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entschieden zurückweisen!" In ihren Augen glänzten Trä nen der^lkmpörung; sie mußte an sich halten, so zitterte sie. „Was fällt Ihnen denn «in, Fräulein Berger?" Hoch mütig matz die Gräfin Allwörden das jung« Mädchen, „Sie oergesfen wohl, mit wem Sie sprechen? Einen 'solchen Ton bin ich von meinem Personal nicht gewöhnt. Sie scheinen nicht ganz bei Sinnen zu sein!" sagte sie mit verletzender Schärfe. Lori öffnete den Mund zu einer heftigen Erwiderung; da traf ihr BAck auf Rüdiger, der sie bittend ansah, und da senkte sie den Kops und schwieg. „Fräulein Berger hat nicht nötig, sich irgend welche ur^ angebrachte Vertraulichkeiten, von wem es auch sei, gefallen zu lassen!" bemerkte der Legatiansrat, „sie hat auch nicht nötig, ihr« Schuldlosigkeit an einem solchen Vorfall zu be teuern — wir All« sind davon überzeugt, daß fie durch nichts Zudringlichkeiten herausfordert. Ich denke, damit ist der Fall erledigt. Gräfin Lella zuckt« die Achseln und verzog höhnisch den Mund. „Fräulein Berger leidet an Einbildungen — sie besitzt ene gehörige Portion Eitelkeit." - Sie wünschte noch ein« Tasse Kaffee. Lore, m ihrer Aufregung, war ung«schickt beim Eingießrn und schüttet« einige Tropfen des braunen Getränks auf das zartfarbige Kleid der Gräfin. „Mein Gott, Fräulein Berger, Sie sind doch zu gar nichts zu gebrauchen! Unerhört ist eine solche Ungeschicklich keit!" Gräfin Lella war sehr aufgebracht und in ihren Aus drücken wenig wählerisch. (Fortsetzung folgt.) ver Wcmattc» Oer VNdeerer An der Front im Osten st«hen, m ihrer ganzen Ausdeh nung Ujid Tiefe betrachtet, noch etwa eine halbe Million deutscher Männ«r. Nun bringt der Friede dem Ostheer große Gefahr, di« in ihrer ganzen Größe noch nicht zu übersehen ist, wenn nicht schnE alle geeigneten Gegenmaßnahme« getroffen werden. Eine Abordnung des Soldatenrats der IO. Armee hat die maßgebenden Stellen der Regierung besucht und ihnen die Lage des Ostheeres geschildert. Darin heißt «s: Das weite Land ist ohne Verkehrsstraßen; auf schlechten russischen Landwegen, in Ei- und Schnee, und schlimmer noch im Schneeschlamm müssen die Truppen viele, viele Kilometer weit marschieren, um eine Bahnlinie zu erreichen. Im weiten Bereich der von unseren Truppen besetzten Eisenbahnen mit russischer Spurweite stehen nur.sehr wenig Wagen zur Verfügung, die auch zugleich der Lebensmittel versorgung der Städte dieses Gebiete- dienen müssen. Aber dort türmt sich nun eine Gefahr auf, die äußerst gefährlich werden kann. Schon jetzt stauen sich dort Trans port« russischer Kriegsgefangener an, die in ihre Heimat zurückkehren wollen, für die aber weder Transport- noch Lebensmittel, ja nicht einmal genügend Unterkünfte bereit- st«hrn. Schon sind von ihnen Plünderungsversuche gegen über den Proviantämtern ins Werk gesetzt worden und mit jedem Tag wächst die Erfahr, daß dis übergroße Welle der zurückflutenden Kriegsgefangenen dort unseren zurückkehren den Truppen den Weg verbarrikadiert. Die Soldatenräte der IO. Armee bitten deshalb im In teresse ihrer Kameraden und des ganzen Osthesres, daß nicht m«hr Kriegsgefangene heimbefördert werden, als dort Nah- rungs- und Transportgelegenheit finden. Kein Wachmann darf jetzt seinen Posten verlassen! Keiner darf «inen Rufs«« entweichen lassen, er handelt sonst direkt verbrecherisch! Und den russischen Kriegsgefangenen ist klar zu machen, daß es die Heimat des.Grabes sein wird, die ihrer wartet, wenn si« sich nicht geduldEn können, bi- auch für sie der Weg frei ist, der zu der Heimat führt, wo ihre Lieben ihrer harren! käebom von cken brMlcden Kriegt- gelimgenen abgekanreil Unter dem Vorfitz des Herrn Schlesinger, Beauftragten des Vollzugsrates d«s Arbeiter- und Soldatenrates Berlin, tagt« am Sonntag in der Philharmonie eine stark besuchte Versammlung britischer Gefangener imd ihrer deutschen und amerikanischen Freunde. Der Vorfitzende macht« die britischen Gäste darauf aufmerksam, daß, während sie diese Weihnachten in ihrer Heimat verleben würden, die deutschen Gefangenen noch weiterhin in fremdem Lande bleiben müßten. Nach einer Rede des Vertreters des britischen Roten Kreuzes Mayer sagte Unterstaatsfekretär Bernstein u. a.: Es gäbe zwar in allen Ländern Kriegshetzer und Imperialisten, (Beifall), die Bestrebungen aller kapitalistischen Regierungen seien zwar überall kriegsfördernd gewesen, aber es sei doch di« frühere deutsche Regierung gewesen, die den Funken ins Pulverfaß geschleudert Abe. Die britischen Gefangenen Dollten . in ihrer Heimat die Nachricht verbreiten, daß das Deutschland, das sie als Gefangene betraten, nicht mehr existiere, daß das . Deutschland, das sie verlassen hätten, rm Gemeinwesen sei, begründet auf Freiheit und Gerechtigkeit .(Lrbh. Beifall.) Der letzt« Redner war Georg Led«bour, der den Ge fangenen «rzählte: Die deutsche Revolution habe nicht vor wenigen Wochen begonnen. Schon im Jahre 1917 hätten sich die ersten Spuren der Revolution in Arbeiterkreisen gezeigt. Politische Streiks hätten im April 1917 uod im Januar 1818 als Sympathiekundgebungen für dre russische Revolution statt- gefuckden. Di« Tei.nehmrr des Streiks von 1918 seien dam« überzeugt gewesen, daß der nächste Kampf nicht ohne Waffen stattfinden dürfe. Sie bereiteten deshalb einen bewaffneten' Aufstand vor. Am 9. November waren 1OOOO Berliner mit Wass«n versehen und unerschütterlich entschlossen, zu siegen oder zu sterben. Diejenigen 'T«ilnehm«r d«s Januarstreikb, du zur Strafe eingezogen worden seien, hätten die Reoolukions- gedanken ins Heer getragen und feien zu Agitatoren der Re volution geworden. Jetzt sei die Revolution gesichert, die Republik befestigt, der Sozialismus beginne seinen Triumph- zug durch di« Welt. L«debour wandte sich dann direkt an die Gefangenen und erklärte: England und Frankreich sind jetzt im Begriffe, ein Ver brechen zu begehen, indem sie Truppen nach Rußland schicken, um "dort den Sozialismus im Blut« zu ersticken und das russische Volk unt«r das Joch des Kapitalismus zu bringen. (Lebhafter Widerspruch bei den Engländern.) Das russische Volk hat ungeheure Opfer an Blut und Hut gebracht, um der Entente zu ermöglichen, ihre Ziele zu erreichen. Soll das der Lohn des russischen Polkes sein? "Rußlaikd ist eine freie Republik (englische Zurufe: „Rußland ist nicht frei, es wird von einer gewalttätigen Minderheit beherrscht!" Weites Zurufe: „Sind SiS'ein russischer Bolschewik?") Ledrbour schloß: Das ist eine Lüge, die Zeitungen lügen; Rußland ast frei, und kein anderes Volk hat das Recht, sich in seine inneren Angelegenheiten zu mischen. (Beifall und Widerspruch und Tumult.) KateEl lüe Oes Zsm iu- Zei.'ig, wie auch in anderen Jahren, liegen d« Kalender für das kommende Jahr vor. Unter ganz.ich anderen Ver hältnissen müssen sie sich diesmal den Weg zu den Herzen ihrer Leser uns Benutzer bahnen; denn die gewaltigen, rasch aufeinanderfolgenden politischen Ereignisse traten ein, als sie ihr Gewand fürs Jahr 1919 schon angelegt hatten. Daher kommt es auch, daß manch- von ihnen noch nach alter Mode gekleidet zu uns kommen und da sprechen sie die Bitte l aus: „Nehmt uns auch in dem nicht mehr ganz zeitgemäßen ! Kleide an i.md gewinnt uns auch so sieb, bedenkt, daß wir geboren sind, ehe noch die neue Zeit uns ihren Stempel aus drücken konnte." Und so wollen wir sie aüfnehmen, wie fi« sind, denn auch diesmal ist ihr Inhalt gut und gediegen. So mögen denn den einzelnen alten Freunden wieder einige Geleitworte mbt auf dsen Weg gegeben werden. Si« seien dabei genannt, wie sie mir zur Hand kommen. Um- Erzgebirgern liegt zunächst der „Kalender für das Erzgebirge und das übrige Sachsen". Herg. v. W. Müller, Dresden, Verlag Strauch. Preis 2,— Mk. Seit 15 Jahren kommt er nun zu uns, werbend für die Schönheiten unens engeren Va erlandes, Bekanntschaft uns vermitteln) mit Silken und Gebräuchen unserer Heimat- Er ist in vielen Familien längst ein gern.gesehener Freund und genießt Hausrecht. Aus seinem Inhalt s-ien erwähnt: „Dorf- kirchen im Leipziger Land" mit mehreren Abbildungen. — „Von Aardäpxeln und Arpern", zwei oolts- und kulturge schichtliche Artile'.. Aus der Reih- der E^äbiungen seien die humoristischen „'Der n ue' Hur", „du.'eich r Psanne-