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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 29.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191811292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181129
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-29
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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2« lpAl ' Dieser Tag« traf «in junger 22jähriger Unteroffizier von «inem Fußart.-Batl. hler «rn. Er war in Rumänien knapp der Gefangenschaft entronnen und unter schwierigen Verhältnissen in IOtägi.i«r Bahnreise bis Chemnitz gekommen, von wo er abends mit dem letzten Zug« nach Rohwern wollte, in dessen Nachbarschaft (Ossig) sein Elternheim liegt. Er kam zu svät, der Zug ging ja nur bis Hainichen. Bon selbst- verständlicher Menschenpflicht erfüllte Leute aus hiesiger Ge gend nahmen sich des bereits stark Fiebernden an, gaben «hm pflegliche Unt«rkunft»und geleiteten ihn anderntags heim ins Elternhaus. Zu spät! Der brave, ordengeschmückte Krie ger, der alle Kriegsgefahren glücklich überstand, brachte von feiner abenteuerlichen Heimfahrt den Todeskeim mit. Nach drei Tagen Krankenlager folgte er seinem vor "Jahren ge- fallenen einzigen Bruder und lieh sein« Eltern kinderlos zurück. In dieser kleinen Erzählung Lgt eine erschütternd« Tragik. Dah der junge Held, nachchm drauhen der letzte Schuh gefallen, zu spät heimkam uiid seinen Eltern es nicht mehr möglich war, in ihm ihren Einzigen dem Tode zu ent leihen, ist so tief betrübend, dah einem die Worte fehlen, um dem ganzen Jammer Ausdruck zu geben. Dieses furcht bar«: Zu spät! Und doch, wo man heute hinblickt auf das deutsche Volk, stöht man, bildlich gesprochen, auf die Geschichte des todwund zu spät heimgekehrten Kriegers, lleberall und überall das Zu spät! Als Prinz Mar in den ersten Oktobertagen die Regierung übernahm und sie auf als Mittellinie so begrühenswerte demokratische Grundsätze stellte, da war es die üblichen fünf Minuten zu spät. Als das putsche Volk durch diese Regierung zu einem wirklich ernst gemeinten Verständigungs- und Vergleichsfrieden sich bereit erklärte, war «s zu spät; Ludendorff erkannte zu spät, dah «r sich über uns«r Heer geirrt, als er aus das Friedensangebot drang. Es war auch zu spät, als der Kaiser dem Druck der Verhältnisse nachgab und «ntsagte, acht Tag« früher hätten dem deutschen Volke — vielleicht!? — andere Verhältnisse gebracht. Seit Wochen fordert das deutsche Bürgertum andere Ausgestaltung der A.- und S.-Räte und Heranziehung zur Mitarbeit, seit Wochen verlangt das deutsche Volk Besei tigung der ganz einseitigen Klassenherrschaft und Aufrufung der Nationalversammlung. Bisher vergebens. And wenn endlich diesem Wunsch Erfüllung wird, dann wird es zu spät sein! O, wie gern möchten wir, dah wir uns hierin täuschen, dah es einmal nicht heihen muh: Zu spät. Aber wir sind der Ansicht, dah es vielleicht heute schon zu- spät ist. Unser deutsches Volk treibt, Gatt sei's geklagt, auf der schiefen Ebene. Die gewollte Einheit, der Wunsch nach einem großen, in sich geschlossenen, nach auhen Achtung gebietenden Freistaat hält noch die Oberfläche überzogen, aber darunter glrmmi ein Brand, der immer mehr anschwelt, der fast unaufhaltsam droht, Lie täuschend« Oberschicht zu vernichten. Bayern und das übrige Süddeutschland machen aus ihren Eipansionsgelüsten, aus ihrem Für-sich-gehen kaum noch ein Hehl. Hier und da raunt es von einer rheinischen, von einer norddeutschen und neuerdings sogar von einer ostdeutschen Republik oder Freistaat, wie man in deutscher Bezeichnung die neuen Volksstaat«n nennt. lleberall auf dem W«ge zum deutschen Einheitsstaat türmen sich Berge, wolkenhoch und schwer, voller Abgründe und Schluchten. Riesengroß sind die Aufgaben, diesen Weg so zu ebnen, dah das deutsche Volk ihn gehen kann. Die Macht eines Bismarck gehört dazu, diese Ausgabe zu erledigen. Herr Ebert hätte vielleicht die Kraft, wenn^er sie nicht vergeuden mühte zur Bekämpfung der Widerstände im eigenen Lager. Die geradezu antideutsche Politik des Bayern Eisner, die antipodischen Treibereien der Radikalen in Berlin, die Verworrenheit m den Obliegenheiten und d«n Kompetenzen der Arbeiterräte, die Differenzen zwischen der Berliner Rich tung und d«m Heer, das keine Gesinnungslumperei treiben will und geordnete Zustände wünscht, — all das ist zuviel, als dah «s noch gemeistert werden könnte. Zu alledem kommt, dah die Entente das System der Arbeiterräte als bolsche wistisch ansieht und im Auslande den Eindruck verbreitet, dah Deutschland in den Händen der Bolschewisten ist, dah «s ' infolgedessen Lebensmittel nach Deutschland nicht hereinläßt und auch von Friedensverhandlungen vorläufig nichts wissen will. Die Entente weih, dah ihre Annahme nicht ganz stimmt, aber es paht so gut in ihr Programm und warum sollte sie die Gelegenheit nicht nützen, zumal ihr von Bayern noch so gut in die Hände gearbeitet wird. Wer es ehrlich mit dem deutschen Volke meipt, wer es retten will aus tiefster Not, der muh unbedingt auf dem Standpunkt stehen: Lieber morgen die Nationalversamm lung, als übermorgen, denn übermorgen ist es möglicherweise schon zu spät. Scheidemann hat «inen Weg gewiesen, wie schnellstens die Nationalversammlung zusammeizgebracht wcr- v«n kann, ohne dah Heercsangehörige benachteiligt werden brauchen; die Dresdner Wahlen haben gezeigt, dah es geht, wenn auch nicht ganz korrekt. Ab«r es kann gehen; wo «in Wil.« ist, da ist auch «in Weg. Warum muh «s denn b«i d«n Stadtverordneten- und Gemeinderatswah.en gehen, di« bereits für Dezember im ganzen Lande vorgeschrieben sind- Scheunigste Wahl zur Nationalversammlung ist da; einzige Mittel, das deutsche Volk vor dem Schlimmsten zu bewahren. Aber nicht erst im Januar oder Februar, dann ist es unbedingt zu spät. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dah im Februar ein Deutschland in seiner jetzigen Form gar nicht mehr vorhanden sein wird. Noch im Dezember muh die National versammlung zusammentreten können, wenn Rettung gebracht werden soll. ,t Wir waren im Krieg stets Optimist. Und noch heute sagen wir: Mit Recht! Es war unsere Pflicht, im Volke den G.auben an den Sieg zu erhalten und das Volk zum Endsiege führen zu helfen. Leider kam es dazu, dah unser Volk di« Nerven zu früh verlor und die letzte Viertelstunde den Feinden gehürte. Wir sind der festen lleberzeugung: Einen Winter- fe.dzug hätte «s nicht mehr gegeben; hätte das deutsch« Volk noch wenige Wochen ausgehalten, der Zusammenbruch, der uns betroffen, wäre auf feindlicher Seit« b«im französischen und italienischen Volt «ingetret«n. Aber so optimistisch wir früher in die deutsche Zukunft sahen, so pessimistisch müssen wir es heute angesichts der betrübenden Verhältnisse und noch betrübender«« Ausblicke in Zukunft tun. Kommt nicht schleu nigst die Nationalversammlung, dann wird das, was wir vor vier Jahren als englisch-französische Utopien ansahen, zur Wirklichleit: Das Deutsche Reich wird aufgelösten eine Anzahl Staaten, die unter der Oberkontroll« der Westmächtc stehen. In nicht mehr ferner Zeit werden wir Engländer und Franzosen, viel.eicht auch Italiener und Amerikaner nn Lande haben, welche auf „Ordnung" sehen ünd die Auf teilung Deutschlands vollenden. Soll es dahin kommen, soll das deutsche Volk unter Vormundschaft gestellt werden, weil es nach Ansicht der Entente politisch nicht reif ist zur Selbst verwaltung. Soll diese Vernichtung des Reiche« di« Frucht sein aus der Saat, welche Millionen der Besten unseres -volle» drauhen gestreut? , , Die sofortige Wahl der Nationalversammlung ist möglich, sie ist unbedingt notwendig. Wer sie hintertreibt, ladet schwerste Schuld gegenüber dem Volksganzen quf sich! Solf will MÜckireten? l Berlin, 28. 11. Obwohl noch gestern abend die Nach richt verbreitet worden ist, dah Staatsstkrejär Dr. Solf trotz seines Konflikt«; mit Eisner nn Amte bleiben werde, und zwar mit Rücksicht aus die internationalen Beziehungen, scheint es doch, dah in kürzester Zeit, vielleicht schon heut«, der Rück tritt Dr. Solfs «rfvlgen solle. IN diesem Falle beabsichtigt - wie die „Voss. Ztg," hört, di« gesamte politische Abteilung des Auswärtigen Amtes ebenfalls zurückzutreten. Ls scheint ferner nicht ausgeschlossen zu sein, dah die am Schluh der Reichskonferenz laut gewordenen Angriff« gegen andere Mit glieder d«r Neichsregierung, sowie gegen die nachdrückliche Un terstützung dieser Angriffe durch den Münchener A.- und S.-Rat die Solidaritätserklärung auch einzelner sozialistischer Mitglieder mit dem Staatssekretär Dr. Solf zur Folge haben wird. — Wir gehen immer weiter dem Abgrund zu! Die kommende NationalvcrsamnMng nicht in Berl'n l Wie die Germania mitteilt, wird in politischen Kreisen die Frage, ob di« kommende Nationalversammlung in Berlin tagen könne, glatt verneint. Die Spartakusgruppe und das, was um sie h:rumhängt, würde vor dem Versuch nichr zurückschrecken, gegen ein Parlament, das ihrem.Willen nicht gefügig ist, all« Ätittel des Terrors anzuwenden. In Berlin beherrscht Liebknecht in der Tat di« Lage. Die „Germania" nimmt an, dah ung«fähr hunderttausend Zivilisten in Berlin rm Besitz von Waffen, Gewehren, Revolvern usw. sind. .Dazu seien aus den Depots grohe Mengen von Munition und Handgranaten entwendet worden. Fern«r sei Las Berliner Militär zum Teil ohne Waffen, zum anderen Teil völlig unzuverlässig. Eine Nationalversammlung aber müsse ohne Beeinflussung der Straße und unabhängig von äußeren Ein wirkungen ihre Beschlüsse fassen könn«n. Var gaure äeutlcbe vollr lov bM« Churchill hat in Dundee eine Rede gehalten und u. a. gesagt, daß der Völkerbund kein Surrogat für die Herrschaft der englischen Flotte wäre. Er erklärt«; daß von den deutsch«« Kolonien lein« einzige zurückgegeben werden solle. Ebenso wenig wie irgendein eroberter Teil der Türkei. Uebsr di« Friedensbedingungen sagte Churchill, die deutsch« Natron ist als Ganzes für diesen Angriff schuldig und muh als Ganzes dafür zahlen. Die richterlichen Beamten der Krone find damit beschäftigt, diese Frage zu untersuchen und Anklageschrif ten gegen solche Personen, die sich der Uebertretung der Kriegsg«s«tze schuldig gemacht haben, aufzustellen. „Daily Telegraph" schreibt über die bayrischen Enthül lungen über den Ursprung des Krieges: Somit kommt bon »allen Seilen die Bestätigung der lleberzeugung, welch« die Verbündeten seit langem gehabt haben. Wenn die Frag« auf taucht, warum die einzelnen deutschen Völker so hartnäckig darauf bestehen, ihre schmutzige Wäsche vor der Oeffentlich- keit zu waschen, dann ist wahrscheinlich di« Antwort, daß sie ein für allemal die preußische Herrschaft zu verdammen suchen. Vielleicht werden schließlich zwei Republiken entstehen, eine mit der Hauptstadt in Frankfurt, die andere mit dem Zen trum in Berlin. Wir können nur hoffen, daß Deutschland die eine oder andere dauerhafte Regierungsform errichten wird, aber wir können keinen Unterschied machen zwischen den verschiedenen Teilen des ehemaligen Deutschen Reiches, oder gewi.se Staaten von der Verantwortlichkeit befreien. — 'Das Blatt schließt aus den Enthüllungen über die Schuld am Kriege, daß die bayrisch« Regierung darauf ausgehe, einen Bruch mit Berlin herbeizuführen und eine Annäherung an die Verbündeten zu.suchen. Die „Times" schreiben: Bayern wird sich mit seinen Enthüllungen in den Augen der Ver bündeten nicht reinwaschen. Der Verband wird nicht mit Rechthabern verhandeln. statasNopden-VSmmemiia Konflikt Mischen Regierung und Heeresleitung . d Vor den Arbeilerräten Groß-Berlins sprach am Mitt woch vormittag Emil Barth vom Vollzugsausschuß über die wirtschaftlichen Fragen: Wenn man in Len Kreisen der Arbeitnehmer so weiter arbeiten wolle, wie dies augenblicklich geschehe, so müsse die Regierung bald am Ende ihres Könnens sein. Das deutsche Volk stände in der Ernährungsfrage vor einer Katastrophe, wie sie schlimmer nicht gedacht werden könne. Die Verhältnisse lägen so, daß wir in vierzehn Tagen kein Fett, in wenigen Wochen k«in« Kartoffeln und in drei Monaten kein« Brotfrucht mehr besäßen. Noch schlimmer aber lägen die wirtschaftlichen Verhältnisse. Man bedenke nur, welche Katastrophe die Koh lenfrage unweigerlich h:raufbcschwören müsse. Man könne geradezu sagen, daß die Genossen im Kohlengebiet d«m gan en deutschen Volk« durch ihre nicht zu vertretenden For derungen in den Rücken fallen. Man hab« durch das Eingreifen dir Regierung den Koh'enarbettern den von ihnen verlangten Tag«slohn von 25 Mark sowie den achtstündigen Arbeitstag bewilligt, und trotzdem verstehen sich diese Menschen nicht dazu, im Interesse der Menschheit sich dem Ganzen einzufügen. Wenn kein« Aenderung in d«r Kohlenförderung eintritt, so wird Deutsch land in 14 Tagen weder Gas noch Elektrizität besitzen- Täglich treffen Delegationen der Osttruppen ein, die sagen: „Helft uns, oder wir erleiden das Schicksal der napo leonischen Armee an der Beresina." Dann kam Barth auf das Verhältnis Ler neuen Re gierung zur Oberstin Heeresleitung zu sprechen. Am Dienstag ist es zwischen der Generalität und dem Soldatenrat in Lennep zu «rn«m b lu ti gen Zusammenstoß gekommen. Man hat die Mitglieder des dortigen Soldatenrates verhaftet. Noch ist die SchuILfrag« nicht geklärt, aber das «jn« sei sicher, wenn irgendein General, Ler da glaubt, sich auf sein« Truppen verlassen zu können, es wagen sollte, an irgendeiner Ecke des Reiches eine Gegenrevolution anzuzetteln, w«nn er «s wagen sollte, «inen Mann der neuen Regierung an die Wand zu stellen, dann werde man gleiches mit gleichem ver gelten. Das Kabinett hat der Obersten Heeresleitung d«n Befehl gegeben, sich von Kassel nachB « rlin zu ver fügen. Es hat ferner die sofortige Absetzung des Generals v. Eberhardt verlangt. Noch ist zur Stund« keine Antwort der Obersten Heeresleitung eingelaufen. Doch hoff« man, daß die militärischen Stellen st^ getreu ihrer Zusicherung dem Willen der Regierung beuM werden. „Kein Brot für Bolschewisten" d Wie di« Zeitungen in Ncwyork melden, hat Li« amerikanische Regierung über die Ernährungsfrage kn Deutsch land verschiedene Informationen von Sachverständigen «in- geholt, um festzustellen, ob die deutschen Angaben über ein« Hungersnot auf Tatsachen beruhen. Nach dem Gutachten dieser Sachverständigen soll Deutschland bis April, eventuell bis Mai, genügend L«bensmitt«l besitzen. Die Zeitungen schla- ' gen vo», Lebensmittel nach Europa zu schicken, sie aber vor- ! läufig in den an Deutschland angrenzenden- Ländern aufzu ¬ stapeln und vorerst abzuwarten, wie sich die Lage in Deutsch land entwickle und ob di« Ruhe aufrechterhalten werben könne. Man müsse nach dem Grundsatz« verfahren: Kein Brot für Bolschewisten. l Es wird schleunigst« Aufgabe der deutschen Regierung sem, die Entente darüber aufxuklären, daß wir keineswegs bis April oder Mai mit Lebensmitteln versorgt sind, son dern in wenige Wnochen vor der Hungersnot stehen. ! sranirrelcb über äieäeutkcdestevolxisn ! Die „Basier Nachrichten" veröffentlichen ein Telegramm > ihres Basler Mitarbeiters, in dem dieser erklärt, wie man > in Paris über die deutsche Revolution denkt. Der KorrH- spond«nt schreibt u. a.: Di« meisten Franzosen haben sehr wenig Vertrauen zu der neuen deutschen Republik. Sie sind l der Ansicht, man habe in Deutschland die neue Staatsform i angenommen, weil man auf diese Weis« billiger« Friedens bedingungen «rhoff«. Jn Wirklichkeit hab« »n Deutschland ' niemand, zum minixsten di« leitenden Kreis« nicht, die Ge sinnung geändert. Die Außenmaschine lause unter der neuen Etikette weiter. - Im Grunde treibt Ebert k«in« andere aus- ' wärtige Politik, wie Prinz Mar von Baden. Der jetzige Waffenstillstand sei nicht das Werk d«s Neuen deutschen Bun des, noch das Werk des Prinzen Mar, ».och das Eberts. Der Waffenstillstand sei angesichts der militärischen Lage erlangt worden. Schon Prinz Mar hab« versucht, aus der schlech ten diplomaiischen Lag« die bestmöglichen Vorteil« zu ziehen. Der Sozialist Ebert ahme nicht nur das Beispiel, sondern auch die Methoden seines Vorgängers nach. Di« Taktik ' des Prinzen s«i gewesen, Wilson von den Alliierten zu trew ! nen und ihm «in« besondere Stellung einzuräumen, damit er leichter die Roll« des Schiedsrichters übernehmen könne. Dreses Manöver s«i nicht vollständig mißglückt, hätte aber,' nicht di« Folgen gehabt, die man in Deutschland erhofft upd in Frankreich gefürchtet hatte. Der zweite Gedanke der deutschen auswärtigen Politik, ist nach französischer Auffassung die Angliederung der Deutsch-Oe sterr«ich«r, und man glaube, daß hier mehr Aussicht auf Erfolg vorhanden sei, als bei den Versuchen, einen Keil zwischen die Ententemächte und die Vereinigten Staaten zu treiben. D«r Artikel besaßt sich dann mit der möglichen Angliederung Deutsch-Oesterreichs an Deutschland und weist darauf hin, daß die Entente viele Mittel und Weg« habe, um den Deutsch-Oesterreichern zu zeigen, wo ihre wahren Interessen liegen. kin Reknif der feMeerer An alle Arbeiter- und Sokdat.nräte in der Heimat! Kameraden! Arbeiter! Jeder Tag bringt uns neu« Be weise der Herzlichkeit, mit der ihr unsere heimzichenden Kameraden empfangt. Habt unseren Dank dafür! Leider begegnen unsere Brüder aber in einzeln«» Städten einem gewesen Mißtrauen. Man fürchtet, sie ständen den Errungen schaften der Heimat feindlich gegenüber. Kamerad«»! Ar- cheiler! Nichts ist weniger begründet als ein« derartige Befürch tung. Denn das Feldheer stellt sich rückhaltlos auf den neuen Boden und dankt allen in der Heimat für die ge schaffene Freiheit. Nie und nimmer werden die Feldtruppen der Reaktion die Hand bieten. Ci» Narr nur kann behaupten, daß sie Lie Wiedereinsetzung der alten Gewalten herbei wünschten, unter den«» gerade sie so schwer gelitten haben. Das Feldheer will Ruh« und Frieden. Daher bitten wir all« Arbeiter- und Soldatenrät« d«r Heimat aufs dringendste, die hämkehrenden Truppen in jeder Weise zu unterstützen. Brüder! Vergeßt keine Stunde die ungeheure Gefahr, in der wir Schweben. Jeder einzeln« muß das äußerste aufbieten, um zur Ordnung mitzurwrken. Es darf nicht zum Zwiespalt zwischen d«n Frontsoldaten- und den Heimaträten kommen. Wir haben di« Freiheit, aber nur Zucht erhält sie uns. Vereinzelt dringen Klagen zu uns, daß dis Arbeiter- und Soldatenräte in Verkennung der Lag« den zurücklehrenden Truppen Wagen, Betriebsstoff« und Ge rät« abnehmen und die Lösung der ungeheuer schweren Auf gabe des Rückmarsches hemmen. Noch ist es Zeit, noch können wir Friede»,. Brot und Freiheit sichern. Aber Mann für Mann muß «instehrn für Vernunft und Ordnung. Nur dann kann es glücken, nur dann. Der Vollzugsausschuß des Soldatenrates bei der Obersten Heeresleitung. Aar Nie äeuttcb« Wählerin willen muK Die BiLcartung dr» Wahlrechts Ein junges Mädchen von zwanzig Jahren stand früher rm allgemeinen nur vor Ler Wahl des künftigen Gatten; rn "der modernen Zeit, in der es schwieriger wurd«, «inen Lebensgefährten zu finden, kam noch die Entscheidung wegen der Wahl eines Berufes hinzu, wenn dies« nicht schon früher erfolgt war. Jetzt sollen nun alle Mädchen und Frauen, die über 20 Jahre alt sind, .Abgeordnete zur Volksvertretung des neuen Deutschland wählen, also gewissermaßen zu einem republikanischen deutschen Reichstag. Warum ruft man jetzt die weibliche Bevölkerung dazu auf, während früher allein die Männer wahlberechtigt waren? Die Männer waren zu der Zeit, als die Volksvertretun gen und die Wahl«n zu denselben in Deutschland ringeführt wurden, nicht allein die Träger der militärische» Dienstpflicht, Lie rn den Kriegen ins Feld mußten, sie waren auch die Haupt- träger der Steuerpflicht. Für die Frauenwelt bestand als Hauptberuf d«r der Hausfrau, die durch das Walten für Mann, Kinder und Haushalt vollständig in Anspruch ge nommen wurde. Deshalb «rhielten ausschließlich di« Männer das Wahlrecht, als es sich darum handelte, durch gewählt« Abgeordnet« an der Leitung der, Landesgeschicke und der Be- wi..igung der Staatsausgaben mittuarbeiten. Jn d«n letzten dreißig Jahren haben sich dann di« Ansich ten über die Stellung und die Tätigkeit des weiblichen Geschlechts vielfach geändert. Man mcinte, daß tüchtig« Frauen rn ihrer häuslichen und beruflichen Tätigkeit ebensoviel leisten könnten, wie «in tüchtiger Man», daß sie deshalb auch größer« politische und staatsbürgerliche Rechte beanspruchen könnten. Das heißt, man verlangte für sie das Wahlrecht und di« Zulassung zu allen Berus«», auch staatlichen Aemtern, die für ein« Evatochter geeignet sind. - Diese Forderungen der modernen Frauenrechl« fand«» besonders Beifall und teilweise Verwirklichung in «in«r Anzahl nordamerikanisch«r Staaten, in englischen Kolonialstaaten, in Dänemark und in Norwegen. In Deutschland, der «igent- tchen Heimat der Familie, konnte man sich nur nach und nach mit einzelnen Forderungen de« neuen Frauenrecht» befrennden.
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