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— 472 — Inbegriff alles Geborgenseins auch für Harle Männer nach Kampf und Not und Tod. Dieweil die Braven noch bei -uns durch die Straßen der Großstädte von Bahnhof zu Bahnhof ziehen, oder m wahnsinnig überfüllten Zügen frie rend heimwärts rollen, zittert daheim.ein wartendes Mutter- Herz dem heimkehrenden Sohne entgegen, in überquellender .Freude. Und nach einigen wenigen Tagen, wenn die Ent- lasfungsformalitäten erledigt und der Kämpfer als letzte Erinnerung an den Krieg feinen Entlassungszivilanzug er halten haben wird, dam? glbt's nun doch ein Wiedersehen in der Heimat, nicht in der Sonnenglut der Freude des Sä gers, sondern im grauesten Herbstnebel; aber xur unermeßlichen Freude der Seinigen, die ihn doch nun „wiederhaben" und nun wissen, daß der entsetzliche Krieg ihn nicht mehr fort- reißen wird. * Der Preissturz in Lebensmitteln, der in neutralen Ländern einsetzte, macht sich auch bei uns fühlbar. Der plötz liche Waffenstillstand hat manchen Lebensmittelschieber - un angenehm überrascht. Schon anfangs dieses Monats setzte in Hol.and'der Preisrückgang ein. Butter, die dort früher 15 Marl kostete, wird heute bereits das Pfund zu 6 Mark angeboten. Eier, für die sonst auch dort bis zu 1 Mark gezahlt wurde, kann man setzt schon zu 56 Pfennig haben. An der Grenze konnte man Salatöl für 8,40 Mark das Liter kaufen, während sonst 36 Mark gefordert wurden. Stückseife kostet 84 Pfennig. Bezeichnend ist es auch, daß in Holland plötzlich wieder Margarine, Mehl, Stärke, Kaffee, Tee, Zucker, Bon bons zu haben sind und alles viel billiger als. früher. Auch Tee fiel um den dritten Teil des früheren Preises. Dadurch, daß der Gewinn aus dem Schleichhandel nun klein ist, wird er bald aufhören, denn das Geschäft ist nicht mehr recht lohnend, um so mehr Nahrungsmittel werden für hie öffent liche Bewirtschaftung frei. Es kann deshalb nicht oft genug daran erinnert werden, nichts mehr .Hintenherum" zu kaufen. Hört das auf, dann gibt es „Bornherum" Lebensmittel zu gefunden Preisen. Es liegt also- an den Verbrauchern, die Schleichhändler§ippschaft auszurotten. ' Maschinengewehre als „Krigsand-nkcn". In allen Stadtteilen Groß-Ber.ins sollen demnächst Waffensammel stellen eingerichtet werden. Veranlassung dazu hat die Fest stellung ergeben, daß viele Privatpersonen und Soldaten sich noch im Besitz von Waffen befinden, die sie in ih»en Woh nungen ou heben. Nicht nur Gewehre, Karabiner u .o Pistolen, sondern sogar Maschinengewehre werden als Andenken auf gehoben. Alle diese Waffen sind, wie die Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, die auch bei dem Durcheinander der ersten Revolutionstage eifrig „gehamstert" worden Znd, National- eigentum und müssen unbedingt abgegeben werden. * Die DMfchen in England nach dem Kn ge. Lord Eave erklärte im eng ischen Unterhaus«, daß alle internierten Deut schen nach Hause geschickt würoen, sobald der K.ieg voroei sei. Die Bill, dir die Regierung vorschlägt, würde ihr die absolute Gewalt zum Ausschluß von Personen aus England auch in Friedenszeilen geben. Die Bill würde es außerdem der Regierung ermöglichen, zwischen den Angehörigen ver schiedener Länder einen Unterschied zu machen. Nach seiner persönlichen Meinung sollten überhaupt keine Deutschen nach England zugelassen werden. " SpartaLus «nd die Spartalusgruppt. Die revolutio närste der revolutionären Parteien Deutschlands, die jetzt vielgenannte Spartakusgruppe, trägt ihren Namen von einer Persönlichkeit der altrömischen Geschichte. Spartakus hieß der Anführer einer Schar von Gladiatoren, die im Jahre 73 o. Ehr. aus der Fechterschule von Capua ausbrach und Aufruhr gegen das Weltreich der römischen Republik erregte. Zwei Konsuln Roms erlitten schwere b.ulige Niederlagen von dem durch Zustrom von Sklaven aus ganz Italien vermehr ten Aufrührerheer, das im Raub- und Siegeszug die Halb insel durchschritt. Spartalus fiel schließlich im Kampf gegen d« llebermacht, sechstausend seiner Leute, die sich ergaben, wurden von den Siegern zum Kreuzestod verurteilt. Im parteipolitischen Kampf innerhalb der du schen Sozialdemo kratie taucht« der Name „Spartakus" zu Beginn des Jahres 1916 auf. Einer der radikalsten Abgeordneten der linken Grupp« d«r 20, dir sich kurz vorher von der alten Partei abge palien Hail«, ließ' dama s „Po.i.ische Briefe" erscheinen, .die mit „Spartakus" unterzeichnet warrn. Der Name des ^Verfassers der Spartakusbriefe wird noch heute als strenges Geheimnis der Eingeweihten betrachtet, der Inhalt der Briefe aber war ganz im Sinne Karl Liebknechts gehalten. Der Grundgedanke der Spartakusbriefe war es, die Internationale zur allein entscheidenden Instanz in allen weltpolitischen Fra gen und vor allem 'in allen Fragen der Kriegstaktik zu machen. Die Nationen des Erdballs sollten mit der Zeil überhaupt verschwinden. Von Anfang an übten die Spar takusbriefe an den „Schwächungen'? der unabhängigen Sozia listenpartei dieselbe scharfe Kritik wie an öen regierungstreuen Scheilemannleuten. Di« Vertreter der von ihnen angegebenen Richtung im Parlament waren Liebknecht und Rühle. Links vom Spartakus steht nur noch Iulian Borchardt, der sich als den einzigen wirklichen Bolschewisten Deutschlands bezeichnet. f Trocknet WcitzLhl! Neben dem Einschneiden zu Sauer kraut sollte jede Haushaltung die diesjährige gute WUßkohl ernte sich auch durch Tro.cknung von Weißkohl für die kom menden schwierigen Wintermonate nutzbar machen. Der Weißkohl ist möglichst fein zu schneiden und dünn auHg^egr. unter mehrmaligem Wenden,' auf dem Ofen bei geringer Wärme oder an der Lust zu trocknen. Zchn Pfund frisches Kraut ergeben «in Pfund gedörrtes. Bei der Zubereitung ist der getrocknet« j^ißkehl am Tage vor dem Gebrauche einzu weich«n und — damit die beim Wässern ins Wasser über- gegangenen Nährsalze nicht verloren gehen — im Einmeich wasser aufs Feuer zu setzen. * Kaiser And Krupp. Von dem pensionierten Lehrer Christian Döring aus Schwelm wurde an das Direktorium Friedr. Krupp A.-G. in E sen-Ruhr folgende Anfrage ge richtrt: ,',Es wird 'in den Eisenbahnzügen kolportiert, .das; Wi Helm ll. Mitinhaber Ihrer Aktien-Gesellschaft sei und während des Krieg«; als Teilhaber große Summen vor dien «. Daß hi.rüoer sofort Klarheit geschaffen werden mu ist gebieterisch« Forderung. Ich erlaube mir, hierzu en^! kurze Antwort von Ihnen zu eroitten." Antwort: „Ans Ihre Anfrage teilen wir Ihnen mit, daß es sich um ein leeres Gerede Handelt, da- jeder Begründung entbehrt. An der von Ihnen angeführten Behauptung ist kein wahres Wort." * Feldmäusebetämpfung. Man kann verschiedener Mei nung darüber sein,, ob die Schädling« unserer Feldfrüchte wäh rend des Krieges zugenommen haben. Sicher ist das mit dem llnlraut der Fall, zu dessen Bekämpfung die Arbeits kräfte, namentlich aber auch di« Gerätschachen mehr und mehr fehlten. Zweifelhaft ist es aber hinsichtlich der tierischen Schädlinge, deren Ausbreitung vielfach ja auch von Bekämp- sungsmaßrrzeln leider unabhängig ist. Wie dem auch ser. die Mäu ebekämpfung ist stets, auch wenn es kein eigentliches Mäusesahr war, «ine Pf.icht des Landwirts gewesen, 'der er sich auch setzt, trotz dringender anderer Arbei.en nicht ent ziehen sollte. Die Ausräucherungsmittcl stehen allerdings jetzt ebensowenig zur Verfügung, wie Getreide zu GifL- präparaten, da die Rcichsgetrcidestelke zu derartigen Zwecken nichts freigibt. Wir haben aber in d«n Mäusetyphuskulturen, deren Anwendung in' den letzten Jahren sicher geworden ist, ein Mittel, welches eine erfolgreiche Bekämpfung gewährleistet. Manche klagen allerdings üoer Versagen, es geht aber mit diesen Typhuskulturen ähnlich wie allen neuen Einfüh rungen, ihr« Handhabung wird zunächst nicht verstanden und ps werden Fehler gemacht. Ein gewisses Nachdem«» und Sorg falt gehören a.lerdings zur Anwendung dieser Kulturen. Na-- mentlick darf man nicht zu wenig auslegen und keine Kulturen verwenden, di« über vier Wochen alt sind. Aber man hat das ja auch nicht nöl^. In der richtigen Weis« angewandt, dürfen sich die Landwirte von den Typhuskulturen jedenfalls einen sicheren Erfolg versprechen. Der Kauf der Präparat« ist allerdings Dertrauenssache und man soll daher nur von güten Bezugsquellen, z. B. von den bakteriologischen Instituten der Landwirtschastskammern wie H. B. Halle und ose i> lausen. Die verhältnismäßig geringe Ausgabe für Beschaffung von Kulturen macht sich, jedenfalls gut bezahlt. , * Standrechtlich erschaffen wurde in Berlin ein -Räuber, den man auf frischer Tat ertappte. Ein Russe drang in der Holzmarktstraße in einen Gemüseladen ein und versuchte, der Geschäftsfrau Geld und Waren zu rauben. Auf ihren Widerstand verletzte er sie durch einen Pistolenschuß und ergriff dann die Flucht. Er wurde bald von Soldaten des Arbeiter und Soldatenrates feftgenommen und nach dem Polizeipräsi dium gebracht. Hier wurd« er nach Feststellung des Tat bestandes erschossen. verantwortüch« Bebakt«»: Ernst Botzbrrq tu Frankenberg iS. — Druck und Verlag von E. <8. Bohbrrg in Frankenberg i.S-