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i «d MM ltteu ausbau de» Wirtschaftsleben» bedarf es des Auf gebot, aller Kräfte. Vornehmlich haben hie Organisationen der Arbeiterklasse ihr äußerstes einzusetzen, um der Schwierig keiten Herr zu werden. Nur so kann das Gespenst des Hungers gebannt und ein« bessere Zukunft angebahnt werden. Schwer ist die Not der Zeit. Jeder tu« seine Pflicht. Ist die gefahrvoll« Uebergangszeit überstanden, Hann wird das deutsch« Volk vermöge der unvergänglichen Kräfte,' di« rn ihm leben, in demokratisch-sozialistischer Entwicklung sich zu neuer Blüte entfalten. Vorwärts! Aufwärts^ Da« Cesamtministerium. Die Bolksbeauftragten Buck, Fleißner, Geyer, Gradnaurr, . Lipinski, Schwarz. vor äem W-Mampl Mit dem Bxginn der Wahlbewegung im Reich be schäftigt sich der Vorwärts in seiner heutigen Abendausgabe und schreibt: „Eine restlose Aufklärungsarbeit muß mit diesem Jahre einsetzen. Sieben Jahr« werden zur Zeit der Wahl ver gangen sein, seit das deutsche Volk seinen letzten Reichstag wählte. Damals hat die Sozialdemokratie nur etwas mehr als ein Drittel aller Stimmen auf sich vereinigt. Diesmal muß sie einen gewaltigen Sprung vorwärts tun und mehr als die Hälfte aller Wähler gewinnen, wenn sie'sich in der Herr schaft, di« sie durch die Revolution übernommen hat, behaup ten will. Di« Zahl der Wähler wird sich durch Hinzutrni der Jugendlichen non 20 bis 25 Jahren und der Frauen um mehr als das Doppelte erhöhen. Weite Volkskreise harren der Aufklärung. Die zum ersten Mal für das politische Leben erwachsende ungeheure und unabsehbar« Arbeit ist zu l«kst«n." Gegenüber diesem entschiedenen Willen der Sozialdemo kratie, das sich gesteckte Ziel, die Vorherrschaft kn Deutschland zu erreichen, erscheint es nach wie vor die dringende Pflicht des' liberalen Bürgertums, in möglichster Geschlossenheit in den Wahlkampf «Inzutreten. Es wäre deshalb wünschenswert, wenn «ine gemeinsame Wahlarbeit nicht durch persönliche Unstimmigkeiten, die bei den gegenwärtigen Berliner Eink- nungsverhandlungen offenbar vorliegen, gestört werden, son dern sich aus sachlichen Gründen eine Verschmelzung der beiden lberal«n Parteen oder «in« gemeinsame Neugründung ermög lichen ließ«. So brauchte dadurch in keiner Weise dre ge schlossene Wahlftont des liberalen Bürgertums durchbrochen werden. < / gegen jMeellemle strmMeite« Berkin, 16. 11. Männer und Frauen! Soldaten und Matrosen! , Das höchste Gut de« Volke» ist seine Gefundhrtt l Der Volksgesundheit droht di« schwerste Gefahr, wenn bei der schnellen Demobilmachung Seuchen und- sonstige an steckende Krankheiten kommen oder gar um sich greisen. Diese ungehLur« Gefahr muß abgewendet werden. Jeder Soldat, bei dem der Verdacht einer ansteckenden Krankheit besteht, suche sofort einen Arzt oder das Lazarett auf und verbleibe solange in der Behandlung, bis der Arzt fihm sagt» daß sein Leiden nicht mehr ansteckend ist. Dre be- währten Maßnahmen der Heeresleitung find aufs Peinlichste zu befolgen. Wer verlaust ist, sorge für schleunig« Entlausung. Ansteckend« Krankheiten sind besonders Flecksieber, Ruhr, ' Tholera, Typhus, Diphtherie und die Geschlechtskrankheiten. > Wer sich nicht in Behandlung begibt öder das Lazarett vorzeitig verläßt, versündigt sich schwer: 1. an sich selbst, weil sein Leiden schwer oder gar nicht - zu heilen ist; 2. an seiner Familie und seinen Angehörigen, die er mit Ansteckung schwer bedroht; 3. an der Gesundheit > des ganzen Volles. Das ist der Rat, den Euch erfahren« und pm das Volks-, wohl besorgte Aerzte geben. Es folgen die Unterschriften von 16 Aerzten. Der Vollzugsausschuß des A.-uno S.-Rates. > l MoUenbuhr. Richard Müller. Die Bevollmächtigten des Voklzugsrates: Gerson. Wagner. an noch bestehende Ordnung weiter aufrechtzuerhalten, Solf. -kl äem heimmerltd deutsch« Heimat Vie «etadr Oer ükffe»mm«sikrde<lkgin>gk Nr lleuora««»- Ein« Kundgebung aus dem Baltikum r Berlin, 17. 11. Der Volksregierung Berlin ist fol gend« Kundgebung zugegangen: Das heute am 17. Noobr, m Riga tagende, aus 360 Delegierten aus Livland, Estland, langen zu haben scheinen. Wir bitten, angesichts der drohen den Gefahr, die uns aus den drückenden Waffenstillstands bedingungen erwächst, uns möglichst umgehend einen Ort zu bezeichnen, an dem unsere Vertreter mit den Bevollmächtig ten der Verbündeten zur Besprechung obiger Fragen zusam menkommen können. Da dir Transportfragen zu Wasser und zu Lande täglich schwieriger werden und die zurückflutenden Truppen all« Organisationen aufzulösen drohen, bitten wir, keine Zeit zu verirren, damit wir imstande sind, die bisher sind mit Truppen überfüllt. Auf den Dächern der Wagen agern di« Soldaten, sie st«hen auf den Trittbrettern und itzen auf den Puffern. Diese Leute kennen jetzt kein« Gefahr mehr, da sie dem Granatfeuer entrückt sind. Bis jetzt geht geht alles rn guter Ordnung vor sich. Hoffentlich bleibt «s so. In dem ganzen zur Räumung bestimmten Gebiet ist Privatperson«» das Reisen nur gegen besonderen Auswers- sch«in gestattet. Dies« werden nur in dringenden Notfällen gegeben. S«it Dienstag hetrscht Froskwetter und «s wird mit der Fortdauer d«s kalten Wetters gerechnet. In Köln hat man zur Erleichterung d«r Ordnung ein« Bürgerwehr von 600 Mann eingerichtet. Der A.- und S.- Rat bedingte, daß die Wehr zum grüßten Teil aus Sozial demokraten und Afitgliedern d«r freien Gewerkschaften zu- sammeng«s«tzt sein müfst. Die Leut« erhalten «in« Löhnung von 15 Mark täglich. Zu (Gren Her heimkehrenden Krieger prangen du «rhei- nischen Städte in reichem Flaggenschmuck. IMMede kscdncdle» Blutig« Zusammenstöße zwischen Mackensens und tschechischen . Truppen ' pd Wie«, 19. 11. Aus Budapest wird gemeldet: Auf dem Silkiner Palmhof ist «s zwischen Truppen Mackensens und tschechischen Truppen, di« die ersteren entwaffnen wollten, zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Di« Zahl der Toten soll groß fein. Deutschland will leiu russisches Getreide pd Die Räteregierung hat der n^uen dcutsäM Volks republik Getreidesendungen angeboten und auch bereits zwei Züge mit Mehl abgehen lassen. Die. Räteregierung erklärt, daß sie Deutschland dauernd mit Getreidevorräten, besonders aus dem Kubangebirt, aushelfen könne. An dem guten Willen der Räteregierung wird in Berlin an der zuständigen Stelle nicht gezweifelt; allein es scheint doch fraglich, ob sie die tatsächliche Verfügungsgewalt über dieses Getreide hat, weil sich gerade im Kubangebiet mit Unterstützung der freiwilligen Armee die neue russische R«grerung gebildet hat, deren her vorragendster und charakteristischster Vertreter Ssasanow ist. Die deutsche Regierung hat daher das Angebot der Räte- regierung mit Dank abgelehnt, zumal di« Entente Deutschland L«bensmitt«l in Aussicht gestellt hat und andererseits di« Lebensmittelnot in den russischen Großstädten so schlimm ist, daß die Bevölkerung kaum den Winter überstehen kann. Die deutsch« Regierung steht auf dem Standpunkt, daß sie d«s«s Angebot d«r Räteregierung nicht annohmen könne, da dadurch die schmalen Rationen der russischen Arbeiter noch weit«r ge schmälert würden. Die Vorpkedeiesvechandkrm-«, pd Wie in den Wandelgängen der französischen Kammer > verlautet, werden die Verhandlungen für ernen Präliminar. Ramens d«r preußischen Regierung: Dr. Breitscheid. Dr. Südekum. r Bersin, 18. 11. Entlassungen in der Marine. Jeder N^mn, der ordnungsmäßig entlassen wird, «rhält 50 M. Entlassungsgeld. fg«z.) Ritter v. Mann. Bogtherr. Kurland und Litauen bestehend« Parlament sämtlicher Sol datenräte der ehemaligen Ostfront grüßt di« Volksregierung^ Und all« Arbeiter-, und Soldatenräte, die sie fördern. Mir begrüßen es, Laß das deutsche Volk die Regelung seiner Ge schick« in die eigene Hand genommen und damit den Grund gelegt hat zu einem glücklichen Zustand eines freien neu«n Deutschlands. Wir versprechen der Volkregierung unser« ratkräftig« Hilfe bei Ger Durchführung ihrer dem Volkwohl dienenden Aufgaben. I. A.: D«r Präsident Robert Albert, Soldatenrat Mitau. Scharfer Einspruch de» preußischen Zentrums r Berit»» 13. 11. Die in Berlin anwesenden Mitglieder de? Zentrumspartei des preußischen Abgeordnetenhauses er lassen in dir „Germanra" folgenden Aufruf: ' Die sozialistische preußisch« Regierung hat das Abgeord netenhaus für aufgelöst, da; Herrenhaus für beseitigt er klärt. Wir bestreit«» ihr das Recht dazu und erheben Ein spruch dagegen. Sie selbst erklärt in ihrem, am 13. Novbr. d. I. veröffentlichten Programm, daß über dk zukünftigen Staatseinrichtungen rn Preußen «in« verfassunggebende Ver sammlung entscheiden soll. Wir erheben auch Einspruch gegen ;ed«n Versuch, die durch Verfassung und Gesetze festgel«gten' Grundsätze üb«r das Verhältnis von Staat, Kirche und Schul« in dieser Uebergangszeit zu ändern und überhaupt Anordnungen zu treffen, die über den Rahm«» der Auf rechterhaltung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit hinaus- gehen. Wir verlangen die unverzügliche Ausschreibung von Wahlen für die verfassunggebende Versammlung. Die Gültigkeit der bestehend:» Gesetz« r Berltn, 18. 11. Bekanntmachung. Es wird hiermit darauf hingewi«sen, daß die bestehenden Gesetze und Verord nungen, soweit si« nicht ausdrück.ich durch di« Regierung auf gehoben sind, in Kraft bleiben und von jedermann zu beachten sind, wie auch jedermann in den« ungestört«, Genuß der da durch gewährt«», Rechte verbleibt. Danach besteht für alle Staatsangehörigen die Verpflichtung zur Errichtung der bis herig«» Steuern und Abgab«» fort. Berlin, 14. November 1913. Et» Appell Solf» an Lansing Hollands Nieuws Büro meldet, daß Staatssekretär Solf Staatssekretär Lansing eine Not« gesandt hat. Es wird darin u. a. erklärt, daß es be, dem in Deutsch land gegenwärtig zur Verfügung stehenden rollenden Mate rial unmöglich sein wird, eine auch nur in engen Grenzen gehaltene Versorgung der Städte mit Lebensmitteln sicher- zustellen, abgesehen von dem ferner notwendigen Transport material für Kohlen usw. In der Note wird weiter gesagt, daß wir außerstand« sind, auch nur für eine Woche di« V«y- sorguug garantieren M können. Wir müßten, da die Bev- ' hältnisse in Ost und West, Süd und Nord gleich liegen, damit rechnen, daß gleichzeitig in allen Tellen des Landes Hunger- r«volt«n als Folge der .Transportschwierigkeiten entstehen, deren weitere Folgen unabsehbar wären. Fen^r hat die Aufrechterhaltung der Blockade, ins besondere der Ostsee, zur Folg«, daß sowohl die für unsere Industrie notwendigen Transporte aus dem Norden wie die der für Skandinavien unentbehrlichen Kohlen unmög lich sind und die davon abhängige deutsche und skandinavische Industrie Mr Einschränkung, wenn nicht zum Stillstand ge- - zwungen sei. Auch die Lahmlegung der Nord- und Ostsee fischerei würde be, der Fortdauer derWlockad« schaden. Wir hatten unser« Vertreter in Spaa angewiesen, obige drnigende Wünsche mit den Vertretern der verbündeten Regie rungen zu besprechen. Dies hatte aber keinen Erfolg, da die Vertreter der Verbündeten keine Vollmachten zu V«rhand- Auf der ganzen Rückzugslinie bewegt sich das Heer in geordneten Zügen. Ueberall begrüßt die die tapferen Krieger durch den Schmuck d«r Häuser. Dre Truppen marschieren bis zum Dunkelwerden. Kleiner« ver sprengte Truppenteile werden durch Sammelstellev und infolge Aufklärung den Verbänden wieder zugeführt. Besorgnisse sind unbegründet, wenn auch die Ernährungsregelung sich als sehr schwierig erweist und Störungen hier und da nicht ausgeschlossen sind. Die Eisenbahnzüg«, die rechts- und linksrheinisch fahren, Im Wafferwinkel Ein Dorftoman von P. Redlich . (Nachdruck verbot«».) uu Frau Gottschlich wurde dunkelrot. Angst und Eifer ließen ihr« Stimm« beben. „Der Sohn reicher Ettern soll er sein. Daher kommt es denn wohl, daß «r imm«r noch nicht ganz bankrott ist. Aber was wird dann von dem groß«» Reich tum noch vorhanden fein?" Jetzt wurde er ärgerlich. „Was du nur wieder zu predigen hast, Mutter! Mir gefällt er. Ist doch Leben drin, hat doch Kurage und Nachgedanken." „Nochgedanken? lieber allerlei Torheiten, denke ich. W«nn nur jeder über das nachdenken wollte, was das nächste ist und das einfachste —" Er lief dunkelrot an und schlug mit der geballten Faust auf di« Bank. „Schockschwerenot!" schrie er. „Nun habö ich aber das G«stich«l satt." Si« fuhr erschrocken zusammen und strich begütigend üb« stin« Hand. „Nein, Vat«^ so stab' ich's nicht gemeint. Wo ich jetzt immer so glücklich bin und mich so fr«u« und dir alles Lieb« anlun niöcht«." „So seid ihr Frauenzimmer nun?" knurrte «r, nur halb besänftigt. „Da sollt« man nun immer so hindösen, immer dasselb« tagaus, tag«in, immer dieselbe.Tretmühle, und alles, was «inem im Kopf schwirrt, das sollte man um bringen und «infang«», bis man dann schließlich so sacht« ein döst bei seinem Pfennigsglück." „Pfennigsglück ja, was für «in besseres Glück könnten wir denn noch wünschen? Wenn man sein«» Frieden hat und da», was man braucht, wie wir hier im Wafferwinkel. Ach hier endlich war ich so glücklich — bis heutigen Tages. Alles wollt« ich dir von den Augen absehen vor lauter Dank und Glück — so schön war's —" Tränen lagen in ihrer Stimme. Es war ein Weilchen still zwischen ihnen. Dann sagte er gutmütig: „Na, so schön soll's ja auch bleiben. Was hast du denn wieder für Raupen im Kopf? Was willst du denn eigentlich, Mütterchen? Wirst doch kern« Angst vor dem kl«in«n Wippsterz da drüben haben? Daß er mich b«im Schlafittchen nimmt und mit mir in den Abgrund schrammt? Hahaha!" So herzlich mußte er plötzlich lachen, daß sie davon an- -efteckt wurde. Aber dennoch nahmen ihre Gedanken wieder denselben sorgenvollen W«g. * Ihre Ehe war keine ungetrübte gewesen, trotz der großen Herzensgute ihres Mannes. Aber er hatte niemals so rechte Befriedigung an seinem Handwerk gefunden, das war es. So tüchtig er auch in seinem Fache als Kunsttischler war, so hatte er sein« Arbeit doch stets nur als notwendiges Uebel betrachtet, als ein Hindernis zur Ausführung der Pläne, die ihn unaufhörlich beunruhigten. Ost genug wurde sei» Handwerk ganz als Nebensache behandelt, wenn «s ihn trrib, sich in allerlei Unternehmungen zu stürzen, die sich in der Folge bis jetzt noch stets als unfruchtbar erwiesen hatten. Bald hatte es irgendeiner Agentur gegolten, die «r sich aufhalsen ließ, um viel Arbeit und wenig Lohn davonzu tragen, bald versuchte er sich nach eifrigem Studium d«s Naturheilverfahrens als Wasserdoktör und Vegetarier, oder er erstand für schweres Geld Bauterrain, das er dann für eine» Schleuderpreis wieder losschlage» mußt«, da sich kein« Spekulation als verfehlt erwies. Diese letzte und unglücklichste seiner Unternehmungen hatte ihn zum armen Manne ge macht. Damals — vor etwa zwei Jahren war es gewesen — hatte «r sich zum erstenmal sein Unglück und Ungeschick reuevoll zu Herzen gehen lassen, denn das nicht unbeträchtlich« Eingebrachte seiner Ernestine war bei der unheilvolle» Speku lation bis auf de» letzten Pfennig draufg«gangen. Mit Hand und Mund hatte er seiner tiefbetrübten Frau versprochen, einfach und schlicht bei seinem Handwerk zu bleiben und in fleißiger Stetigkeit von vorn anzufangen. Aber es sand sich, daß der' gute Wille allein es nicht mehr tat. Die Kundschaft hatte sich allmählich verloren, obgleich seine Kunstfertigkeit geschätzt wurde. Wegen d«r Saumseligkett, mit der er Aufträge auszuführen pflegte, hatte man sich fortgewöhnt. Es kam nun eine Zett, wo zuweilen wirkliche Not an "di« Tür klopft«, wo man L^n her Hand in den Mund lebt« und froh war üb« jede Truhe, die «in Dienstmädchen be stellte oder «inen Küchenschemel für die Nachbarsfrau. Um di^s« Zeit nun starb seine verwitwet« Mutter und hinterließ ihm ein kleines Anwesen, das schmucke Häuschen mit dem großen Obst- und Gemüsegarten im „Wasserwinkel" des Dorfes Lagkwiese, in dem lern Vater ein Menschenalter hindurch als Lehrer gewirkt hatte. Sie war «ine klug« Frau gewesen, die alt« Frau Gott schlich, dr« wohl gewußt halt«, was sie tat, als sie ihrem Sohn« das Anwesen zwar ohne Verklausulierung hinterließ, "da» kleine Barvermdgen von 4000 Mark jedoch mit Uebrrgehrrng seiner Person der Enkelin Anna vermachte, mit dem aus drücklichen Vermerk, daß die soeben majorenn geworden« Enkelin tzie Verwaltung selbständig übernehmen sollte. Ein sorgenloses Glück schien nun endlich Frau Eresttnen beschielen zu sein. Sie fühlte sich wohl in dem Heimatdorf«, dem sie beide entstammten, und sah mit inniger Freud«, wie Meist« Gottschlich sich fleißig und fröhlich bei seiner Holzbank «inüchtete. ^kundschaft gab es genug, und auch so manches feinere Stück bekam «r in di« Arbeit, an dem er mit besonderer Freud« arbeiten konnte. Er schien sich durchaus befriedigt zu fühlen, pfiff und trällerte bei seinem Schaffen. Von seinem gutmütigen Hu mor schien eine leuchtende Wärme auszugehrn, wo immer er sich zeigte. So recht gemütlich und behaglich hattey sie sich ihr L«b«n eingerichtet, die drei. "Frau 'Gottschlich zwar war llst- so.Ze eines schlecht geheilten Beinbruches viel ans Haus gefesselt und beschäftigte sich in Ler Hauptsache mit Schneiderei. Aber di« flinke, fröhliche Ann« besorgt« di« kl«ine Haus- wirtschast samt Gemüsegarten und Hühnerhof mit spielender Leichtigkeit und fand noch ^Z«it genug zum Plaudern und Singen und zum Verkehr mit ein paar städtischen Freun dinnen. Denn ihr bisheriger Heimatsort lag Mr eine stein« Stund« von Lagkwiese entfernt. Frau Ernrstine hält« sich «in b«ssers Glück bis an ihr Leb«ns«nde wünschen können. War auch das bare Geld bis weilen etwas knapp, was tat es? Sie hatten ihre hübsche, mietsfreie Wohnung, hatten Gemüse und Obst vollauf, Und das Töchterchen bewahrt« die Mitgift sicher im Schranke. Es war alles gut und schön geordnet. Ach ja, zu schön fast, als daß es lange so bleiben konnte, so dachte st« mit Sorgen. Ihr bisheriges Leben war ja «in beständige» auf und ab zwWn Hoffnungen und Enttäuschung«», zwischen herzlichem Einvernehmen und aufkeimender Bitterkeit gewesen. 'So hatte sie sich gewöhnt, niemal» so recht frei auszuatmen. In Zeilen der Verzagtheit war es zuweilen, wenn sie ihr Leben überdachte, al» wenn das Schicksal an ihrem Wege laur« gleich einer großen Ttgerkah«, immer zum Sprung« bereit. Ls ließ sein Opfer zu Zeiten los, ließ es At«m schöpfen rin wenig, o ja, um dann desto grausamer die Pranken «inzuschlagen. Wie «in schwer« Alp lag heute die Sorg« auf ihr« Brust, daß es fast körperlich schmerzte. Mit umflorten Augen sah sie dem daoonwippenden kleinen Herrn F«st«gang nach. Sie sAhlte «s deutlich, von dieser Seit« wjlrd«n sie kommen, die neuen Kümmernisse. ' (Fortsetzung fotzt.)