen, da er als Nichtparlamentarier feinen Kollegen in der Regierung nicht diejenige Stütz« sein würde, welche sie von ihm erwarten müßten. l Berlin, 29. 12. Aus dem Bericht d«s sozialdemo kratischen Pressedienstes ist über die Groß-Berliner MMen- kundgebungen für die Regierung noch nachzutragen: Das neue Ereignis vom 'Ausscheiden der Unabhängigen aus der Re gierung wurde zum Anlaß, der nunmehr reinmehrheitssozia listischen Regierung ein verstärktes Vertrauensvotum zu «r- teilen. In allen Ansprachen kam die Erwartung zum Ausdruck, daß di« jetzige Regierung ihre n«uerworb«ne Handelsfreiheit bemitzen werde, um "mit aller Energie Ordnung und Ruhe in Berlin zu schaffen. Als besonder« Forderung wurde die Absetzung des linksradilalen Polizeipräsidenten Eichhorn ver langt. Ms voranaetragenen Plakaten stand u. a.: Wir wollen gesicherte Freiheit der Presse, des Wortes und der Person. Das war der Gvundgug aller Ansprachen, welche an die Massen gehalten wurden und bei ihnen stürmischen Beifall, sanden. Die Z<M der Demonstranten vom Sonntag dürfte mit einer halben Million insgesamt noch gering geschätzt sein. . l Berlin, 29. 12. Die Reichsregierung erläßt an di« Arbeiter, Soldaten, Bürger und Bürgerinnen «inen Aufruf, in welchem es heißt: Die Unabhängigen sind aus der'Re gierung ausgeschieden. Di« verbleibenden Mitglieder des Kabinetts haben dem Zentralrat ihr« Mandate zur Ver fügung gestellt, um ihm vollkommen freie Hand zu lassen. Einstimmig sind sie von ihm aufs Neue bestätigt worden. DK Genossen Noske und Wissel sind aus einstimmigen Beschluß de» Zentralrates an Stelle.der ausgeschiedenen Unabhängigen getreten. Vorsitzende sind Ebert und Scheidemann. Der neu« Freistaat ist unser aller Besitz. Helft, ihn sichern! Auch an Euch ist die Frag« des Zentralrates gerichtet: S«id Ihr b«- . reit, di» öffentliche Sicherheit und Ruh« gegen gewaltsame Eingriffe zu schützen? Ihr müßt diese Frage mit einem Ja beantworten. Die Reichsreglerung dekennt sich ohne Ein schränkung Ki diesem Ja. l Berk», 29. 12. Die neue Reichsregierung hat während des ganzen Sonntag-Nachmittag ihre erste Sitzung abgehalten, in welcher vor allem Has Programm und die nächsten not wendigen Maßnahmen festgestelli und durchgesprochen wurden. Die neu eingetretenen Mitglieder des Kabinetts nahmen an dm Beratungen teil, in denen bestimmt wurde, daß Scheide- mann die Auswärtigen Angelegenheiten, Noske die Mli- tärischm «nd Wissel die sozialpolitischen Aufgaben übernehmen sollen .. >
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