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. Polen bricht gestern in Berlin eine Sitzung ab, in welcher beschlossen - Warschau ersucht, samt de « Organisation der Nationalliberalen Partei unter dem Schaft Polen zu verlassen. lf der Friedenskonferenz Clemen^ und wahrscheinlich Tardieu sein. Ausschneiden! Um den Waffe sofort ein» grosse Ze folgte er noch im selben Monat dem Rufe des bedrängten Vaterlandes und trat als Einj.-Freiw. beim Inf.-Rgt. 104 ein. Ende September 1916 rückte er nach dem Westen ins mit Deutschland i ablegte, um nach dem Weltkrieg« als stud. jur. an die die diplomatischen Beziehungen I Universität Leipzig zu gehen. Mit jugendlicher Begeisterung n« beim»! »a o««l«tl .Frankenberg, den 16. Dezeyrber 1918. Einschränkung des Personenverkehrs Aufheben! genügen, muss Wagen an den . Ukraine pu Kiew, 15. 12. Kiew ist gestern vormittag von Truppen des Direktoriums besetzt worden. Schwerere Strassenkämpfe vle Parteibildungen >d Du Zentralvorstand du Nationalliberalen Par- ieU geitun in Bulin eine Sitzung ab, in welcher beschlossen Verband abgeliefert werden. Es ist deshalb erforderlich, den Personenzugfahrplan auf zahlreichen Linien der Sächsischen Staatseisenbahnen sofort zu ändern und noch weiter einzu schränken. Diese Kahrplanänderungen treten am Dienstag ein und werden durch Anschläge an den Bahnhöfen bekannt gemacht. rechtfertigen und, wo es erschüttert wurde, wieder zu festi gen. Der Kongress hat die ganze Macht, er ist das Parlament der Revolution, das dir Kraft besitzt, die Regierung der Re- I volution zu stürzen oder aber ihr die starken Stützen zu ' leiben, welche sie braucht, um der unabsehbaren Schwierig- - keiten ihrer Ausgabe Herr zu werden. wurden vermieden und die Regierungstruppen entwaffnet. Zur Friedenskonferenz ! Der Hetman» dankte ab. Das Kabinett lst zurückgetreten. pd Paris, 16. 12, („Agence Haoa»".) Nach ein« Mel- Die Stadt ist an das Direktorium übergegangen, bestehend drma de» »Echo de Paris" werden die französischen Vertret« s aus Winitschenko, Petljura, Schwetz, Andrejewsky. aus d« Frteden«konf«en, Clemenceau, Foch, Pichon, Bourgeol» Warschau. Polen hat zu Deutschland abgebrochen und den deutschen Vertreter in Warschau ersucht, samt dem gesamten Personal der Gesandt- s-rckerungen Oer Zpanalcurgmppe Berlin, 14. 12. Di« Rote Kahne veröffentlicht erneut ein Programm der Spartakusgruppe. Als sofortige Mass nahme zur Sicherung der Revolution wird darin angestrebt: 1) Entwaffnung der gesamten Polizei, sämtlicher Führer, sowie der nicht proletarischen Soldaten, Entwaffnung aller Angehörigen der herrschenden Klassen; 2) Beschlagnahme aller Waffen und Munitionsbestände sowie Mstuirgsbetriebe durch die Arbeiter- und Soldatenrät«; 3) Bewaffnung der gesamten erwachsenen männlichen proletarischen Bevölkerung als Arbeiterwiliz, Bildung^ einer Roten Garde aus Prole tariern; 4) Aufhebung der Kommandogewalt der Offiziere und Unteroffiziere, Wahl aller Vorgesetzten durch Mannschaf ten unter jederzeitigem Rückberufungsrecht; 5) Entfernung der Offiziere und Kapitulanten aus allen Soldatenräten. Der „Vorwärts" betont nachstehende» Passus aus dem Programm: „Der Spartakusbund wird nie anders die Regierungsgewalt übernehmen, als durch den klaren, uizzweideuttgen Willen der grossen Mehrheit der proletarischen Massen in ganz Deutschland, nie anders als kraft ihrer bewussten Zustimmung zu den Kampsmethoden des Spartakusbundes." Dass heute der „klare, unzweideutige Wille der grossen Mehrheit der proletarischen Massen" das Spartakustreiben auf das entschiedenste ablehnt, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel. ?oülilcde NacbNcdten Politisch« Kundgebungen in Berlin . pd Berlin, 16. 12. Drei grosse Kundgebungen veran staltete gestern die sozialdemokratische Partei in Berlin. In der «inen sprach Scheidemann, in der zweit enEbert,, in d«r dritten Landsberg über die Ziele und Ausgaben der Revo- der «inen sprach Scheidemann, in der zweiten Ebert, in wie auch politische Gegner zugeben müssen, ein Volksmann nach den besten Mustern ist, zeigte der Reichskonferenz drei grosse Aufgaben. Er ersuchte sie, mit iPn die hochentwickelte deutsche Industrie gegen Wahnwitz und Aberwitz zu schützen, di« Einheitlichkeit in der Reichsregierung zu ermöglichen und der Regierung durch Schaffung der Volkswehr dre" Mittel zu geben, mit dem jeder Versuch, die Wahlen oder die Natio nalversammlung zu stören, rücksichtslos niedergerungen werden I kann. Er forderte ferner, dass die Wahlen vier Wochen I früher stattfinden sollen. Die „Voss. Ztg." meint, aus den Erklärungen Eberts, Scheidemanns und Landsbergs gehe her- I vor, dass die Regierung nicht nur den Wunsch habe, den Termin der Nationalversammlung früher zu legen, sondern auch entschlossen sei, der drohenden Anarchie endgültig en't- g«g«nzutrrten. Die heut« zusammentretende Reichsversamm lung der Arbeiter -und Soldatenräte in Berlin werd« Hof- I sentlich den Mut finden, die Wahlen zur deutschen National versammlung vorzudatieren. Zur Eröffnung des heute in Berlin zusammentretende» Rütekongressts heisst es im „Vorwärts": Als die Macht der herrschenden Klassen zusammenbrach, da war es in allem Unglück «in Glück, dass es eine organisierte Macht gab, welche imstande war, die Herrschaft zu übernehmen, die der deut schen Arbeiterklasse. Von ihr «rwartet Deutschland Rettung. Der Kongress hat die stolze Pflicht, dieses Vertrauen zu i Namen 1undldem Programm d« Deutschen Volkspartei I aufrrcht zu «hasten. Der mit Mehrheit angenommene ent- I sprechende Antrag war auch von dem Präsidenten d« sächsischen I Zweiten Kamm« Geheimrat Dr. Bogel unterzeichnet. Rach I der Beschluhsossung nahm Dr. Friedberg tn bewegten Worten I von der Nationalliberalen Partei Abschied, deren Geschichte « l al» glorreich feierte. Seine Rede schloss mit einem begeistert I aufgenommenen Hoch auf da» deutsche Vaterland. Geheimrat I Kahl gab dem Danke der Partei für Dr. Friedbug Au»druck, I d« al« bewährt« Steuermann die Partei geführt habe. 2m I unmittelbaren Anschluss daran «folgte die Gründung d« Deut» I fchen Lolk»partet. Mehr al» IOÜ Vertret« d« Oraant- I sanon im Lande waren «schienen. D« Wahlaufruf du Partei wurde feftgelegt und ein Parteiausschuss für die Wahlen zur l Nationalversammlung, sowie ein geschäft-führend« Ausschuss I für die Leitung d« Parteigeschäfte gebildet. Die Geschmts- ! Aindet sich in Bulin, Wil- i Nachträge zum Taschenfahrplan und Kursbuch können vom helmvrab-stlk uG^ bürgerliche Par- Dienstag ab bu den Fahrkartenschaltern Entgeltlich ent- teien dte Deutschnationale Volk-partei, die Deutsche Bolk»partei l nommen werden. Das Publikum kann m diefer Zeit nicht l und die Deutsche Demokratische Vostspartei. Ausserdem noch I mit Sicherheit auf Beförderung rechnen. Dqmit dte noch ver- die Partei de» alten Zentrum» al» »christliche Volk-partei". I bleibenden Fahrgelegenheiten nicht bis zum Uebermass über- Richt 800, sondern 1800 Millionen k fallt und nicht unerträgliche Zustande geschaffen werden, wird pd Der Staatssekretär des Reichsschatzamte» Schiffer hat I an das Publikum dre düngende Bitte gerichtet, alle nicht I bereit« in seinem öffentlichen Vortrage mttgeteist, dass nicht nur > u n b e d i n g t nötigen Reisen in dieser Zeit zu I 800 Millionen, sondern über ein« Milliarde an barem Geld und I unterla ssen. Wenn nötig, wird der Fahrkartenverkauf Vermögenswerten de« Reiche» durch planlose und sinnwidrige I beschränkt oder gesperrt werden. Anordnungen der einzelnen Arbeiterräte vergeudet worden find. Auf der Linie Lhenmltz-Fraükenbrrg-Hatnichen-Roh. Än I wein treten folgende Aenderungen «in: diele Schatzung zu niedrig gegriffen. E» sind bisher aus An» I " L- sorderuna der verschiedenen »Räte^ und sonstige» Körperschaften I rund 1800 Millionen ausgezahl worden, ohne dass hierfür in I ^"8 ^11 u ^khrt an Werktagen äusser den Werk- jedem Falle ordnungsmässige Belege gegeben worden sind. In I tagen vor Festtagen, führt 3. und 4. Klasse und verkehrt allen einsichtigen Arbeiterklassen wird diese Misswirtschaft und I nachmittags ab Chemnitz 4.58, Ankunft in Frankenberg 5.35. Vergeudung der öffentlichen Gelder entschieden verurteilt. I Zug 1412 a verkehrt Werktags äusser den Werktagen Oesterreich I vor Festtagen, führt 3. und 4. Kl., verlässt Frankenberg pö Znaim, 1b. 12. Durch Banden verstärkte tschechische 5.52 nachm und ist in Chemnitz 6.28. Truppen, dte im Lause der letzten Wochen mehrere deutschen I Zug 1410 a verkehrt an Werktagen vor Festtagen, führt Gemeinden Südmährens mit Waffengewalt besetzt hatten, sind f 3. und 4. Kl. Er geht ab Frankenberg 3.12 und ist kn in der Vorwoche auch in den Landbezirk Znaim eingefallen I Chemnitz 3.48. und näherten sich der Stadt Znaim in der offenkundigen Absicht, > Ausfallend« Züge "chechilche Militärkom- „04, 7.06 norm, aus HZmchen, 7.26 ab Franken- Kreises Deulschsüdmähren für heute nachmittag an. Die Kreis» I v^pandla^n^oaen^sältth^ hauptmannschafl legte gegen die Besetzung Protest ein und ver- I ""d vollstaildig «mgezogen, fallt also auch Wochentags weg. Ness die Stadt, um dte Geschäfte de» Amte» fortan von Retz > Z-« I40S, 2.24 nachm. aus Ch«mnrtz, 3.02 m Franken ¬ aus wetterzusühren. Heute nachmittag 4 Uhr erschienen Entente» I b«rg, 3.20 in Harnichen verkehrt künftig nur an Werktagen osfiziere, denen dte Sladt unter Protest Übergeben wurde. I vor Festtagen und nur noch bis Frankenberg. »kottenrüktuna Amerika« I Z"S 1411, aus Chemnitz nachm. 6.23 in Rosswein 7.58 pa Washington, 14. 12. Konteradmiral Badg« »«langte verkehrt von morgen ab nur noch bis Hainichen. in d« Wehrtommüston de» Repräsentantenhauses eine solche I Zug 1414, von Rosswein 9.24 nachm. bis Hainichen Vermehrung d« amerikamschen Flotte, dass sie tm Jahre 1926 > 10.10 fällt aus. du grössten Flotte der Wett gleichkomme. I Zug 1406, 11.22 vorm. ab Frankenberg, 11.56 in Finnland I Chemnitz hält von morgen ab auch in Chemnitz-Hilbersdorf. pf Helsingfor», 1b. 12. Bei Gelegenheit d« heutigen Ab I « schied»parade d« letzten deutschen Truppen vor Genua! von du I Kurz zusammöngefasst stellt sich der Verkehr ab morgen Goltz fanden begeisterte Kundgebungen du Bevölkerung für I Dienstag also wie folgt: L « »»R-,>-.»»- »-iU «L Entente wurde die-Blockade du finnisch-deutschen Schiffahrt I ^venso ver 3 uyr Zug aus i^yemnitz. letzterer verreyrl nur aufgehoben. Schweden hat die Ausfutzrulaubnt« übu 5000 I voch an Sonnabenden und Vortagen vor Festtagen (heiliger To^^trttd? für Finnland «M Abend, Silvester usw.) als ArbLrzug mit 3 und 4. Kl. ! und nur noch bis Frankenberg. Die Abendverbindung imch NN «»l?Nnn 1^ 10 n» m- I Dresden üb« Ro^ein kommt ebenfalls in Wegfalss weil publ?? ist «morde? worden^« der 7 Uhr Zug nur noch bis Hainichen verkehrt. Für den troffen. Du Führ« der umonistischen Partei, Britto Lanacho, ! Arbtttttverkrhr zwischen Frankenberg und Chemnitz wird an wurde unt« polizeilichen Schutz gestellt. I Werktagen ,e «in Zugsparr abgelassen. Es sind dies dre oben ' angeführten Züge 1411a, 1412 a, 1409 und 14^0 a. Alle nicht besonders genannten Züge verkehren wie bisher. » ' , i , ! f* Den Heldentod starb der Unteroffizier und Offiz.- Asp. Herr Rudolf Senff, Sohn des Herrn Oberlehrer Senf. Der Gefallen« besuchte von Ostern 1903 bis Ostern 1914 die hiesige Realschule und hierauf das Realgymnasium zu Chemnitz, wo er im Juni 1916 die Maturitätsprüfung Im Wafserwinkel Mn Dorftoman von P. Redlich (Nachdruck verboten.) Meister Gottschlichs Witwe hätte in ihrem späteren Leben kaum zu sagen vermocht, was sie getan, gedacht oder gefühlt hatte in diestn Tagen, die dem furchtbaren Schlage folgten. Es war alles wie m einen dicken Nebel gehüllt. Wie unwirklich waren die Bilder an ihr vorübergezogen; das Gehen und Kommen der vielen Leute; die düsteren Vorbe reitungen der letzten Ehr«, das Aufbahren unter betäubend duftenden Kränzen, das abendliche Singen der Schulkinder vor der Haustür, ja sogar der bittere Gang als erste hinter dem Sarge. Sie erlitt und ertrug das alles wie in einer Betäubung, tränenlos, als sei es ein schwerer Traum, zu furchtbar, als dass «s Wirklichkeit fein könnt«. Si» hatte, als sie wie fühllos hinter dem Sarge schritt, den plötzlichen Gedanken, dass man jetzr von ihr erwarte und verlang«, dass sie weine. Sie trugen all« ihre Taschentücher in den Händen, die vielen Frauen, zum Weinen bereit. Sogar die alte Heinemann drückte das Tuch an die Augen, sie dacht« wohl, es mache sich gut bei einer Nachbarsfrau. Ernestine bemerkte es. Sie bemerkte so vieles, aber doch auch wieder, al» sähe sie nichts. Di« gleichgiltigsten Dinge zogen wirr durch ihr Hirn, als ihre B icke einen Augenblick die vielen teilnehmenden oder neugierigen Leute streiften, di« alle sie beobachteten, als sie jetzt neben der offenen Grub« stand und d«s Pastors Wort« hörte. Er sprach schlicht und herzlich. Er war bekannt und beliebt dafür, dass seine Trauerreden kein« schablonenhaften waren, etwa nach wenigen abgestuften Mustern geordnet. Er fand vielmehr für jeden Fall das richtige warme Wort. Frau Gottschlich hatte unter dem Einfluss seiner R«de ast für fremdes Leid herzliches Mitgefühl empfunden. Warum kamen ihr beute keine Tränen? Warum war es ihr, als sei ihr Herz em fühlloser Klumpen? Viele Tage vergingen ihr in dieser Betäubung, bis der Schmerz gleich einem gewaltig«!» Sturmwind sie packte und darniederwarf. Ei» hässlicher, finsterer, nasskalter Abend war es. Der Sturm peitschte dicke Tropfen gegen die Scheiben und fuhr heulend um das Haus. Drinnen brannte die kleine, mit einem grünen Schleier verhängte Kampe, aus der Ofenröhre duftete das würzige Warmbier, auf dem runden Tische vor dem Sofa lagen Bücher und Handarbeiten. Auf dem kleinen Nebentischchen unter dem Spiegel lagen Meister Gottschlich» Pfeifen neben hem gefüllten Tabak«lasten, am Nagel an der Tür hing sein« Joppe, an der Wand tickte der Regulator, der zum letzten Male »och von seiner Hand aufgezogen worden war.- Erncstine sah das alles. Und sie sah es anders, als sie es jemals vorher gesehen hatte. In fassungslosem Schmerz sah sie in Annens von Weine» entzündete Augen und rief: „Sieh dich doch um, Kind, es wartet doch al.es auf ihn — alles ist sein warm und behaglich. Und rch kann ihn mir nicht hereinholen! Draussen in Kälte und Finsternis muss er liegen! Wie kann denn das sein? Wie kann denn das sein?" In trostloses Weinen brach sie aus. „Mutter, was da draussen liegt, das ist doch nicht er," sagte Anne. „Ich habe mal etwas so Schönes gelesen, das hat mich so getröstet. Es hiess: Was wir bergen In den Särgen, Ist ja nur das Kleid. Was wir lieben Ist geblieben, Bleibt in Ewigkeit." Ernestine versuchte ihre Träne» zu trocknen und sann ein wenig nach. Dann schüttlete sie traurig den Kopf. „Wenn «s nur das Kleid ist, — ich habe es doch so lieb gehabt." Betrübt schwieg Anne. Durch ihre junge Seele ging ein Verstehen von der grausamen Bitterkeit des Todes, selbst für die, denen er einen Uebergang zu Mem vollkommenen Dasein bedeutet. Von diesem Tage an wurde sie von den teilnehmenden Leut«n, die sie trösten wollten, besser verstanden. Sie^sahen doch nun, dass sie weinen konnte und ihrem guten Manne nach trauerte. Denn, dass er rin Mann von grosser EM« und Lauterkeit gewesen war, darin waren sie jetzt der gleichen Meinung, sogar solche, denen zu seinen Lebzeiten seine Lauter keit ein Stachel ins Gewissen gewesen war. Eines Tages kam auch Mutter Liesch herübergehumpelt, das alte, treue Herz voller Mitleid und Trauer. „Für unsereenen is es sehre schlimm," schluchzte sie. „Man Hütte immer eenen, der 'nem armen Mensch«» beistand und vor dem sie Forcht Hutten. Aber fünfter — er ruhet ja sehre wohl, sehre wohl ruhet er. Denn was sind wir Menschen uf der Welt! Sehre wohl versorget ist er! Gar nicht krank gewesen! Wen's doch auch mal so gut glücken möchte! Keenen Menschen nicht zur Last gefallen. Nee, nee — der ruhet sehre s wohl!" Das war Mutter Lieschs Licblingstrost. Die arme Alt« konnte sich nichts Trostloseres denken, gls ein langes Kranken lager. Von ckmnchem alten Menschen wusste sie, der — wider willig oder gar nicht gepflegt — verlassen und vergessen auf seinem letzten Lager gelegen hatte. Ab«r hier waren ihre Worte übel angebracht. „Niemand zur Last gefallen?" rief Ernestine unwillig. „Kein besseres Glück hätt' ich mir gewünscht, als ihn zu pflegen, Tag und Nacht und Jahr für Jahr." „Jaja, das denkst du so," sagt« Mutter Liesch. „Nee, ne«, er is sehre wohl versorget. Wie wohl, wie wohl ruhet er." Vierzehn Tage waren seit Meister Gottschlichs Tode ver gangen, als zum Erstaunen der beiden Frauen Wasser-Mochan in die Stube trat. Seine grosse, schwerfällige Gestalt stand in der Tür, zögernd, als wisse er nicht recht, wie er sich benehmen solle. Anne, die mit d«m Rücken gegen das offene Fenster stand, hatte sein Kommen nicht bemerkt. Vielleicht hätte sie sonst sein Eintreten verhindert, denn sie wusste wohl, dass ihr« Mutter seinen Anblick schwer ertrage» würde. In Frau Gottschlichs dunklen Augen blitzte es drohend auf. Es war ihr einen Augenblick, als müsse sie aufspringen und ihn von der Schwelle weisen. Aber sie dacht«: Nein, keinen Hass uch> keinen Groll! Gegen niemand wieder Groll, auch nicht gegen den Schlech testen. ' So nahm sie seine dargebotene Hand und sagte zu Annen: „Bringe Onkel einen Stuhl." „Ich wollt' doch auch mal sehen, wie es dir geht," sagte er, ohne sie anzublicken. „Na ja, nahe genug wirds dir ge gangen sein, wie das so fir kam. Na, sterben müssen wir alle, das ist nun mal nicht anders." Sie antwortete nicht. Still und blass sah sie vor ihm und zerbiss sich die Lippen. „Du wirst das schon zwingen,' fuhr er nach einer ver legenen, kleinen Pause fort. „Das viele Barmen und Sin niere» hat doch keinen Nutzen. Und wie der nu mal war — »a ja, du hast 'n ja partout haben wollen, damals, wo du doch den reichsten Zweihufenbau«» der ganzen Gegend haben konntest. Dass es gerade zu deinem Besten gewesen ist " „Schweig!" ries sie mit bebender Stimme. „Schweig!" „Nun, ich mein's ja gut. Mich hat's ja alleene ge dauert, dass er schon weg sein sott. Aber ich mein' man, wenn der noch lange gelebt Hütt', der hätt' ja doch keine Ruh« gehabt, bis alles alle war." „Schweig!" Aef si« abermals und «hob sich drohend. „Ich sag« dir, viel lieber hätte ich mit ihm betteln gehen wollen, als mit Deinesgleichen im Gelbe wühlen." In feinen Augen funkelte es böse auf. „Jeder nach seinem Geschmack," sagte er und stand auf. „Ich halt' fragen wollen, ob ich dir mit etwas beispringen kann; man soll nicht sagen, dass ich mich um meine Halb schwester nicht gekümmert hätte. Aber wenn's dir besser passt, so kann ja auch jedes für sich blekben." < Damit ging er hochmütig hinaus. (Fortsetzung folM