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— 463 — blickte sie auf die brennenden Lichter. härt!" Neugierig sah sich Jutta in der Försterswohnung um. Sie war noch nie im Hause gewesen, obwohl sie schon öfter mit Frau Berger, vor dem Fenster geplaudert hatte. Es machte alles einen traulichen, gemütlichen Eindruck, trotz der elnsachen, birkenen Möbel. (Fortsetzung folgt.) bescheren, was sie ihnen mitgebracht hatte. „Hier Muttel, für dich. Schilt aber nicht, wenn du auch manches für unnütz hältst. Es ist ja doch nur einmal Weih nacht. Einen Mantel hat dir ja Erich geschenkt — da dachte ich, ein Kleid wär« dir auch willkommen." „Mutterle, dafür habe ich wirklich kein Geld ausgegeben — ich seh: es dir an, du willst dich ärgern! — Das hab' > ich alles bekommen; aber warum soll ich es denn essen?" Sie hielt Erich lachend einen Künstlerlibkuchen entgegen, eine dicke Sennerin darstellend. „Die hab' ich dir zugedacht, als Zukünftige! Und.hier ' die Flasche Arak soll dir einen feinen Grog liefern, wenn du durchfroren aus dem Revier kommst. Zigaretten rauchst du ja, diese Sorte wird dir schon "schmecken. Ich hab' sie selbst ' versucht." Ein Album mit Ansichten von München, zwei Krawatten s und eine Jagdweste legte sie ebenfalls vor ihn hin. Voller j- Geschäftigkeit eilte sie von einem zum andern. Sie band der Mutter die schöne schwarzseidene Schürze vor, legte ihr den lila Chiffonschal über die Schultern und führte fie vor den Spiegel. . '„Erich, sieh nur^ wie fein und vornehm unsere Mutter aussieht! Wie eine richtige Gräfin." Sie lachte und war glücklich rm Geben. Der Mchtter stürzten die Tränen aus den Augen. „Kind, da hast du ja dein ganzes Gehalt für uns aus gegeben! Darum hast du noch nichts zum Sparen geschickt. Es sind doch alles gute, teure Sachen." „Still, still!" Lore legte ihr dfe Hand auf den Mund. Ich hab's ja doppelt wieder! Hab's euch ja schon ge schrieben — vom Grafen Allwörden bekam ich in einem feinen Portemonnaie, das in einer modernen Tasche steckte, . einen neuen Hundertmarkschein! Den hab' ich mitgebracht, damit Erich ihn mir einzahlt auf der Sparkasse. — Für Erich hätte ich gern «inen echten Gemsbart gekauft — doch di« waren sehr teuer." Er zupft« sie am Ohrläppchen. „Närrchen du! Du hast wohl ganz vergessen, daß ich — den Zauber haben wir nur einmal im Jahr." Herr van Eggert streifte die pelzgefütterten Fahrhandschuhe ab und streckte Frau Maria seine Rechte entgegen. „Wie geht's, wie steht's? Ah, und das Töchterchen aus München! Das ver spätete Lhristlindchen!" Woh.gefällig schmunzelte er bei dem Anblick des schönen Mädchens. Jutta gab Lore die Hand. Freundlich sagte sie: Hs» cker hslkttlimmung in klssk-Lstdriiige« Ein aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrter laich- ringischer Unteroffizier schreibt in einem .Brief an seinen früheren Kompaneosfizier u. a.: „Mem Versprechen -will ick durch Gegenwärtigesein- lösen, indem ich Ihnen die Hauptauszüge meiner gemachten Erfahrungen mittei.e, die ich während eines vierzehntägigen Aufencha.tes in meiner Heimat gesammelt habe. Die Stim mung, die Ansichten meiner Landsleute haben sich eben in folge der letzten politischen Ereignisse ^geändert, aber nicht zu ungunstsn Deutschlands; alle, mit Ausnahme von weni gen, sind ganz und gar dagegen, französisch zu werden, sie sehen darin eine große Gefahr für ihre Weiterentwicklung, fürchten auch sehr, daß durch die weitere Kriegsdauer ihr Land zerstört und sie all« heimatlos werden. "Sehr viele kennen Frankreich auch ganz genau und wissen zu schätzen, wie bedeutend Elsaß-Lothringen in seiner wirtschaftlichen Lage seit 1870 gestiegen ist, was seither von feiten der deutschen Reg elung für dieses Land getan und was daraus geworden, ist. Nie hätte Frankreich mit seinem Schl«»- drian, seiner Rückständigkeit dies fertig gebracht. Es wä« jammerschade, wenn dieses mit so reichen Banden d«r Sy«» auf. , „Muttel, ehe es dunkel wird, lasse mich auspacken — nein, du yicht — Rosa Hilst mir, und Erich brennt derweilen die Kerzen am Weihnachtsbaum an; ich bin gleich wieder da." Heiter lief sie hinaus. „Ach Erich «r ist nicht glücklich geworden! Er hat nichts dafür eingetauscht, daß er -uns aufgegeben! Es ist dir Strafe des Himmels! Und nun ist Lori, seine Tochter, in seinem Hause! Sie sieht mir so ähnlich — ob sein Ge wissen erwacht ist?" „Mutter, grüble doch nicht!" „Ich habe kein« Ruhe mehr, Erich," murmelte sie. „Und wenn er durch die Aehnlichkeit wirklich entdecken sollte, daß Lore seine Tochter ist? Das große Interesse, das er an ihr nimmt." „Er wird es nicht erfahren, wenn du schweigst, Mutter!" entgegnete Erich bestimmt. „Es hat alles keinen Zweck, was du sinnst und träumst. Am besten wäre es, ich nehme Lore . dort fort. Deine Gedanken an Vergeltung reiben dich nur auf — und mir nehmen sie schließlich meine Ruhe und Si cherheit, die ich nötig brauche, — jetzt mehr als je fügte er leise hirizu. Dann schüttelte er mit einer unwilligen, hastigen Be wegung den Kopf und machte sich daran, Lores Wunsch zu erfüllen. Es dämmerte stark und der feierliche Glanz der Weihnachtskerzen erhellte den großen, niedrigen Raum. „Wie schön!" Beinahe geblendet blieb Lore auf der Schwelle liehen, in „Dann wollen wir aber nicht stören." — ihrem Arm zahlreich« Pakete haltend. Mit nassen Augen Jutta hatte zedoch groß« Lust, Fräulein Berger kennen blickte sie auf die brennenden Lichter. „Wie schön!" wieder- 5» lernen, und so traten die bsMn denn schließlich ein. holte sie leis« und trat dann näher, um ihren Lieben zu Frau Maria zündete schnell die Hängelampe über dem Tisch besckeren, was sie ihnen mitgebracht hatte. an und wollte die Kerzen des Werhnachtsbaumes auslösche«. Nee, liebe Frau Berger, die lassen Sie man brennen ist stein und zierlich. Die drei Kinder glaubt man "ihr kaum, schon «inen habe und noch dazu von einem selbstgrschoffenen so jung sieht sie aus." Gemsbock." : - Frau Berger wurde nicht müde, zuzuhören und zu fra ¬ gen; das geringste interessierte sie. 'Da sprang Lori endlich LZ Z-ZLRis L SZRtsE ZZF« L Frau Maria strich über den schwarzen glänzenden Stoff; Lore hatte ihren Wunsch erraten: ein neues Kleid gebrauchte sie sehr nötig! Die seidene Schürze, warme Handschuhe, der E N dl- luL '"-«kn" "2H-- S-<" ME-- ---- I-h, EuM, dch « Lebkuchen ^ne' Schokolade ' Nürnberg Helgen Abend nicht hier -sein konnten! Ich freue mich, Levruch« , f Schokolade. — — Sj« kennen zu lernen, ich habe schon viel von Ihnen ge- Sie schlug sich vor die Stirn. „Ach ffa, freilich!" Lachend schob sie ihm ein Stück Konfekt zwischen di« Lippen; sie war ganz das lebhaft«, holde Kino von ehe dem. Durch ein nisdergebranntes Licht fing ein Zweig Feuer; er sprühte mit leisem Glühen und Knistern auf, das Zimmer mit süßem, Weihnachtlichen Dust erfüllend. Lore sah zu, wie Erich das Licht auslöschte. „Die schöne Tann«! Solche haben wir noch nie ge habt." Fast andachtsvoll blickte sie auf den hohen Baum, der auf dem Fußboden stand und mit dem blrtzenden Stern an der Spitze beinahe die Decke berührte. „Die ist aus meinem Forst. Und dir zu Ehren!" Da wurde kräftig ans Fenster geschlagen. Lore schrie erschreckt auf; sie sah einen großen, dunklen Schatten und «inen kleineren draußen vorübergleiten- Erich öffnete dap Fenster und blickte hinaus — La wurde ihm eine Ladung Schnee ins Gesicht geworfen, und eine Helle Mädchenstimme lachte auf, daß es durch den Wald schallte. < „Herr Oberförster! Gnädiges Fräulein!" „Wir kamen aus dem Dorfe und die Lichtlein an Ihrem Weihnachtsbaum zogen uns mächtig an!" rief eine dröh nende Baßstimme. „Wenn die- Herrschaften meiner Mutter und mir di; Ehre schenken und «intreten wollen. Meine Schwester ist vorhin gekommen, und wir feiern nachttäglich Weihnacht."