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Lenmtworüicher Retxckteur: Srust Robber, in Frankenberg t.S — Druck und Beria» von C. G. Roßb erg in Frankenberg i.^ karten bedeckt war. Es Har «in biederer Steuermann, mir dem Eisernen Kreuz 1. Klasse an der linken Brust, mit einem rotbraunen, verkniffenen Gesicht, in schlechtester Stimmung, da er wütend darüber war, daß er auf seinem Boot, wo kaum noch ein Kakerlake untergebracht werden konnte, noch Raum für so einen überflüssigen Flugschüler und Seekrankheits- kandidier! schaffen sollt«. Unsers Meldung erwiderte er nach kurzem Schwelgen mit einem kräftigen Fluch. „Was zum Teufel soll ich mit diesen verdammten Fliegern ansangen?" rief er mit Donner stimme, vor der wir erbebten. Sein alter Obersteuermanns maat, der neben ihm sah, warf nur einen einzigen gering schätzigen Blick auf uns. „Ich habe keinen Platz für Passa giere," donnertelder Führer weiter. „Was wollen Sie eigent lich bei uns?" Und es folgten einige Kraftworte über die Weisheit der Vorgesetzten. Da wir in unserer Unschuld alles für bare Münze nahmen, bereiteten wir uns, halb gedemütigt, halb erleich tert, schon darauf vor, wieder fortgeschickt zu werden. Aber nach nochmaligem Schweigen erhielten wir den Befehl, uns beim Obermaaten zu melden, der die Ver- teilungsliste führte. Für.den Kommandanten war die Sache scheinbar erledigt. Wir, stolperten die Eisentreppr wieder. hinauf. Oben streiften wir an-' Seeleuten vorbei, an scharf beobachtenden Gesichtern im Lampsnschein. „Seid Ihr die - Fliegers?" erklang eine Frage. Nach einigen Stunden (denn beim Militär und besonders bei der Marine smd die Zeitmatzs stark rerLrötzert) waren wir getrennt, und ich fand mich in der sogenannten Unteroffizierrmssse, in der mir zu gewiesenen Koje, in der ich meins Habseligkeiten leidlich ver staut hatte, was dis darin hausenden braunen Kakerlaken aus ihrer dumpfen Ruhe gescheucht hatte, so datz sie lebhaft hin- und herkrabbelten. Eins solch; Koje ist in die Wandung des.gemeinsamen kleinen Raumes eingebaut und hat etwa die Ausmatzs eines bequemen Sarges-. Durch kleine Schiebetüren ist sie voll kommen verschließbar. Irgendeine besondere Luftzufuhr be- sitzt sie nicht. Der ihr eigens Dust ähnelt demjenigen von altem, sauren Brot. Aus durch Seekrankheit zerwühlte Mägen wirkt dieser Dust wie eine beständige leise Tortur. In -llen Ritzen der Koje Hausen dir harmlosen Kakerlaken, länglich-bräunliche Tiere von großer Zutraulichkeit, die rn denke man sich den sogen Raum, in dessen Wand die Kojen . eingebaut sind, bewohnt von einem halben Dutzend kräftiger Seeleute, geheizt durch einen kleinen Eissnosen, vor dessen Glut alle Wänds knacken, und endlich das Ganze hin und her, aus und nieder und in allen Nur möglichen Diagonalen bewegt, von über Bord gehenden Seen überschüttet, die an die Stahltür donnern, vom eisigen Dezembersturm umheult, Tag und Nacht und wieder Tag und Nacht, so hat man ein schwaches Bild von diesem trauten Heim aus Gottes wilder See. (Schluß folgt.) O-fmttevler * Eine Wohnung ausgeränmt. Während der Dorschlosser Strzallek aus Hohenlinde sich in Berlin aufhielt und feine Ehefrau eins Besuchsreis ezu Verwandten unternommen hatte, wurde deren ohne Aufsicht gelassene Wohnung durch unbe kannte Diebs fast völlig ausgeräumt und sämtliche Kleidungs- und Wäschestücke, sowie Gardinen und Vorhänge usw., deren Gesamtwert sich auf 7000 Mark beläuft, gestohlen. * Die Dummen werden nicht alle. Das bewies eine Verhandlung vor dem Schöffengericht in Hohsnsalza. Kam da eins Zigeunerin zu erder Ansiedlerfrau um zu betteln. Bei dieser Gelegenheit erzählte die Ansiedlerfrau, daß sie eine kranke Kuh im,Stall habe. Die Zigeunerin erbot sich, die Kuh zu Hei en, wenn die Ansiedlerfrau ihr einen größeren Geldbetrag und einen Schlüssel aushändigte, welche Sachen sie an eine Stelle legen müßte, die die Ansiedlerfrau vorläufig nicht wissen dürfte .Die Leichtgläubige händigte denn auch der Zigeunerin 400 Mark aus, mit denen diese natürlich ver schwand, ehe die Kuh das Fressen wieder gelernt hatte. Das Gericht verurteilte die Zigeunerin zu drei Monaten drei Wochen Gefängnis. Ein Schöffe äußerte, daß auch die An siedlerfrau für ihrs Dummheit hätte bestraft werden müssen. Gibt Wege, Lauf und Bahn, Der wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann. - So tröstet er die Weinenden und richtet die Kleinmütigen auf. Dann steigt der Geistliche von der Kanzel und hängt ein Kränzlein mehr zu den übrigen, die jchon die Kirchen wänHe bedecken. - „Bis zum Tode getreu," murmeln die welken Lippen. Draußen lacht die Sonne wieder und weiß nichts von M«nschenleid und Menschenlos. Sie küßt dis Düne, den Strand und fftsicht kosend über das Meer. Arbeitsfroh fährt eine Minensuchflottille von Curhaven elbabwärts in den lachenden Sonnenschein hinein. Lum ertten Mui aus IlorOleevorpoNe« 3. Unsere Koj«. Wir meldeten uns vor dem Boot, von dem aus wir verteilt werden sollten. Nachdem wir über, das schmale Fallreep balanciert waren, wurden wir- zu dem Komman danten befohlen. Er empfing uns in seiner Kammer, zu der wir uns auf einer schmalen Treppen hinabqustschten. Einer von uns stolperte ihm geradenwegs vor dis Füße. Er saß »in dem winzigen Raum vor einem Tischchen, das mit See Suchen aufgegeben. Sie steuern heimwärts. Der Kampf mit deck Elementen bannt die trüben Gedgnkenl Hoch und schwer wälzen sich die Wogen dahin. Der Sturm wirft sich heulend gegen dis wuchtigen Wände, die immer wird er er stehen und peitscht den Gischt w/it über das dunkle Meer. Don Norden keucht es heran, halb über, halb unter Wasser, ein heimkehrsndes ff—Boot. Es hatte die Mel dung des Minensuchers aufgefangen und sofort Kurs auf die Sperrlücke genommen. „Sauwetter!" schimpft der Kommandant, .der Zeinen Augenblick den Kopf aus dem Turlnluk hlnaussteckt. Schwarze sternenlose Nacht, jagende Wollen und Hohs Ser. Müh sam erkämpft sich das Boot,-stampfend und schlingend, den Weg. Furchtbar ist es drinnen "in, dem ölgsschwängerten Naum. Aber dis Männer sind guten Muts,- es geht ja heim. Jetzt müssen sie in der Fahrstraße sein, dis mitten durch bas Minenfeld führt. Wär dar Besteck richtig? Hat der Sturm sie verschlagen? — Stunden voller Spannung verstreichen wie Ewigkeiten. Sie kommen durch. Und setzt ihr glicht das Leben ein, Nie wird . euch das Leben gewonnen sein. „Eines unserer U-Boote von. der Feryfatzrt heimge- lehrt. 41000 Tonnen versenkt," so lesen es dis Menschen/ am anderen Tage in den Zeitungen: Die drüben werden es schon merken, denken sie und gehen - befriedigt ihrem Tags- werk nach, ohne, etwas zu ahnew von dsm tckussndfältigrn - Tod da draußen, mit dsm unsere Brüder ringen. Der Weg nach Norden ist frei! Wie auf ein Stichwort, das ihnen gegeben, gehen andere U-Boote auf dem gleichen Kurse seewärts. Sie sssn wohl, ihnen Len Weg gebahnt in Sturm und Not. Absr die 'Namen derer kennen sie nicht, denen die Wogen das Grab- Ijed gesungen. Usbsr dn «teile hinweg, wo der zerrissene Schiffsieiö in dis Tiefe sank, stürmen die Kameraden vor zur 'Jagd auf den Feind, folgen andere nach und kehren wieder, bis eine neue Sperre dir Lücke schließt. Dann be ginnt die Arbeit von neuem, das Suchen und Räumen, wie all dis Jahre bisher.' Der Sturm ist vorüber. Die Deiche haben gehalten, >v«nn auch manchs Ser die Böschung hinaufrollte und über die Kappe stürzte. In dem Kirchlein zu Nordstrandischmoor spricht der Geistliche von dem Toben der Elemente und der Macht, die einst chnen Einhalt gebot, also daß Meer und schlaflosen Sturmnächten dem" stumm leidenden Kojen- .Wrllen ruh.g wurden und der Wigd sich legte. Dann spricht, bewohnsr friedlich vor die Nase spazieren. Zu diesen Reizen er Itte -Fürbitte für zene vor dem Feind und auf der Fahrt, - - ' - - _ o betet für die anderen, die dahingegangen sind m der Manneskraft, herausgerissen aus ihrem Hoffen und Lieben. „Von der Fahrt in das Sperrgebiet nicht hsimgekehrt," hatte die dienstliche Mitteilung gelautet, die auch nach dem armseligen Eiland gelangt war. Der Nennung des Nämens war ein wildes Aufschluchzen in einer der Hinteren Bänke erfolgt. Und der alte Mann in silberweißem Haar spricht von dem Sturm, der über die Erde geht, und der Not, die er den Menschenkindern gebracht hat. Der Wollen Luft und Winden