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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 03.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191812033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-03
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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MMtzch«MWWMiWWWWßMch»WBWM^»st^ sammentr«t«nde Konstituante regeln. Di« konstituierende Ver sammlung wird di« Verfassung des neuen Staates feststellen. Am Sonntag ist, wie gemeldet, in Agram die Vereini gung d«s südslawischen Staates mit den Königreichen Serbien und Montemgro zu einem grobserbischen Reiche unter dem Szepter der Karageorgewitsch proklamiert worden. Damit hat die südslawische Frage wohl endgültig ihre Lösung ge funden, freilich nicht in dem Sinne, in dem man es sich in Wien, und namentlich in Budapest erträumt hatte. Die Politik, die von Belgrad aus mit allen Mitteln der Ver schwörung und des Teuorismus systematisch zur Zertrüm merung der Habsburgischen Doppelmonarchie betrieben wor den ist, die zur Ermordung des Thronfolgerpaares in Sara jewo und rn logischer Folge zum Weltkriege geführt, hat auf der ganzen Linie gesiegt. Serbien ist das Savoyen des Ostens geworden, ein Ziel, das es mit beispielloser Zähig keit, aber ebenso großer Skrupellosigkeit verfolgt hat. Wenn Mr dieses Ereignis nun nach einigen Richtungen hin betrachten müssen, so fällt zunächst die Tatsache in die Augen, daß die Ermgung aller Südslawen sich aus monarchischem Boden voll zogen hat. Der zweite Gesichtspunkt, der ins Auge fällt, rst der Umfang und die Größe des neuen Großserbien. Es M ein Staat fast von her Größe des Königreiches Preußen, wenn auch vorerst nur güt etwa zwölf Millionen Einwohmrn. Aber es ist ein rauhes, kriegerisches Volk, fast ganz ohne Industrie, das gut seine anderthalb Millionen Soldaten auf die Beine bringen kann. Doch das ist ein Punkt, der in erster Reihe jetzt Italien angeht. In der Tat scheint den Italienern angesichts der Gründung des neuen Großserbien gar nicht sehr geheuer zu Mute zu sein, denn es werden bereits sehr scharfe italienische Preßstimmen gegen den neuen Staat, der nun die alte Habsburgische Monarchie als Nachbar Ita liens an der Adria abgelöst hat, laut. So schreibt der „Popolo L'Jta'.ia": „Wir haben eine giftige Schlange am Busen genährt, der wir so bald als möglich die totbringen den Zähne ausbrechen müssen." „Jdea Nazionalr" verlangt die endgültige Urberlassung der österreichischen Kriegsflotte an Italien, mit der ausdrücklichen Verneinung jeden Anspruchs rechtes der Südslawen. Aber Italien ist gegenüber dem neuen südslawischen Reiche lange nicht mehr in einer so günstigen Lage, wie vordem gegenüber der Habsburgischen Monarchie. Die südslawische Frage ist wie ern Nessushemd. Wer sie anfaßt, dem bringt sie Verderben. Schon ist zwischen Ita lienern und Südslawen Blut geflossen, und die Zeit dürft« gewiß nicht mehr so fern sein, wo der Kampf um Triest, Pola, Fiume und Eattaro zu Helley Flammen entbrannt sein wird. . r soc» beberttcbt Sie kitteme Die Lag« auf feindlicher Seite wird, dem „B. T." zufolge, und einer Meldung aus dem Haag folgendermaßen geschildert: Durch di« ursprünglichen Beschlüsse Englands und Amerikas seien die Waffenstillstandsangelegenheiten in die Hände Fochs übergegangen. Seine Vollmacht gebe ihm eine außerordentliche Machtbefugnis auch in politischer Beziehung, deren Bedeutung weder von England noch von Amerika da mals erblickt worden ist, als sie erteilt wurde. Foch den Oberbefehl zu nehmen oder zu beschränken, würde peinlich sein. Der Zustand ist so, daß praktisch das politische Ver halten der Verbündeten zu Deutschland von den französischen Militärs geregelt wird. Von einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten werden folgende Vorteile erwartet: Auflösung der deutschen Armee durch Gefangennahme oder völlige Zer setzung der Verbände, Niederbruch der wirtschaftlichen Orga nisation der entscheidenden Landestsik, daraus und aus der erweiterten Besetzung die Möglichkeit, unter dem Vorwande von Kriegsentschädigung große materielle Vorteile aus Deutschland zu ziehen durch eine von dem Verbände diktiert« dauernde Abgabenorganisation aller Art. Ferner wild er wartet, die politisch« Einwirkung des Verbandes in den er weiterten besetzten Gebieten, entsprechende Rückwirkung auf das noch unbesetzte Gebiet und der Einzug in Berlin. In der weiteren Folge vor allem Sprengung jeder internationalen Solidarität besonders der Arbeiter. kben rm tage Berlin, 1. 12. Im großen Saal des Nheingold sand heute Mittag eine von der Berliner sozialdemokratischen Pav- terorganisation veranstaltete, von ungefähr 2000 Personen besuchte Kundgebung für die Sozialdemokratie statt, in wel cher Ebert u. a. folgendes ausführte: Die große deutsche Revolution wird keine neue Diktatur, keine Knechtschaft über Deutschland bringen, sondern die deutsche Freiheit fest be gründen. Die junge deutsche Republik soll auf Recht und. Ver nunft aufgebaut fein. Di« konstitutionelle Versammlung wird tue deutsche Nation, die jetzt auseinanderzufallen droht, wie der fest zusammenfassen. Nicht Seperatismus, sondern ein« einheitliche Zusammenfassung aller schaffenden Kräfte des ganzen deutschen Polkes zu tatkräftiger Arbeit ist das Ge bot der Stunde. Hier liegt die grundlegende Aufgabe der Nationalversammlung, von der wir den endgültigen Frieden erwarten. Um die sozialen. Erfolge der Revolution brauchen di« Arbeiter nicht besorgt zu sein. Der Kapitalistenprofit wird erfaßt werden, und wir erstreben möglichst völlige Be seitigung d«s arbeitslosen Einkommens. Die Kriegsgewinne müssen restlos eingezogen, die Erbschaftssteuer verschärft und das Erbrecht der Republik geschaffen werden. Soll die Revo lution und ihr Sieg gesichert werden, dann muß jede poli tische Putschtaktik auf das Entschiedenste bekämpft werden. Auch der zweite Referent, Otto Braun bekannt« sich zum Ausbau und zur Festigung der sozialen Politik auf d«mo-. katischer Grundlage und zu einer entschiedenen Kampfansage - gegen bolschewistische Methoden. Im Auftrage der preußischen Regierung werde ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, welcher dem Staate das Vorkaufsrecht an Landgütern sichere. Vie Aablotckmiilg r« v-tiousivettrmmlmg lieber den wesentlichen Inhalt der Verordnungen für die Wählen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversamm- i lung, über den wir schon berichteten, erfahren wir noch'fol gendes: Die Mitglieder der verfassunggebenden deutschen Na- , tionalversammlung werden im allgemeinen in unmittelbaren i und geheimen Wahlen nach den Grundsätzen der Verhältnis wahl gewählt. Jeder Wähler Hat «ine Sfimme. Wahlbereck- , kgt sind alle deutschen Männer und Frauen, die am Wahl- , tage, also am 16. Februar 1919, das 20. Lebensjahr voll- , endet haben. Das Wahlrecht ist hiernach gegenüber dem , Reichstagswahlrecht auf die Frauen, auf hie 20- bis 25- i jährigen und auf Personen des Soldatenstandes ausgedehnt s worden. Wahlausschließungsgründ« sind lediglich Entmün- , digung und Vormundschaft sowie der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Konkurs und Armenunterstützung sind. nicht , mehr Wahlausschließungsgründe. Wählbar sind alle Wahl- , berechtigten, die am Wahltage seit mindestens einem Zahl Deutsche sind. Di« Wahlkreiseinteilung beruht auf dem Grundsatz, daß auf durchschnittlich 150000 Einwohner nach der Volkszäh lung vom 1. Dezember 1910 ein Abgeordneter entfällt, und dort, wo Landes- oder Verwaltungsbezirksgreuzen bei der Wahlkreiseinteilung berücksichtigt werden müssen, ein Ueber- schuß von mindestens 75 000 Einwohnern vollen 150 000 Einwohnern gleichberechnet wird. In Preußen bilden die klei neren Provinzen, die großen Regierungsbezirke sowi« Berlin je einen Wahlkreis. Andere Regierungsbezirke find zum Teil auf nichtpreußischem Gebiet zusammcngelegt worden. Bayern zerfällt in 4, Sachsen in 3 Und Württemberg in 2 Wahlkreise. Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen bilden je «inen Wahl- kers, die kleineren Bundesstaaten sind zu Wahlkreisen ver- ' emigt worden. Bezüglich der Wählerlisten folgt das Gesetz im allge meinen dem Reichstagswahlrecht, weil es notwendig er scheint, die Grundlagen für die Ausübung des Wahlrechtes so zuverlässig wie irgend möglich zu gestalten. Hierbei sind besondere Bestimmungen getroffen oder vorgesehen, di« den gegenwärtigen Verschiebungen Rechnung tragen, und beson dere Erleichterungen für die heimkehrenden Feldzugsteilneh mer schaffen sollen. In der Regelung der Verhältniswahl schließt sich die Verordnung vom Reichsgesetz vom 24. August 1918 an, das seinerzeit von der überwältigenden Mehrheit des Reichstages angenommen worden ist. Nur ist mit Rücksicht auf die Größe der neuen Wahlkreise bestimmt "worden, daß die Wahlvor schläge nicht nur von 50, sondern mindestens von 100 wahl berechtigten Personen des Wahlkreise; unterzeichnet sein müssen. Die Wahlordnung, di« der Staatssekretär des Innern auf Grund einer ihm erteilten Ermächtigung erlassen hat, bringt die erforderlichen Ausführungsbestimmungen, die sich rn vieler Beziehung kn das Rcichstagswahkecht anschließen, soweit nicht infolge der außerordentlich großen Vermehrung der Wahlberechtigten, der Einführung der Verhältniswahl Und der neuen Wahlkreiseinteilung Abweichungen getroffen Werden mußten. Außerdem enthält die Wahlordnung zahl reiche neue Vorschriften, durch die die grundsätzlichen Bestim mungen über di« Verhältniswahl im einzelnen ausgebaut werden. Hierzu wird aus'Berlin telegraphiert: Die National versammlung wird 433 Abgeordnete enthalten, das bedeutet also gegen den Reichstag mit 397 Mitgliedern eine Vermehrung um 36 Sitze. Die östlichen Provinzen werden «ine Reihe von Mandaten verlieren, die Mitteldeutschland und dem Westen zugute kommen. In Sachsen werden drei Be zirke gebildet, und zwar werden die bisherigen neun ersten Wahlkreise zu einem Wahlbezirk zusammengeschlagen mit zwölf Mandaten. Die Wahlkreise 10 bis 14, Döbeln, Grimma, Leipzig-Stadt, Leipzig-Land und Borda bilden den zweiten Bezirk, dem acht Mandate zufallen. Die Wahl kreise 15 bis 23 umfassen den dritten Bezirk. Sie erhalten zwölf Mandate. Sachsen wird also im ganzen gegen bisher 23 in Zukunft 32 Mandate erhalten. Berlin bildet einen eigenen Wahlkreis m'it 14 Sitzen. SlMeutlcdlexI Dr. Ludo Hartmann Hat dem Staatssekretär Dr. Solf ern Beglaubigungsschreiben als bevollmächtigter Vertreter der deutsch-österreichischen Republik überreicht. Bei dieser Gelegen heit wurde auch der Anschluß Deutsch-Oesterreichs an Deutsch land besprochen. Der Staatssekretär betonte dabei, daß der Entschluß Deutsch-Oesterreichs, sich mit den Stamme^genossen nn Reich dauernd zu vereinigen, beim Volk und in leitenden Kreisen einen tiefen Eindruck hrrvorgerufen-und freudige Begeisterung erweckt hätte. Diese Vereinigung aller deut schen Stämme in einen großen Gesamtstaat bedeute für uns die Erfüllung eines lang gehegten, wenn auch nicht immer laut, ausgesprochenen Wunsches. Die deutsch-österreichischen Brüder wären bei uns herzlichst willkommen. Das Auswärtige Amt habe es.sich angelegen sein lassen, alle Anschlußbestre- byngen zu fördern, und erblicke ein« seiner wichtigsten und erfreulichsten Ausgaben darin, an der Bereinigung und Ver schmelzung beider Länder tätig mitzuwirken. Es werde sich auch angelegen sein lassen, für die Interessen Deutschlands und Deutsch-Oesterreichs auf dem Friedenskongreß nach Kräf ten er'nzutreten. politische vacbkicdte» Abdankung des Königs von Württemberg pd König Wilhelm von Württemberg erläßt folgende Kundgebung an das Württemberger Volk: „Wie ich schon erklärte, soll m«ine Person niemals em Hindernis sein für di« Verhältnisse des Landes und für dessen Wohlergehen. Geleitet von diesem Gedanken, lege ich mit dem' heutigen Tage die Krone nieder. Allen, die mir in den 27 Jahren treu gedient oder mir sonst Gutes erwiesen haben, vor allem auch unseren heldenmütigen Trupp««, die durch vier Jahre schwersten Ringens mit größtem Opfermut den Feind vom Vaterlande ferngehalten haben, danke ich aus Herzensgrund, und «rst mit meinem letzten Atemzug wird meine Lieb« zur teuren Heimat und zu ihrem Volk erlöschen. Ich spreche hierbei zugleich im Namen meiner "Ge mahlin, die nur schweren Herzens ihre Arbeit zum Wohle der Armen und Kranken im bisherigen Umfange niederlegt. Gott segne, bdhüte und schütze unser geliebtes Württemberg »n aller Zukunft. Dies mein Schcidegruß. Bebenhausen, 30. November 1918. gez. Wilhelm." Zur Abdankung des Königs teilte Minister Baumann in einer öffentlichen Versammlung mit, die Regierung habe dke Absicht, den Abgang des Königs würdig zu gestalten. Es s«l «lhebend, daß auch in der provisorischen RegierUikg all« Mitglieder einig seien in der Hochschätzung der Person des Königs und seiner Regierung. Ein Aufruf Hindenburgs pd Berlin, 1: 12. Ein Ausruf Hindenburgs teilt Mit, daß die Vorarbeiten zu einem großzügigen Ansiedelungs werl im Gange sind, wodurch auf billig erworbenem Lande init billigem öffentlichen Gelde für Landwirte, Gärtner und ländliche Handwerker Hunderttaüsende von Stellen errichtet w«rden, für städtisch« Arbeiter, Angestellte, Beamt« und An gehörige verwandter Berufe Häuser in Gartenstädten und Gartenvorstädten erbaut und gegen mäßige Verzinsung der Selbstkosten übergeben werden. Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an dir Kameraden, die mit bisher nicht ge kannter Todesverachtung und ebensolchem Opfermut 50 Mo nate hindurch die heimatliche Erde schützten, das Vaterland nochmals durch deutsche Manneszucht und deutschen Ordnungs-' Im Wasferwinkel Ein Dorftoman von P. Redlich (Nachdruck verboten.) „Nun auf ein paar Körbe mehr kommt es doch schließ lich Nicht an. Bauer Schlicht aus Eichhorn gibt gerade seine« Bienenstand auf; paßt" gut, da bringe ich sie noch gerade vor 'der Heidetracht her. Denk' mal, wenn ich dir erst die «ersten Waben echten Heidehonigs in die Küche bringen werde!" Nach einigen Tagen brachte Bauer Schlicht die Körbe, zwanzig an der Zahl! Eine tüchtige Fuhre war es, aber Ernestine beobachtete, daß die beiden Männer kein« große Lust zu haben schienen, sie aufzustellen. Schwer schienen sie nicht gerade zu sein. „Warum geben Sie denn den Stand auf, Vater Schlicht?" fragte sie. Er schmunzelte über das pfiffig« Gesicht und schob die Stummelpfeife im Mund« hin und her, ehe er antwortet«. „Jenu, man wird nu alt, und bei so 'nem Bienenkram, da gibt «s in eins w«g aufzupassen. Lohnen tut's auch nicht mehr so recht; früher war das wohl anders, kann sein von wegen dem vielen Buchweizen, den es damals gab." „Ich dächte, die Hauptsache wär« die Heide," führ Gott schlich ärgerlich dazwischen. D«r Alte kaut« sich den Kopf. „Jenu, kann sin, kann auch nicht sin, da kommt manches mal so allerhand dazwischen." „Ei was, «in gutes Jahr macht zehn schlechte wieder gut." „Wer's abwarten kann, nu — ich hab' nischt dawedder." Frau Ernestine machte ein sorgenvolles Gesicht. Zwanzig Körbe! Etwa dreihundert Mark mußten sie gekostet haben. Keine sehr große Summe, aber Gottschlich besaß doch das Geld nicht, das wußte sie. Dazu kamen noch viele Gerät schaften und Werkzeug«, alles mußte im voraus und aufs Lest« da sein. Und dann hatte er ein Wörtchen fallen lassen, daß zum Winter ein Bienenschuppen für «twa 40 Körbe gebaut werden müßte. Wo sollte das hinaus? Zu klagen und zu raten getraut« sie sich nicht. Es hätte nichts genützt, und sw bracht« es auch nicht übers Herz, ihm das zu vergällen, was jHn mit so großer Ireude und Hoffnung erfüllte. „Denk' mal, Mütterchen, zwanzig Körbe! Zehn komm«« noch dazu. Laß jeden schlecht gerechnet fünfzig Pfund Honig embringen, das Pfund zu mindestens 75 Pfennig bls 1 Mark. Nun rechne dir aus, was das in deine Sparbüchse gibt." Sie lächelte etwas wehmütig. „Ich dachte nur, weil dir das alles nock neu ist, «in« Ar beit, die du noch nicht verstehst, es wäre besser gewesen, klein anzufangen — mit zwei Körben etwa." „Na «ex, mein-Ernestinche«, was sollt« denn wohl bei zwer Körben herauskommen? Das» hätte mir keinen Spaß gemacht." — Fleißig auf dem Posten war er nun, von ^rüh bis spät. Er fing mit Hilfe eines erfahrenen Bienenvaters Schwärme em, paßte gut auf, fütterte, wo es not tat. Und es tat oft not. Ein regnerisches Wetter fetzte ein, die ^Bienen konnten nicht ausfliegen. Endlich war es so weit: die Heide blühte! Rosig schim merte es weit und breit und dehnte sich üppig aus m der lebenweckenden sonnigen Spätsommerwärm«. Gottschlich konnte sich nicht genug daran tun, seine fleißi gen kleinen Arbeiterinnen zu beobacht«», wie sie in brennendem Eif«r aus den Fluglöchern schossen, um honiabelade« zurück- zutaumeln. Ein mächtiges Schwirren und Summen war in der Luft, er« freudiges Leben, das reiches Glück zu verheißen schien. » - Auch Frau Erneftine wollt« ein wohliges Behagen durch strömen, fast wie ein vertrauendes Hoffen, als sie neben Anne auf der Birnbaumbank saß, mit dem sonntäglichen Strickzeug, und den seinen Wachsduft spürte, der vom Bienenstand herüberw«hte. Aber da war dieser mißliebige Anton Festegang, der ihr die Stimmung verdarb. Mit triumphierendem Wippen war «r stolz d«n Garten- st«rg heraufgekommen und fühlte nun sein Herz heiß und groß werden beim Anblick der beiden Frauen, die heute so ge mütlich und zufrieden aussahen. Ihm schwoll «in wenig der Kamm, händereibend blieb er vor ihnen stehen und triumphierte: „Nun, was sagen Sle jetzt, Frau Nachbarin? Ein Honigjahr wird's werden, daß gleich im «rst«n Jahr die Auslagen dreidoppelt «rseht werden. Ab«r nicht wahr, Fränkin Annchen, wenn Sie zum erstenmal Hontgsimmeln streichen, da bekomm' ich auch ern« ab? Denn wäre ich nicht gewesen, wer weiß, ob Papachen den guten Einfall gehabt hätte!" Herb bemerkt« Frau Gottschlrch: „Sie gaben den Rat und mein Mann gab das Geld. Ich bewundere den Mut bei euch beiden. Wsnn's schief abläuft, da weiß man nun wenigstens, bei wem man sich bedanke» kann." Er stand wie Butter an der Sonne. Das tat nun wieder dem gutmütigen Annchen leid, so daß sie beschwichtigend sagte: „Aber es wird ja nicht schief ablaufen." Erstaunt sah sie ihn an. Wie sah er nur plötzlich aus? Strahlend, als hätte er das große Los gewonnen oder zu erwarten. Und fo komisch zärtlich waren seine Blicke. Ein drolliger Mensch war «s doch, gewiß auch harmlos und gutmütig. Aber wenn «r verliebte Augen machte, nein, das stand ihm nicht, das war gerades zum Davonlaufen. Herr Festegang matzte zu ferner Bestürzung sehen, daß sie sich bastig erhob, um aus dem Garten zu verschwinden und heute nicht wieder sichtbar zu werden. — —, Am folgenden Tage gab «s Regenwetter. Nicht ein schnell vorüberrauschender warmer befruchtender Gewitter regen war es, sondern «rn eiskaltes, langsam «insetzendes Ge nres«!, das sich bald zu schweren Dauergüssen auswuchs, die Köpf« der Blumen beugte und die Menschen bis aufs Mark frieren machte. Dunkelgraue dicke Wolkenb«rge verhüllten den Himmel, als sollte es ihm niemals wieder möglich wer- d«n, «inen Sonnenstrahl zur Erde zu senden. Es regnete und regnete, Stunden, Tage und Wochen. Dre rosa Blüte« der Erika verwandelten sich kn ein mattes Lila und Hatten ein mißfarbenes Braun angenommen, als endlich wieder Sonnen schein über der Heide lag. Aber di« wenigen Büschel ver spätet aufblühenden Heidekrautes war«« d«n Bienen uner- reichbar, denn seine Spinnwebfäden zogen sich von Blüte zu Blüte und verhinderten den Anflug. „Man muß etwas ansäen, was den ganzen Sommer über Tracht schafft," sagt« Gottschlich. „Im Frühjahre säe rch Phazelin, glÄch hinter dem Garten auf das Stückchen Kartoffelland." Jetzt war «s Ann«, die erschrockene Aug«n macht«. „O, mein schöner Kartoffelacker.'" jammerte sie. „Niemand im Dorf hat so schöne blaßblaue Kartoffeln wie wir." .(Fortsitzung folgt.)- >
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