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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 05.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191812055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-05
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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«WS Zu einem schärferen Konflikt kam es im 1918 Tagung Oer prov. ranamster a Dresden, 3. 12. Der provisorische Landesrat der Arbeiter- und Soldatenräte Sachsens hielt heute vormittag rm Sitzungssaale der Ersten Ständekammer eine Versammlung ab, die vormittags 11 Uhr begann. Anwesend waren 36 Per treter. Bald nach Eröffnung der Sitzung wurde die Oefftnt- lichkeit wieder hergestellt. Zu Vorsitzenden wurden gewählt: Uhlig und Seeger, zu Schriftführern Haack und "Geyer jun. Der Volksbeaustragte Lipinski gab damr zunächst einen längeren Bericht über das Regierungsprogramm. Gewiß b« absichtige die neue Regierung, die Produktion zu vergesell schaften. Aber dieses Ziel könne nur nach und nach erreicht werden. Auch eigneten sich nicht alle Betriebe für die Soziali sierung. Die bisherige Diktatur des Proletariats werde noch eine Weile pndauern müssen. Für eine Kleinstaaterei- sei künftig, in Deutschland kein Raum. Die Regierung erftrebe eine einheitliche deutsche Republik. Ob sich ein Anschluß Deutsch-Oesterreichs ermöglichen lassen Werde, sei heute noch zweifelhaft. Redner ging sodann auf Einzelfragen ein und schloß: Alles was geschieht, muß organisch geschehen. Man darf nicht nur einreiben, sondern muß das Vorhandene in modernem sozialistischem Geiste ausbauen. Darauf trat eine Mittagspause ein. Nach der Mittagspause berichtete. Minister Lipinski über die Aufgaben der örtlichen Arbeiter- und Soldatenräte. Sie seien zwar Träger der politischen Gewalt, dürften aber rn die .Verwaltung nicht eingrrkfen, sondern über sie nur eine Kontrolle ausüben. Nach erfolgter Neuwahl für die Gemeinde räte sei die Aufgabe der A.- und S.-Räte erfüllt. Hierüber entspann sich eine längere Aussprache, in der Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokraten den A.- und S.-Räten das Recht des Eingriffs in die Verwaltung zugsbikligt wissen wollten. Minister Schwartz warnte dringend davor, weil solche Eingriffe zu den bedenklichsten Mißständen bereits ge führt hätten und noch weiter führen müßten. Es wurde schließlich ein Ausschuß von 6 Mitgliedern gewählt, der über die Regierungsvorlage beraten soll. Dieser Ausschuß trat so fort zusammen, während dre Vollsitzung des Landesrats einst weilen unterbrochen wurde. so 'nem Protz genug bist zum heiraten — und zu was anderem — na, solltest mich kennen lernen!" Neue kntdiMungen au; vavem Ein Konflikt Kronprinz Rupp recht--Lnde nd or ff Kein Tag beinahe ohne „Enthüllungen". Mit äußerst schwerwiegendem Material gegen die Oberste Heeresleitung wartet jetzt das führende Zentrumsorgan Bayerns, der „Bayr. Kurier" auf, der folgende Behauptungen aufstellt: Kronprinz Rupprecht von Bayern hat bereits nach der zweiten Sommeschlacht im Jahre 1916 für einen Friedens- schluß gesprochen. Er sagte damajs das authentische Wort, daß es für uns der beste Erfolg wäre, wenn der Krieg wie das Hornberger Schießen ausgehe. Mit besonderem Nach druck befürwortete er in den ersten Monaten 1918 die An bahnung eines Friedens mit der Begründung, der Augen blick, in dem unsere Truppen im Osten frei würden, sei als besonders günstig anzusehen nicht für eine Offensive, sonder» für ein Friedensangebot. Kronprinz Rupprecht hat diese Anschauung in einer Denkschrift an den Reichskanzler ver treten und rn einer anderen dringenden Vorstellung, die er « schriftlich an den Kaiser richtete, in welcher Rupprecht mit besonderem Nachdruck die Ansicht vertrat, wir müßten Frie den schließen. Die Antwort erfolgte auf dem Umweg über die Oberste Heeresleitung. sich trotzig davon machen. Aber Ann« legte ihre Hand auf du uni den herumstreichst? Bilde dir man nicht ein, daß du ; den Arm des Mädchens, das sie dafür mit dem Ellbogen klar kbrenrettung der äeiittcbe« Flotte Der Torpedo-Oberheizer Hörnicke (Zerbst) nimmt in der dortigen „Ertrapost" das Wort zu den bekannten An griffen des Kapitänleutnants a. D. Persius, daß wir schon seit langem gar keine Flotte mehr gehabt hätten, bezw. diese ' dem Vaterland keinen Schutz geboten habe. Hörnicke erklärte: „Selbst in den Tagen der Revolution unserer Flotte hätte sie jedem auch noch so starkem Feinde das Betreten der deutschen Küste verhindert. Sie war allezeit vollzählig und nicht minderwertig, sondern erstklassig und musterhaft. Auch der Sieg am Skagerrak ist ein Beweis. Denselben lediglich auf das Konto einer ungeschickten englischen Führung zu setzen, ist lächerlich. Das Gegenteil war der Fall. Man muß dabei gewesen sein, um urteilen zu können. Lassen wir elnma» die Kämpfer sprechen. Unsere Schiffe standen im ganzen Kampf wie 1:2, teilweise gar 1:6. Fehlerhaft war der Ruhe und Ordnung weiter durchzuführen. Mit derartigen Mitteilungen verwirren Sie sowohl die Stimmung in der Heimat als auch bei der Truppe, die davon Nachricht emp fängt, erschweren unsere außerordentlichen großen Aufgaben und bringe» erst die Gefahr herauf, die Sie schon als vor ¬ handen darstellen. Wir ersuchen Sie dringend, über die Ost fragen nur unsere bevollmächtigten Vertreter sprechen zu lassen, dre wirklich mit der Sachlage vertraut sind. Zentralrat der Ostfront. rn die Seite puffte. „Hört einmal zu, Mutter Heinemann. Ihr beide werdet jetzt die Aepfel zurücktragen in Mochans Garten und unter den Bäumen aufschrchten. Und dazu noch die anderen, die ihr schon nach Hause getragen habt. Dann will ich für dies mal ein Auge zudrücken und niemand etwas erzählen. Aber das sage ich euch, wenn ihr wieder einmal hier im Wasser- wrnkel mausen geht —" „Nee, das erste und letzte Mal ist das gewesen, das schwör' ich Ihnen zu, Fräulein! Nee, ich bin immer 'ne ehr liche Frau gewesen — und die paar Aepfel werden mich loohl auch noch nich zum Spitztbuben machen. Komm', Else, mach' flink, eh' der Nachtwächter tuten kommt. Und tausendmal Gottsgedankt, Fräulein! Wir werden Sie's nich vergessen, Fräulein Annchen!". Die Stimme klang fast zärtlich in ' ihrer gedämpften Rüstigkeit. Das boshafte Funkeln der Augen sah Anne nicht. Sie trat in ihr Versteck zurück und beobachtete, daß alles so geschah, wie sie angeordnet hatte. Dann schlich sie vergnügt in dem Gedanken, etwas Gutes vollbracht zu ha ben, in ihre Kammer zurück. — Im Wohnzimmer der Familie Förster ging es noch lebhaft zu. Am Tische saßen Mutter Heinemann und Els« nrit aufgestülpten Ellbogen, die Alte mit eingekniffenen Lip pen, die andere heulend und schnucksend vor Wut. „Der Affe! Der Affe!" schrie sie. „Der tränk' ich's noch ein: Was ist denn hie besser als ich?" „Mach' nich solchen verrückten Spektakel," führ die Groß mutter sie an. „Wenn hier nun eins vorbeikommt!" Alwine rannte wütend in der Stube hi» und her. „Euch braucht man bloß mal allein was machen lassen! Mir wär's nicht passiert" " Dann führ sie die beiden ältesten Jungen an, die neu gierig herumlungerten: „Na, was steht ihr denn noch? Marsch ms Bett! Hättet auch besser aufpassen können!" Ganz lustig zogen di« beiden ab. Ihre Taschen barsten fast von den hineingepfropften Aepfeln. „Nee, sowas dämliches!" schnob Alwine. „Der Mann w«g auf Nachtschicht! Festegang verreist! Mochans Hund« weg! Und können nicht mal die paar Kiepen Aepfel heil heemekrlcgcn!" „Wenn die noch «rtra aufgepaßt hat, die!" heulte Else. „Was ist denn die besser als wie ich? Die denkt woll schon, sie sitzt hier als Madam Festegang ins warme Nest — und wir müssen raus!" Frau Alwine wurde hellhörig. Mit in die Seit« ge stemmten Armen blieb sie vor dem Mädchen stehen. „He, bist wohl doll? Meinst wohl, ich merke nicht, wie a Dem vorläufigen sächsischen Landes-A.- und S-.Rat, der gestern Dienstag in Dresden zusammentrat, gebören folgende Mehrheit«-Sozialisten an: Uhlig, Hensel Nitzsche, Haack. Dr. Sach«. Hertwig (als Vertreter für den erkrankten Kühn,) Henke, Rudolk, Krüger, Goldbera, sämtlich au» Dresden, Lastan, Heldt, Fechenhach aus Chemnitz, Jungnickel (Annaberg), Rühle (Plauen), Schieck (Schwarzenberg), Krautze (Lugau), Lincke (Kamenz), Müller (Bautzen), Müller (Zwickau) und Junge (Zittau), sowie die salgcnden unabhängigen Sozialiften: Dr. Geyer, Kunze, Baufeld, Seidel, Scheib, Schöning, Böhle, Seger, sämtlich aus Leipzig, Chemnitzer (Grimma), Heckert und Melzer aus Chemnitz, Granz (Limbach), Dietz (Adorf), Schubert (Zwickau) und Heckel (Crimmitschau). Es fehlte je ein Vertreter au» den Bezirken Leipzig. Zwickau und Bautzen. nur die ungenügende Bestückung unserer Fährzeuge, aber minderwertig? Nein! Des weiteren wird behauptet, daß man zu U-Boot-Ncu- baut«» 46 unserer schönsten Großiampfschisfe abwracken mußte. Nun, ich versah 7 Jahre fast ausschließlich Borddienste rn der Marin«, aber während des ganzen Krieges habe ich nichts davon g«i«h«n, und außerdem hat Deutschland 46 „schönste" Großkampfschiffe noch nie besessen. Alte Ladenhüter schab- belten genug umher, und obwohl dieselben vorzügliches Ma- t«rmi boten, man legte nicht einmal Hand an sie. U-Boot« eristierteil schon 1917 über 200 Stück. Als Begründung für die>e 'Zahl dient mir das an Bord eines jeden Kriegsfahr zeuges befindliche Morsealphabet, in dem sich für ine genannte Zahl der U-Boote Anrufe befinden. Unsere Torpedowaffc, in der ich Spezialist bin, steht in d«r Welt unerreicht da. Et was sehr plunip ist auch die Behauptung, daß von einer ein zigen englischen Granate 16 Menschen gelegentlich -ines Ge fechtes auf „Seydlitz" getötet worden seien. Die Sache liegt denn doch anders. Hoffentlich kann ich sie der Oeffentlichkeit gelegentlich noch unterbreiten." Im Wasserwinkel (Nachdruck verboten.) Richtig, die beiden Gestalten kamen bald eiligen Laufes zurück und haschten in Mochans Garten. In auffallend kurzer Zeit traten sie mit schwerer Last wieder heraus. Volle Kiepen mußten ihrer schon gewartet haben. Sie hatten also Hilse, das war klar. Angestrengt musterte sic die beiden Figuren, die jetzt langsam an ihrem Versteck vorbei wollten. Sie glaubte sie Nan zu erkenne», die beide». Und jetzt sagte eine'jugendliche, aber mißtönende Stimme, die sie eben falls kann!«, in muffligem Ton: „Ich mache »u.nicht mehr mit, Großmutter. Der Nachtwächter muß gleich getutet kom men; soll uns wohl noch erwischen?" „Der!" sagte die andere verächtlich. „Der hat ja solche Bange, lahm wie er ist. Ach, du mein Gott!" Fast hätte sie laut aufgekreischt, so erschrocken war sie über die flinke Gestalt, die ihr plötzlich in den Weg sprang. Die beiden Spitzbübinnen versuchten blitzschnell ihre Körbe abzuwerfen. Die Aepfel purzelten über sie hinweg und um sre her. Ann« legte schwer ihre Hand auf die Kiepe der Alten. „Pfui, schämt Euch, Heinemann«». So alt wie Ihr seid und verführt Eure Enkelkinder zum Stehlen! Ich s«he recht gut, wie sie da drüben dao »laufen. Das werden nun auch wieder Spitzbube i — und Ihr habt sie auf dem Gewissen!" „Ach Jottedoch, wie hab' ich mich erschrocken," jammerte die Alt«, aber in vorsichtig leisen Tönen. „Sie werden doch nacht so unchristlich sein und klatschen, Fräulein?" „Za, wie denken Sie sich denn das, Heinemannen? Schweigen soll ich? Dann würde ich mich ja mitschuldig machen." „Gib dem Affen doch «ins auf den Kopf — ist jq niemand hier!" zischte Else wütend. „Schäme dich, Else!" sagte Großmutter Heinemann in oredigendem Tone. „Der Zorn tut nicht, was vor Gott recht -st, steht in der Bibel. Und wo kannst du denn denken, baß das gute Fräulein arme Leute unglücklich machen wird, bloß wegen di« paar Aepfel! Wo doch der Herr Mochan so reich ist und gönnt keinem Menschen was. Und Aepfel sind keine Dukaten. Das ist dock kein« Sünde nicht, so 'n paar Aepfel, wo d«r so reich ist —" „Es heißt aber: du sollst nicht stehlen," sagte Anne. „Nicht etwa: du sollst den Armen nichts stehlen, aber den Reichen darfst du.'^ Die Alte legte sich jetzt aufs Heulen. „Ich muß mich ja versaufen. Versaufen muß ich mich." Els« setzte, baff, ihren Korb auf die Erde und wollt« bei der bekannten Offensive. Kronprinz Rupprecht stand bei seinem'Vormarsch vor Amiens vor der Vollendung des Durch stoßes, auf dessen Gelingen er bestimmt rechnen konnte, als die Nachricht von Ludendorff «mtraf, der Vormarsch sei einzüstellen. Ludendorff hatte nämlich den Befehl gegeben, daß die Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz" wieder anzu- gveifen habe. Was Ludendorff dazu veranlaßt, sei unklar. Es kam zwischen dem Kronprinz Rupprecht und Luden dorff zu harten Reibungen, und vom Sommer 1918 ab waren alle Beziehungen zwischen dem Kronprinzen und Ludendorff abgebrochen. Noch in den letzten Tagen des Krieges Hai Kronprinz Rupprecht es durchgesetzt, daß von einem Plane Abstand genommen wurde. Man hatte auf deutscher Seite neue Brandbomben erfunden, von denen jeder Flieger mehrere tausend Stück mit sich führen konnte. Damit wollte man kurz vor dem Waffenstillstand Paris beschießen und ein Viertel der Stadt in Brand stecken. Kronprinz Rupprecht ist entschieden dagegen aufgetreten und hat dieserhalb auch beim Reichskanzler Vorstellung erhoben und mit dem Erfolg, daß v. Hintze zu Ludendorff fuhr und daß die neuen Modelle nur in kleinem Maßstabe zur Anwendung gelangten. Der „Bayrische Kurier" schließt seine Mitteilungen mit der vielsagenden Bemerkung: Wir lassen es vorerst mit diesen Dingen genügen. „So einen alten Kerl würde ich wohl gerad« nehmen?" trotzte Ms«. Mutter Heinemanns tzinklnde Blicke flogen von einer zur andern. Sie dachte, so ein ,/alter Kerl" mag manchmal recht gerne eine heiraten, die zwanzig Jahre jünger ist. Wa rum denn nicht? Bei Stadtleuten kam das oft genug vor. Und wenn das Mädel arm ist, so nimmt sie ihn, wenn sie vernünftig ist. Nachdenklich überließ sie sich ihren Plänen. Soviel stand fest, die da drüben^ dem Tischler seine, die durste nicht ins Haus. Dann wäre es hier mit Mutter Heinemanns guten Tagen vorbei gewesen. Schwersällkg erhob sie sich, denn sie hatte vor Schreck und Aerger steife Glieder gekriegt. Ohne Gruß ging sie hinaus und die Stiege zur Giebelstube empor, die ihr eigent liches Reich war. Ganz vollgepfropft war die Kammer von Sachen, unter denen das Federbett und ein schwarzes Ledersosa die Haupt stücke waren. - Vor einer umfangreichen Kommode, deren Schlüssel sie stets um den Hals trug, blieb sie stehrn. In die oberste Schub lade wurde zunächst die groß« Klcidertasche entleert: Kaffee bohnen von dem Aroma, das Herr Festegang zu silieren v«rstand, purzelten heraus, Zuckerstückchen und jene schönen grünen Hustenbonbons, wie sie unten auf dem Ladentische standen. Frau Heinemann kicherte in sich hinein, daß die Kinn laden wackelten. „Der sollte wissen, wie schön mein Stubenschlüssel zu fei nem Laden paßt!" Aus einem mit Jngwerlikör gefüllten Fläschchen, das aus einer zweiten Kleidertasche spazierte, Burd« erst ein kräftiger Schluck genommen, ehe «s in die Kommode kam. Dann wur de der Schlüssel wieder um den Hals gehängt, denn sie trennte sich sogar nachts nicht von ihm. Don allem brauchten natürlich die da unten nichts zu wissen. Es war genügend, wenn dann und wann ein Tütchen Reis oder Graupen für sie abfiel. — Am folgenden Tage gab es in Lagkwiese «in großes Wunder», das nicht immer frei von Schadenfreude war. Kichernd erzählte es einer dem andern: man hatte dem Wasser-Mochan die Arbeit erleichtert, über Nacht die Aepfel von den Bäumen geschüttelt und sein sortiert aufgeschichtet. Aber wer das Wunder beaugenscheinigen wollte, mußte sich beeilen, denn die Olga schafft« fleißig, die Aepfel in Sicher heit zu bringen, während Mutter Mochan ängstlich aufpaßte, ob nicht jemand dr« Gelegenheit zur Aepfelprobe benutzen würde. ' i (Forts, folgt.) PMikcde Nscdllcbten Berlin, 3. 12. Der Bevollmächtigte Winnig telegra phierte üb«r die Lage in Estland, daß die Uebergabe der Pro vinzialverwaltung an die Esten am 13. November, erfolgte. Am 30. November hat ein« russische Kriegsflotte von sieben Einheiten Narwa und Umgebung mit schwerem Feuer belegt. In den Verhandlungen mit den estnischen Behörden wurde vereinbart, daß-die Esten Waffen' und Munition, sowie 150000 Mark erhalten ZM Sicherung des Abtransportes der Armee hat der Bevollmächtigte gemeinsam mit dem Soldatenrat und dem Oberkommando einen Ausruf zur Bil dung einer freiwilligen Nachhuttruppe erlassen. Dte Franzosen verlangen auch die . Besitzung der östlichen Brückenausgänge pd Berlin, 4. 12. Durch die Waffenstillstandskommission ist nunmehr endgültig festgestellt worden, daß die Städte Frankfurt a. M. und Darmstadt nicht beseht werden dürfen, sondern in die neutrale Zone fallen. In einer der letzten Sitzungen machten die Franzosen auf die deutschen Vorstel lungen geltend, daß die Entente infolge des ihr zusteyendeis Rechts d«r Polizeikontrolle im neutralen Gebiet auch die Mög- lichkeit haben müsse, die Ostausgänge dor Rheinbrücken durch Posten zu besetzen. Dmtfch-natiMLte Voltspartei pd Berlin, 3. 12. Die neue von allen Gruppen der bisherigen Rechten zusammengesetzte deutsch-national« Volls parter Mrd sich in den nächsten Tagen konstituieren. Den Vorsitz wird voraussichtlich der Abgeordnete Dietrich (Kons.) übernehme». Auch Graf Westarp wird der Parteileitung angehören. Dagegen wird der Abgeordnete von Heydebrand, der schon vor der Revolution eine neue Kandidatur im Reichs tag abgelehnt hat, sich endgültig vom politischen Leben zurück ziehen. * Vor dem Streit im Saarrevier? pd Die Bergleute des Saarreviers verlangen sofortige Einführung des Achtstundentages. Sie drohen mit Streik ausbruch und wollen die Ausführung nach Ablauf von acht Stunden mit Gewalt erzwingen. Die Direktion wandte sich an den französischen Kommandanten, der verfügte, daß auf den Saargruben bezüglich der Arbeitszeit und Löhne nichts geändert werden dürft, ohne zuvor die Genehmigung des französischen Kriegsministers einzuholen. In St. Avold erstürmte, wie das „Berl. Tgbl." meldet, der Pöbel das Proviantamt und die Jnfanteriekasern«,«plün derte und legte Feuer an beide Gebäude, die niederbrannftn. Die französischen Besatzungstruppen wurden zu Hilfe gerufen, die die Angreifer vertrieben, wobei vier Personen getötet wurden. Weitere Plünderungen und Brandstiftungen erfolgten in Tetinge», sowie in Helgeringen. Stürmung der Räume der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" pd Essen, 4. 12. Im Anschluß einer Versammlung der Spartakusgruppe tm städtischen Saalbau zog gestern abend gegen h,8 Uhr eine große Menschenmenge unter Führung von bewaffneten Mannschaften der Bürgerwehr und des Arbeiter und Soldatenrate« vor da» Gebäude der „Äbeinisch-Westsälischen Zeitung". Die Bewaffneten verschafften sich mit Gewalt Ein gang, erbrachen die verschlossenen Türen und stürmten das Ge bäude. Die Menge drang in die Setzerei und die übrigen technischen Räume, warfen die Sytzkästen durcheinander und erzwangen die Einstellung de» Betriebe». Die Mannschaften der Volkswehr drangen auch in die Geschäfts- und Redaktions- räume und erzwangen unter Androhung von Waffengewalt die Einstellung jeglicher Tätigkeit. Da« gesamte Personal der Zeitung mußte da» Gebäude verlassen, da» vom Rate der Volks- wehr besetzt wurde. Die schwarz-weiß-roten Fahnen wurden eingezogen und an ihre Stellen rote Fahnen gehißt. Der Kom mandant der Bolkswchr hielt vom Balkon de» Gebäude» au» eine Ansprache an die Menge. Ebenso wie die »Rhein.-Westf. Zig." wurde auch die im Gebäude der Zeitung befindliche Druckerei des „W. T.-B." von den Eindringlingen besetzt. Auch hier wurde die sofortige Einstellung de» Betriebes erzwungen. Das Personal mußte gleich sall» die Büroräume verlassen. FrleL«u»schl«h im Frühling vd Washington, 4.12. Wilson sagte in seiner großen Rede im Kongreß u. a. noch: Ich glaube, wir dürfen auf einen for mellen Abschluß des Kriege» durch Vertrag bei Beginn de» Frühlings hoffen. Ich benutze diese Gelegenheit, um den Kon- , —
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