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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 07.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191811077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181107
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-07
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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gelöst hat. Dies ist die sogenannte Blocksicherung. Die Ent- kers. Er erhält dafür «inen Ordnungsruf, den er Mehnt. Weiter behauptet er, der Krieg fei »an Deutschland vorbe reitet und ange-ettelt worden.-Präsident Dr. Vogel! ver wahrt die Regierung und das deutsche Volk gegen diesen Vorwurf. rungen der Bevölkerung nicht befriedigen. Redner führt eine Reihe weitergehender Wünsche an und äußert sich dann über die Errichtung der neuen Rei«' die Staatssekretär« im Reiche icksregierung, wobei er bemerkt, seien die Hausknecht« de« Kai- Ordnungsruf, den et sind diese Zugfolgestellen für elektrische Streck«nblockung der art eingerichtet, daß das Signal für die Einfahrt in «inen Streckenabschnitt unter zwangsweisem Verschluß der nächsten .frei" gezogen wer- rungen rundweg ablehnt« und auf. die Unaeekgnetheit solcher Wege zur Erreichung des allseitig angestrebten Friedens hrn- wies. Nach Bekanntgabe dieser Antwort ging die Menge auseinander. Im Verlauf der ganzen Kundgebungen sind keine gewaltsamen Störungen der öffentlichen Ordnung vorge kommen. Die Teilnehmer bestanden nur zum kleinsten Teil aus Anhängern der Unabhängigen sozialdemokratischen Par tei. Di? Polizei war nirgends zum Einschreiten,fnit der Waffe genötigt. r BerUn, 6. 11. Man nimmt an, daß die Russen einen neuen Botschafter nach Berlin senden werden. Bis auf wei tere« übernimmt die spanische Botschaft die Vertretung der Russen in Deutschland. SScdMcder r-M-g wsl Dresden, 5. November. Zweite Kammer Ani Negierungstische sämtliche neuen Staatsminister. Haus und Tribünen sind voll besetzt. Aus der Tagesordnung steht die Entgegennahme einer Erklärung der Regierung. Der Vorsitzende im Staatsministerium Staatsminister Dr. Heinze führt aus: Die Staatsregierung habe den Verfassungsände rungen im Reiche durchweg zugestimmt. Durch die ge schaffene Neuordnung in Sachsen stehe das Gesamtmknisterium nunmehr in engster Fühlung mit der Volksvertretung. Kein Minister könne gegen den Willen des Parlaments dauernd im Amte bleiben. Demnächst komme die Bildung eines neuen Verkehrsministeriums und die Trennung des Kul tus- und Unterrichtsministeriums in Frag«. Die Regierung werde.dem Landtage binnen kurzem eine Vorlage machen, die das allgemeine^gleiche, geheime und direkte Wahlrecht für die Zweite Kammer ohne jede Einschränkung vorschlage, verbunden mit dem System der Verhältniswahl zum Schutze der Minderheiten. Vor Frie densschluß und Rückkehr der Krieger könnten jedoch keine Wahlen vorgenommen werden. Auch der Ersten Kammer könnten Minister entnommen werden. Die Erste Kammer müsse sich gleichfalls organisch dem Neubau einfügen. Ihre grundsätzlich« Neuformung werde unvermeidlich sein und müsse über die gegenwärtig« Regierungsvorlage hinausgehen. Der Minister erwähnt sodann die Schwierigkeiten der Volks ernährung und Rohstoffversorgung, die zu heben die Regie rung entschlossen sei. An der Neuorganisation der Wirtschaft müsse das gesamte Volk Mitarbeiten. Zur Durchführung der Demobilisierupg im Land« sei die Gründung, eines Arbeits amtes geplant. Wucherer und gewerbsmäßige Schleichhändler würden nicht Duldung noch Schonung finden. Der Abbau der Kriegswirtschaft werde allmählich erfolgen. Die Milde rung der Wohnungsknappheit werde mit Nachdruck gefördert. An die Frag« der inneren Verwaltung werde die neue Re gierung im Sinne einer freiheitlichen Weiterentwicklung her antreten. Eine Reform des Kemeindewahlrechts und des Volksschulckesens seien in Aussicht genommen. Die Kricgs- gewinne sollten noch schärfer steuerlich erfaßt werden. Eine der wichtigsten Sorgen der Regierung bildet die Lag« der Beamtenschaft und Lehrerschaft. Für die gesamte Politik des Landes werde künftig der Staatsminister, der den Vorsitz im Eesamtministerium führe, den Ständen in erhöhtem Maße verantwortlich sein. Da durch werde die Verantwortlichkeit der übrigen Minister für ihre Departements nicht berührt. Die erhöhte Tätigkeit des vorsitzenden Staatsministers behinge die Einrichtung einer Staatskanzlei, deren Chef die Beziehungen zum Reiche und die Fragen der inneren Politik zu bearbeiten haben werde, Staatsminister Günther l«gt namens der Regierung gegen die Behauptung des Vorredners, daß der Krug von Deutschland angezettelt worden sei, Verwahrung «in. Rus sische Zustände wünschen wlr uns nicht. Der Zusammenhang aller Volksgenossen sei notwendig, um di« ungeheure Not der Gegenwart zu überwinden. Abg. Barth (Kons.) bittet zugleich im Namen seines Fraktjonsg«uoss«n Kochel dje Regierung, bei der bevorstehenden Neuordnung im Staatsleben die Sicherung der Rechte des kleinen Bollsstammes der Wenden auf seine Mutt«rsprache und sein Volkstum zu gewährleisten. Abg. Dr. Zöphel (Natl.) weist die Ausführung«« Seegers zurück. Abg. Fleißner (U. S.) verteidigt s«inen Fraktionsgenossen Seeger und De- hauptet, was man jetzt im Lande und Reiche getan habe, sei nicht einmal der Anfang der Demokratie. Damit schließt die Aussprache. Deutschland in Frieden den Platz an der Sonne Erhält, auf den es gerechten Anspruch hat und den es sich in' Zukunft als freies Volk im friedlichen Wettbewerb mit den -«deren Völkern täglich neu erobern wird. (Beifall.) Abg. Uhlig (Soz.) legt die Stellungnahme der sozial demokratischen Fraktion zu dem Programm der neuen Re gierung dar. Die Sozialdemokratie habe den Mut und den Willen, an ihrem Teil zu helfen, das Land und das Volk vor dem Schlimmsten zu retten. Der Wunsch nach Frieden dürfe nicht wegen dynastischer und monarchischer "Interessen unerfüllt bleiben. Die Mehrheit des Volkes sei "für die Re publik. Redner wünscht« weiter die Beseitigung der Ersten Kammer, eine restlose Amnestie und die Herstellung der Preßfreiheit, sowie des Vereins- und Versammlungsrechtes und die Einheitsschule. Abg. Dr. Niethammer (Natl.) erklärt, es sei der ehrliche Entschluß der nationalliberalen Partei, auf dem be tretenen Wege mitzuarbciten. Sie hätten das lebhafteste In teresse daran, daß die Demokratie, die großen Aufgaben, die ihr gestellt seien, erfolgreich löse. Seine Partei »stehe auf dem Standpunkte der Reichseinheit. Sie bestreite, daß Has Kaisertum ein« imperialistisch-provozier«nde Bedeutung habe. Die Beseitigung d«s Kaisertums müßte, zu einem Verfall des deutschen Reiches führen. Wir brauchen aber in poli tischer und wirtschaftlicher Hinsicht di« Machtgrundlage des deutschen Reiches. Abg. Dr. Böhme (Kons.) weist darauf hin, daß sich innerhalb der einzelnen Regierungsmitglieder eine Homogeni tät der politischen Auffassung nicht zeige. Auch in wirtschaft lichen Fragen gingen die Auffassungen auseinander. Seine Freunde seien sich der Tragweite der gegenwärtigen Entwick lung voll bewußt und treten mit vollem Bewußtsein auf den Boden der neugeschaffenen Lage. Es wäre ein großer S«gen für unser Volk, wenn endlich einmal die alte Partsi- wirtschaft aufhöre und dir bürgerlichen Parteien sich wieder zusammenschlössen. Staatsminister Nitzschke gab zu, daß innerhalb der Regierungsmitglieder «ine Homogenität der politischen Auf fassung uicht bestehe. Es sek aber unzweckmäßig erschienet, die Regierung nur aus einer einzigen Partei zusammenzu? setzen. Homogenität herrsch« jedoch innerhalb der neuen Re gierung hinsichtlich des Wunsches, Ruh «und Ordnung zu erhalten und die schwere Z«it nach Kräften zu überwinden. Abg. Brodaus (Fortschr. Vp.) begrüßt namens seinrr Fraktion die vom Vertrauen der Volksmehrheit und der Mehrheit des Parlaments getragene Regierung. Das Re gierungsprogramm billigten seine Freunde in all«» Punkten und hätten nur noch einige Wünsche hinzuzufügen, die sich durchaus im Rahmen dieses Programmes bewegten. Abg. Seeger (ls- S.) sagt: Die aagze Reformierung ist nichts weiter als «In Angstprodutt und könne oie Ford«- Vie Zicbermg Oer verriebe; aus cken läcdülcben kileubadnttrecice« Das schwere Eisenbahnunglück kn Dresden-Neustadt am 22. September 1918 hat in den mit den Eisenbahneinrich tungen nicht näher bekannten Kreisen der Bevölkerung zu der berechtigten Frage Anlaß gegeben, welche Vorkehrungen von der Eisenbahnverwaltung zur Sicherung des Betriebes getroffen sind. Eine einigermaßen erschöpfende Schilderung dies«! zähl- reichen und weitgehenden Vorkehrungen kann hier im engen Rahmen nicht gegeben werdend Es möge aber darauf hkn- gewiesen werden, daß aus den Bahnhöfen alle von den Zügen zu durchfahrenden Weichen mit den abschließenden Signalen derart in Verbindung stehen, daß nur bei richtiger Stellung der Weichen die die Fahrten zulassenden Signale in die Frei- Stellung gebracht werden können, daß diese Signal- und Wrichenstelleinrichtungen elektrisch untereinander und vock der leitenden Stelle in Abhängigkeit stehen, daß zwischen den Bahnhöfen eine genaue Verständigung über die Zulassung jedes Zuglaufes stattfindet und daß auf den Sickrerheitszu- stand des Bahnkörpers, des Oberbaues und der Fährbetriebs mittel die größte Aufmerksamkeit verwendet wird. - Ein« der wichtigsten sich«rheitlichen Aufgaben ist die Regelung und Deckung der Zugfolge auf den freien Strecken verkehrsreicher Bahnlinien. Da es sich hierbei in der Haupt sache um den Verkehr auf zweigleisigen Streckey handelt, ist die wesentlichste Gefahr, der begegnet werden muß, di« d«s Auffahrens eines Zuges auf einen vorausgefahrenen. Um dies zu verhüten, läßt inan die Züge sich nur in Knem gewissen Raumabstand folgen, dessen Einhaltung durch elek trisch untereinander verbundene Signalsteilen — Zugfolge stellen — gesichert wird, die mit Warn- und Haltesignalen ausgerüstet sind und diese nur dann auf „frei" stell««;, bez. stellen können, wenn sich in der vorliegenden Strecke kein Zug mehr befindet. Auf Linien mit dichtem Zugverkehr, wozu im sächsischen Bereich all« Schnellzugslinien gehören, fernung der Blocksignalstellen von einander schwankt zwischen 1,2 und 4,0 Kilometer, sie kann durchschnittlich zu 3 Kilo meter angenommen werden. Damit d«r Lokomotivführer das wichtige Blockhaltesignal nicht übersehen und auch bei schn«ll«r Fahrt noch rechtzeitig bremsen kann, ist dem Blocksignal, obgleich es an sich schon ein auffälliges und für gewöhnlich wett sichtbares Signal bild gibt, ein in Führerhöhe neben dem Gleise angebrachtes Vorsignal etwa siebenhundert Meter voraurgestellt, da», so lange sich das Blocksignal in der Haltestellung befindet, Has Warnsignal, volle runde Scheibe, nachts zwei stark leuchtend« orangegelbe Lichter zeigt; bei Freistellung des Hauptsiznale dagegen die umgelegte Scheibe und nachts zwei grün« Licht«. Dieses außerordentlich kräftig wirkend« und auffällig« Licht signal ist nach d«m Vorgang der sächsischen Staatsbahnen, die es seit 1901 ausZeprobt hatten, 1910 durch Bundesrats beschluß für das Deutsche Reich eingeführt worden und bildet ein« wesentlich« Verstärkung der Strecken- und Bahnhofs sicherung. Auch für d«n Fall ist Vorsorge getroffen, daß das Blocksignal bei unsichtigem Wetter (Nebel, Schneegestöber) nicht genügend sichtbar sein sollt«. Es werden dann vom Wärter Knallkapseln auf die Schienen gelegt, die heim Ueber- sahren ein stark wirkendes und sichtbares Signal abgeben. Der Lokomotivführer hat hiernach den Zug sofort zum Still stand zu bringen.- Um die Sicherheit zu erreichen, daß die Entblockung des rückwärtigen Streckenabschnittes erst erfolgt, nachdem der Zpg diesen Abschnitt tatsächlich verlassen hat, ist das Block werk mit einer Sperreinrichtung versehen, die mit einem in das Fahrgleis eingebauten Schienenstromschließer elektrisch verbunden ist. Letzterer kann nur durch den Druck einer Zug achse betätigt werden, wobei die genannte Einrichtung aus gelöst wird. Im übrigen werden mißbräuchliche Betäti gungen der Blockwerke und Eingriffe in dieselben durch deren festen Abschluß und durch ihre in der Bauweise begründete Unempfindlichkeit gegen Erschütterungen ausgeschlossen. Die.Blockwärter können sich durch Fernsprecher unter einander verbinden und mit den Nachbarstattonen verstän digen. ' ii , Es hat sowohl von kundiger wie von nichtkundiger Seite nicht an Bestrebungen gefehlt, Mittel zu ersinnen und aus zuproben, die derart wirken, daß beim Ueberfahren eines etwa unbeachtet gebliebenen Haltesignals eine Einwirkung von außen, vom Fahrgleisr, aus di« Lokomotive erfolgt (Betäti gung eines Klingelslgnales, Auslösung der Dampftrfetfe oder auch d«r Luftdruckbremse). Die aussichtsvollsten Anordnungen in dieser Richtung sind in längeren Versuchen der praktischen Erprobung unterzogen worden. Indessen hat bis jetzt noch keine Einrichtung den zu stellenden sicherheitlichen Anforderun gen allenthalben genügt. Indes hat ;nan sich dadurch nicht abhalten lassen, in der genannten Richtung gewissenhaft fort- zuarbrit««. Auch in Sachsen sind derartige Eimichtungen in eingehenden Betriebsversuchen geprüft worden. Aber auch bei d«r weitgehendsten sicherheitlichen Fürsorge sind, wie di« Erfahrung lehrt, Eisenbahnunfälle größeren und kleineren Um- fanjM nscht vollständig anOzuschlkßen,' denn wie auch die einheitlich durch alle Ressorts durchgeregelt werden müssen. Die Beziehungen zum Reiche gedenke die Regierung Zugfolgestelle liegt und'nicht eher auf ,,s», u^u... mit besonderem Eifer und besonderer Hingebung zu den kann, als bis die nächste Zugfolgestelle nach Vorbei ¬ pflegen. An dem Ausbau des Reiches, der die Selbständigkeit fahrt des vorausgegangenen Zuges den elektrischen Verschluß der Einzelstaaten in wunderbarer Weise mit der Reichseinheit - - - -- - ' verbinde, sollten alle festhalten. Der Minister schließt mit einem Hinweis auf di« gewaltigen Kämpfe im Westen, die Deutschland jetzt allein durchzufechten habe und sagt: Innerlich morsch ist unser Volk nicht. Wir haben Anspruch auf einen Frieden, der uns die Entwicklungsmöglichkeitcn. läßt. Dieser Krieg muß der letzte sein. Das ist aber nur möglich, wenn fiel««. Diese Paviere waren, wie sich herausstellte, in deutscher Sprache gedruckte FlugblStt«r, die die deutschen Arbeiter und Soldaten zu blutigem Umsturz auffordern. Eins der Flugblätter, das von der Gruppe „Internationale" (der Spartakusgruppe) unterzeichnet war, enthält einen 'Aufruf zum Revolutionskampf, während «in anderes Flugblatt di« näheren Anweisungen für diesen Kampf gibt und zum Meuchel mord und Terror aussordrrt. Aus Ansuchen der Bahnbehörde wurde das gesamte Kuriergepäck in einem geschlossenen und beSächten Raum sichergestellt und das Auswärtige Amt benachrichtigt, um diesem di« Untersuchung und weitere Behandlung der An gelegenheit zu ermöglichen. Berichterstattung über die Ereignisse in Kiel r Berlin, 6. 11. Wie das „B. T." hört, ist der Staatssekretär Haußmann gestern wieder aus Kiel hier ein getroffen, während der Abgeordnete Noske in Kiek geblieben ist. Gestern abend fand eine SHung des Kriegskabinetts statt, in d«r Haußmann Bericht erstattete. Eiawkttmg der Kieler Vorkommnisse auf Hamburg r Hamburg, 6. 11. Die Kieler Ereignisse scheinen auf di« Hamburger Arbeiterschaft der Werften nicht ganz ohne Einfluß geblieben zu sein. Gestern morgen war auf den Werften besonders unter den jungen Arbeitern eine Bewegung zu bemerken, die sich für «inen Sympathiestreik erklärte. Die besonnenen Elemente behielten aber die Oberhand, und es erfolgte daher ohne Ausnahme auf sämtlichen Werften keine Arbeitsniederlegung. Jedoch wurde von den Arbeitern «ine Kommission gewählt, durch die den Arbeitgebern ver schiedene Wünsche unterbreitet wurden. Gestern nachmittag hielten die Organisationsleitung und di« Vertrauensmänner der Werften eine Sitzung ad, in der über die ^augenblickliche Lage beraten wurde. In Wilhelmshaven ist es nicht zu Ruhestörungen gekommen. Auf den Schiffen und m der Stadt ist alles ruhig geblieben. Die Kieler Ereignisse scheinen daher rein« Einwirkung auf die Marineverhältnisse in Wilhelmshaven gehabt zu haben. Auch in Kurhaven ist es völlig ruhig geblieben. Dom der heutigen sozialdemokratischen Sitzung r Berlin, 6. 11. In der heutigen Fraktionssitzung der Sozialdemokratie steht in der Hauptsache die Frage der Ab dankung des Kaisers auf der Tagesordnung. Die Auffassung g«n der Sozialdemokratie gehen darüber auseinander, wie das ,O. T." hört, wenigstens insoweit, ob der gegenwärtige Augenblick geeignet erscheint, die Abdankung des Kaisers zu fordern und von der Erfüllung dieser Forderung das Ver bleiben der sozialdemokratischen Mitglieder der Regierung ab hängig zu machen. Vermutlich wird ein Kompromis zustande des Kaisers nicht enthalten hat. Soviel ist jedenfalls sicher, kommen. Von bürgerlicher Seite wird darauf hingewiesen, daß das Programm der Mehrheitsparteien, auf das sich auch di« neue Regierung gestellt hat, die Forderung der Abdankung daß d«r Ausgang der heutigen sozialdemokratischen Sitzung für die innerpolitisch« Lage von grundsätzlicher Bedeutung ist. Abberufung der russischen Vertreter aus Deutschland r Berlin, 5. 11. Die deutsch« Regierung hat von der russischen Regierung Bürgschaften dafür verlangt, daß in Zukunft von ihren Organen keinerlei revolutionäre Agitation und Propaganda gegen die staatlichen Einrichtungen in Deutschland getrieben werden, und daß der noch immer unge- sühnt« Mord an dem Gesandten Grafen Mirbach ausreichend« Sühne finde. Di« russische Regierung ist ersucht worden, bis zur Erfüllung dieser Forderungen ihre sämtlichen amt lichen Vertreter aus Deutschland zurückzuziehen. Ebenso sind die deutschen amtlichen Vertreter in Rußland abberufen worden. r (Amtlich.) Berlin, 6. 11. Die russische diplomatische Vertretung ist heute früh mit Sonderzug nach Rußland ab gereist. r Berlin, 6. 11. Herr Joffe, der russische Bot ¬ schaft«! in Berlin, dessen Stellung unhaltbar geworden ist, dürfte bereits gestern abend mit dem gesamten Personal d«r Botschaft Berlin verlassen haben, um nach Moskau zurückzukehren. Gestern mittag weilte er zu längerer Unter ¬ redung im Auswärtigen Amt. Die Berliner Stelle der rus sischen Telegraphen-Agentur ist gestern nachmittag aufge- hoben worden. Der „Vorwärts" schreibt: Schon lange ist behauptet worden, daß sich die russische Botschaft in die inn«r«n Verhältnisse des deutschen Reiches in unzulässiger Meise «inmische und jene in Deutschland nur sporadisch ver tretene Richtung begünstige, welche ihr parteipolitisch am «nächsten stehe. Wir haben diese Behauptung im guten Glauben bestritten, auf Erklärungen gestützt, welche von der russischen Botschaft selbst abgegeben worden sind. Diese Erklärungen aber haben sich leider als unwahrhaftig herausgestellt, so daß wir zu unserem Bedauern gezwungen sind, von der russischen Botschaft in jeder Beziehung Abschied zu nehmen. Wieoerholt wurde von uns vor geheimnisvollen Flugblättern , gewarnt, welch« den Zweck verfolgten, Uneinigkeit und Zer- s splitterung in die Reihen der Arbeiterschaft zu tragen "und ; sie zu einer Politit zu ermuntern, welche russischen Verhältnissen s entsprechen mag, den deutschen aber nicht entspricht. Wir ! wollen kein« russischen Zustände, denn wir wissen, daß das ' russische Volk unter der bolschewistischen Herrschaft Hungers ! stirbt, obwohl Rußland ein vorwiegend ackerbautreibendes Land ist. In Deutschland müßte die Anwendung gleicher ' Methoden zu noch viel entsetzlicheren Zuständen führen. Die deutsche Arbeiterschaft ist sozialistisch durch und durch, aber den Sozialismus asiatirus, der sich Bolschewismus nennt, lehnt sie ab. , Zu den Vorgängen in Stuttgart r W. T. B. erfährt von zuständiger Seite über die Vor- zänge in Stuttgart: Von der Arbeiterschaft der Daimlerwerke n Unttr.Tünheim und einige, anderer Werke, die heute eierten, zogen einige tausend Personen, darunter viele Frauen, Mädchen und junge Burschen, auf den Schloßplatz, wo ein Führer der Unabhängigen Sozialdemokratie eine Ansprache hielt. Von der Bildung eines Arbeiterrates, von dem in den Abendblättern die Rede ist, ist nichts bekanntgewordrn. D«r Zug bewegte sich vor das Ministerium des Innern. Tin« Abordnung der Arbeiter bat um Gehör, das vom Minister des Innern aus freien Stücken' gewährt wurde. Dieser erklärt« die Vermutung der Arbeiterschaft, daß die Waffenstillstandsbedingungen unserer Feinde, obgleich an Deutschland mitgetetlt, der Bevölkerung vorenthalten würden, für grundlos, und behielt sich gegenüber dem von den Er schienenen vorgetragenen Programm, das neben bolschewisti schen Ideen wirtschaftliche Forderungen enthielt, die Ent schließung über die Erteilung der Antwort vor. Die Menge zerstreut« sich darauf, es wurden, jedoch vergeblich, Versuche unternommen, die Arbeiterschaft der Bosch Werke in Stutt gart und Feuerbach zum Anschluß an die Bewegung zu ver anlassen. In den Nachmittagsstunden bildete sich von neuem «in« große Ansammlung vor dem Ministerium des Innern. Es «rsckien nochmals «in« Arbeiterabordnung, der der Mi nister die Prüfung der ihn berührenden wirtschaftlichen Fragen zusagte, während er di« Erörterung der umstürzlerischen Forde
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