Volltext Seite (XML)
^rankrnberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt Mr. 104 MttwoL de« 6. Hlovemöer 1V18 Msdmiig O Vater im Himmel, erhöre Mein Flehen Für mein geliebtes Vaterland: Latz uns die Zeit der Trübsal bestehen Und unter deine starke Hand Uns beugen in Demut und doch voll Vertrauen Zu dir uns wenden in unsrer Not, Auf eigne Kraft unser Können nicht bauen, Getreu aber bleiben bis in den Tod. O gib, datz die deutsche Treue nicht werde Zu Lug und Trug, den Feinden zum Spott, Datz der Geist, der sein Alles, setzt an die Ehre, Von neuem erwache, jetzt in der Not) Ter Geist der Ahnen, der mehr noch ertragen " An Feindschaft, Entbehrung, Mangel und Leid Und doch nicht wankte; ohn' Zittern und Zagen Stand hielt in Treue und Festigkeit. Ob Berge dann weichen und Hügel auch fallen, Nur fester in deiner Obhut wir stehn, Ob Bündnisse brechen und wir von allen Verleumdet, verfolgt und verlassen uns sehn, Wir fürchten nichts, denn der Bund, den die Frommen .Mit dir geschlossen, ist stärker als Not; O, diesen Geist laß über uns kommen, . Die dich nicht mehr suchten, allmächtiger Gott! Ost ist mirs, als nähr der Herr mit Tränen Und riefe mit schmerzlicher Stimme uns zu, Ach wüßtest du doch- was zum Frieden dir' dienet, O, deutsches Volk, nicht bestanden hast du. — Doch «inen Weg gibts noch, da Glück sich erbauet, Eine Wahrheit, mit der alles steht öder fällt: Nur dem Volk geht's wohl, das auf Gott vertrauet Und seine Gebote aus Liebe hält. Schlaft wohl nun, ihr Helden jn fremder Erde, Für das Opfer des Lebens, das ihr gebracht, Habt Dank! Und scheint's jetzt vergessen zu werden Don vielen, einst wird, wenn ganz Deutschland erwacht, . Von neuem zum vollen Bewutztsein der Stärke, Der Geist eures Todesmuts jeden durchwchn, Jetzt liegt durch die schwere Notars darnieder, Doch ich glaub an mein Volk. Einst wftd es slsteh'n! Frankreich, den 31. 10. 13. Kraftfahrer Paul Vogt. Tie Allwördens Roman von Fr. Lehne 9 äoLdruck verdoiev Als Erich mit seiner Mutter die Fahrstraße, di« durch den Wald von der Stadt nach der'Oberförsterei und dem Dorfe Steinsurt "führte, überkreuzte, kam ein leichter Jagd wagen dahergefahren, von einer justgen Dame gelenkt, die neben einem alleren Herrn saß. „Der Oberförster!" sagte Erich, stehenbleibend, ha dieser^ ihm zuM'nfte. ' „Tag Berger! 's ist gut, datz ich Sie treffe! Kommen Sie nachmittag 'rüber, 's soll ein bißchen geregelt werden und ein Skat gekloppt", rief der Graubart ihm schon von weitem, zu. Beim Näherkommen reichte er auch Frau Maria die Hand. „Tag, Frau Berger! Schön, datz Sie sich auch mal weiter rausgemacht haben, Hier, meine Tochter, gestern frisch angekommen — soll sich nun wieder mal «ine Zeitlang Heimatwind um die Nase wehen lassen. Hab sie lange ge nug entbehren müssen." Auk Erichs Gesicht lag eine leichte Röte der Verlegen heit, als er sich jetzt vor dem Mädchen verneigte. Sie dankte nur mit ei^ em kurzen, hochmütigen Kopfneigen und sah über ihn hinweg. . Das also war Jutta von Eggert, die Tochter seines Vorgesetzten. Er sah sie setzt nichr zum ersten Male; Herlt« morgen, als er mit seinem Rade nach Steinsurt gefahren war, um dir Postsachen zu holen, war sie ihm schon begegnet. Sie führte ihr elegantes Rad vorsichtig über den mopsigen Waldbodenf anscheinend war daran etwas nicht in Ordnung. Sofort sprang er ab, lehnte sein' Fahrrad an einen Baum und bot der Radfahrerin galant seine Hilse an, die auch dan kend angenommen wurde. Bald hatte er erkannt, woran er> fehlte; während er beschäftigt war,« den Schaden zu repa rierte, plauderte sie lustig mit iym, und er antwortete ebenso. „So zeitig schon unterwegs, mein gnädiges Fräulein", fragte er, " „Ich bin halt früh aufgestanden!" „Fürchten Sie sich nicht — allein, ohne Begleitung? Oder soll es nicht mehr weit gehen?)' Sie lächelte ihn an, und halb singend kam es von ihren Lippen: „Weiß nicht, woher ich kommen bin, weitz nicht, wohin ich geh'. Vielleicht bin ich ein Waldvögelein, oder gar —" „Ein Reh," vollendete er. „Solch' seines Schmaltier-' chen hat der Herzog hier nicht im Gehege, das müßte man eigentlich sesthalten." „Die Jäger sind hier nicht tüchtig genug dazu." Uiuer seinem bewundernden Blick errötete sie, aber es war nicht vor Unwillen. „Wer weiß, es käme auf d«n Versuch ,an." „Ja, wenn Sie einer wären — —" Ta er zum Sonntag nicht den grünen Rock trug, sondern einen hellgrauen Anzug mit Mütze, konnte sie ja nicht sehen, datz er ein Forstbepmter war. „Und wenn ich nun einer wäre? Dürft' ich dann wohl das Schmaltierchen fangen?" „Wenn Sie Mut und Geschicklichkeit dazu besäßen." Kokett legte sie Len hübschen Kopf auf die Seite und lächelte ihn an. „Doch jetzt muß ich weiter! Meinen Dank für Ihre Bemühungen, Herr —" „Waldschratt." Sie pachte und schüttelt« sich in komischem Entsetzen. „Nein, nein — um Gottes willen." Er hielt ihre kleine Hand fest. , „Und soll ich wie niemals Wiedersehen?" Sie sann einen Augenblick nach. „Es kommt darauf an, wo Sie wohnen — von niii aus könnte ich es fast jeden Tag ermöglichen." „Und ich auch!" In seinen Augen leuchtete es. freudig auf. „Nun also. Dann wollen wir es dem Zufall über- lassen." „Mit diesem Bescheid kann ich mich aber nicht zufrieden geben." „Sie müssen es 'trotzdem. Wenn Sre hier wohnen, werde ich nächstens wie das Mädchen aus der Fremde vor Ihnen austauchen." „Dann lassen Sie mich aber nicht allzu lange darauf warten." Endlich merkte sie, daß er ihre Hand noch immer hielt. Sie riß sie errötend aus der seinen und schwang sich auf ihr Rad. „All Heil!" rief er, stand, und sah ihr nach. Sie wandte sich nach ihm um und winkt«, ehe sie seinen Blicken ganz entschwand. -