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460 — Ich war unverwundet, aber die brave Maschine sah böse ans, mit Treffern überschüttet. Doch hat sich's gelohnt! In ^"reiner Freude flog ich nahe an den ersten deutschen Ballon 'heran, er mutz den Tod seiner fünf feindlichen Kameraden gesehen haben. Und schon winkte mir der Beobachter aus dem Ballonkorb zu. Das hat Spatz gemacht?! Ich dankte seinem Gruß und wendete zum Hafen. - Es war doch eigentlich recht lustig gewesen, fand ich jetzt, i da die loternste Angriffsminute hinter mir lag, wir sie da ! Heraushopsten, die Beobachter, und die Fallschirm« wir kleine - Pünktchen in den Lüften schwebten. Aus einem Ballonkorb ! . hatte ich gleich zwei Engländer vertrieben. Selbst aus höher- i stehenden Ballonen, dis ich nicht mehr hatte erreichen können, entfernten die Beobachter sich Mit ihren weitzen Fallschirmen, kamen niedersinlend so dicht auf mich zu, datz ich ihnen aus- weichen mutzte. .Bei meiner Rückkehr in den HaMi stand kein feindlicher Ballon mehr an der Front. Kaum war ich gelandet, so lief auch schon die BestätigunzsmeldSng meiner Nachmitfagstätig- keit ein: „Von einem deutschen Flugzeug wurde 4,05 Uhr, 4,06 Uhr, 4,07 Uhr, 4,08 Uhr und 4,10 Uhr je ein feindlicher Fesselballon brennend abgeschosssn." fluyrbvetrksnoven Mrenö öer MLrkckkcbt rvkcken 5omme vnö Me Dichter Nebel lagerte wie Wolkenfetzen am grauenden Morgen des 8. August an der Somme- und Avre-Niederung. » Engländer und Franzosen hatten kurz vor Mitternacht einen „Feuerzauber" bereitet. Schutz auf Schutz heulte heran, bald schwersten, bald leichten und mittleren Kalibers, ein mör derisches Trommelfeuer. Und zu sehen war nichts — nicht hundert Schritt weit. Die leichten Fliegerabwehr-Kraftwagen geschütze, dicht hinter der vordersten Linie in Stellung, harrten der Dinge, die da kommen sollten. Die Telephonverbindungen waren lange -erschossen, die Meldegänger -blieben größtenteils aus; sie konnten durch die Feuersperre nicht mehr durch, und schafften s e es, so suchten sie vergeblich ihr Geschütz, das sich durch dauernden Stellungswechsel dem feindlichen Fruerregrn zu. entziehen suchte. Ein tiefer, schleppender Ton wir von arbeitenden Mo toren — Tanks! Tanks in Massen wälzten sich heran! Sie mutzten unsere vordersten Jnfanterie-Postierungen bei dem dichten Nebel einfach überrannt haben, anders war es nicht möglich! Da chietz es schnell sein! Führer und Mann drehten, wendeten das Geschütz dem nächsten Ungeheuer in fiebernder Hast entgegen — ein kurzes Kommando, 150 Meter Entfernung, und nun 'raus mit den Schüssen, was das Rohr hielt! Zu kurz, mitten drauf, wieder davor, und jetzt schlug ein Schutz mit aller Wucht in den unteren Teil des Kolosses. Eine Stichflamme.spritzte auf! Der Benzintank war durch schlagen, und lichterloh brennend lag das Ungeheuer da. Die herausspringende Bedienung wurde von Infan teristen, die sich bei den Geschützen gesammelt hatten, abge schossen. Langsam, langsam gings zurück vor der feindlichen Uebermacht, aber wuchtig den Feind abwehrend, wo er sich zu nahe heranwagte. Tank auf Tank sank ins Grab, l^g bewegungslos, von deuHhen Granaten zerfetzt, da. Wendig und schnell beweglich ei.ten die Abwehrgeschütze bald hier, bald dort der bedrängten Infanterie zu Hilfe und schafften freie Bahn. Am Waldesrande, wo feindliche Infanterie rn dichten Kolonnen zum Sturm ansetzt«, fegten die Geschoss« eines Zuges aüf kaum 500 Meter dazwischen und zersprengten sie, ehe sie fünfzig Schritte getan. Hier erledigte ein Kraft wagengeschütz allen sieben feindliche Tanks an einem Vor mittag, dort zerschlug eine Batterie einen schneidig angesetzten Kaoallerieangriff. Verständnisinnig schmiegte sich die In fanterie dicht an die Geschütze. Sie sind dar Rückgrat, das sie brauchen, das ihnen die Tanks und die Massenangriffe vom Leibe hält. Auch die Luftbeute war groß, dir die Flak erzielten. Siebzehn feindlich« Flugzeuge fielen ihnen allein am 8. August zum Opfer. Ein ruhmreicher Tag für die Flugabwehr an der Somme und Avr«. 2m RbaEWg Oe; stsilen Nach 30jähr:ger Regierung hat der Kaiser sich zur Ab dankung entschlossen. In den jetzigen stürmischen Zeiten ist es nicht möglich, ein Urteil über diese dreißig Jahre zu fällen, das in jedem Punkte der Sachlichkeit späterer Tage gerecht werden könnte. In jungen Jahren auf einen der mächtigsten Throne der Welt berufen, hat Wilhelm ll. in hohem Idealis mus seine Stellung angetreten, über deren Führung er in seinem strenggläubigen Herzen Gott allein verantwortlich sein wollte. Wenn -r so einerseits die Formen des Gnadentums auch nach außen hin streng gewahrt wissen wollte, war er andererseits ein sehr moderner Mensch, der an allen Errungen schaften der Technik lebhaften Anteil nahm. Dazu befähigte ihn eine große Aufnahmefähigkeit, sein angeborener Intellekt und eine hohe Arbeitsfreudigkeit. Den Problemen der Ar beiterbewegung stand er, anfangs ablehnend gegeirüber, bis er mit reiferem Alter seine Anschauungen auch gegenüber den Sozialdemokraten änderte und schließlich mitmhnen den rein menschlichen Pakt vom 4. August 1914 schloß. Wilhelm ll. hat zu wiederholten Malen in feierlicher Form versprochen, alles daran zu setzen, um dem deutschen Valks den Frieden zu erhalten. Die mächtige Rüstung Deutsch lands sollte lediglich defensiven Zwecken dienen. Auch seine politischen Gegner haben ihm bezeugt, daß die Schuld am Völkerkrieg nicht ihn treffe, daß er in den verhängnisvollen Julitagen seinen großen Einfluß restlos einsetzte, um den' Krieg zu vermeiden^ Der unglückliche Ausgang dieses Krieges konnte auch auf seine Monarchenstellung nicht ohne Einfluß bleiben. Seit geraumer Zeit schon erhoben sich Stimmen, die in der Fest legung auf seine Person ein Frirdenshinderms erblicken woll ten. Wenn Wilhelm ll. diesem Drängen erst jetzt yachge- geben hat, so geschah es- sicher nicht, weil er aus persönlichen Gründen Kaiser bleiben wollte, sondern um dem deutschen Volk innere Wirren zu erspabsn. Jetzt hat er das Abdankungsdekret unterzeichnet. Gott allein weiß, wie schwer es ihm geworden sein mag. Die Mehrheit des Volkes erwartet von der Neuordnung der Dinge eine Wiedergeburt des Reichs nach dem schweren Völker kriege. Mögen in den hoffentlich glücklicheren Tagen der Zukunft die Deutschen ihres wahrscheinlich letzten Kaisers mit der Ehrfurcht gedenken, dis ein ehrliches Wollen jeden«, verbürgt: Tapfer ist der Weltbezwinger, Tapfrer wer sich selbst bezwang. Dermifcht«, * Dl* Wölfin wen Rom. Der berühmte Wolfskäfig am Fuße des Kapitols war eine Reihe von Monaten leer geblieben, nachdem das letzte lebende Symbol der ewigen .Stadt eingegangen war. Jetzt hat nun die Stadt Tarrent L«n Verlust wieder gut gemacht, indem sie Rom eine neue Wölfin schenkte, wie dazu, bemerkt wird, als ein Zeichen der Versöhnung nach der Jahrhunderte langen Feindschaft, die bis auf die Zeilen Hannibals zurückging, und als einen- „Beweis der Einigkeit Italiens im Kriege ..." . 'M» - Vttlawr " Eine rel ende Por-Weihnuchtsgabr für Kinder ist jetzt im Verlag de; Dürerhauses in Dresden, Waisenhaus- straße 27, erschienen. In künstlerischer Ausführung ist «in „Adventskalender" geschaffen worden, der das Gemüt der Kinder in der Avventszeit auf den Zauber de; heramiahen- den Weihnachtsfestes hinleitet. Jeden Tag erschließt sich hier ein neues Fenster, durch das in rosigem Licht« ein Engelchen vom Himmel her auf das in Vorfreude des Festes harrende Kind Herniederschauen kann. Am Weihnachtstagr selbst öffnet sich das letzte Fenster und zeigt das heilige Christkind in der Krippe. Ein schöner, stimmungsvoller Gedanke ist hier in sinniger Weise, in Anlehnung an großelterliche Ileberliefe- rungen, mit den einfachsten Mitteln zum Ausdruck gekom men. In unserer jetzt so ernsten, schweren Zeit wird der „Adventskalender" mit dem Kinde zugleich dem Elternhaus« «ine Quelle ständig wachsender Freude und froher Erhebung werden. Der Preis stellt sich nur aus 1,50 M. Verantwortlicher Redaktor Ernst Lohberg in Frankenberg t.S. — Druck und Lerlag von E. G. Lohbrrg bl Frankenberg i.L