Volltext Seite (XML)
^Sonntag de» 24. Uovemver Ur. 118 Klopstock. 14 Vierzehntes Kapitel Der Mai ist gekommen, Die Bäume schlagen aus! Da bleibe, irer Luft hat, Mit Sorgen zu Haus. Jubelnd klangen die Hellen Kinderstimmen durch den Garten, und roarm schien die Frühlingssonne auf die klein« Gruppe, die tattmätzig nach dem Liede auf dem Rasen mar schierte. Ein schlankes, braunhaariges Mädchen, war die An führerin; jetzt kommandierte sie: „Halt! — Setzt euch!" Die Kinder liehen sich auf kleine Feldstühle nieder und sahen erwartungsvoll auf die Lehrerin. „Jetzt hat das Spielen ein Ende. Nun gebt fein acht, Sissi und Ossi!" Lore bog den blühenden Zweig eines Apfelbaumes he^ nieder und erklärte den Kindern das Wunder der Blüte und Frucht, — Als ab sie ein Märchen erzählte, so hingen der Kinder Augen an ihren Lippen, und unermüdlich waren die beiden im Fragen, aus das immer neue Antwort gefunden wurde. Lore hatte eine so nette Art zu unterrichten, datz die Kinder stets mit Lust und Liebe bei den Schulstunden waren- Mit bewundernden Augen betrachtete Graf A.lwörden dre liebliche Gruppe. Er lehnte an dem Staket, das den Obst garten vom Park und von der Stratze trennte, und kein Wort war ihm entgangen von dem, was Lore sprach. Beinahe wie Rührung überkam es ihn, als er die Aufmerksamkeit gewährte, mit der seine Kinder den Worten ihrer vor ihnen stehenoen Lehrerin fo.gten. Und wie malerisch war das Bild, das sich ihm bot! Lohnend, es festzuhalten. Man hatte ihn noch nrcht entdeckt — er könnt« vielleicht. — Einem plötz lichen Gedanken folgend, schlug er das Slizzenbuch aus, das er unter Lem Arme trug, und begann eifrig zu arbeiten. Da bemerkte ihn plötzlich Sissi: „Papa!" rief.sie erfreut. Nun war es mit der Aufmerksamkeit vorder; der Kras öffnet« die kleine Tür und trat zu ihnen. ^Jubelnd umringten ihn die Kinder. , „Ich dachte, es sei gleich, wo ich Sissi und Ossi unter richte, Herr Graf," sagte sie, „kn-ide bedürfen sehr der frischen Luft, uno ihre Aufmerksamkeit ist die gleiche, wie im Schul zimmer.'" Totenfest Selig sind des Himmels. Erben, Die Toten, Lie im Herren sterben, Zur Auferstehung eingeweiht! Nach den letzten Augenblicken Des ToLesschlummers folgt Entzücken, Folgt Wonne der Unsterblichkeit. Im Frieden ruhen sie,' Los von der Erde Müh', Hosianna! Vor Gottes Thron, . Zu seinem Sohn Begleiten ihre Werke sie. Sie Hielt es für nötig, sich zu rechtfertigen, damit er nicht glauoe, sie mache sich einer Pflichtverletzung schuldig. Doch er wehrte freundlich ab. „Es ist so ganz in meinem Sinn! llebrigens — ich j , bin erfreut, Frärüein Berger, über die Fortschritte der Kinder, j ein Ende zu machen, Baron. Ich will Sie nicht länger stören. Wenn ich ein« Bitte aus sprechen darf: bleiben Sie noch so! Ich möchte dir Kinder so malen — ,im Freien — in dieser schönen Natürlichkeit. Und morgen h,fse ich Sie wieder hier zu finden." Lore fand nichts Ausfallendes an dieser Bitte; sie konnte ja mcht ahnen, datz es ihm hauptsächlich auf ihr Bild ankam. - Lore war dabei, den Tertisch auf der Terrasse Herzurich len. Dann schnitt sie einen schweren, köstlich duftenden Flieder zweig ab, den sie in.ein zart getöntes Galleglas tat, um den l Tisch damit zu schmücken. Noch einmal prüfte sie, ob nichts l vergessen sei; es fehlte nichts — die kleinen Kuchen, dre ' frisch gelöst« len Toasts, Butler, Marmelade, Zucker, Rahm, in geschliffener Kristallflasche Arak — alles, wie es die - Gräfin bestimmt. Gs war Besuch da; der neue Nachbar, Baron Vultach, der die Berklinsche Besitzung gekauft hatte. Bei seinem An trittsbesuch hatte dir Gräfin gefunden, daß er ein ganz char- manter junger Mann sri, der ihr manchmal über die Lrnge- l selber Langeweile hinwrghrlfen könnte, um so mehr, da er s nach seiner Aussage sehr gern Tennis spielte, was Lella s mit Freuden begrügte. ! Das -um zwei en Male frisch eingSfüllte Teewasser begann > schon wieder zu sieden, als die Gräfin Allwörden in lebhaftem i Geplauder mit Baron Dultach aus dem Park kam, beide ganz in Weitz, den Tennisschläger in der Hand. Sie sahen sehr erhitzt aus. Gräfin Lella kn achte ganz den Eindruck eines jungen Mädchens in dem kurzen Kleid und dem herunter- gebogenen Panama. Lore gotz den Tee auf, während die beiden langsam die Freitreppe heraufschritten. Baron Vultach stutzte bei ihrem Anblick; er sah sie zum ersten Male und wußte nicht, wer sie war. Respektvoll verneigte er sich, da sie einen so durchaus vornehmen Eindruck machte. * ' Die Gräfin runzelte di« feinen Brauen, denen sie mit dem Stift etwas nachgeholsen hatte, als sie die junge Er zieherin am Teetisch hantieren sah. „Wo ist Betty?" fragte sie kurz, dabei mit einer herrischen Gebärde Lore ihr Racket hinreichend. „Betty hat sich vorhin in die Hand geschnitten, Frau Gräfin, und hat mich gebeten, ihre Stell« zu vertreten." „„Jean ist doch da." „Jean hat den Herrn Grasen um die Erlaubnis gebeten, ins Dorf zu gehen, und da —" „Schon gut. Wozu hat man da Personal!" Lella lachte kurz und unwillig auf. „Nehmen Sie Platz, Baron — da — -mir gegenüber." * Leo Vultach drückte seinen hageren Körper in den Peddig- rohrsessel und richtete seine runden Pudelaugen in unver- hoh.ener Bewunderung aus das junge Mädchen, das di« Gräfin und ihn bedient«. „Sagen Sie dem Herrn Grafen Bescheid, datz wir ihn zum Tee erwarten, bringen Sie mir einen Schal und bleiben Sie kann bei den Kindern," sagte Gräfin Lella nun zu Lore. Baron Leo Vultach war zu klug, um nach Lore zu fragen. Er wußte, datz. man vor einer schönen, eitlen Frau kein In- terefse für elw: ^wch schönere z-igen durfte — besonders! wenn die« in untergeordneter Stellung war, wie das junge Mäd chen hler; an ^ch, inend die Erzieherin der Allwördenschen Kin der. Um die lohnte es sich wahrhaftig schon, hierher zu kommen.... Mit ihren weitzen, kleinen Händen bediente ihn Lella; sie warf ihm so kokette, schmachtende Blicke zu, datz er ihre Finger festhielt und einen leisen Kutz darüber hauch«. „Sie verwöhnen mich armen Junggesellen, Gräfin." „Es liegt ja an Ihnen, diese^bedauernswerten Zustand nd« zu machen, Baron." Nir Mllwör-drns Roman von Fr. Lehne yochdruck verboten Frankenberger ErMler Unterhaltungsbeilage zn« Arantenberger Tageblatt