Volltext Seite (XML)
„Ach wiederhol«: es ist alles Wahnsinn, was Sir faseln. Kem Wort ist wahr!" sagte sie kalt. „Dann Leben Sie doch Beweise davon, daß Förster Berger Sie nichts ängeht!" Fragend sah sie ihn an. Er entMnete. langsam: „Ich wüßte wohl einen solchen — doch fragt es sich, ob Sir ihn geben wollen oder vielmehr geben können." „So fordern Sie ihn doch! Sie werden sehen, daß mir Förster Berger ganz gleichgültig ist — ganz gleich gültig," wiederholte sie mit Nachdruck. „Daß gar kein An laß ist zu den unsinnigem Vermutungen." „Es liegt in Jhre^-Hand, diesen Gerüchten entgegen- zutreten — «seinem Schlage." „Wie söWM das? Ich kann doch nicht zu jedem ins Haus gehen und sagen, es ist nicht wahr, was ihr denkt." „Nein! Aber dadurch, daß sie sich öffentlich zu einem andern bekennen, würden jene Gerüchte in nichts zerfalle», die Ihren Estern, erführen sie davon, unendlichen Stummer bereiten würden. Der gute Ruf Jutta von Eggerts muß erhaben über allem sein — das geringste Aergernis in unse ren Kreisen, und sie wären ünmöglich lächerlich gemacht. Das bedenken Sir wohl." Wieder dieses Wort. Sie war blaß geworden. Sie hatte ihn verstanden. Also dahinaus wolM er! Und er hatte sie in Händen — sie mußte sich ihm fügen. Es blieb ihr kein anderer Ausweg! Die Furcht vor dem Skandal, vor der Lächerlichkeit, ließ sie den Geliebten, dessen einziges, höchstes Glück sie war, verleugnen.! Denn sich zu ihm be kennen, das war doch unmöglich — — Sie ließ es geschehen, daß Mar von Hellwig ihre Hand ergriff. „Jutta, Sie müssen es längst wissen, wie sehr :ch Sie liebe! Diesen Flirt mit Förster Berger will ich vergessen; ich weiß, daß in einer solchen Abgeschiedenheit und Einsam keit sich ein junges, lebenslustiges Mädchen nach Abwechse lung und Zerstreuung sehnen muß! — Und ich denke, daß mein Name Schutz genug für Sr> gegen üble Nachrede ist." Ihre Augen füllten sich mit Tränen. In Trotz- und Schmerz zuckte ihr Mund. Er bezwang sich, sie nicht zu küssen — er war klug; noch immer war sein Verstand Sie ger über seine Leidenschaft und sein Herz geblieben. Dieses blonde, graziöse, reizende Mädchen mit dem süßen, trotzigen Gesicht liebte er, — eine andere gab es nicht mehr für ihn neben ihr. Mit heißem Blick umfaßte er die zierliche Mäd- chengestalt in der weißen Baiistbluse und dem blauen Lei nenrock. E zog sie näher an sich und sah in ihre zornsunkeln- den Augen mit lächelndem, nachsichtigem Blick. „Weshalb antworten Sie mir nicht, Jutta? Nur ein einfaches Ja auf meine Frage — —" , Sie sah ihn starr an und riß sich los. Ihre Brust hob sich mit einem tiefem Atemzuge. „Die Antwort werde ich Ihnen heute abend geben!" (Fortsetzung folgt.) Oermisedm ' Best» Rauben erschossen. Von einem Posten erschossen wurde in Magdeburg der Sohn des Eisenbahnbeamten Niele bock, der mit seinem Vater beim Ausrauben ein«; Güter wagens betroffen wurde. ' Pferd und Wagen — 50 Mark. In einigen Orten Badens werden Militärpferde und Militärgegenstände zu Spottpreisen verkauft. Pferd und Wagen zu 50—100 M., zwer Pferde mit Sattelgeschirr 200 M. Die Verluste, die der Militärverwaltung durch diesen unerlaubten- Handel entstehen, gehen in die Millionen. * Vorläufig kein« Reoolutionsfeiern. Am 1. Januar sollten auf Veranlassung der preußischen Staatsregierung Re volutionsfeiern veranstaltet werden. Das preußische Staats- ministerium, das sich am Dienstagabend mit dieser Ange legenheit beschäftigte, hat mit Mehrheit beschlossen, -von Re volutionsfeiern am 1. Januar abzusehen. Es ist möglich, daß die Feier auf den 1. Mai verschoben wird. — Die Er rungenschaften der neuen Regierung sind bisher auch noch nicht so glänzende, daß sie eine besondere Feier notwendig machen. ' Die Dummen werden nicht alle. Kommt da kürzlich ein« Händlerin (Zigeunerin) zu einer Eigentümerfrau m einer Ort schaft bei Demmin und bietet ihre Ware an. Die Eigen ¬ tümerin will di« Händlerin avwrisen, indem sie sagt«, ihr seien zwer Schweine und, «ne Kuh krepiert, sie 'sei behext Md habe kein Geld zum Kaufen. Dies war für die Zigeunerin Wasser auf die Mühle und sofort wußte sie ein Allhfflmittel gegen Hexerei. Sie ließ sich «in ganz neues wollenes Tuch und dazu 150 Mark geben. Das Geld wickelte sie in das Luch und nach 14 Tagen sollte die Eigentümerfrau an «stiem näher bezeichneten Ort beide Gegenständ«, wieder 'in Empfang nehmen, aber vorher die Eegeüstärü»« um Himmelsivillen nicht berühren, und dann würde die Hexerei von ihrem EnMdstück endgültig verschwinden. Prompt nach 14 Tagen wurde an . dem fraglichen Orte nach den beiden wertvollen Gegenständen nachgesehen, natürlich waren sie dort nicht mehr vorhanden. * Noble. Spartaksskslte. In dem Vorort Mariendorf bei Berlin haben di« Spartakusleut« die Gemeindeverwal tung gesprengt und selbst die Funktionen übernommen. Sie führten, nach Befürwortung von Rosa Luxemburg, die dort -' wohnte für die Eemeindearoeiter di« siebenstündige Arbeitszeit «in und nahm«» dann «ine großzügige Eehgltsreform vor. Den Hilfsarbeitern wurden statt der bisherigen 140 M.,165 Mark und 190 Mark monatlich 250 Mark, 300 Mark und 350 Mark, den verheirateten noch. 25 Mark mehr bewilligt. Die- gelernten Arbeiter der Gemeind« sollen künftig 20 M. für den Tag, di« Kutscher 135 Mark Wochenlohn, die Trans portarbeiter täglich 16 Mark, die Frauen 11 Mark, die Bauarbeiter 16 Mark, die Straßenarbeiter und Gär irrer 13 Mark, die Frauen 7 Mark erhalten. Für dre-Schuldiener wurde «in Anfangsgehalt von 3400 Park, für die Heiner von 3600 Mark festgesetzt. Der Führer der Feuerwehr wrrd ' . 22 Mark, die.Mannschaften werden 20 Mark täglich er halten. Für den Si<berheitsdienst und für den Arbeiterrat wurden Mittel in Höhe von 30000 Mark bewilligt. — Wo das Geld herkommt, ist für sie wohl die geringste Sorge. * Ein ungeeigneter Soldatenrat. Aus Elberfeld melde! die „Tägl. Rundschau": In Vohwinkel wurde der Soldaten rat von der dortigen Kriminalpolizei verhaftet wegen fort- ! gesetzter Plünderung von Eisenbahnwagen mit Lebensrnitteln, die für das Rote Kreuz. besttmmi waren und zur Ver pflegung durchziehender Truppen dienen sollten. ' „Mord" und Selbstmord. In einem Kleiderschrank erhängte sich in Dessau eirn ältere Frau, nachdem sie zuvor ihr Hündchen vergiftet hatte. e. ' Durch Hqg^granalen getötet. Auf dem Vilbel« Exer zierplatz steht der. Aufbewahrungsraum für Handgranaten seit einiger Zeit nicht mehr unter Bewachung; eine Nachlässig keit, dw sich jetzt furchtbar gerächt hat. Vilbeler und Frank furter Jungen haben sich diesen Umstand beim Spielen auf dem Platz« zunutze gemacht, den Raum erbrochen und daraus eine Anzahl Handgranaten entwendet. Mit den gefährlichen Kampfmitteln wurde dann er» förmlicher Sport getrieben, bis jetzt «ine Handgranate explodiert« und einen 13jährig«n Jungen aus Vilbel zerriß, so daß er auf der Stelle starb. ' Vier Jahre verschollen war der Hauptlehrer Lang« aus Möhlenwarf, der seit Anfang des Krieges vermißt war. i Wie jetzt gemelde^hwird, soll er Wohlbehagen in Ostpreußen ! «»gekommen fein. L. war auf einer Insel verschollen, wo ' er leine Nachricht geben konnte. Eine amtliche Tod«serklärung war bereits erfolgt. ' Tra»r»g« Heimkehr. Als ein Homburger Krieger heim kehrt«, fand er dir elterliche Wohnung verschlossen. Von . Ahnungen erfüllt, ließ der Sohn die Wohnung öffnen und i fand die Mutter rm Bett liegend — tot vor. Aerztlichen Aus- - sagen zufolge war der Tod schon vor 14 Tagen eingetreten. ' Gewinn betciligung der Arbeiter. Einen beachtenswerten Beschluß, um den sozialen Forderungen der neuen Zeit Rech nung zu tragen, hat die Verwaltung der Münchener Eggen fabrik gefaßt. Die Satzungsbestimmungen über die Gewmn» , Verteilung sollen in der Weise geändert werden, daß an den über eine 4prozentige Dividend« hinaus erfolgenden Aus schüttungen den Arbeitern und Angestellten des Unterneh mens «in beträchtlicher Anteil gewährt wird. Der Gedanke, die Arbeiter an dem Gewinn des Unternehmens, dem sie -ihre Arbeitskraft widmen zu beteiligen und ihnen dadurch bi- zu eurem gewissen Grade den Charakter d«s Selbstunter- ' nehmers zu verleihen, ist all; manche glaubten, öon ihm die Lösung des sozialen Problems erwarten zu können. In der Praxis hat er, und zwar nicht bloß bei den Unternehmern, sondern auch in weiten Arbeiterkreisen, bisher wemg An klang gefunden, wenn man von dem berühmten Beispiel : der Zeißroerke in Jena absieht, Heren genialer Organisator,