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Frankenberger Tageblatt Amtsblatt fiir die Aintshauptmamischast Flöha und die Behörden in Frankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg t. Sa. — Druck und Verlag von T. G. Roßberg in Frankenberg t. Sa. 2V6 Donnerstag oe» 14. November ivir» 77. Jahrgang Aufruf! des -olttischev Umschwunges werden au die Retchsbank und sämtliche Geldinstitute hohe Anforderungen gestellt, welche zur Zett noch laufe"- erledigt wurden Es liegt kein Grnnd znr Beunruhigung des Publikums vor und werden sämtliche Vslatvi» in «len Oepot« sicher gewährleistet, wie auch bet ILeieg«- «nlvliv durwaus kein Grund zu etwaiger Besorgnis vorliegt. Innerhalb 8 bis 14 Tage« werden voraussichtlich sämtliche Geldverkehrs- schwiertgketteu behoben srin. Arbeiter» und Soldatenrat Frankenberg i. Sa. gez. Fischer, Bohla, CyruS; für die Bauke«, Sparkassen und sonstigen öffentlichen Kaffe« und Kreditinstitute i. A.: Reichsbantuebenstelle Hitz. Garnisonbefehi. Kür sämtliche Unteroffizierschüler, sowie für die Mannschaften -er Rekrute«- depots des HalbbataillouS Futzarttllerie IS ««ter 19 Jahren wird -er Aap»eus streich an Ukovkvnlayvn aa§ 10 Ukn «ksnll«, an Sonn- nneß bagvn a«e 12 Uki» iÄititai'naoSI festgesetzt Auf Grund eims Vorfalles weist die Garnisonverwaltung darauf hi«, -atz gegen Militärpersovev, die gewaltsam oder auf uuredliche Art und Weise LebenSs mittel zu erhalten versuchen, mit den schärfsten Strafe« eiugeschritte« wird. Alle Angehörigen der Truppenteile d s Stellvertretende« XH^ Armeekorps, denen von hierzu nicht berechtig en Stelle« Urlaub erteilt worden ist, darunter anch „Urlaub bis auf Weiteres", haben Frist bis zum 17.11.18. Am 18. 11. 18 haben alle Urlauber, deren Urlaub «ach Barstehendem als erledigt anzuseheu ist, bei ihre« Ersatz» sormationen einzutreffen. Arbeiter« und Soldatgurat. Tageblatt-Bestellungen Die Geschäftsstelle -eS Tageblattes. Au die Arbeitgeber des Bezirkes Frankenberg. Arbeitgeber, welche von hiesigen Banken Gelder zn Lohn m- Gehalt erhebe«, Haven 3 Tage vorher einen Ausweis über die Höhe der erforderliche« Summe -e« Arbeiters «> d Soldatenrat zwecks Beglaubigung vorzulege«. Die Ausweise müssen auch vom Arbeiter-Ausschutz des betreffende» Betriebes i« bezug aus 'die Höhe der Lohusumme beglaubigt werden. Arbeiter» und Soldatenrot Frankenberg i. Sa. gez. Fischer, Bohla, CyruS. Warnung! ist die Behauptung aufaestellt worden, daß Herr Amtshauptmann Dr. Edelmann die Abnahme von 25000 Zentner Kartoffeln, die für die Beisoraung des Kommunalverbandr» Flöha ju erlangen gewesen wären, abgelehnt hätte. Die Angelegenheit ist untersucht worden, und die Untersuchung hat ergeben, daß an der Angelegenheit kein wahres Wort ist. Weiter wird da« Gerücht verbreitet, daß oest"N au» de« Wohnung des Herrn Amtsbaupt- 1 SackZuckn-, 1 Sock Nudeln und einige Fässer verdorbenen gepökelten Fleische« «ortaeschafft worden s«ien. Auch an diesem Gerücht ist kein wahre» Wort. v°r Welterverbttityng dieser und ähnlicher, die Bevölkerung beuunchigender Gerücht« Verbreiter solcher Gerüchte werden «nnachstchtltch bestraft. . L wieder Gerüchte ähnlicher Art tn.llmlauf kommen, so wollen diese umgehend hier unterbreitet werdet^, damit ihnen nochaegangen und geaebenensalk Rich'iastellung ertolaen kann. Aer Arbeiter- und Sotdatenrat im Kommuuakverband Alöüa. — Martin Bogel. Bernhard Bogel. Serg. Noak. Verkauf von Margarine bei sämtlichen Händlern Freitag, den lS. do. Mts., auf Lebensmittelmarke Nr. lS8 je SV Gramm ,üm Preise von 2.20 Mark für d «»Pfand. Gtadtrat Frankenberg, den 13 Nhvemb« lS!8. Sollt in Not lleber di« Auffassung der gegenwärtigen Lage seitens der politischen Kreis« erhält der „Dresdner Anzeiger" aus Berlin folgend« Darstellung: Der Wortlaut der Waffenstillstandsbedingungen Zeigt auch unter Berücksichtigung der inzwischen erfolgten Abänderun gen, worauf es unseren Feinden ankommt: aus Lahmlegung des deutschen Bölkes in wirtschaftlicher und politischer Be ziehung. Dir Bedingungen sind^von der gegenwärtig aus übenden Gewalt angenommen. Wir müssen uns mit dieser Tatsache abfinden und uns in unseren Entschlüssen nicht von gefühlsmäßigen Empfindungen, sondern von sachlichen Er wägungen leiten lassen. Das ist auch die Auffassung weitester politischer Kreis« in Berlin, die innerlich den Vorgängen der letzten Tage fernstehen, denn man ist sich darüber klar, daß schon die nächsten Tage Schwierigkeiten auf Schwierigkeiten türmen werden, durch die die Leitung der revolutionären Bewegung, dl« sich bemüht, die Ordnung zu wahren, in «in radikaleres Fahrwasser gelenkt werden bann. Es mehren sich unseren Informationen nach die Zeichen, daß die neue Regie rung von der Einsicht getragen ist, daß die Durchführung der mit d«r Auflösung der Front begonnenen Aufgaben nur unter Mitwirkung der Kreis« des Bürgertums gelöst werden können. Das ist nicht damit geschehen, daß die Staatssekretär« bis auf weiteres km Amte bleiben oder dieser oder jener Minister schließlich endgültig in di« neue Regierung «intreten wird, dazu bedarf es der werktätigen Mithilfe des ganzen Bolles, des gesamten Bürgertums, irenn Schlimmstes vermieden werden soll. Die in manchen Orten der Provinz und auch in Berlin beginnende Beruhigung darf nicht darüber h'mwegtäuschen, daß durch das Zurückflulen der Heeresmassen, durch die einzelnen Bestimmungen des Waffensti.lstandes und durch Störungen unseres, verwickelten Ernährungsapparates sich Schwierigkeiten ergeben werden, die den radikalen Gruppen Möglichkeiten von katastrophaler Bedeutung für die Ge samtheit eröffnen. Passive Resistenz sowohl in den Städten wi« auch vor allem auf dem Lande würde nicht abzusehendc Folgen stach sich ziehen. Volk in Not ist das Losungswort und jedermanns Pflicht ist, zu helfen. hinäenburg an Sie Armee Generalfeldmarschall von Hindenburg hat an die, deut sch« Arme« nachfolgenden Erlaß gerichtet: An di« Arme«! Der Wassenstillstand ist unterzeichnet worden. Bis zum heutigen Tage haben wir unsere Waffen in Ehre geführt. In treuer Hingabe und Pflichterfüllung hat dl« Arm« Gewaltiges vollbracht. In siegreichen Angrrffs- schlachten und zäher Abwehr, in hartem Kampfe zu Lande und m der Lust haben wir den Feind von unseren Grenzen fern gehalten und di« Heimat vor den Schrecknissen und Ver wüstungen des Krieges bewahrt. Bei der wachsenden Zahl unserer Gegner, bei dem Zusammenbruch der uns bis an das Ende ihrer Kraft zur Seite stehenden Verbündeten, bei den immer drückender werdenden Ernährungs- und wirtschaftliche» Sorgen hat sich unser« Regierung zur Annahme harter Waf- senstillstandsbedingungen entschließen müssen, aber aufrecht und stolz gehen wir aus dem Kamps, den wir über 4 Jahre gegen eine Welt von Feinden bestanden, hervor. Aus dem Bewußtsein, daß wir unser Land und unsere Ehre bis zum äußersten verteidigt haben, schöpfen wir neue Kraft. Der Waffenstillstandsvertrag verpflichtet zum schnellen Rückmarsch in dir Hekmat, unter den obwaltenden Verhältnissen eine schwere Aufgabe, die Selbstbeherrschung und treueste Pflicht- Erfüllung von jedem einzelnen unter Euch verlangt, ein harter Millo« gegen ae» Terror An den Präsidenten des österreichischen 'Staatsrates Karl Seitz ist in einer Depesche aus Bern, von dem Jnformations- bureau der Vereinigten Staaten von Amerika, folgende Bot schaft des Präsidenten Woodrow Wilson angelangt: „Der Präsident der Vereinigten Staaten richtet an die nun konstituierten Völker in Oesterreich-Ungarn, denen die Befreiung vom Joche des österreichisch-ungarischen Reiches gelungen ist, den folgenden Aufruf: Es sei mir gestattet, als Wortführer eurer vielen auf richtigen Freunde zu sagen: Es ist die ernsthafteste Hoffnung und Erwartung aller Freunde der' Frechnt al.erorts und insbesondere jener, denen gegenwärtig die unmittelbare Pflicht obliegt, den befreiten Völkern der Welt beim Werke des Ausbaues ihrer wahrhaften Freiheit b«izustehen, daß sowohl die Führer wie die Bevölkerung der nun befreiten Länder danach trachten, die begonnenen Veränderungen sowohl in Ordnung, mit Mäßigung »ud Milde, wie auch mit Festig keit durchzu führen und Gewalttätigkeit und Grausamkeit jeder Art zu hemmen und zu verhindern, auf daß keinerlei Uu- menfchlichkeiten die Annalen des neuen Zeitalters, datz das einer vollkommenen Ordnung sein soll, beflecken. Eure FrLunde wissen, daß solche Vorkommnisse die großen Dinge, die wir alte erstreben, nur verzögern könnten, und sie richten daher vertrauensvoll an euch den Appell, es mögen alle Kräfte gebunden werden, die dis Fortschritte der Freiheit verzögern oder in Mißkredit bringen könnten. Woodrow Wilson." Das Parlament der neuen Regierung in Dachse« rs Dresden, 12. II. Mitte nächster Woche sollen di« Wahlen für ein vorläufiges Vorparlament der neuen Regke- rung stattfinden. Wah.törper werden lediglich sein di« Truppenteile, die Abgeordnete für den Soldatenrat, und große industrielle Betriebe, die Abgeordnete für den Ar beiterrat wählen sollen. Die Gewäh.ten beider Wahlkörper werden dann zu einem Vorparlament stimmberechtigt sein, das die Vorbereitung für die Ausschreibung der Wahlen zu einer Nationalversammlung auf Grund des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für Männer und Frauen zu erledigen hat. Das in den Truppenteilen und in den Arbeitsste.len der Industrie nicht vertretene Bürgertum wird also von der neuen Regierung für dis zunächst geltenden gesetzgeberischen Körperschaften vollständig ausgeschaltet. Dl« neue Staatsgewalt und di« Presse rs Dresden, 12. 11. Schrift.«iter der Dresdner. Zei tungen und Vertreter auswärtiger Blätter, di« sich berufs mäßig mit Fragen wr Po.ilik beschäftigen, haben sich mit d«r durch die Revolution für ihr« Tätigkeit geschaffenen Lage besaßt. Sie haben den Vertretern der neuen Staats gewalt gegenüber erklärt, sie setzen voraus, daß die neue Staatsgewalt der Presse gegenüber mindestens im gleichen Maße Achtung und Entgegenkommen erweisen wird, wie es die. bisherige Staatsgewalt im Interesse der Oeffentlichkeit getan hat. Sie fordern u. a. ungehinderten Zutritt zu den Ärbeitsräumen und Pressezimmern der leiden Ständekammern, Zutritt zu den Verhandlungen des Arbeiter- und Soldaten rates und der sonst gen von der neuen R«gierungsgewalt ein- g« etzlen leschiußfaßenben Körperschaften, vo.lständigen Weg fall d«r Zensur und Ueberwachung der Pressegespräche und Telegramme, Sicherstellung der Presse vor Eingriffen in ihre Besitz- und Anstellungsverhältnisse ungeachtet der Forderun gen der Verleger. Dies« Forderungen wurden dem Arbeiter und Soldatenrat überbracht. Der Vorsitzende des Arbeiter und Soldat«nrates sagte die loyalste Erfüllung der For derungen zu. Nur zwei Einschränkungen behalte er sich vor. Erstens: die Sitzungen des Arbeiter- und Soldatenrates sollen, solange organ.satorische Frag«n behandelt werden, ge heim bleiben: zu den späteren Beratungen jedoch, namentl ch zu d«n Les«tzg«b;rischr» Angelegenheiten, würde di« Pres« Vie Veeorckvlmg Durchführung -es sozialistischen Programms r Ein Ausruf des Nates der Volksbeauftragten kündig« an: Die.Regierung setzt sich zur Aufgabe, das sozialistisch! Programm zu verwirklichen und verkündet mit Gesetzeskraft Aushebung des Belagerungszustandes sowie aller Beschrän kungen des Vereins- und Versammlungsrechts, auch für B« amte und Staatsarbeiter, Aushebung der Zensur, freie Mei nungsäußerung, .Fre heit der Neligionsübung, politische Ain nestie, Aushebung des Gesetzes über den Vaterländischen Hilss dienst, Aufhebung der Eesindeordnung, sowie der Ausnahme, gesetze gegen Landarbeiter und Wiedereinführung der Arbci er schutzbestimmungen. Spätestens zu Neujahr soll der acht- stündige Marimalarbeitstag in Kraft treten. Die Regierung kündigt ferner an: Fürsorge für ausreichende Arbeitsgelegcn- Helt, Unterstützung von Erwerbslosen, Erhöhung der Ver sicherungspflicht bei der Krankenversicherung, Bekämpfung der Wohnungsnot, Sicherung gerege.ter Voltsernährung, Auf rechterha.tung geordneter Produltion, Schatz des Eigentums gegen Eingriff Privater. Alle öffentlichen Wahen sollen nach dem gleichen, geheimen, direkten und allgemeinen Wahl recht nach dem Proportionalsystem für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen erfolgen, auch für die konstituierende Versammlung, über die nähere Bestimmung erfolgt. Telegramm der Dolksregierung an die Oberst« Heeresleitung r Die Volksregi«rung ist von dem Wunsche beseelt, daß jeder unserer Soldaten nach den unsäglichen Leiden und den unerhörten Entbehrungen in kürzester Z«it nach dir Hekmat zurüäkehrt. Dies«» Ziel ist aber nur zu «reichen, w«nn die Falls einzelne Trupps willkürlich zurückfluten, so gefährden sie sich selbst, ihre Kameraden und die Hekmat aufs schwerst«. Ein Chaos mit Hunger und Not müßte die Folg« sein. Die Volksregierung erwartet von Euch strengst« Selbstzucht, um unermeßlichen Schaden zu verhüten. Wir ersuchen die Oberste Heeresleitung, das Feldheer von vorstehender Er klärung der Volksregierung in Kenntnis zu setzen und anzu ordnen: Das Verhältnis zwischen Offizier uno Mann hat sich auf gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und willige Unter ordnung des Mannes unter den Offizier und kameradschaftlich« Behandlung des Mannes durch den Vorgesetzten sind hierzu Vorbedingungen. Das Vorgesetztenverhältnis d « s Offiziers bleibt bestehen. Die Soldatenrät« haben zur Aufrechterhaltung des Vertrauens zwischen Offi zier und Mann beratende Stimme in Fragen der Ver pflegung, des Urlaubs, der Verhängung von Disziplinar- strähn. Gleiche Ernährung für Offiziere und Mannschaften, gleiche Zuschüsse zu den Löhnungen und gleiche Feldzulage für Offiziere und Mannschaften. Von der Waffe gegen An gehörige des eigenen Volkes ist nur in der Notwehr pher zur Verhinderung von Plünderungen Gebrauch zu machen. Prüfstein für den Geist und den inneren Halt der Armee, « Demobilisierung nach einem ordentlichen Plan« vor sich geht. Im Kampfe habt Ihr Euern Feldmarschall niemals im Falls einzelne Trupps willkürli^ Stich gelassen, ich vertraue jetzt auf Euch. von Hindenburg, Generalfeldmarschall. WWWWM WWWWWWWWWWW