Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 20.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191812205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-20
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WWW» Die Weiynachtsnummer des Frankenberger Tageblattes soll am heiligen Abend bereits Nachmittag 4 Uhr zur Ausgabe kommen. Wir bitten höflichst, ««zeigen für die Weth- «achts«ummer schon im Lanfe dieser Woche, allerspätestens bis Montag Abend 6 Uhr auf zugeben. Am Dieu-tag können Anzeigen für die Weihnachtsnummer nicht mehr angenommen werden. Frankenberger Tageblatt. I dauer dieses Präsidenten endet ohne weiteres an dem Tage, I an dem ein neugewählt« Präsident (Präsidialkolleglum) sich I zur Uebernahme des Amtes bereit erklärt. Dieser zweite I Präsident (Präsidialkollegium) muh auf Grund der von der I Nationalversammlung beschlossenen Verfassung rechtmäßig ge- I wählt sein. Der erste Präsident der Deutschen Republik hat I sich feierlich gegenüber der Reichs konferenz der Arbeiter- und I Soldatenräte, als den derzeitigen Vertretern des deutschen I Volkes, auf nachstehende Richtlinien zu verpflichten, an hie I sich die Reichskonferenz auch ihrerseits für gebunden erklärt: „Ich werde mein Amt mit einem von mir ernamv- I ten Kabinett von 10 Mitgliedern führen, in welchem stets I wenigstens sechs Führer der heutiger» sozialistischen Revo lution sind. Ich erkenne die Arbeiter-. Soldaten- und I Bauernräte, die nach meinen Weisungen handeln, an, um I die Errungenschaften der Revolution zu festigen ünd zu I sichern. Mein« erste und vornehmste Ausgabe ist es, den Frie den (Vorfrieden) herzustellen. Unter Achtung der bestehen den Gesetze und Verordnungen werde ich meine Maßnahmen I treffen, welche der Nationalversammlung vergreifen und für die Zukunft die innere Politik des Reiches festlegen. Ge setzesänderungen und Ee Verordnungen werde ich mit Zu- I stimmung meines Kabinetts erlassen. Die Beschlüsse der zum 16. Dezember «»berufenen Reichskonferenz der Ar beiter- und Solvatenräte bezüglich der Nationalversamm lung werde ich. bedingungslos'.befolgen. Ich verpflichte mich, an dem Tage, an dem der ver fassungsmäßig neugewählt« Präsident (Präsidialkollrgrum) sich zur Uebernahme seines Amies bereit erklärt hat, un ter Auflösung meines Kabinetts zurückzutreten." Der zweite Antrag Reinartz lautet: Zu meinem ersten Antrag schlage ich als Präsidentschafts kandidaten den Volksbsauftragten Ebert und den vom "Rai der Volksbeaustragten mjt Zustimmung des Vollzugsrates bestimmten heutigen Staatssekretär des Innern, Dr. Preuß, vor. rk Berlin, 19. 12. Dex „Vorwärts'' schreibt: Der Kon greß der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands hat gestern seine Macht ausgeübt, indem er einen Antrag mit gewaltiger Mehrheit zum Beschluß erhob, bis zur endgültigen Regelung durch dis Nationalversammlung die gesamte gesetz gebende und vollziehende Gewalt der Reichsleitung zu'über tragen. Dieser Beschluß ist deshalb von so großer Wichtig keit, weil er geeignet ist, den llebergangszustand zu stabili sieren, und werl er die Nationalversammlung als die Instanz anerkennt, welche berufen ist, die Regierungsgewalt endgültig zu ordnen. Mr lemiMcd ämcbletrte üeglenmg Die l^nterströmungen gegen die überragende Stellung der Juden in der Negierung, dem, wie berichtet, das Voll zugsratmitglied Strobel in esnem Ausruf „an das deutsche Volk vom Gelehrten bis zum Arbeiter" Ausdruck verlieh, wird verständlich, wenn man die Zusammensetzung der Re gierungen etwas näher betrachtet. Dle in Berlin erscheinende „Wahrheit" zählt 13 jüdische Staatssekretäre, Minister und Unterstaatssekretäre auf, die durch die Revolution in ihre Aemter gekommen sind. Nachgeordnete, aber ebenfalls lei tende Stellen, denen jüdische Persönltchkekten vokstehen, könnten ten Wege weitergehen. Dolksbeaufttagter Dittmann: Der Vollzugsrat hat bei den Truppen keine Autorität. Gin« Vereidigung der Truppen auf ihn hätte das Gegenteil erreicht von dem, was erzielt worden ist. Die Eidesformel ist nach dem Vorschläge Landsberg-Haase vom Kabinett einstimmig beschlossen wor den. Dem Antrags Ledebours auf Absetzung Eberts stimmten von 35 Mitgliedern des Vollzugsrates nur 5 zu. (Hört, hört!) Eegen Gegenströmungen müssen wir achtsam sein. Die Nationalversammlung ist das große Ziel. Ls handelt sich nicht um ein Parlament, sondern um Line Versammlung, welche die Grundsätze für die Sicherung der Errungenschaften der Revolution schafft. Wenn das Proletariat sein« Interessen wabrnehmen will, so muß es sich bei d?n Wahlen zusammen- schlreßen zum Kampf« gegen den Kapitalismus. Es wird heißen: Mit uns das Volk, mit uns der Sieg! (Brausender Beifall.) In einer persönlichen Bemerkung wendet sich Scheide mann gegen Richard Müller und bemerkt u. a.: Im Wolff- Büro wurden unsere amtlichen Meldungen von der anderen Seite kontrolliert. Das ging nicht an. Das dicke End« kam mit einer Rechnung über 30000 Mark nach Wir hätten sträflich gehandelt, wenn wir gegen diese Wirtschaft nicht Ein spruch «hoben hätten. Ilm 2Vi Uhr tritt die Mittagspause «in. Die Verhandlungen wurden um 4 Uhr 35 Min. wieder ausgenommen. Es wurde zunächst über die vorgelegten An träge abgestimmt. Folgender Anttag Köhlen (Hall«) wird dem Vollzugsmt überwiesen: „Um für dre Preßsteiheit aller Volksschichten die ökonomischen Voraussetzungen gleichmäßig . sicherzustellen, muß den Großkapitalisten industrieller Mei nungsfabriken Beschränkung ihres ökonomischen llebergswichts auferlegt werden. Es soll mit Eesetzesttaft verkündet werden, daß Herausgeber der Tageszeitungen m ihrer Geschäftsord nung unter Reichskontrolle stehen, und daß ihnen nur noch 4 Prozent Verzinsung ihres Anlagekapitals pro Jahr zu- ftehen, und zwar mit Rückwirkung für das laufende Ge schäftsjahr. Jed« höhere U-eberschuß ist der Reichskasse ver- Angenommen wird «in Antrag auf Entwaffnung der ! Gegenrevolution, baldig« Befreiung der Kriegsgefangenen, I llederttagung der gesetzgebenden und Exekutivgewalt auf den I Rat der Volksbeaustragten bis zur Nationalversammlung, I Ueberwachung des Reichs- und preußischen Kabinetts, Be- I und Absetzungsrecht der Reichs- und Landesämter durch die I Volksbeaustragten. Bei Berufung der Fachminister ist der I Zentralrat <ju hören. Angenommen wird weiter ein An- I trag, daß dem Vollzugsrat ^ie Kassenlegung der Arbeiter- I und Soldatenrät« vorzulegen ist. Abgelehnt werden u. a. I die Anträge aus Aufhebung des Grenzschutzes, ebenso ein I Antrag, welcher besagt, daß die Tätigkeit der Volksbeauf- I tragten auf «ine Vernichtung der Macht der Arbeiter- und I Soldatenrät« hinausläust und der Gegenrevolution dient. I lleber «inen Anttag Laufenberg, der den Arbeiter- und Sol- I datenräten die politische Gewalt, das Kontrollrecht, De- und I Absetzungsrecht gegenüber der Exekutive überträgt und das I völlige Ausscheiden der bürgerlichen Regierungsmitglleder ver- I langt, soll erst nach Prüfung der Mandate namentlich abge- I stimmt werden. Es folgt die Beratung der Soldatenanträge. Volksbeauftragter Haas« berichtet kurz über die Ver- I Handlungen mit den Soldaten. Noske, Beigeordneter zum I Reichsmarineamt: Beim Marineamt besteht der Wunsch, so- I bald wie irgend möglich mit der Mannschaftsentlassung fort- I zufahren. Der 53er Ausschuß verlangsamt di« Geschäfte in I ungünstigster Weise. Dieser Ausschuß soll nun noch um wd:-I ter« 11 Mitglieder verstärkt werden. (Hört! Hört!) Ein Marinemitglied: Di« Ostseestation ist mit dem 53«r I Ausschuß keineswegs einverstanden. Die' von einer steige- I bildeten Kommission beschlossene Fassung der Soldatenanträg«, I die ikm allgemeinen dem ursprünglichen Anttage entspricht, I wird angenommen. Ein Antrag wird den Volksbeauftragt«» I überwiesen, welcher besagt, dap in den Garnisonen die Kom- I mandogewalt in der Hand der örtlichen Arbeiter- und Sol- I datenrät» liegen soll. Ein Anttag auf Verminderung des 53«r Marineaus- I schufses wird nahezu einstimmig angenommen. Es folgt der I Bericht der Mandatsprüfungskommission. Di« Kommission I beantragt, 442 Mandate für gültig zu «klären und 72 zu I kassieren. Die Versammlung beschließt, von den beanstande- I ten Mandaten 6 an di« Kommission zurückzuweisen und 2 I für gültig zu erklären. Darauf wird die Weiterberatung auf I Donnerstag 9 Uhr vertagt. Mittag auf Wahl einer ootlLqfigea Präsidenten der I Deutschen Republik I rk Bei der Reichskonserenz der A.- und S.-Räte sind am I Dienstag zwei wichtig« Anträge «ingebracht worden. Der I erste Anttag stammt von dem Delegierten des Regterungs- i bezirks Cassel, Erich Reinartz. Er lautet: Ohne dem Beschluß der Nationalversammlung vorzu- I Meisen, wählt das deutsch« Volk am Sonntag, den 29. I Dezember 1918, durch Abstimmung mit einfacher Stimmen- I nuchrheit von zwei vorgeschlageiten Männern einen zum Präsi- I denton der Deutschen Repub.ik, um sofort dem Feind gegen- I Iber «chts- und ordnungsmäßig vertreten zu s«tn. Die Amts- ' in größerer Zahl aufgeführt werden. Mir haben also das selbe Bild, das sich während der russischen Revolution ergab, wo Trotzki-Braunstein, Radek-Sobelsohn und Genossen der Staatsumwälzung den jüdischen Stempel ausdrückten. Wie berechtigt man die Verstimmung gegen die Vetjudung der Regierung sogar in jüdischen Kreisen hält, beweist dis Nr. 44 vom 22. November d^s in München erscheinenden Blattes „Jüdisches Echo"; dort heißt es: „Man soll Stimmungen nicht mit Meinungen verwech seln. Aber man kann «Stimmungen Rechnung tragen, ohn« seine Meinung preiszugeben. „Es sind zu viele Juden m der Regierung, sowohl im Reiche wie in Bayern", das ist die allgemeine Stimmung. Wenn Juden tüchtig sind, der Allgemeinheit nützen können, dann kabkN sie dieselben Rechte wie Nichtjuden; also auch "das Recht, an der Spitze der Re gierung zu stehen, Das ist unsere Meinung. Wenn aber hie allgemeine Stimmung diele'Führer bekämpft, dir nicht aus breit«, gesetzlich begründeter Wahl zu dem erhoben worden sind, wozu sie di« Umwälzung gemacht hat, dann handeln sie melleicht nicht klug, wenn sie im Führeramt verharren. Ihre Tüchtigkeit findet unter solchen Umständen nicht di« objektive Beurteilung, die sie «warten dürfte; Mißgunst und Mißtrauen schadet nicht nur ihnen, sondern der Allge meinheit und vor allem dem Judentum." In recht ungeschminkter Wehe äußerte sich auch di« Jüdin Rahel Rabinowitz im „Bayrischen Kurier" zu demselben The ma; sie erklärt, daß sie in der ablehnenden Haltung d«s „Bayr. Kur." gegen Eisner keinen unberechtigten Antisemitismus er blicken könne. Elsner ist kein Deutscher und kein Bayer, sondern «in Fremdling, und es ist nicht «in Ausfluß der „niedrigsten Instinkte", sondern ein berechtigtes gesundes Gefühl, wenn bas bayrisch« Volk sich dagegen wehrt, sich von einem Fremden regieren zu lassen. „Wir Juden", fährt sodann Rahel Nabiyowitz fort, „würden es uns ja doch sehr verbitten, wenn man uns zumuten wollt«, an di« Spitze der jüdischen Gemeinde «inen Nicht-Juden zu stellen. Eisner lebt jn ganz internationalen pazifistischen Ideen. Nicht dar aus erwächst ihm ein Vorwurf, daß er Jude ist und als solcher d«m Deutschtum fremd gegenübersteht, sondern daraus, daß er als Jude die ungeheuerlich« Anmaßung br- saß, sich ber dieser Sachlage an dle Spitze des Staates zu stellen/ Ein Augenzeuge der mit d«r sogenannten „Reichskon ferenz der Bundesregierungen" verbundenen Vorgänge schreibt, wie der „Deutsche Generalanzeiger" meldet, folgendes: Im Scdvieriglreit Ser kilenbMverlltbrr Am 20. Dezember soll — wie aus Berlin gemeldet wird — in Preußen eine Beschränkung des Eisenbahnverkehrs derart stattsinden, daß nur noch 50 Prozent der bisher ge fahrenen Personen-, Eil- und D-Züge verkehren. Das Lösen der Fahrkarten wird abhängig gemacht von einer Dring lichkeitsbescheinigung, für welche das Reichsamt des Innern im Verein mit dem Eisenbahnministerium gegenwärtig. Grund sätze ausarbeitet. Der Weihnachtsbesuchsoerkehr soll grund sätzlich verboten werden. ' Der Grund für dWe Beschränkungen ist in folgendem zu suchen: Die 5000 im Waffenstillstand zugestandenen Loko motiven müssen nämlich am 17. Januar abgeliefert sein. Täg- lich gehen ab heute 100 bis 150 Lokomotiven in den feind lichen Besitz über. Die Franzosen und Engländer sind äußerst penible in der Annahme und haben bereits von d«n vor gelieferten Lokomotiven verschiedene wegen geringfügigen Kleinigkeiten zurückgewiesen, z. B. weil an den Laternen «ine Scheibe zerschlagen war oder dre Signalpfeife mit Putzmaterial verstopft war! Wir kommen unmöglich um die Strafbe stimmungen herum, die üb.rigens bis jetzt noch nicht bekannt gegeben worden sind, daß für den Fall der Nichteinhaltung des Termins weitere 500 Lokomotiven abgegeben werden müssen. Die deutsche Eisenbahn verfügt demnach ab Mitte Januar sehr wahrscheinlich nur noch über 55 Prozent der brauchbaren Lokomotiven, die wir noch am 1. Oktober be saßen, und nur über 28 Prozent der Schnellzugslokomotiven am selben Termin. Die Generaldirektion der sächsischen Staätseisenbahnen hat, um die Ueberlastung *des jetzt so schwierigen Bahnver kehrs zu »«meiden, die Aufforderung von Preußen erhalten, sich diesen Schritten anzuschließen. Die sächsische Eisenbahn verwaltung sieht ab«, wie uns gemeldet wird, in der for mellen Behandlung dieser Nachweise sehr erhebliche Schwierig keiten und rechnet mit der Selbstzucht des Publikums, das hoffentlich heute mehr denn je unnötig« Reisen v«rm«id«n wird. Aus dl«s«m Grunde will man m Sachsen von der Einführung von Zulassungsscheinen vorläufig noch Abstand nehmen. ' vi« vestlede VMrpsttei hat nun auch ihren Wahlaufruf «lassen, aus dem vor allein folgende Stellen hervorzu heben sind: Wir bekennen uns' zu dem demokratischen, allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht nach d« Verhältniswahl für beide Geschlechter. Wir verlangen völlige Neuordnung des Auswärtigen Amtes und unserer ausländischen Vertretungen. Ein Volks- Heer, umgestaltet nach den Erfahrungen dieses Krieges, auf gebaut auf den Grundsätzen: Gerechtigkeit, Manneszucht, Kameradschaft. Sicherung der Freiheit für Wort und Schrift, für Verein und Versammlung, der Unabhängigkeit der Ge richt«. Weiteste Selbstverwaltung auf demokratischer Grund lage in Gemeinde, Kreis und Provinz. Volle Gleichberechti gung aller deutschen Bürger auf allen Gebieten des öffent lichen Lebens ohne Rücksicht auf - Herkunft, Konfession und bürgerliche Stellung. Erhaltung und Kräftigung eines breiten Mittelstandes in Industrie, Handel und ^Handwerk, umfas send« Fürsorgeeinrichtungen für den Mittelstand. Warmherzige Fürsorge und würdige Versorgung der Kriegsbeschädigten und der Hinterbliebenen der Kriegsteilnehmer durch das Reich auf Grund reichsgesehlich gewährleisteten Anspruchs. Siche rung der Stellung der Beamten, Offiziere und Lehrer, üiate- riell und rechtlich. Anerkennung ihrer OrganisationsfreSheit, Errichtung von Beamtenausschüssen. Weiter tritt der Aufruf u. a. «in für «in« großzügig« Siedlungspolitik, volle Koalitionsfreiheit, Festhalten am Grund satz des Privateigentums und des Erbrechts, sowie der ge schichtlich überkommenen Verbindung von Staat und Kirche und im Steuersystem für «m« Reichseinkommen- und Erb schaftssteuer, schärfste Erfassung der Kriegsgewinne und 'leim Vermögensabgabe. Von der Regierung wird weiter verlangt, haß sie energisch für Ruhe und Ordnung sorgt und die Staäts- und Kriegsanleihen, Sparkasseneinlagen, Bankdeposittn, so- wie die gewährleisteten Pensions- und Rentenbezüge sicherstellt, dagegen die bureaukratische Zwangswirtschaft alsbald abbaut. Aus Sachsen ist der Wahlaufruf unterzeichnet ob» den nationalliberalen Politik«» Landgerichtsdirektor Franz Kett ner, Geh. Kommerzienrat Niethammer (KriebMnß Md d«m früheren Landgerichtspräsidenten Geheimrat Dr, V o ge l, Longrebsaale des deutschen Reichskanzlerpalais fand ant Montag, den 25. Noobr., eine Sitzung statt, in d«r über die Geschicke -es Reiches berat«» werden sollte. Die früheren Bundesstaaten hatten dazu ihre Vertreter entsandt. Ls.wurde ganz wie wie bei früheren Monarchenzusammenkünften, um im Stile der sozialdemokratischen Presse zu sprechen, eifrig photographiert, um d«n wichtigen historischen Moment den Zeitgenossen vor Augen führen und der Nachwelt überliefern zu könn«n. Wenn dies« Bilder erscheinen, wird di« Mitwelt sagen „Spaß" und die Nachwelt wird sich wundern. Aus Bayern war (m Salonwagen in Begleitung feiner Tochter, die im Vorzimmer und im Sitzungssaal fortwährend zu sehen war, Herr Kurt Eisner gekommen. I» seiner Be gleitung befand sich weiter ein — di« sozialistische Presse vflegt« das zpohl früher Büchsenspanner zu heißen — junger Mann, dessen Jugend noch durch die Unverfrorenheit seines Benehmens übertroffen ward. Di« Delegierten aus den übrigen Teilen des Reiches blickten neidvoll aus die „Freß pakete" der bayrischen Delegation, die auf Pie Nahrunas- mittelverhältnisse den besten Schluß zulasfen. Der derzeittge bayrische Verkehrsminister scheint also dem Herrn Minister präsidenten Eisner dieselbe Gefälligkeit erwiesen zu haben, wir seinerzeit unter dem wütenden Geschimpfe ver sozialdemo kratischen Presse Herr von Seidlein dem Grafen Hertling. Die Bilder der Konferenz werden ja erscheinen; vorläuftz mag «ine Namensliste, die dem alphabetischen Verzeichnis ent nommen ist, dem deutschen Volke feine Führer zeigen: Adler, Bornstein, Lohn, Eisner, Fliedner, Gradnauer, Haase, Haas, Hirsch, Heymann, Herzfeld, Löwengard, Lipinski, Preuß, Ro senfeld, Wurm. Dabei sind diejenigen nicht gezählt, die Herr Haase und Herr Eisner und Genossen als die Kleinen von den Ihrigen nn Saale wimmeln ließen . . ." Es fehlen in dieser Aufzeichnung Staatssekretär Landsberg, Preußischer Finanzm-lnistrr Simon, Unterstaatssekretär Bernstein, Pro fessor Jafft, bayerischer Mimst«, Königsberger, bayerisch« Minister. Kurt Eisner heißt, wie hinlänglich bekannt, nicht so, wie er sich nennt. Wie der Mim« Isidor Witkowski sich Marimiian Harden nennt, so hat sich der Schriftsteller Sa lomon Kosmanowski in Dr. Kurt Eisner verwandelt. Das klingt besser als die alttestam«ntarisch«n Namen. Aber die Bayern scheinen sich durch diese Verkleidung doch nicht täuschen lassen zu wollen, was auch ganz v«stündlich ist. Rahel Rabinowltz hat schon recht. * vorliegt. Darauf wird in der Abstimmung der gestern ge stellte Schlußantrag auf Beendigung der Beratung über dr« Bericht« des Vollzugsrates und des Rates -er Abgeordneten angenommen. Die Verhandlungen werden um 10 Minuten oertagt. Nach Wiederaufnahme teilt der Vorsitzende mit, daß wird« «nig« Deputationen, darunter Vertreter der Berliner Arbeiter, erschienen find; sie drohen, daß sie, falls man sie nicht vorlass«, morgen mit 250000 Arbeitern die Arbeit mederlegen wollen. Das gleiche Recht wie die Berliner müß ten alle deutschen Arbeiter haben, und unser« Beratungen fort gesetzt unterbrschen können. Wohin kommen wir, wenn auch die Eisenbahner in den Werkstätten und im Verkehr die Arbeit «»stellen und Hierher kommen würden? Das können wir nicht verantworten! (Lebh. Bravo!) D« Kongreß ar beitet im Namen der gesamten Arbeiter Deutschlands. (Leb hafte Zustimmung.) , Es wird fast «Unstimmig beschlossen, für die Empfänge von Deputationen einen besonderen Saal zur Verfügung zu stellen. Jn diesem Augenblick «scheint «ine große Arbeiterdeputation im Saale, sie trägt Plakate und rot« Fahnen. Vorsitzender Leinert macht di« Deputation auf den soeben gefaßten Beschluß aufmerksam und bittet sie, sich dabei zu bescheiden. (Bravo.) Der Führ« der Abordnung versucht zu sprechen, wird aber von großem Lärm und der Drästdentenglock« übertönt. Schließlich versteht sich der Vor- sttz«nd« dam, diesmal Noch die Forderungen der Arbeiter an zuhören. Nachdem der Führer di« Forderungen vorgettagen hat, verläßt die Abordnung allmählich den Saal. Nunmehr erhält Richard Müller das Schlußwort zum Bericht. Di« Deputierten scheinen mit vorgefaßter Meinung hierher gekommen zu sein. Wir haben geglaubt, di« Revolu- . tion sichern zu müssen, und werden aus dem als richtig «kann-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)