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zählig in der Heute gleitet von In -er Zweiten Kammer sand zunächst die allgemeine Vorberatung über das König liche Dekret Nr. 43, den Entwurf eines Gesetzes über das Dienststrafrecht für Beamte der bürgerlichen Gemeinden und über die Anstellung städtischer Beamten gegen Kündigung betreffend, statt. Die Vorlage wurde vom Herrn Staats minister Dr. Koch kurz eingeführt und nach längerer Aus sprach« der Gesehgebungsdeputation zur Weiterberatung über wiesen. Dasselbe geschah nach kurzer Aussprache mit dem Königl. Dekret Nr. 46 zu dem Entwürfe kines Abände rungsgesetzes zum Organisationsgesetz. und mit Rührung und Freude betreten wir die liebe deutsche ! Heimat in der herrlichen Stadt Konstanz, deren Bewohner- ' schäft es unvergessen bleiben wird, was sie den Heimgekehrten Gutes erwiesen hat. Der schweren Stunde, die über unser Vaterland eingebrochen ist, sind wir uns voll bewußt. Aber wenn der alt« Geist von 1914 in uns fortlebt^ dann können, dann dürfen wir nicht unterliegen. Zum Gelöbnis, daß dieser Geist noch in uns lebt, bitte ich meine Kameraden, mit mir anzustinkMen „Deutschland über alles!" — Von weit über tausend Mann begeistert gesungen, klang unser Nationallied über den Platz. Ein jeder, der diesem feierlichen Akte bei wohnte, gewann die Ueberzeugung, daß Deutschland nicht untergehen kann, solange es noch über Männer mit solcher Gesinnung und solch ungebeugtem Mute verfügt. nur dem Verband zur Verfügung stehen. Redner macht sodann die Wünsche der Landwirtschaft für die Demobilmachung geltend und schließt mit der Mahnung, alle Borbereitungen für die kommende Zeit ohne Verzug zu treffen. Oberbürgermeister Blüher: Unserem Vaterlande wer den schwere Friedensbedingungen nicht erspart bleiben. Die feindlichen Staatsmänner werden aber hoffentlich einsehen, daß man «in Volk von 65 Millionen, das vier Jahr« layg dem Kriege und der Blockade standgehalten, nicht ungestraft knechten und daß man ihm seine Entwicklungsmöglichkeiten nicht rauben dürfe. Möchten uns «venigstens hie deutschen Teile Elsaß-Lothringens und unsere Kolonien erhalten bleiben. Die Tschechen sollten in ihren wirtschaftlichen Interessen den Anreiz finden, gute Beziehungen mit uns anzuknüpsen. Finanz minister Dr. Schröder: Die Regierung wird ihre besten Kräfte einsetzen zur Sicherung unserer Volksernährung. Nach den ihm heute zugegangenen Meldungen habe sich die Kar toffelanlieferung aus dem Osten nach Sachsen erheblich zum Besseren gewendet. Oberbürgermeister Dr. Rothe: Er und die städtischen Kollegien Leipzigs werden sich rückhaltlos auf den Boden des Programms der neuen Regierung stellen. Geh. Kommerzienrat Reinecker wendet sich gegen die Neigung der Zentralstellen zur Beibehaltung der Zwangswirtschaft. Wer Produktionsstörungen in der Industrie vermeiden will, müsse bald mit der Zwangswirtschaft aufräumen. Ebenso müsse baldigst "die Einziehung von Sparmetallen einge stellt werden. Standesherr Dr. v. Naumann empfiehlt die Forderungen der Bodenreformer. einen Marsch, und aus de» Fenstern werden Blumen geworfen. Wenn der Zug der Rheinbrücke naht, spielt die Kapelle die „Wachr am Rhein", einig« Kameraden stimme» mit «in und bald «rklingt das Vaterlandslied im lauten Chor. Diesmal fand der ofsiM« Empfang im Hof« der alten Kaserne statt, der von Fahnenmasten umgeben ist. Außer den eben ein getroffenen 750 Mann nahmen, noch 230 bisher in der Schweiz Internierte teil, die tags vorher angelommen waren. Den Begrüßungsakt eröffnete der Kommandant der Austausch- statjon Generalleutnant Freise mit der Verlesung eines kaiser lichen Begrüßungste.'egramms. Hieran fügte der Redner herz liche Worte des Willkommens und des Dankes an die Heim gekehrten, die Blut und Leben für die Rettung des Vater landes einsetzten. „Hinter der Armee," so schloß der General sein« Ansprache, „die draußen in schweren Kämpfen ihre Pflicht tut, müssen wir fest geschlossen in der Heimat stehen; daß wir bereit sind, das umdrohte Vaterland zu schützen, soll der Ruf bekräftigen: „Se. Majestät der Kaiser Hurra!" Drei begeisterte Hurrarufe erschallten, und die Musik spielte die Kaiserhymne. Generalleutnant Dürr entbot den Heimgekehrten den Gruß der Großherzogl. badischen Regierung, und von Erzellenz Freise wurde noch der Eingang vieler Begrüßungs- depcschen bekanntgegeben. Im Namen der versammelten Krie ger richtete dann der Ofsizierstellvertreter Huckele vom Bri gade-Ersatzbataillon 36 an den Stationskommandeur und heiMebl a«t lranrölilclm LelaugenlclM Berichte der AustEschflation Konstanz Don Alfred Pröhl. 3. (K. MZ Am 19. Oktober vormittags traf in Konstanz abermals ein großer Transport heimkehrender deutscher Kriegs gefangener «in. Am Bahnhöfe war wieder das gleiche Bild wie zwei Tage vorher. Bei strahlendem Sonnenschein er folgt« diesmal der Einzug in die reich beflaggte Stadt. An beiden Seiten der Straßen erwartete wieder «ine nach Tausen den zählend« Menschenmenge die Ankunft der Krieger, Einen ganz besonderen Eifer legte hierbei dse Konstanzer Jugend — Jungen wie Mädel — an den Tag. Sobald die ersten Feld grauen den Bahnhof verlassen, eilen dir Kinder herzu und nehmen ihnen das Gepäck ab, um es ihnen bis in die Kasernen zu tragen, natürlich ohne Erwartung und Anspruch auf das sonst so beliebte Trinkgeld. Man will eben lediglich den Heimgekehrten etwas Liebes erweisen. Die Musik schmettert Ersten Kammer vor, um auch hkr das neue Regierungsprogramm darzulegeu. Zum ersten Mal« erschien daMit vor der Lolitisch so oft und viel angefeindeten Ersten Kammer ein aus demokratischer , Grundlage 'aufgebautes Ministerium. Dieser in der großen Geschichte unserer Ersten Kammer gewiß bedeutsame Moment, wie überhaupt das gegenwärtige lebhafte Interesse des Volks an den LandtaLsverhandlungen hatte eine große Zu hörerschaft auf die Tribünen gelockt. Der Sitzung wohnten Ihre Kgl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, bei. Der Vorsitzende Staatsminister Dr. Heinze entwickelte noch einmal unter Hinweis auf seine gestrigen eingehenden Darlegungen über das Programm der neuen Regierung in dir Zweiten Kammer ausführlich die großen Grundzüge der verfassungsrechtlichen Aenderungen, in denen wir begriffe» sind und die insbesondere auch die Erste Kammer berühren. Daraus begrüßte der Präsident Oberstmarschall Gryf Hitz- 1 h Y.M v. Eckstädt, der llebung des Hauses folgend, namens der Kammer die neuen Herren Staatsminister und gab der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß ihre gemeinsame Ar- beit mit der Ersten Kammer, getragen von gegenseitigem Vertrauen, unserem lieben Sachsenlande zum Segen gereichen werde. Weiler dankte er den ausgeschiedenen Herren Staats ministern namens der Kammer für die dem König« und dem Baterlande geleisteten tren n und erfolgreichen Dienste. Die Kammer trat daraus in die Aussprache Lber die Regierungserklärung «in. Als erster Redner sprach Wirkl. Geh. Rat Dr. Mehnert. Wir betrachten es als erste und oberste Aufgabe, ge- ' meinsam mit den gegenwärtigen Ministern für unser Land zu wirken. Mit Freude begrüße ich die Zusage des Mnisters, daß man in Berlin künftig mehr als b^her zur rechten Zeit Eingreifen will. Vielerlei läßt sich in der Verwaltung ver einfachen. Man stelle nicht zu zeitig neue Beamte ein, damit nicht die Gefahr entsteht, für sie neue Stellen schaffen zu müssen. Dem Mittelstand«, dem Kleinkaufmann, °dem kleinen Handwerker usw. muß b«i der Demobilmachung rasche und ausgiebige Hilfe geleistet werden. Vorsorge ist dafür zu treffen, daß beim Friedensschluß Beziehungen zu den Nach barstaaten, besonders auch zum tschechischen, bereits angeknüpst sind. Sie hungern geradezu nach deutschen Maschinen, .vor allem landwirtschaftlichen. Deshalb sollte l»e Regierung dem bayrischen Antrag auf Errichtung von Auslandskonsulaten im Bundesrat möglichst Geltung verschaffen. Von überragen der Bedeutung ist die Ernährungsfrage. Sachsen wird schlecht beliefert: daß ist menschlich verständlich. Ls muß aber mit allen Mitteln für ausreichende Zufuhren gesorgt werden. Im kommenden Friedensvertrag muß dafür gesorgt werden, daß die großen Phosphatlager, z. B. in Nordafrika, .nicht menhalten, von Eurer Einigkeit hängt Eure Zukunft ab!" Was die Deutschen in den Wolgakolonien während des Krieges ausgehalten haben, davon macht Ihr Euch in Deutsch land keinen Begriff. Von Anfang des Krieges an wurden die deutschen Kolonist«» von der russischen Regierung ausge- plündert; sie mußten liefern, was ihnen befohlen wurde, man fragte nicht danach, ob die Kolonien es wirklich hatten oder nicht. Sagten sie, daß sie nicht liefern könnten, so hieß es, daß sie es aus Feindschaft nicht ttm wollten, und es wurden schwere Strafen über sie verhängt. Die deutsche Sprache wurde ihnen' verboten, zuerst m der Schule, daim auch auf de» Straßen, — und die Leute konnten doch keine andere Sprach« reden. Aber am schlimmsten wurde es, als die Bolschewisten ans Ruder kamen. Nun wurde den Leuten das Letzte ge nommen, was sie hatten. Ihr Land wurde. enteignet, und jetzt wird ihnen auch das Getr«ide genommen, — da ja alles brüderlich getei.t werden muß. Die Bolschewisten drücken die deutschen Kolonisten überall, wo sie nur können, da sie genau wissen, daß die Deutschen in ihren Herzen keine Bolschewisten sind. Dl« Deutschen haben vieles geduldig er tragen, a's man ihnen aber ihr Letztes, das Brot, megnehmen wollte, da kam es zu einem Aufstand, in dessen Verlaufe ganze Kolonien niedergebrannt wurden. Ich möchte hoffen, daß das starke Deutsche Reich trotz der ungeheuren Arbeiten, .die es jetzt zu leisten hat, auch den deutschen Kolonisten sein Interesse schenkt und ihnen beisteht, besonders in ihren Be mühungen, für immer nach Deutschland, in die alte Heimat, zurückzukehren." Sederrigemmtte Avne einer sur stMl-ml beiMtbremle» veiulcden Die besonders in Westrußland seit Menschenaltern an sässigen deutschen Kolonistenfamilien haben während 'des Krieges unendlich vi«I zu leiden gehabt. Die schmerzlichsten Prüfungen aber sind unter der Herrschaft der Bolschewisten an sie herangetreten. Bon einem dieser deutschen Kolonisten, der im Begriff ist, nach Deutschland zurückzuwandern, liegt uns «in im September geschriebener Brief aus Riga vor, aus dem wir einige bezeichnende stellen mitteilen wollen: „Die Russen haben, uns gründlich gelehrt, daß es immer am besten ist, sich an dse Heimat zu halten, und nicht aus- zuwandern, Wir haben iy Rußland zur Genüge erfahren müssen, wie sehr man den Deutschen für seinen Fleiß, sein« Strebsamkeit und seine Vaterlandsliebe haßt. Ich möchte ich könnte einem jeden Deutschen, der jetzt wankelmütig ge- word«n ist und den Frieden „um jeden Preis" herbeisehnt, alles das erzählen, was wir in dem besiegten Lande an Spott und Hohn auszuhalten hatten. Sollten wir Deutschen diesen Krieg verlieren, was ja nur geschehen kann, wenn wir im Innern nicht genügend zusammenhalten, so wird Deutschland dasselbe und vielleicht noch Schlimmeres durch zumachen haben. Davor möge Gott das Deutsche Reich be schützen. Sollte aber der Deutsche jetzt versagen uiL sich für ge schlagen erklären, so ist alles das, was in den vier, langen und schweren Kriegsjahren erzielt worden ist, dahin, und eine traurige Zukunft würde den Deutschen bevorstehen. 'Die uns heute achten, würden uns morgen verspotten ^md ver höhnen. Man würde aus dem Deutschen einen Weltsklaven machen, einen Schwarzarbeiter für alle Länder, und das auf unabsehbare Zeiten! Ich, möchte, ich könnte einem jede» Deutschen zurufen: „Bleibt fest, denn von Eurem Zusam ¬ an die Versammelten mit weithin vernehmlicher Stimme fol gend« Worte: Ew. Exzellenz! Im Namen aller aus lang jähriger Gefangenschaft zurückgekehrten Kameraden danke ich für die hohen und stolzen Worte, die soeben im Auftrage Sr. Majestär des Kaisers.an uns gerichtet wurden, und für die li«ben Worte, mit denen Se. Königl. Hoheit unser badi scher Landesherr uns begrüßen läßt. Endlich, endlich sind wir wieder in Unserm schönen, lieben Vaterlande! Mehr als vi«r Jahr« waren wir einem ebenso grausamen wie gehässigen Feinde preisgegeben. Was uns aber trotz alles Schweren den Mut und die Kraft nicht sinken ließ, das war d«r alte Soldatengeist, der in uns stark geblieben uns noch beherrscht und einem solchen Fernd nicht unterliegen läßt. Denn in diesem Bewußtsein und mit Stolz haben wir aus gehalten. Gro,ßen Dank schulden wir der Schweiz und ihrer ritterlichen Armee. In der Schweiz konnten wir uns nc^ch langer Zeit zum erstenmal wieder als Menschen fühlen. Noch 'stolzer wurden wir aber, als wir uns dem Rheine näherten. Ein anderes Bild: Festgottesdienst der Heimgekhrien. j Wer wollte bestreiten, daß nach den seelischen und körper- ! lichen Qualen langjähriger Gefangenschaft nicht «in Bedürs- j ins bestünde, nun, nachdem all das Schwer« der Bergangen- , heit angehört, dem Lenker aller Geschicke aus tiefstem Herzen j zu dank«»? Die Religion hat sich noch immer als die größte Trostspenderin erwiesen, und gar mancher hat in diesen harten Jahren wieder bzte» gelernt. — Für den Sonntag vormittag hat die Kommandantur einen Festgottesdienst angesetzt. Er findet auf demselben Hofe statt, auf dem tags zuvor die neuangekommenen Heimgekehrten begrüßt worden sind. Diese Und die in der vergangenen Woche Eiiigetroffenen nahmen am Gottesdienste teil, zusammen etwa 2000 Mann. De> weite Platz bieten das bekannte Bild. Die Mannschaften sind in einem offenen Rechteck aufgestellt. Vor dem kerzenerleuch- tcte» Altar, der von Blattpflanzen umgeben ist, hat das Offizierkorps Aufstellung genommen. Die Musikkapelle er- öffner de» feierlichen Akt mit Beethovens „Die Himmel rühine» des Ewigen Ehre!" Dann tritt «in Oberleutnant an den Altar und predigt. Es ist Theologieprofessor Dr. Bornhausen von der Universität Marburg. Er war selbst jahrelang in Gefangenschaft und weiß den Weg zu den Herzen seiner Zuhörer zu finden. „Lobe den Herrn, mein« Seele, und vergiß nicht, was «r dir Gutes getan hat!" Dieses Schriftwort ist der Tert der kurzen, mächtig packen den und mit hinreißender Beredtsamkit dargebotenen Pr«digt. Der Neuner kennzeichnet m verschiedener Form den Dank, Ken deutsche Frömmigkeit den heimgekehrten Gefangenen schuldet. Wir danken euch, so ruft ihnen der Geistliche zu, für da« deutsche Weihnachtssest, das ihr viermal fern von der Heimat gefeiert habt. Unter Tränen habt ihr die Kerzen a»ge zündet und unter Träne» die alte» deutschen Wcihnqchtsliever gesungen. Diese deutsche Weihnacht in den französischen Ge fangenenlagern war eine Tat deutsche» Charaktersl Wir dank» euch aber auch für den deutschen Brief! Es ist nicht leicht, allwöchentlich einmal aus der Oede der Gefangenschaft an di« Lieben daheim etwas In schreiben, das sie nicht ver zweifeln läßt. Endlich danken wir euch für das feste Ver trauen in die deutsch« Sache. Ihr habt der Heimat gezeigt, daß euere Zuversichr wuchs, während sich daheim der Klein mut breitmachte. Wunderbar hat Gottes Güte euch bewahrt m Schlachten und Gefahren bis zur endlichen, so oft mit heißem Herzen ersehnten Heimkehr, Nun seid ihr erlöst. Ist das nicht genug, Gott dafür dankbar zu sein? Noch ist es bisher ge lungen, die teuere Heimat vom Feinde freizuhalten. Wir danken dies unsern Brüdern, die draußen noch kämpfen, und auch jenen, die bei diesem schweren Derteidigungswerke gefallen sind. Fast will es scheinen, als ob man daheim nicht gewillt wär«, diese Dankbarkeit fernerhin dem Baterlande zu erweisen, Nun kommt ihr als Sendboten der deutschen Tk»e fn di» Heimat! Hfer gilt «s, d?n Klesnmilttghn und Zagenden das Gewissen zu scharfen und ihnen den Rücken zu stärk». Das ist heiligste Pflicht der aus der Gefangenschaft Zurückkhren- d«n, damit betätigen sie ihre Dankbarkeit gegen den Allmäch tig«» und gegen di« Heimat." 'So ungefähr wq» d«r Inhalt d«r markigen Rede. Dqnn entblößten sich die Häupter, mst lauter Stimm« sprach der Geistliche Has Vaterunser, und hierauf lang die Gemeinde das Niederländische Dankgebet. In mächtigen Akkorden erklang die letzte Strophe, endend mit den Worten: „Herr, mach uns frei!" über den Platz. Dann trat der katholische Divisionspsarrer an den Altar, um auch im Namen seiner Kirche die Heimgekhrten auf deutschem Botzen willkommen zu heißen. Seine hezzqndrfngen- den Ausführungen bauten sich quf die Wort« auf: .dankbar rückwärts, mutig vorwärts gläubig aufwärts l Zuletzt spendet« der Geistliche der Gemeinde den Segen und die feierlich« Handlung fand mit dem Gesänge d«s deutschen Te deums „Großer Gott, wir loben djA!" ihr Ende. . l ZScdkischer Ismus- Dresden, 6. 11.- stellt« sich das neue Gesamtministerium, be- ein«r großen Anzahl Regierungsvertreter, voll- konnte, ruhig seines Weges g«hen. Auffallend ist die große Anzahl russischer Gefangener unter den Demon stranten. In Altona hatte die Militärverwaltung all« Maßnahmen getroffen, Ruhestörungen zu verhindern. Das Militäraufgeboi hinderte die Demonstranten, ihr Ziel, den Hauptbahnhof, zu «rreich«». Ein Teil der Menge gelangte nach der Revierwache und überwältigte die hier anwesenden Polizeibeamten und nahm ihnen die Waffen ab. Nachmittags kam es zu scharfen Zusammenstößen in Hamburg uud Altona. D«r Straßen bahnverkehr ist vollständig eingestellt, der Hochbahnverkchr nur auf kurze Strecken. r Hamburg, 6. 11. Aus Brunsbüttel meldet der „Nor dische Kurier": Der Bewegung in Kiel haben sich die Matrosen d«r hier liegenden Großkampfschiffe „Posen", „Ostfrfesland", „Nassau" und „Oldenburg" angeschlossen. Gestern abend fan den in mehreren Lokalen Versammlungen statt, in denen be schlossen wurde, Ruhe und Ordnung zu bewahren und keine Plünderungen vorzunehm«». Im übrigen wurden dieselbe» Forderungen ausgestellt wie in Kiel. Nach Beendigung der Versammlung gegen 9 Uhr abends wurde von den Matrosen der Flakstation Ostmoor besetzt. Dann ging «s in geschlossenem Zuge nach' den Schleusenanlage». Die Seewehr und Artil lerieabteilung, die sich zur Wehr setzten, wurden überwunden und in kurzer Zeit waren die Matrosen Herren der ganzen militärischen Anlagen. Unruhen sanden nirgends statt. Eine Abordnung des Kieler Soldatenrates wird für morgen er wartet. Der Stadtkommandant von Kiel erschossen r Kiel, 6. 11. An der Lage hat sich nichts geändert. Es herrscht heut« völlige Ruhe. Der Soldatenrat übt weiter hin die Macht aus. Reichstagsabgeordneter Legien, der den Wahlkreis Kiel im Reichstage vertritt, ist heute .hier" änge- komme». Er war bisher durch dringende Vorarbeiten für die Demobilisation in Berlin festgehalten. In der verflossenen Nacht gegen 1 Uhr ist der Stadt kommandant Kapitän zur See Heine von einer Patrouille erschossen worden. Die Paftouille hatte den Auftrag, den Stadtkommandanten abzuholen. Er weigerte sich aber, dem Befehle Folge zu leisten, und wurde darauf in seinem Haus flur erschossen. Die Stadt ist vollständig in der Gewalt des Arbeiter- und Soldatenrates. Die Manneszucht in "der Marine ist vollkommen schalten geblieben. Die Mannschaften Kisten den Vorgesetzten des Militärs Gehorsam; doch gibt es Vorgesetzte nur im Dienst. Der Hafen zeigt das gewöhnliche Aussehen. Der Unter-, schied,gegen früher besteht nur darin, daß sämtliche Kriegs- und Handelsschiffe die frühere Flagge mit der roten Fahne vertauscht haben. Wie von den Schiffen, weht auch vom Rathausturm die rote Fahne, zum Zeichen, daß die Verwal tung tz^r Stadt ganz in'die Hände des Soldatenrates über gegangen ist. Doch läßt man die alten Behörden ruhig weiter- arbeitem Nur hat man ihnen sozialdemokratische Beigeord nete zygeteilt. Ruhe in Kiel r Berlin, 6. 11. abends. Ueber die Lage in Kiel erfährt man an zuständiger Stelle folgendes: Der militärische Schutz an der Ostsee durch die Marine ist lückenlos hrrgestellt. Alk auslausenden Kriegsschiff« führen die Kriegsflagge. Die Be wegung unter den Matros«» und Arbeitern ist in ruhigere. Bahnen zurückgekehrt. Die Mannschaften der Garnison be mühen'sich, Ordnungswidrigkeiten «ntgegenzutreten. Es er folgt allmähliche, allgemeine Abgabe der Waffen. Privat- häuser und Geschäfte bleiben ebenso wie Lazarette und Kran kenhäuser unbehelligt. Die Banken sind fast alle in Betrieb. Di« Verpflegung in den Kasernen und auf den Schiffen wird in der bisher gewohnte» Weise durchgeführt. Die Lrbens- mittelversö'rgung der Zivilbevölkerung ist bisher nicht gestört. DK Betrieb« sind noch im Ausstand. Die Bevölkerung ist ruhig.