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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 24.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191811248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181124
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-24
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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««Nag« ,uNr. 271 Tagntag, 21. November 1NS Krankenberger Tageblatt Umn-stie-kiios »in Zacklen Dresden» 19. 11. Amnestie vom 19. November 1918. I. Erlassen sind die von sächsischen bürgerlichen Gerichten bis zum Heuligen Tage rechtskräftig erkannten Strafen wegen politischer Verbrechen oder Vergeh n, ferner wegen Vergehens kn be-ug auf die Lkesizion (§8 1^6, 167 St.-G.-B), wegen Beleidigung in den Fällen der §8 106, 197 St.-G.-B.), wegen einer mittels der Preise begangenen oder in dem Gesetz über die Presse vom 7. Mai 1874 oder in dem Vereinsgesetz vom 19. April 1908 unter Strafe gestellten strafbaren Hand lung. Die Strafverfolgung bei sächsischen bürgerlichen Behörden wegen solcher bis zum heutigen Tage begangenen Straftaten ist niedergeschlagen. ' II. Im übrigen sind die von den sächsischen bürgerlichen Gerichten bis zum hm.igen Tage rechtskräftig erkannten Stra fen erlassen, wenn die Kannte Strafe nur in Verweis, Haft, Festungshaft bis zu drei Monaten einschließlich, Gefängnis bis' zu drei Monaten einschließlich oder Geldstrafen bis zu 600 Mk. einschließlich allein oder in Verbindung miteinander besteht. III. Hinausgehend über Nr. II wird Stxaserlaß be willigt: a) den Kriegsteilnehmern, b) den Ehefrauen and Witwen von solchen, c) den als Kriegsbeschädigten ayer kannten, also unter Gewährung von Rente »atlassenen «he- ma.igen Kriegstei.nehmern, 6) Personen, zugunsten deren die Strafvollstreckung infolge der KriegsvcrhäUnhse, z. B. wegen Beschäftigung im vaterländischen Hilfsdienst oder in der Heeresinöustrie oder in der Landwirtschaft, seit mindestens zwei Jahren aufgeschoben oder unterbrochen worden ist. 1. Den Kriegsteilnehmern werden die vor oder während der Kriegstei.nähme von sächsischen bürgerlichen Gerichten bis zum heutigen Tage rechtskräftig erkannten Strafen er lassen, sofern bie einzelnen Strafen oder ihr noch zu voll streckender Teil nur in Verweis, Geldstrafe bis 3000 Mk. einschließlich, Haft, Festungshaft bis zu einem Jahre ein schließlich oder Gefängnis bis «in Jahr einschließlich allein oder in Verbindung miteinander besteht. 2. DßN Kriegerfrauen und Witwen von Kriegsteilneh mern, den als Kriegsbeschädigte entlassenen ehema r^en Knegs- tei.nehmern und den unter ci genannten Personen werden die brs zum heutigen Tage von sächsischen bürgerlichen Gerichten rechtskräftig erkannten Strafen erlassen, sofern die einzelne Strafe oder ihr noch zu vollstreckender Teil nur in Verweis, Haft, Geldstrafe bis 1500 Mk. einschließlich, Festungshaft bis 6 Monaten einschließlich oder Gefängnis bis 6 Monaten einschließ-ich allein oder in Verbindung miteinander bestell. Bei den Kriegerfrauen und Wiewen betrifft der Erlaß die vor oder während der Kriegsteilnahme des Mannes erkannten Strafen, bei den als Kriegsbeschädigten entlassene» ehemaligen Kriegsteilnehmern die Strafen für Verseh ungen, die binnen der Frist eines Jahres nach der Entlassung von den Fahnen verübt worden sind, bei den Personen unter 6 alle Strfena, deren Vollstreckung ausgesetzt worden ist. Der Erlaß ist bei den krkegsbeschädigten ehemaligen Kriegsteil nehmern und den unter 6 genannten Personen ausgeschlossen, wenn der Verurteilte vor oder nach der Bestrafung, die der Erlaß betrifft, wegen eines Verbrechens oder Vergehens be straft worden ist, das nicht unter l fällt. IV. Weiter wird zugunsten der Teilnehmer an dem Kriege (III a) die Niederschlagung von Strafverfahren bei bürgerlichen Behörden verfügt, soweit die Strafverfahren vor dem heutigen Tage und vor oder während der Einberufung zu den Zahnen begangene llebertretungen oder Vergehen der nach 88 244 und 264 (St.-G.-B.) strafbare Verbrechen zum Gegenstände haben. Bei Verbrechen tritt die Niederschlagung nur ein, wenn die Täter zur Zeit, der Tat noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet haben und es sich um den ersten strafbaren" Rück fall handelt. V. Ist in den Fällen II. und III. auf eine höhere Strafe erkannt und ergibt sich nach den Feststellungen des Urteils, daß dre Straftat unter dem Druck« der Kriegsnot begangen ist, so sind die Akten dem Justizministerium zur Herbeiführung «ner Begnadgung vorzulezen. VI. Ausgenommen von der Amnestie (l., II. bis V.) sind Vergehen nach der Verordnung vom 7. März 1918 gegen den Sch eichhandel oder nach der Verordnung vom 8. Mai 1918 gegen Preistreiberei, Verbrechen und Vergehen im Amte, sowie Vergehen des Verrats militärischer Geheimnisse, von der Niederschlagung überdies Vergehen gegen dre Vorschriften über* die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle. Ferner find von der Amnestie alle Verschlungen ausge nommen, t-sern die Straftat «ine Gefährdung der behördlichen Verkehrsregelung (Rationierung) mit Gegenständen des täg lichen Bedarfs herbeizuführen geeignet gewesen ist und die rechtskräftig erkannte Strafe in Freiheitsstrafe von mehr als einer Woche oder in Geldstrafe von mehr als 300 Mark besteht. VI!. Die zur Ausführung erforderlichen weiteren An ordnungen werben im Justizministerialblatt verkündet. Der Volksbeauftragte für Justiz: Dr. Gradnauer. Air Sek AaklenrMlririick uuierreicbnet Micke Der Vorsitzende der Waffenstillstandskommission, die mit Lem französischen Oberkommandanken verhandelte, Staatssekretär Erzberger, schilderte rm engsten Kreise seine Eindrücke von diesen Verhandlungen. Wir sind in der Lag«, dieselben wie folgt wiederzugeb«»: - Am Abend des 7. November verließ die Waffenstill standskommission Berlin und fuhr nach Spa, Ivo das deu sch« Große Hauptquartirr war. Die Oberste Heeresleitung hatte dort 20 Offiziere be reitgestellt, die mit der Kommtzsion nach Frankreich reisen soll ten. Staatssekretär Erzberger lehnte die Erweiterung der Kommifsi.n als überflüssig ab. Der Kommission standen 7 Automobile zur Verfügung, mit denen sie von Spa auf äußerst sch.echlen Wegen nach der FronGgelangen konnte. Trotz aller mög.icheiv Hineerni.se, welch-: da^ Schlachtfeld mit sich brachte, fuhren die deutschen Herren mit größter Beschleunigung Ihrem Ziele entgegen. Dir deutsche Etappe mach.« lange nicht den günstigen Eindruck wie die deutsche Front. Durchweg beob achtete MAN, daß der Frontsoldat vielmehr Sinn für Ordnung hat. Im berühmten Schloß des Grasen Merede bei Chimay standen alle Kostbarkeiten unberührt da. Viele Hunderie deutscher Soldaten waren durch das Schloß gekommen, keiner hatte sich an dem fremden Eigentum vergriffen. / , An der französischen Front erwarteten bereits französische Ofsiziere die deutsche Kommis sion. Die Weiterreise erfolgte in französischen Automobilen. .Es ging durch das zerstörte Schlachtfe.d, das gräuenhast aus sieht. Auch durch St. Quen.in kam unsere.Delegation, das durch feind.iches Arti.leriefluer so zerstört ist, daß man "sich kaum mehr vorstellen kann, daß diese Trümmerhaufen die lleberreste einer «inst b.ühmden Stadt seien. Schweigend deutete der führende Franzose auf diese Trümmerstätte und erklärte kurz: „Vota St. Oum.in." Die deutsche Delegation wurde wohl abjicht.ich im Zickzackkurs durch das feindlich« Gebiet hindurch geführt. Den Delegierten wurden die Augen nicht verbunden. Sch.ießlich kamen die Automobile in Toro- nier an. Von hier aus ging es kn «mein französischen Sonder zug bis in den Wald von Eompkegne. "Auf dieser Fahrt wuröen die deutschen Delegierten ersucht, die Vorhänge an den Fenstern des Eisenbahnwagens geschlossen zu halten. Als man jm Walde von Compiegne angekommen war, wurde der deutschen Delegation mitgeteilt, daß auf dem anderen Geleise" < der SondmMg des Marschalls Foch stehe. Sofort wurde «ine telephonische Verbindung zwischen ! den Le.den Sonderzügen hergestellt. Es verging ein« Stund«, s bis Marschall Foch (man spricht den Namen drüben „Fosch" aus) bereit war, die deutsche Kommission zu empfangen. Der Offizier, der unsern Zug. führte, ließ kommen, was wir an Hilfsmitteln etwa erbaten. Und auch die Art des mili tärischen Grußes durch die Wachen, die unsern Zug zahlreich umstanden, war. tadellos. Aber di« ganze 'Feindschaft, das vol.e Maß von Haß, den man für unser Land dort drüben jetzt hegt, kam in Yen Formen der Verhandlungen selbst zum Ausdruck. Der französische Oberbeseh.shabcr war äußerst kühl. Foch, der sich nur zweimal zum Anfang und zum Schluß zeigte, em strenger, nüchterner Mann üoer sechzig, äußerlich eher dem Typus des englischen Ofsisi-rs ähn.ich, hat uns kein Wort großer Höflichkeit gegeben, die ine ritterlichste Na- I tidn in früheren Zeilen ausgezeichnet hat, ebensowenig seine Offizier«. Er empfing uns mit den Worten: „Ou'est re que vous desirez, mes^ieurs?" und lud uns in dem großen mit Tischen und Karlen ausgestatteten Arbeitswagen zum Sitze» «ln. Er frag!« sch.ieß.ich: „Oue ooulez-oous?" (Was wollen Sie?) Bei Foch war auch der «ng ische Admiral Wemys, der zur Verhandlungsführung bevollmächtigt war. Von seilen 'Amerikas und Jta.iens war niemand bevollmächtigt, es war von dies«» Staaten auch niemand erschienen. Staatssekretär Erzberger übergab nun seine Vollmachten als Führer der Kommisiim dem General Foch. Die Vollmachten waren deutsch geschrieben. Deshalb ließ Foch den Tert erst sest- ftellen. Nachdem dies geschehen war, erklärte er sie als genügend. Staatssekretär Erzberger bat nun in deutscher Sprache — es wurde von seit«» der deutschen Delegation immer deutsch Mesproche» — Foch möge seine Vorschläge mitteilen. Gene ¬ ral Foch erwiderte darauf kurz, daß «c gar keine „Vorschläge" zu machen hab«. Es dauerte längere Zeit, bis man dazu gekommen war, daß Foch die Waflenstillstandsbedingungen der Entente ver lese» ließ. Staatssekretär Erzberger bat darum, diese Be dingungen seiner Regierung mitteilen zu dürfen. Es wurde der Rittmeister von HeUdorff beauftragt, den Tert nach Deutschland zu bringen. Es war dem Offizier aber unmög lich, durch die Linien hindurchzukommen, da trotz Trompe.ev- signale und Vorantragens der weißen Flagge auf unerklär liche Weife von den deutschen Truppen fortwährend ge schossen wurde. So entstand eine Verzögerung von,24 Stun den. In der Zeit d«s Wartens war die deutsche-Delegation irr ihrem Zug vollständig von der Außenwelt abgeschlossen. Von französische Seite wurden verschiedene nationalistische Blätter Len Herren zur Verfügung gesteckt. Der Funkcnappa- rat funktionierte sehr schlecht. Betör Kommissionen.speisten und schliefen in ihren eigenen Zügen. V.ötz.ich ließ Foch telephonieren, daß ein Funkspruch eingetroffen sei, wonach der Kais« abgedankt hätte. Ein weiterer Funkspruch Kitte die Bildung der neuen Regierung mit. Der Kommission feh.ten alle Einzelheiten hierüber. Einige Z«it später li«ß der französische Generalissi mus mittci.en, daß «in offener Funkspruch eingetroffen sei, wonach der neue Reichskanzler Ebert dir WafftnstEandrbrdlNWngen. angenommen habe. Dieser Funkspruch war nicht unterzeichnet. Gleich wohl schlug Foch vor, man solle jetzt seinen Entwurf des Waf- senstil.stanoes zu unterzeichnen. Die deutsche De.egalion aber h.«.t einen un.erschrists.osen Funkspruch nicht für ausreichend, um daraush.n zu Hände n. Kurz daraus traf eine lange chiffrierte Depesche «in — es war inzwischen Sonntag, 10. 11., abends spät geworden — deren Dechiftrkrung längere Zeit in Anspruch nahm. Es wurde der deutschen Delegatton an- befoh.e», das Wafsenstillstandsabkommen mit g-wisien Ein schränkungen zu unterzeichne». Inzwischen hatten aber bereits unsere Delegierten durch dre persün.iche Aussprach« verschie dene Milderung«» erzielt, die viel weiter gingen als das, was die deutsche Regierung gefordert hatte. Nach Mitter nacht war dis Dechiffrierung vollendet. Man rief bei Foch an, ob er noch bereit sei, in der Nacht zu verhandeln, da der Abschluß des Waffenstillstandes doch so früh als möglich erfolgen müsie, um weitere Menschenleben zu schonen. Es kam die Nieldung zurück, daß man um 2 Uhr verhandeln wolle. Die Debhämdlungcn begannen auch morgens 2 Ahr und dauerten bis 5 Ahr. , . Unsere zweitägige Tätigkeit war eigentlich keine Verhand lung; wir machten einfach dir technische Unmög.ichieit bei einzelnen Bestimmungen geltend. Denn wenn man von uns die Aus.ieferung von 160 U-Booren verlangt und wir keine 160 haben, so mußt« dies« Forderung eben in die Formel „alle U-Boot«" umgewand«?. werde». Der Hauptpunkt war die Ernährung, der«» Zusicherung wir durch Verhandlungen in gewisiem Matze erreicht haben. Zum Teil war die Aussprache sehr erregt. Staatssekretär Erzb«rg«r mußte besonders den englische» Admiral Wemys darauf verweis», daß Dcutsch.and durch den Waffenstillstand vollkommen machtlos werde, daß es Im Wafferwinkel Ein Dorfroman von P. Redlich Herr Festegang ließ es sich schmecken. Das Rührei war vorzüglich, aber — hm — sechs Eier ergaben ja eine merk würdig kleine Portion. Die Heinemann sollte künftig lieber einige mehr nehme». Sie lieferte si« aus ihrem eigenen Hühnerstall, vorzüg.ich frische Eier, und berechnete sie nicht zu teuer. Nein, aber dses« paar Scheibchen Mettwurst, das sollte ein .halbes Pfund sein? Ei, ei. Dem Herrn - Schlächter mutzt« man wohl «in bißchen auf die Finger passen, mak ei» bißchen nachwiegen das nächstemal, hm — Die Heinemann sagte zum Hause hinaus, vor dessen Türe sich zwei prügelns« kleine Mädchen im Heidekraut wälzte». Alsbald fühlte sich die Größere an den Ohren emporgerissen und sah au'heulend in ihrer Großmutter er grimmtes Gesicht. „Du Sauluder infamigtes!" schrie di« Atte. „Hab' ich dich nicht gesagt, du sollst uffpassen und pfeifen, wenn er rauskommt?" . - ' > , , > , § Klitsch, klatsch, regnet« es Ohrfeigen, bis «ine noch hübsch-, aber etwas schlumpige Frau um die Ecke kam Md sich ins Mittel legt«. .Faßt Ihr nu bahl« das Mächen los,- Mutter?" Immer noch keifend folg'.« Mutter Heinemann ins Haus, wo man über den klein«» Flur, auf den auch Herrn Festegangs Küche führt«, in die Zw«isimmerwohnung gelangte, die de? Grubenarbeiter Förster, Frau Heinemanns Schwiegersohn, mit seiner Fami.ir bewohnte. Durch die Kammer, in der di« Kinder schliefen, immer zwei und zwei in einem Bett, kam man in das große Wohnzimmer, wo dis Kleinen sich mit dick belegten Wurstbrötchen um den Tisch jagten, während Förster, «in bäumlanger Mensch mit gutmütigem Gesicht, am Fenster im Kalender las. Am Tische satz Else, die Netteste, und heulte. Sr- dient« bei Lehrers, war fortgelaufen und wollte izicht wieder zurück. „Die wissen weiter nichts, als «inen schikaniere»," heulte sie. „Immer in eins w«g haben sit's mit die Hpinne» im Ziegenstall — weiter wissen sie nichts nu schon seit acht Tage», al» daß ich da man fmmerzu d» Spinnweben abmachen soll.'« > ! ,-l „Na, ich dächte!" entrüste!« sich Frau Förster, „Spinnen haben doch wall noch keine Ziegen mch totgebissen." „Uno heute da hat sie sich dabei hingeste.lt, die Schul meistern — und da mußt' ich all' dis Fitzen runtermachen von's Stallfenster, wo's doch Sonntag ist. Kann sich ja Schalgardinen anmachen la ss» für ihre alte meckrige Ziegen sor meinswegen. Nee, da- geh' ich »ich wieder hin." „Bleivste eben hier," entschied Mutter Alwine Förster. „Wer noch Ellern hat, braucht sich nicht dumm komme» zu lassen." „Na, WAS soll denn da werden?" brummte Förster vom Fenster her. „Bei den Leuten leriit sie was, 's wird si« keiner fressen. Hier bei dir lernt sie doch weiter nichts als Wurst fressen." Alwine fuhr herum. „Na, wer beschafft sis denn, die Wurst — he? Du mit deinen paar Groschen Verdienst denkst wohl noch, du kannst das große Maul haben?" Er stopft« sich die Finger in die Ohren und vertiefte sich wieder in dei? Kalender. „Ich hab' dich damals gleich gesagt, Alwine," sagte dis Alle, ,siaß das Mädchen »ich dienen, schick' sie in die Ziegelscheune. Denk' mal, was die Mädchen da für ein s^önes Stück Geld kriegen." Gottfried Försters Finger fuhren aus den Ohren heraus. „Ziege scheune?" rief er. „Nee, da kommt He nicht hin. Da lern! sie nichts wir Grobheiten und kriegt 'nen Rücken w:e «in Müllersknecht." Die Alle fuhr ihm nicht über den Mund, wie er erwartet hatte, sondern betrachtete nachdenklich das Mädchen, das mit „erheuttem, tückischem Gesicht am Schürzenzipfel kaute und scharf aufhorchte. Frau Heinemann fand, daß es kein schmuckeres Mädchen gab, weit und breit,, als dis E!,e mit ihrem krause», schwarzen Haar, Len grellen Beerenaugen, den lirschroten Lippen und Wangen und Lem üppigen Körper, der iUer ihre Jayre hinaus cnuomc t war. . „Hast nicht so unrecht, - Friede," meinte die Heineman», währens sic Herrn Festegang »achblickte, der wippend am Fenster vorbeischlenderte. „An, besten ist schon, sie bleibt etzt hier im Haus und geht mit in die Beeren. Es wird eine tüchtige Ernt« dies Jahr, all«s' blau von Heidelbeeren, dann später die Krösels und dazu di« Steinpilze. Mächtig viel Geld gibt'» da zu »«rdien«», wenn «in, flink ist." Elsens Auge leuchteten auf. Ja, das war so etwas nach ihrem Geschmack. Das war ein lustige; Leben im Walde mit den Vesrenfucherm Da hatte man.seine Freiheit und sein Vergnüge» und später Geld zu seinrn Blusen und Feder hüte». Friede Förster stand verdrossen aus, stapfte brummend hinaus vor die Tür und setzte sich auf die wackelige Holz bank, um sich ein Pfeifchen zu stopfen. Die Weibsleul« da drinm.» fragten ja doch gerade soviel nach seiner Meinung, als sei er der Popanz im Erbsenfeld. Mißmutig paffte er sein übelriechendes Kraut. Immer war es so gewesen, immer hatten sie es mit einander gegen ihn gehalten. Und, wenn er abends todmüde von der Arbeit hsimkam, dann hatte er keine Lust mehr, aufzutrumpsen. Er war dann froh, wenn er seine Beine aus strecken konnte und seine Ruhe habsn. Das mit dem in di- Leeren gehen, nein — das gefiel ihm nun keineswegs, trotz des schönen Stück Geldes,, das es einbrachte. Aber für so «in« wie die Else, war da; nichts. Schön war das manchmal nicht, was die Jugend da für Unfug triebund .die Els- — na, da war doch kein Verstano vrin in dem Mädchen- Er kraute sich seufzend den Kopf. Dann gähnte er laut und anhaltend. Am besten war es schon, man ließ das schwer« Nachdenken und legte sich schlafen. Er hatte- gestern Nachtschicht gehabt, ukid dann, als er mit steifen Gliedern hnmkam, hatte die Alwine, wie es so ihre Mode war, noch a.ler.ei ^Beschäftigung für ihn gewußt, Holzhacken, Wasiertrag«» und Die enwasche». Und wenn er vor Müdig keit über siin« eigenen langen Bein« gesto.pcrt mar, so hatte sie sich totlachen wollen. Nusge.acht hatt« sie ihn ja schon immer, schon damals, als er sich di« Hacken nach der hübschen, lustigen Alwine Heinemann ablief. Wie behert war er dama.s gewesen, nun ja — und dumm. Furchtbar dumm. Aber das wußte er genau, könnte er s<in Leben noch einmal lebe», so wäre er abermals so dumm, so blitzdumm. Denn so etwas, das ging nun einmal nicht mit rechten Dingen zu. Manch: Weibs leute konnten ja sowas, die wußten sowas, daß sie einen wie an der Leimrute hatten. Si- zog ihn ja »och heutigen Tages hinter sich her, wie an d-r Leimrute. Und wenn sie ihn.schlecht behandelte und häßlich gegen ihn war, das konnte «r immer noch besser vertragen, als wen» si- überhaupt nicht da war. Aber «in Schafekopf war «r doch g«w-s«n, damals — da» stand fest. , c
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