Volltext Seite (XML)
— 45» :K II - ' Thekla saß schon, kaum, daß 'die Aufforderung erfolgt mar, vor dem Instrument und spielte recht geläufig sm Salonstück. Später,' in drei, vier Jahren, soll sie auch Gesang unterricht bekommen, da sie ein recht nettes Stimmchen hat," sagte Lella. — Nachher bat man Frau Jakobe um einen Liedervortrag. Rüdiger freute sich darauf. Er besah viel Musikverständnis, wenn er auch kein Instrument spielte; eine schöne Frauen stimme zu Hören, war ihm ein groher Genug. Liebenswürdig lächelte Frau von Matthes, die vor ihrer Verheiratung eßne Sängerin von Ruf gewesen war, und ohne Ziererei erklärte sie sich bereit, zu singen, was man haben wollte. Die Wahl fiel auf die große Leonoren-Arie aus Fidelio. „Wer von den Herrschaften möchte mich begleiten?" Es zeigte sich, dah niemand hierzu bereit war. „Kann Fräulein Berger denn nicht aushelfen?" fragte Ottokar, „sie spielt doch sehr gut, und wir werden nicht des Genusses beraubt, Sie zu hören, Frau Geheimrat." Die Erzieherin erschien. Ueberrascht blickte Frau Jakobe ^'rau Geheimrat!" entgegnete Gräfin. Lella, „für mich ist es der Inbegriff der Langeweile geworden. — Immer Lenge feld, jeden Sommer." „Du bist genügend auf Reisen, Lella. Und für deine Nerven ist die geschmähte Langweile das beste Mittel." Lella verzog geringschätzig den Mund und beachtete den Einwurf ihres Mannes nicht. „Denken Sie, Liebste," fuhr sie fort, „mein gestrenger Eheherr har nun außerdem noch die kühne Idee, das Weih nachtsfest dort feiern zu wollen." „Und damit sind Sie nicht einverstanden, Gräfin? Das begreife ich allerdings nicht!" rief Frau von Matthes, „etwas Poetischeres gibt es ja gar nicht!" „Ich will aber nicht," beharrte Lella eigensinnig, „und ich seh: nicht ein, wozu man sich die Umstände macht. Aller dings — unsere Wohnung hier ist ziemlich eng und unbe quem." '' „Du warst doch anfangs damit zufrieden." „Nun ja, «die Mängel sieht man erst mit der Zeit! Ueberalt fühle ich mich beengt. Ich betrachte dies nur als Provisorium. Ich kann mich einmal in einer Mretswoh- nung nicht wohl fühlen. Ich will mein eigenes Besitztum haben! In Bogenhausen gibt es so schöne Villen — Ottokar wurde unangenehm überrascht. Er hörte zum ersten Male von diesem neuen Plane seiner Frau. Sie ver stand wirklich, ihre Umgebung in Atem, zu halten! Er run zelte die Stirn. „Aber wozu, Lella? Wir haben genug in Lengefeld." „Der Kinder wegen! Ich denke weiter. Die Töchter werden größer; wir können uns dort nicht vergraben. Für die heißen Monate Juli, August ist der Aufenthalt dort ganz angebracht. Später reise ich dann mit Titi; das Kind soll etwas von der Welt sehen! Und dann wollen wir hier «in Heim zum Ausruhen. — Mir ist es unbegreiflich; daß du, lieber Ottokar^ gar so sehr für Lengefeld schwärmst! Als Künstler müßtest du dich doch hier diel wohler fühlen, wo du auf Schritt und Tritt Anregungen hast." - Der klugen Frau Jakobe entging die gesteigerte Gereizt heit nicht, mit der die Gräfin-sprach. Geschickt lenkte sie das Gespräch auf ein anderes Thema. sekundenlang ausgeschlossen. Da, nach dem Angriff auf den letzten Ballon wurde die Abwehr geringer. Schon wollt« ich mich freuen, als ich den Grund erkannte. Ein Engländer flog in gleicher Höhe auf mich zu, versuchte mich von hinten zu überfallen! i Um ihn nicht zu treffen, wurde die Abwehr auf der Erde vorsichtig. Ich wußte sofort: Hier half nur eins. Herum das Flugzeug, und meinerseits dem Verfolger an den Nacken! Gedanke und Ausführung folgten sich in der Sekund«. Meinem Angriff war der Feind nicht gewachsen. Er ! drückte, kurvte und blieb zurück, soweit, daß das Einholen nicht möglich war. Der errungene- Vorsprung gehörte Ballon ; Nummer fünf! Dieser hatte sich retten wollen und war von seiner stattlichen Höhe hinabgeglitten. 500 Meter war er nur noch hoch, es nütztz ihm nichts, auch er mußte brennen! Ganz klein lagen die Trümmer von Ppern im Osten, sie huschten vor 'mir am Auge vorüber, ich empfand dieses Bild nur durch Bruchteile einer Sekund^. Dann sah ich drei feindliche Flugzeuge von Bailleul her auf mich zustoßen. Nun wurde es Zeit für mich, denen war ich in geringer Höhe über Feindesland nicht, gewachsen, ich wendete heimwärts. Mit äußerster Geschwindigkeit raste ich zick-zackflrcgend, i um denen da unten das Zielen zu erschweren und den Feind ! in der Lust zu irritieren, über das Graben- und Trichter gewirr. von Matthes auf das junge Mädchen, das ihr vorgestellt wurde — so viel Schönheit und Anmut gab es selten. „Ah, Sie wollen die Liebenswürdigkeit haben, rpich begleiten?" „Wenn Frau Geheimrat mit mir zufrieden fein werden. Ich bitte um Nachsicht." Lore nahm Platz vor dem Flügel und begann das Vor spiel. Frau von Matthes sang ohne Noten. Machtvoll durchhalt« die gewaltige Stimme den Raum; voll Innig keit klang es: „Komm Hoffnung, laß den letzten Stern Der Müden nicht erbleichen!" (Fortsetzung folgt.) Ale icd bei Lper« Mk leliewiMon; in orsyO lcbok - . Leutnant d. R. Roeth nacherzählt. Es wat ein' klarer und ruhiger Nachmittag mit guten Sichtverhältnissen, als ich von meinem Flughafen aus er kannte, daß die englischen Fesselballone hochstanden, uns west ins Hintergelände hinein beobachtend. Mich hatten diese für Infanteristen und Artilleristen so besonders lästigen Ge sellen nun genügend lange geärgert, Hute sollten sie mich einmal kennen lernen. Durchdacht hatte ich mir diesen Angriff schon viele Mal«, hatte alle notwendigen Vorbedingungen geprüft und sestgelegt. Eine kurze nochmalige Ueberlegung der zum Erfolg notwen digen Momente; die stimmten alle. Also los! Um h»4 nachmittags startete ich, allein, um mich mög lichst unauffällig heranpürschen zu können. Unterhalb Drr- muidens ließ ich mich in 200V Meter Höhe über das Ueber- schwemmungsgebiet hinweg vom Nordwind in dir englischen Linien treiben. Der Rückenwind faßte mich richtig und erfüllte so die unerläßlichste Vorbedingung zum Erfolg. Die ander« Vorbedingung war dis „Luftleere". Auch da stimmte olles, ich wittere noch einmal sorgfältig nach ällen Seiten, niemand da, kein einzelner Jäger und keine. Jagdstaffel. Zu überwinden blieb die feindliche Erdabwehr und di« Möglichkeit von Ueberraschungen. Aber ohne Wagemut gib! es keinen Erfolg. Ich steure die Ballonreihe an! Von den englischen Abwehrgeschützen über dem über schwemmten Gelände wurde ich nur schwach beschossen, dann erreichte ich den ersten Fesselballon, der 10 Kilometer hinter der vordersten Linie stand. Schnell und groß wuchs er mir entgegen, aus allernächster Entfernung überschüttete ich ihn mit einer wohlgezielten Garbe Spezialmunition, seine Breit seite treffend. Knapp über dem Ballon hinwegstreichend, flog ich auch schon dem nächsten entgegen, meinen Angriff wieder- holend. Und noch einmal dieselbe Attacke, noch einmal, dann dem vierten zu Leibe. Eine halbe Minute später sanken vier brennende Hüllen zu Boden. Rüdiger hatte sich ziemlich schweigend verhalten; er hatte seine Schwägerin in den kurzen Wochen ihres Beisammen seins gründlich kennen gelernt, und trotz dessen Schwäche tat ihm der Bruder leid. Auch die Kinder, die all« sehr unter den Launen Lellas litten. Es war, als ob man auf einem Vulkan tanzte. Frau Geheimrat von Matthes beherrschte die Unterhalt tung; sie plauderte lebhaft und interessant, und wohltuend empfanden die Herren ihr: Gegenwarr. Titi warf ab und zu altkluge Bemerkungen dazwischen. Nach Tische^ begaben sich die Herrschaften in den neben an liegenden^ Salon. Ein herrlicher Flügel stand mitten in dem im Stil. Louis des Sechzehnten eingerichteten Raum. „Nun, Komteßchen, haben Sie Fortschritte gemacht in der Musik, seit ich Sie zuletzt spielen hörte?" fragte Frau von Matthes. „O ja! Titi ist sehr musikalisch, und ich freue mich darüber: Sie spielt sehr gut und hat schon viel gelernt, seitdem wir hier sind. Bei ihrer Erzieherin war xs doch nicht das richtige." SULZER-Z , Ein höllisches Maschinengewehrseurr wurde von der Erd« aus auf mich abgegeben. "Ihm zu entrinnen, schren mir