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« S«ÄK Z ?Z?G Frankenberger Erzähler UvterhattungSbeilage zum Frankenberger Tageblatt M- 12» Sonntag den 1. Dezember 1818 November iy,s Und fiel« mit den letzten Blättern die letzte, welke Hoffnung ab, wir stoßen stolz in Sturm und Wettern die Wurzeln fieser nur hinab. Wir trotzen, ob auch unserm Volke Verderben droht von Feindesgier, und schweigt uns Gott in schwarzer Wolke — je dunkler Er, je treuer wir. Mitau, 18. 11. 1918. A. Btz. Tie Mlwöedeus Roman von Fr. Lehne 16 , Nachdruck verboten Blatz und zitternd stand Lore da, und wider ihren Willen tropften aus ihren Augen große Tränen. Da schmiegte sich eine weiche Kinderhand in die ihre. „Nicht weinen, Fräulein Lore!" flüsterte Cäcilie. „Dieser kleine Kasfeefleck ist doch gar nicht der Rede wert." Aufs peinlichste war Graf Ottokar von 'der unmoti- vrerten Heftigkeit seiner Frau berührt. „Ah, mein Freund," höhnte sie, „ich weiß ja, datz du alles entschuldigst — bei andern! — — Fräulein Berger, wenn Sie empfindsam sein wollen, dann.g«hen Sie auf Ihr Zimmer —^ch mag Ihre Tränen nicht sehen!" herrschte sie das junge Mädchen an. Schweigend entfernte sich Lore; wie ein Hündchen lief Cäcilie hinär ihr her. „Natürlich! „Hinkechen" mutz bei ihrer Lore sein! Da bist sogar du Nebensache, Rüdiger," spöttelte Lella in herz loser Weise. Sie sah "den eiskalten, abwehrenden Ausdruck aus des Legationsrat Gesicht. — „Es ist ja lächerlich, wie ihr euch um die Kokette habt." „Fräulein Berger ist keine Kokette; sie ist eine hoch anständige, jung« Dame, das gebt Baron Dultach zu ver stehen!" Gräfin Lella hielt sich di« Ohren zu. „Wie ihr euch des Mädchens annehmt! — Ich kann sie kaum noch sehen, wenn sie so mit ihrer Prinzefsmnemniene herumgeht! — Am liebsten schickte ich sie morgen schon fort, wenn sie nicht bei Ossi und Sissi während meiner Abwesenheit bleiben mützte! Ehe sich die Kinder an jemand anderen ge wöhnen, vergeht Zeit. Ich würde mich sorgen, und das wäre von Nachteil für mein« Kur in Franzensbad. Aber dann, sobald ich zurück bin " sie vollendete ihre Worte nicht, sondern seufzte — „ach man hat es zu schwer mit den Leuten, «he man das Richtig« findet!" „Und dann, wenn man es auch wirklich gefunden hat, versteht man es doch nicht zu schätzen und zu halten," bemerkte Rüdiger mit leisem Sarkasmus. Er erhob sich jetzt, da es Zeit für ihn zur Abfahrt war. „Du stellst das Bild nicht aus, ich will es nicht —" Gräfm Lella stand im Atelier vor dem Bilde, das ihre Kinder mit ihrer Erzieherin im Obstgarten darstellte. Es war wieder einmal eine stürmische Auseinandersetzung im Gange. Ergeben saß Ottokar auf der Chaiselongue, einen nervösen gequälten Zug im Gesicht. Eine offen«, flache Bilderkiste stand am'Fußboden, die dazu bestimmt war, das Gemälde aufzunehmen. „Warum nicht, Lella? Es ist ein Werk, an dem ich nach so vielen Jahren endlich einmal Freud« habe!" Beschwörend van- seine Stimm«, und bittend sah er seine Frau an. Sie trat so dicht zu ihm heran, baß ihr Atem ihn an wehte. „Wenn man solch' vollkommenes Modell gehabt hat, be greife ich das — so vollkommen war bi« Mutter der Kinder allerdings nicht!" Lischest« sie, und sie stampfte mit dem Fuße auf. — „Noch einmal, ich will es nicht! Ich dulde es nicht, daß dieses Bild aus dem Hause kommt — "ich habe genug an den bisherigen Blamagen." Da raffte er sein bißchen Energie zusammen. „Darüber habe ich zu bestimmen! — Das Gemälde stelle ich im Münchener Glaspalast aus, und morgen schon geht es fort — noch vor Pfingsten." „Dieser Kitsch — -ch gratuliere!" Sie lachte boshaft und gereizt. „Glaubst du, einen Abnehmer dafür zu finden?" „Den habe ich schon. — Rüdiger hat mich darum ge beten." "Sie stieß einen höhnischen Laut aus. „Ahnst du etwas? Doch nur wegen der B«rger! Die Kinder sind ihm da Nebensache — er hat genug Photo graphien von ihnen!D-e Berger geht euch ja Aber alles." „Wenn sie dir so viel Aergernis gibt, dann schicke sie doch fort. Ich hindere dich nicht daran. Die Krnder kommen dann aber in ein Institut. Eine andere Erziehe rin will ich hier nicht wieder sehen, damit »dein« wahn sinnigen, grundlosen Eifersuchtsszenen endlich ein Ende haben!" „Ich bin nicht eifersüchtig, mein Freund! Denn Eifer sucht setzt Liebe voraus," erwiderte sie voller Hohn. „Bilde dir das nur nicht esn — hazu bist du mir viel zu gLjich- gültig. Du kannst tun, was du willst! — Aber ich lasse mich nicht zurücksetzen und maßregeln um solche Person, wie du und dein Bruder es belieben. Du vergißt wohl, daß du mrr Dank schuldig bist! Wäre ich nicht gewesen, so würdest du längst in die Alltäglichkeit versunken sein — bei deiner ver flossenen Eastwirtstochter Wirlberger." „Glücklicher und zufriedener wäre ich gewesen, diese Ver sicherung kann ich dir Leben! Du hast die Gastwirtstochter an Größe, an Würde und Schönheit nicht erreichen können. Zu spät hab« ich erkannt, was ich aufgegeben! Das elende Leben an deiner Seit« ist für mich kaum Straf« genug für das, was ich meiner Maria «inst zugefügt habe — aus verblendeter Leidenschaft für dich Deshalb ertrage ich es auch geduldig, obwohl es mir manchmal selbst verächtlich erscheint." „Dann gehe doch zu deiner Maria zurück," kreischte sie, ich halte dich nicht." „Ich wollte, ich wäre tot, Lella. Du treibst mich noch zum Aeußersten! Lange ertrage ich dieses Leben nicht mehr." „Und du hast mrr das meine verdorben! Meine Ju gend habe ich dir geopfert — du bist nur der Schatten eines Mannes. Hätte ich dich doch nie Lesehen!" Sie war außer sich, und in ihrer sinnlosen Wut schlug sie mit der geballten Faust auf das Gemälde ein, auf die Gestalt Lore Bergers. Die Leinwand riß aus dem Rahmen und die Malerei wurde beschädigt. Wie gelähmt saß er da; er vermochte ihrem sinnlosen Tun keinen Einhalt zu gebieten. Es war ihm in diesem Augenblick auch ganz gleichgültig. Lella hatte das Atelier verlassen. Diese Frau hatte ihm alles Glück der Erd« geben wollen, und von ihr hatte er es erhofft — und was war nun? „O Maria!" stöhnte er auf. Und «in« Heitz« Sehnsucht überkam ihn, sein Gesicht auf Marias weiche, warme Frau enbünde Zü legen, die so lind zu streicheln verstanden, ihr« Stimm« zu hören, di« so tröstend geklungen, wenn sie den schier an sich Verzweifelnden aufrichtete. — Doch das kam nr« wieder; das hatte « verscherzt. Gr mußte nun sein