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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191812044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-04
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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Kl erreichen. Sie sind dabei ohne genügende Bekleidung, Ver pflegung und sonstige Mittel, entgegen völkerrechtlichen Vor schriften und den Vereinbarungen der Waffenstillstandskommis- fronen freigelassen worden^ So sind ft sehr bald darauf an- gewiesen, sich Unterkunft und Verpflegung zu erzwingen, und bilden infolgedessen eure groß« Gefahr dadurch, das; sie sich zu Banden zusammenrotten und womöglich rauben und plündern. Einig« von ihm» sind aber auch tatsächlich in unge nügend versorgtem Zustand« in Feindesland angelangt. So fort hat die englische Regierung gedroht, für den Fall, doch V»e Versorgung und-Sammlung der Kriegsgefangenen nicht ordnungsmäßig vor sich gehe, unverzüglich mit dem Kriege wieder zu beginnen. Die Kriegsgefangenen müssen deshalb unter lallen ^kmständen in den Lagern und auf den Arbeitsstellen so lange festgehalten werden, bis ihr Abtransport auf An weisung der damit betrauten Dienststelle und im Einvernehmen mit den Heimatstaaten erfolgt. Er hat bereits begonnen. Alle Arbeiterräte, Soldatenräte, sowie alle Militär- und Zivilbehörden werden dringend gebeten, die Inspektion und Ären Organe mit allen Kl Gebote stehenden Mitteln in der Durchführung der hierzu notwendigen Maßnahmen zu unter stützen und nicht die Anordnungen der Inspektion zu durch kreuzen. Vie lleipriger Unabbängige« «ollte» Waenbiirg verdakte» Am 1. Dezember tagte nach einem Bericht der „Leipz. Volksztg." in Leipzig «ine Konferenz der A.- und S.-Räte aus dem Bezirk des 19. Armeekorps. Zn dieser Sitzung, die sich mit Aufgaben der Aufklärung im Sinne der A.- und S.-Räte beschäftigte, beantragte der Vorsitzende des Arbeiter rates, Seger, das Große Hauptquartier aufzu- iösen und Hindenburg zu verhaften. Weiter heißt es in dem Bericht: „D'e Vertreter Fritsch und Schleicher aus Chemnitz versuchten Hindenburg herauszustreichen, ft fanden aber auf der Konferenz stürmischen Widerspruch. Der Antrag Segers wurde gegen einige Stimmen angenommen. Das ist bis jetzt wohl das empörendste, was dem deut schen Volke geboten worden ist. Die Veranlassung zu diesem Unerhörten Vorgehen bietet offenbar ein Flugblatt, das mit der Unterschrift Hindenburgs in Massen an die Front soldaten verteilt wird. Es wird darin das gefährliche Treiben der Unabhängigen und Spartakusleute geschildert und gesagt, daß die Entente keinen Frieden gewähren werde, wenn die Spar takus- und Liebknecht-Leute die Herrschaft bekommen. Der Schluß gipfelt in der Aufforderung, daß das Feldheer die jetzige Regierung stützen müsse. Sollte sie gestürzt werden, so muß es die bürgerlichen Elemente wi«der zur Herrschaft bringen, es muß Ordnung und Freiheit wieder in der Heimat aufrichten, es muß die radikalen Elemente besei tigen, damit wir Frieden bekommen und es muß .bolsche wistisches Unheil und Elend von der Heimat abwenden. Es muß jeden, der in die Reihen des Feldheeres Zwietracht ' säen will — Agenten sind unterwegs — hinauswerfen, es muß sein Mitbestimmungsrecht und die baldige Einberufung der Nationalversammlung fordern. Das sei der letzte Dienst, den das Feldheer für die Heimat leistet, Kinder und Enkel werden «s ihm unendlich danken." In diesem einwandfreien Mahnruf Hindenburgs, der sich völlig auf den Boden der Neuordnung stellt, erblickt die ,^L. V." natürlich den Beginn einer Gegenrevolution. Sle stützt sich dabei au/ die Bemerkung, daß die bürgerlichen Ele mente wieder zur Herrschaft zu bringen seien, wenn die Regie rung Ebert durch die Radikalen gestürzt werde. Dieser Schluß ist völlig irrig. Hindenburg legt das Schwergewicht seiner Mahnung auf die Forderung, alles zu tun, um «in Ueber- fluten des Radikalismus zu verhindern. Er zeichnet deutlich die'Gefahr, in der auch die Regierung Ebert durch das wüste Treiben der Spartakus-Leute schwebt. Die Soldatenräte, dl« überhaupt vielmehr auf dem Boden des Tatsächlichen stehen als die vielfach von bolschewistischen Plänen erfüllten Arbeiterräte, werden für die eindringliche Mahnung Hinden- burgs das richtige Verständnis haben. Die Beschlüsse des Delegiertentages der Frontsoldaten in Bad Ems legen "dafür Zeugnis ab, daß die Soldaten für die krassen Verstiegenheiten der Spartakusleute und der Unabhängigen sich nicht einsetzen werden. Und so wird auch der Antrag des Leipziger Ar- s beiterrates bei ihnen die rückhaltlose Abweisung erfahren, ! die er verdiente. ' psllükede vacimcdttn England beabsichtigt alle Deutschen auszuweisen pd Amsterdam, 2. 12. Einer der englischen Kronjuristen namens Smith teilte.in einer Wahlrede in Dover mit, daß die Regierung beabsichtige, all« noch im Lande befindlichen Deutschen auszuweisen. Die Veröffentüchung der GeWmdownwnte pd Berlin, 2. 12. Wie man ersäht, macht di« Reichs leitung die sofortige Veröffentlichung der Geheimdokumente über die Vorgeschichte des Krieges von der gleichzeitigen Oeff- nung der Geheimarchive aller Kriegführenden abhängig. Erkrankung Wilhelms ll. pd Havas meldet aus Amsterdam: Exkaiser Wilhelm ist von einem Nervenanfall betroffen worden. Er beabsichtigt, sich in ein Sanatorium in der Umgebung von Arnheim zu begeben. Nach einer Reutermeldung werden die Mitglieder des Gefolges des Exkaisers, die sich gegenwärtig in Marne aufhalten, sich heute nach Deutschland zurückbegeben. Ueber die Art, wie die Abdankung des Kaisers zustande kam, weiß das „U. T." folgendes mitzuteilen: Wilhelm ll. ' Hat sich stets nur zum Verzicht auf di« Kaiserkrone, nicht auf die Krone von Preußen bereit erklärt. Als die Entwicklung in Berlin schnelle und tiefgreifende Entschlüsse notwendig macht«, tat man dort das Unvermeidliche und erklärte, daß Wil helm ll. dem Thron entsagt habe. Die vollzogene -Tatsache erfuhr der Kaiser selbst im Hauptquartier durch ein am Nach mittag eingetroffenes Wolff-Telegramm, das dann eine zu stimmende Erklärung heroorrief, die der Kaiser sofort nach Berlin richtete. Der „Lok.-Anz." meldet aus Genf: Von London aus soll den Pariser Blättern zufolge Holland laufgefordert wer den, den Verzicht der Kronrechte des ehemaligen Kronprinzen für sich und seine Erben in aller Form bekanntzugeben. Warum Frankreich «ine Volksabstimmung in Elsaß-Lothr'ngen Hintertreibe» will pd Der elsässische Sozialist Grumbach verlangt eine Volks abstimmung für Elsaß-Lothringen, was aber "eine allgemeine j Ablehnung erfährt, da man die Ansicht vertritt, die Ab- ' stimmung liege im deutschen Interesse. Darin liegt, was die Franzosen in ihrem Annerionseifer gar nicht bemerken, das Eingeständnis, daß die Volksmehrheit in Elsaß-Lothringen njcht für Frankreich eingenommen ist, sogar nicht unter der Herrschaft der Bajonette. ! Dir polirischen Ansprüche auf Danzig pd Sembat wendet sich in der „Humaniti" bei Besprech ung der pol,rischen Ansprüche auf Danzig gegen eine lleber- spanming des Nattonasitätenprinzips, dessen alleinige An wendung zu den veruneinigten statt zu den erstrebten vereinig ten Staaten von Europa führen würde. Die deutsch«» Kolonie» Aus Kapstadt wird gemeldet: Was die Zukunft der deutschen Kolonien angeht, herrscht die Ansicht, daß die Einverleibung des früheren Deutsch-Südwestafrrka bei der Union als sicher angesehen wird. Jede andere Regelung würde große Unzufriedenheit unter den Eingeborenen in Südwrst- afrika ebenso wie unter den Weißen der Union, sowohl den Engländern, wie den Holländern, Hervorrufen. Ueber Deutsch- Ostasrika ist die Auffassung mehr negativ als positiv. Nie mand denkt daran, es der Union einzuverleiben. Liman vo» Sanders über de» türkische» Zusammenbruch pd Bern, 2. 12. Der englische Berichterstatter Ward Price hatte in Konstantinopel eine Unterredung mit Liman von Sanders, wonach der General folgendes gesagt haben soll: Im August habe er alle Hoffnung aufgegeben gehabt und Ludendorff telegraphisch um Verstärkung gebeten, wenn eine Katastrophe vermieden werden sollte. Die türkischen Truppen in Palästina, unter denen sich nur 1200 Deutsche befunden hätten, seien so schwach gewesen, weil alle Reserven aus dem Kaukasus und Serbien gezogen worden seien. Er habe dagegen bei Enver Pascha Einspruch erhoben, sei aber überstimmt worden. Er habe dann zweimal um seine Ent lassung nachgesucht, doch habe die deutsche Regierung ihn zum Bleiben veranlaßt. Ein General gegen rote Abzeichen pd Der Oberbefehlshaber der 17. Armee, General der Infanterie v. Mudra, hat in Paderborn eine Bekanntmachung erlassen, in der es heißt: Ich Habe die Kommandogewalt in diesem Abschnitt übernommen. Sämtliche Militär- und Zivilbehörden for dere ich auf, mich kn der Aufrechterhaltung der Rühe nutz Ordnung zu unterstützen. Solltemsich in dem vorgenannten Operationsgebiet Soldaten- und Arbeiterräte gebildet ha ben, so haben sie sich selbstverständlich der militärischen Gewalt unterzuordnen. Das Tragt» roter Abzeichen wird aufs strengste verboten. Der „Vorwärts" richtet im Anschluß an hiese Mit teilung an die Regierung die Aufforderung, General von Mudra sofort seines Amtes zu entheben. Ungar« will — M England pu Berlin, 2. 12. In der großen Sorge um den Bestand des ungarischen Staates in seinen alten Grenzen planen die Ungarn, ihr Land zu einem englischen Dominion zu erklären. König öder Generalgouverneur soll der Herzog von Con- naught werden. Kleine Mitteilungen k Die linlsrMlals Part« in Hamburg beschloß in einer Versammlung den Anschluß an die deutsche kommunistische Partei" und stellte folgende Forderungen auf: 1. Annullierung der öffentlichen Anleihen unter Schonung der kleinen Sparer; 2. Enteignung des Großgrundbesitzes; 3. Enteignung der Großbetrieb« und planmäßige lleberführung der gesamten Wirtschaft in gesellschaftliches Eigentum. Frankenberg, den 3. Dezember 1918. ta Bei der Gemeindeverbandsgirokasse zu Frankenberg sind im Monat November 1918 erfolgt: 226 Zuweisungen von auswärts im Betrag von 142879 M. 11 Pf. 168 ueberweisungen nach . „ , , 183821 , 95 , 210 Ueberlchreibungen am Orte „ „ „ 80333 „ 41 „ f v Feldpost nach Idem Osten. Es wird nochmals darauf Angewiesen, daß Feldpostsendungen (ausgenommen Päckchen und Pakete) an Truppenteile in Kurland, Livland, Estland, Litauen und den besetzten Teilen von Großrußland sowie kn der Ukraine (Heeresgruppe Kiew) noch zugelassen sind. Sie müssen in der Aufschrift den Vermerk „Osten" tragen. fwl 12. Armeekorps. Im Lauf« des 2. 12. treffen voraussichtlich ein Teil des Stabes des Armeeoberkomman dos III in Dresden, Stab und 3. Batterie Fußart.-Batl. 104 »n Umgebung von Meißen, Ers.-Jnf.-Regr. 32 in Königs wartha und Umgebung, Landst.-Jns.-Batl. Dresden XII/1 rü Plefchwitz und Teile des Res.-Jnf.-Regts. 100 in Dres den. — Die 212. JnftDio. ist im Anrollen aus der Ukraine. Als vorderster Transport erreichten am 27. Nov. Stab 1. Abteilung und 1. Batterie Feldarh-Regt. 279 Brest- Litowsk mit dem Ziele Dresden. Die Jnf.-Regimenter 182 und 415 werden zunächst noch zum Bahnschutz zurückbehalten. t IS. Armeekorps. Au» dem Felde lind tm Bereich des 19. Armeekorps nachstehende Stäbe und Feldtruppenteile ein getroffen: Stab Generalkommando 19. A.-K., die Stäbe der 24. 3nf.-Div. und 89. Jnf.-Brig., Regimentsstab und 1. Bataillon Jnf.-Reg. 139, Regimentsstab, 1. und 2. Bataillon 2nf.-Reg. 133, Ref.2ns.-Reg. 106, 6. und 8. Komp., Ers.-2ns.-Rea. 40, 1. Ersatz-Bat. Landw.-2nf.-Rea. 107, die Landsturm.Jnf.-Bat. 19 2, 19 5, 1., 3 und 4. Komp., Landst.-Jnf.-Bot. 19/13, die Landst.- Jnf.-Bat. 19/21, 19 15. 19/12, die Aeld-Rekr.-Dep. der 24.. 40. und 58. Jnf.-Div., 3. Abteilung Fcldart.-Rea. 75, Fußart.-Vat. 161, 7. und 8. BatteKe Fußart.-Reg. 12, Fußart-Bat. 103, Ar- mierungs-Bat. 132 Teile de» Armlerungs-Bat. 25. Stab Artil leriekommandeur 24 (L Azla), 3. Bat. Jnt.-Reo. 181 (^laachou), Fttart.-Rekr.-Vep. 12, Landtturm-Jnf.-Bat. 19/20, Regime» ts- ftab 1. Abteilung Feloart.-Reg. 77 (Leipzig), Pionier-Komp. 264 (Limback). s Für eine geschlossene Front de» Bürgertum». 2n Dresden hat sich ein Sammelausschuß gebildet, der sich zur Aus gabe setzt, eine geschloffene Front de» Bürgertums für die Wah len zur Nationalversammlung in ganz Sachsen herbetzuführen. Der Ausschuß wird zunächst in Dresden selbst seine Tätigkeit aufnehmen und mit den politischen Parteien, den wirtschaftlichen und sonstigen Organisationen in Fühlung treten. Seine Aus dehnung über verschiedene Landestetle ist rn Aussicht genomm en f Die ErnShrungsverhältnisse i» Sachsen. Von zustän diger Seite wird mitgeteilt: Eine allgemeine Herabsetzung der Kartoffelration in Sachsen — nach d«m Muster der Stadt Dresden — wird nicht oyrgenommen werden, dies müßt« vielmehr von Reichs wegen erfolgen. Wo also 7 Pfund Kartoffeln gegeben werden können, bleibt es bei dieser Ration. Die Eingänge aus Posen, bas Lieserungsgebiet für Sachsen ist, sind einigermaßen befriedigend. Die Lieferung der Kartoffeln aus Sachsen selbst geht in der letzten Zeit lebhafter vonstatten infolge des Brennerei- und des Trocknungsverbots. Im Wasserwinkel Ein Dorftoman von P. Redlich (Nachdruck verboten.) „Holskuckuck!" brauste Vater Gottschlich auf. „Nun fang du auch noch an!" Möcht' ich mir den» doch verbitten- Die Hälfte vom Krautgarten brauche ich auch, daß du's nur gleich weißt. Und mit deinem elenden Kropzeug von Hühneroieh wird nun endlich mal zum Winter aufgeräumt, das sag' ich dir. Schlacht' sie meinetwegen ab oder verkaufe sie. Hab' schon lange gewollt, daß mir Rassehühner aus den Hof kommen." Ann« weinte fast vor Schreck. Aber sie schluckte tapfer die Tränen nieder, denn die Mutter blinzelte ihr warnend zu. Frau Ernestrne wußte schon: wenn Gottschlich reizbar wurde, so war er mit sich selbst und seinen Unternehmungen unzu- frieden. Aber ein Zurück hätte es dann um so weniger gegeben, j« mehr seine „Frauensleute" sich unterfangen hät ten, ihn beraten zu wollen. So mußte Anne denn ihre flinken kleinen Hennen, die im Sommer bei freiem Aus.auf fast kein Futter brauchten Md unermüdlich Eier legten, i» den Suppentopf tun. Und dafür kamen dicke, faul«, schön« Madamen angereist — achtzig Mark hatten sie gekostet —, die viel zu vornehm waren, Um zu scharren und ins Feld zu gehen, und vermutlich auch um Eier zu legen. Aber das sollte ja auch für die moderne Henne nicht mehr die Hauptpflicht sein. Die Hauptsache für sie war, gut duszusehen und aus Ausstellungen große Preise zu erzielen. So sagte Vater Gottschlich. Er bästelte jetzt viel im Hühnerstall, brachte Fallnester an und war besorgt, weil der Statt für diese Rasse eigentlich nicht warm genug war. Sein Haupteifer aber galt dem Bau des Vienenschuppens. Bretter, Pfähle, Ziegelsteine wurden auf den Grasplatz ge fahren, d«r alte Dorfzimmermann mußt« zur Hilfe herbei. Meister Gottschlich arbeitet« fleißig mit an dem Bau, wäh rend Ernestine niit heimlichen Tränen die Kosten berechnete. Wer lieh ihm das Geld zu seinen Unternehmungen? Feste gang? Gottschlich wich ihren Fragen aus, wurde dann heftig und auf Stunden hinaus reizbar. SiL hätte so gern wenigstens Kar gesehen und gewußt, wie hoch schon die Schuldenlast angewachsen war. Zu Kllen Sorgen kam die schwerste: Gottschlich vernach- lässigt« bereit» di« Kundschaft. Schon war es vorgekommen, > daß man große Bestellungen zurückgezogen hatte, weil man s fürchtet«, die Möbel möchten nicht zu rechter Zeit fertig werden. Eine Honigernte hatte es nicht gegeben, nur wenig hatte geschnitten werden können, das meiste mußte den Bienen verbleiben, damit die Völker gut durch den Winter "kämen. Auch Säcke voll Futterzuckers standen bereit. Anne tröstet«: „Sorge dich nicht, Mütterchen. Ich werde mich zur tüchtigen Imkerin ausbilden und im nächsten Sommer Vatern fleißig helfen. Paß auf, es wird schon vorwärts gehen." Die Mutter seufzte: „Du armes Kind, wo willst du denn dre Zeit hernehmen? Wo du doch schon den halben Tag bei "diesen verflixten faulen Hermen zubringen mußt zu aller anderen Arbeit: bei jedem Gackeln nach den Fallnestern laufen und sehen, welches Huhn gelegt hat." Anne lachte. „Na ja, eigentlich macht es mir herzlich wenig Spaß, kostet so schrecklich viel Zeit. Aber dann denke rch wieder: es macht doch Vatern so viel Freude — und es »ist immer so wunderschön bei.uns, wenn ihr beide fröhlich seid." 5. Man war nun in den Oktober hin«ingekommen und sah die freudenreichste Zeit des Jahres, die der Kirmesfeier, allmählich näherrücken. Vorjorgende Hausfrauen tarierten prüfenden Blickes Schweine und Gänse auf ihre Schwere Md taten Butter und Eier für die Festtuchen in den Spartopf. Kleine Leute, sogenannte „Zieg«nbauern", bei denen es zu Schweinebraten nicht langte, hatten wohl im Frühjahr ein Lamm angebunden, das zur Kirmes ans Messer sollte, oder überlegten, ob die bejahrte Hausziege schon abgenutzt sei, um ohne Schaden für den Haushalt geschlachtet werden zu können. Denn Braten, mußte unbedingt herb«igeschafst wer den, selbst im engsten Stübchen des Armenhauses. ' Änne Gottschlich dachte mit Sorgen daran, daß es Leute gab, die ihre Festvorbereitungen gern im Dunkeln trafen, besonders wenn sie Liebhaber von Apfelkuchen waren. Sie pflegte um diese Zeit des Herbstes von Zweifeln geplagt s zu werden, wollte nicht gern die schöne» Edeläpsel ihres Gartens zu früh abnehmen, hatte es aber schon erlebt, daß andere, die weniger ängstlich waren, das Geschäft über Nacht besorgten, so daß «s am frühen Morgen wenig mehr an den Bäumen zu sehen gab als abgerissene Zweige. So kam es, daß ihr Schlaf jetzt unruhig genug wurde, um eines Nachts — «s mochte gegen «ins sein — vom Delle» § des Hofhundes wiederholt gestört zu werden. E« kam ihr verdächtig vor, daß ds ein vor Wut schon heiseres Bellen zu sein schien. Schnell schlüpfte sie in die Kleider, eilt« die Stiege hinunter und öffnete dann geräuschlos die Hintere Haustür. Man trat von hier direkt in den Garten; der kleine Hof mit den paar Stallgebäuden lag seitwärts. Anne besann sich «inen Augenblick, ob sie zu ihrem Schutze den Hund von der Kette losmachen sollte, aber dann war anzunehmen, daß etwaige Diebe vor dem kläffenden Tier rechtzeitig flüchten würden. Und sie hätte doch längst gern mit Sicherheit festgestellt, wer es war, der die Nächte unsicher machte. Furcht empfand sie kaum, denn sie sagte sich, daß Aepfeldiebe nicht gleich auf Mord und Totschlag ausgehen würde». Aber es wurde ihr doch unheimlich zumute, als sie nun in einer Dunkelheit, die wie «in schwarzes Tuch die Umgebung verhüllte, langsam vorwärts schlich, dann und wann stillstehend, um zu Kauschen, ob «kn Schütteln öder Falken von Obst zu hören war. Aber alles blieb totenstill. St« war allmählich bis an das Heckenpförtchen vorgedrungen, ohne etwas Verdächtiges zu bemerken. Kein Laut aMr dem nun entfernten Bellen des. Hrmdes war in dieser winostillen Nacht zu hören, als etwa ein leises Knistern des Laubes, auf das ihre nackten Füße traten. * Ihre Augen hatten sich nun an die Dunkelheit soweit gewöhnt, daß sie zu sehen glaubte, wie die rotbäckigen großen Wsmarckäpfel und Alexander noch unberührt an den Bäumen leuchteten. Mit den Goldparmänen, Reinetten und den riesen großen grünen Bosloys würde es dann wohl ebenso firn. Schon wollte sie sich zurückzishen, als.sie ein deutliches Geräusch von knackenden Ä«sten und plumpsendem Obst vernahm. Vom Nachbargehöst kam es her, von Waffir-Mochans Grasaarten. Und jetzt glaubte sie auch zwei Gestatten zu bemerken, die sich emsig bückten, um nach einiger -Zeit mit schwerbeladenen Tragkörben aus dem Garten zu schleichen. Ann« trat hinter dichäs Gebüsch. Die beiden mußten hier vorbeikommen; dann würde es sich ja zeigen, wer «s war. Allein die Gesichter waren so vermummt, daß sie nicht zu erkennen waren. Anne überlegte. Es war anzunehmen, daß die Spitz bube» zurückkehren würden. Sollte sie inzwischen bei'Mochans Lärm schlagen? Aber der Gedanke, daß sie auf ihrem Wege auf Helfershelfer der Diebe stoßen konnte, die vielleicht unter dem Schutze der Dunkelheit gewalttätig wurden, jagte ihr doch ein Gruseln über den Rücken. Sie beschloß, ruhig abzu warten. .(Fortsetzung folgt,).
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