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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 09.11.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191811098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-11
- Tag 1918-11-09
-
Monat
1918-11
-
Jahr
1918
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Gleichzeitig ergeht eine neue Mahnung an die Arbeiter zur Besonnenheit. Weitere Nachrichten sollen bis Freitag nach mittag bagewartet werden. Diese Forderungen der sozial- demokratischen Partei wurden Donnerstag nachmittag 5 Uhr Reichskanzler Prinzen Mar zugestellt. Das,„Leipz. Tgbl." bemerkt dazu noch: Das sozialdemokratische Ultimatum — so darf man es wohl nennen — hat, wenn es auch nicht über raschend gekommen ist, in Regierungs- und parlamentarischen Kreisen doch eine starke Bewegung ausgelöst. Hs ist nicht ausgeschlossen, daß unter dieser Umständen das ganze Kabi nett zuracktreten wird. ' Das „Leipz. Tgbl." meldet: Seit gestern abend ^11 Uhr ist die telegraphische und telephonische Verbindung mit Berlin unterbrochen. Auch alle übrigen Städte im Reiche können Berlin nicht mehr erreichen. r (Amtlich.) Berlin, 7. 11. Von zuständiger Seite wird über die LaL« in den nördlichen Provinzen mitgeteilt: Die Unruhen Haven sich auf einige weitere Orte ausgedehnt. In Bremen wurden auf dem Marktplatz von unabhängigen Sozialisten und einigen Militärpersonen Reden gehalten, die zur Bildung einer sozialistischen Republik und "eines Arbeiter und Soldatenrates aufforderten. An die Befreiung von Mili tärgefangenen schloß sich die Oeffnung auch von Zioilgefäng- njssen. Auf der Straße herrscht Ordnung, Zwischenfälle wurden bisher nicht gemeldet. Für heute abend wurde in einer Versammlung Liebknecht als Redner erwartet. In einer Sitzung der Bürgerschaft stand ein sozialdemokratischer Anttag auf Einführung des gleichen, direkten Wahlrechts zur Erörterung. Der Senat soll sich seine Entscheidung vor? behalten haben. Aus Hamburg wird gemeldet: Das Zentralbüro des Arbeiter- und Soldatenrates teilt mit: Sämt liche Amts- und Militärgebäudx sind besetzt. Die Nahrungs mittelmagazine werden bewacht. Plünderer werden mit so fortigem Erschießen bestraft. Es finden Verhandlungen mit dem Senat statt. Der Zugverkehr ist bis auf zwei Züge ein gestellt. Post- und Telegraphenamt waren bis zur Stunde nicht besetzt. Ordnung und Besonnenheit ist nötig r Leipzig, 8. 11. Den „Leipz. N. N." wird aus Ber lin geschrieben: Durch vier Jahre hat das deutsche Volk die Lasten und Entbehrungen des Krieges mit bewundernswerter Standhaftigkeit getragen. Jetzt steht der Frieden und die Aus- , Hebung der Hungerblockade in ,naher Aussicht. Damit wird auch eine Entspannung unserer Ernährungslage eintreten. Am . 1. Dezember wird die Brotration erhöht werden, und an- dere Erleichterungen werden folgen. Voraussetzungen dafür wie überhaupt für die weitere Versorgung der Bevölkerung ist unbedingte Aufrechterhaltung der Ordnung. Jede Störung behindert die regelmäßige Lebensmittelzufuhr und bedroht Großstädte und die Jndustriebezirke mit unsagbarem Elend. Wir wenden nns an das gesamte deutsche Volk, diese schwere , Gefahr durch Aufrechterhaltung der Ordnung abzuwenden. vrmlcde Truppen in NsrckMi ! g Das bayrische Kriegsmiuisterium hat dem Tiroler Nationalrat mitgeteilt: > „Die Waffenstillstandsbedingungen zwischen Oester reich-Ungarn und dem Verband zwingen uns, zur Sicherung > unserer Landesgrenze Truppen nach Tirol zu schicken. Gleich- zeitig sollen diese Truppen mithelfen, den Abfluß des I aufgelösten Teils des 'österreichischen Heeres nach Osten zu 1 ordnen und das Land vor Zuchtlosigkeit zu schützen. Unsere Vorhuten überschreiten am Mittwoch die Grenze, stärkere Kräfte folgen." e ' Der Aufruf betont: Die Bayern kommen als Freunde. Falls ihnen Hindernisse entgegentreten würden, würden hie Truppen sich mit Gewalt den Weg bahnen. 'Unterzeichnet ist die Mitteilung vom General Kraft von Delmenfingen. Dir Bayern sollen angeblich den Brennerpaß während des Winters halten. g Wien, 7. 11. Die offizielle Mitteilung des Generals Kraft von Delmenfingen über den Einmarsch bayrischer Trup pen iy Nordtirol hat unter den im Abgeordnetenhaus an wesenden Abgeordneten großes Aufsehen hervorgerusen. Im allgemeinen verhielten sich die Parlamentarier sehr zurück haltend. Ein deutsch-böhmischer Abgeordneter hat sich übri gens zu folgender charakteristischer Aeußerung veranlaßt ge sehen: „Wenn die deutschen Truppen nur auch ichon in Deutschböhmen eingerückt wären." Dabei ist zu bemerken, daß in Wren Privatmeldungen aus Eger vorliegen, nach denen dort ebenfalls bayrische Truppen eingerückt sein sollen. Im allgemeinen ist die Auffassung des deutsch-österreichischen Staates die, daß man offiziell den Einmarsch natürlich nicht billigt, ihn aber auch nicht verhindern könne. Ein Mitglied des Staatsrates bemerkte, daß die Deutschösterreicher durch den Abschluß des Waffenstillstandes mit Italien gewisser maßen ein neutraler Staat geworden seien. Da wir üher keine eigentliche Heeresmacht verfügen, müssen wir alles über uns ergehen lassen. Uebrigens ist der Eindruck der Nachricht über den Einmarsch der bayrischen Truppen in Tirol wesentlich dadurch abgeschwächt worden, daß gleichzeitig in Wien be kannt wurde, daß das Deutsche Reich seine Unterhändler an den Generalissimus Foch zum Zwecke des Begmns der Waffen stillstandsverhandlungen gesandt hat, so daß, avie man an nimmt, auch die militärische Intervention Bayerns in Tirol sich bald als überflüssig erweisen dürfte, Das österreichisch-ungarische Armeeoberkommando hat gegen den Einmarsch der bayrischen Truppen in Nordtirol bei der deutschen Oberste» Heeresleitung Protest eingelegt. Ein Protest der österreichisch-ungarischen Regierung bei der deutschen Neichsregierung wird unverzüglich folgen. Dem Pro test liegt die Auffassung zugrunde, daß durch den deutschen Einmarsch auf österreichisches Gebiet der österreichische Wasfen- stillstandsvertrag gefährdet wird. Man glaubt hier, daß Deutschland durch diesen Schritt seine Stellung bei den kom menden Verhandlungen noch weiter erschwert haben wird. g Salzburg, 6. 11. Heute nachmittag trafen hier bay rische Truppen in einer Stärke von ungefähr zwei Pataillonen «in, die ihre Fahrt im Gebirge fortsetzen wollten. Die Fcld- transportleitung verweigerte die Weiterbeförderung. Hiert aus begab sich ein bayrischer Offizier zum Militärstations- kommandanten und forderte die Freigabe des Schienenweges. Der Militär stationskommandant verweigerte dies und legte, als der Offizier auf seinem Verlangen beharrte, gegen den Durchzug bayrischer Truppen Verwahrung ein. Auch der Nationalrat erhob schriftlich Einspruch gegen den Durchzug bayrischer Truppen. Die Bayern setzten sodann die Fahrt in der Richtung Schwarzbach—St. Veit fort. Niel« polltiktbe v-tbkicbt« wtb Berlin, 7. November, abends. (Amtlich.) An der Westfront ruhiger Tag. Nächste «eichstagslitzung pd Die nächste Reichstag,sttzung findet Mittwoch, den IS. Nov-, nachmlttaas 2 Uhr statt. pd Berlin, 7. 11. Die für Donnerstag abend angesetzt ge- wesenen Versammlungen der Unabhängigen Sozialdemokraten find verboten worden. Demission des weimarischen Staatoministeri««» pd Weimar, 8. 1t. Da» grsamle wetmaryche Staats ministerium ist zurückgetreten. Der Großherzog hat die De mission angenommen. Das Ministerium fuhrt die Geschäfte bi» ,ur Neuwahl weiter. Dann wird ein Ministerium au» der Völkeroerttetung geschaffen werden. Anrrlamrung des Tschechenstaates durch Deutschland pö Das tschecho-slowakische PrMe-Büro in Prag meidet, daß der hiesige deutsche Generalkonsul dem Präsidium hes tschechischen Nationalrates offizielle Mitteilung von der Aner kennung des seibständischen tschecho-slowakischen Staates durch Deutschland gemacht habe. Die deutsche Regierung lege Wert darauf, daß der Nationalrat so schnell wie möglich einen Gesandten des tschecho-slowakischen Staates nach Berlin ent sende. Di- tschecho-slowakischen Verhandlungen in Eens find beendet. Es wurde beschlossen, eine Republik mit Masaryk als Präsidenten an der Spitze zu errichten. Kramarsch soll Mi nisterpräsident werden. Stach Prag soll sofort die tschechische Nationalversammlung zur Ratifizierung der Genfer Verein barungen einberusen werden. Ungeteilte Zuweisung Böhmens an den tschechisch-slowakischen Staat pö Nach ein« Meldung au» Prag oulaulel au» tschechischen Kreisen, daß Kramarlch au» d« Schweiz die Zusicherung mit gebracht hat, daß Böhmen ungeteilt dem tschechlsch-stowanschen Staate zufallen soll. Da» Organ der Partei Klolac», »Erste Slovo", schreibt: Wir haben die Pflicht, mit den Deutschen in Böhmen und Mähren zu »«handeln. Wir wissen, daß uns« Staat dauernd nur dann gesichert sein kann, wenn sich beide Rationen in ihm zufrieden suhlen. Hilfeleistung der polnischen Regimenter gegeit Ukraine und Galizien po Krakau, 8. 11. Durch einen F ' kspruch wurden die polnischen Regiment« in der amerikanischen Armee gegen die Ukraine und Oftgalizien zu Hilfe gerufen. Besetzung der Häfen Antioari und Dulcigno durch Italiener pi Basel, 8. 11. Wie die „AgeMa Stefani" aus Rom meldet, besetzte am 4. 11. italienische Marine den Hafen von Dulcigno und den Hafen von Antivari. Unruhen im niederländischen Heere pH Haag, 8. 11. Die Unruhen, die tn den letzten Tagen in verschiedenen Lagern de? niederländischen Heer» ausbrachen» »ährten,zum Rücktritt des Oberbefehlshabers General Snyder». Der Rücktritt war von dem Sozialivenjühr« Trölstra verlangt worden. Der Kriegsminister mißbilligt die Haltung d« Offiziere während de» Aufruhr» tn Halskampa uno kündigt an, daß da» Oifiiierskorps tn modernem Sinne reorganisiert werde. D« Rücktritt de» Oberbefehlshaber» erfolgte, weil er trotz sein« hohen p«»ünlichen Charaktereigenschaften den modernen Geist nicht begriffen habe. Wünsche, im ungarischen Staatsverband zu verbleiben PU Budapest, 8 11. Zahlreiche angesehene Mitglied« der deutschen Kolonie, welche viele Lahre wirtschaftlich h>« tätig lnd, haben den Wunsch, tn dem ungarischen Staatsverband ausgenommen zu werden. In Regierungskreisen kommt man diesem Wunsche entgegen. Ende der Feindseligkeiten mit Serben pu Basel, 8. 11. Die Verhandlungen mit Serbien und die durch Feldmarschall Köveß für die serbische Front einge- leiteien Wafsenstillstandsbedingungcn haben am 5. 11. zur Einstellung der Feindseligkeiten geführt. Ministerpräsident Karolyi und Minister Jaßi sind im Ertrazug gestern abend nach Belgrad abgereist, um mit General Franchet zu verhan deln. Die Entente fordert von Ungarn die Zurückführung seiner Truppen bis zum 15. 11. Äre die ungarischen Blätter wissen wollen, wird eine Besetzung Ungarns durch feindliche Truppen nicht erfolgen. Die Verhandlungen wegen des Durch zugs deutscher Truppen aus Rumänien sind noch nicht abge schlossen. Die Entente verlangt die Entwaffnung und den Durchzug der deutschen Truppe» binnen 15 Tagen evtl. Internierung aller deutschen Truppen, welche sich noch rn Ungarn befinden. Dieses Verlangen widerspreche den von General Diaz gestellten Bedingungen, welche nur den ein fachen Abzug der deutschen Truppen forderten. Protest Serbiens gegen Italien ps Der serbische Ministerpräsident und 3 Mitglieder der serbischen Regierung verständigten die Presse dahin, daß die serbhche Regierung scharfen Protest gegen die italienische Besetzung Dalmatiens erhebe. Die Armee Mackensen pu In politischen Kreisen rechnet man mit d« Möglichkeit, daß die Armee Mackensen sich gewaltsam den Durchzug durch Ungarn erzwingen werde. In di sem Falle wird darauf hin- gewiesen, daß d« ungarische Staat üb« keine eigene Armee mehr veriüge und sich gegen den Durchmarsch Mackensen» nur durch Protest schützen könne. > „W —1 ,w .1 ZScbMcber llamstag. Die 2. Kammer überwies gestern den Gesetzentwurf üver die Gewährung von Teuerungszulagen durch die Schulgemeinden nach längerer Aussprache, in der di« Redner aller Parteien ihre Zustimmung gaben, an die Mehrheitsdeputation zur Durchberatung. öS« cker Aaltenmbe f Berlin, 7. 11. (Amtlich.) Folgender Funkspruch ist dies« Nacht von deutscher Seite hinausgegangen: Die deutsch« oberste Heeresleitung auf Anordnung der Regierung an Marschall Foch: Nachdem die deutsche Regierung im Auftrage des Präsi denten der Vereinigten Staaten benachrichtigt worden ist, daß Marschall Foch ermächtigt ist, beglaubigte Vertreter der deut schen Regierung zu empfangen, um ihnen die Waffenstillstands- bedingungen mitzuteilen, sind folgende Bevollmächtigte er nannt worden: General der Infanterie von Gündell, Staatssekretär Erzberger, Gesandter Graf Obern dorfs, General von Winterfeldt, Kapitän zur See Vanselow. Die Bevollmächtigten bitten um Mitteilung durch Funk spruch, wo sie mit Marschall Foch -Zusammentreffen können. Sie werden begleitet s«in von "Kommissaren und Dolmetschern nebst Unterpersonal und im Kraftwagen an" dem zu bezeich nenden Ort« «intresfen. Die deutsche Regierung würde es im Interesse der Menschlichkeit begrüßen, wenn mit dem Ein- Ku» heüm» «»<l v«eft«ä Frankenberg, den 8. November 1918. f* Eine Bitte Mse« Blattbsten, «ine regelrechte Be stellung des „Tageblattes" am Abend ausführen zu können, geht dahin, aus den Treppenaufgängen für Beleuchtung wäh rend der Bestellzeit 0011.1/26—1/28 Uhr zu suchen, andernfalls aber zu gestatten, daß die Zeitungen für die Besteller in den ersten oder höheren Stockwerken im Erdgeschoß niedetgelegt werden können. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, in Häusern, in denen keine Treppenbeleuchtung mehr stattfin den wird, sich in obigem Sinne mit den Blatträgern zu per- ständigen. — Die Tageblattbotcn in den Landgemeinden bitten darum, daß man auch ihnen Erleichterung schafft, was dadurch möglich ist,' daß man ihnen einen Zugang zu den Gehöften offen läßt, oder auch an den Eingängen eine Ablege stelle für das „Tageblatt" anweist. Ebenso werden es die meist jugendlichen Austräger dankbar annehmen, wenn ihnen aus abseits gelegenen Grundstücken ein Abholer entKgen- kommt, in welchen Fällen sich Austräger und Guttzbewohner ja leicht durch Pfeifensignale- verständigen können. Bei.gutem Willen ist manche Erleichterung für beide Teile möglich. 1* In der 12. öffentlichen Sitzung de» Statztvrrord- neteniollegmms am Donnerstag abend im Zeichensaale der Realschule gab der Vorsteher Herr Oberamtsrichter Dr. Bähr zunächst Kenntnis von einigen Dankschreiben und Prüfungen städtischer Küssen, sowie einer Ratsmitteilung über den.hie sigen Flurschutz. Der für letzteren entstandene Aufwand fand Bewilligung. Zum Sächsischen Bürgermeistertag in Dres den am 9. und 10. November ward der Vorsitzende abge ordnet, der, soweit die Zeit «s ihm erlaubt, an der Tagung Line Vottslundgebung größten Stils r München, 8. 11. Der „Fränkische Kurier" meldet: Die Stadt München sah gestern "eine Volkskundgebung aller größten Stils, die für sofortigen Frieden, für uneingeschränkte Einführung der Volksregierung und für die Abdankung des Kaisers demonstrierte. Die Sozialdemokraten hatten zusam men mit den Gewerkschaften zur allgemeinen Arbeitsnieder legung am gestrigen Nachmittag aufgefordert. Ausgenommen sollten nur die Transport- und Verkehrsarbeiter fein. Dann wurde die ganze Münchener,Bevölkerung zu einer Massen kundgebung auf die Theresien-Wiese eingeladen. Es galt zu zeigen, daß eine gewaltige Kundgebung, die in Ruhe und Ordnung verläuft, besser sei, als ernst« Ruhestörungen und Gewalttätigkeiten. In großen Scharen begaben sich die Ar beiter und Arbeiterinnen aus den Rüstungswerken, den Mili- tärwerkstätten und Betrieben, sowie aus den großen privaten Bettieben in geordneten Scharen nach der Theresien-Wiese, nachdem um 4 Uhr die Arbeit niedergelegt worden war. Die meisten Geschäft« hatten geschlossen. Die Abendblätter erschienen der allgemeinen Arbeitsruhs wegen nicht. Das Mili tär hatte aus allen Kasernen freien Ausgang bekommen und nahm regen Anteil an den Versammlungen auf der Lheresienwiese. Dort sprachen etwa ein Dutzend Redner zu der Menge, die sich etwa auf 80—100 000 Menschen belief. Dann zogen die Schare» durch die ganze Stadt bis zum anderen End« an die Friedenssäulr in Bogenhausen. Auch dort gab es noch ein« Ansprache, worauf sich die Menge verlief. .Ein« Gruppe von Radaulustigen trieb hier und dort Unfug. So schlug man sn der Türkenkaserne, wo eine Gesellschaft den Zug nicht mitmachen wollte, die Fenster ein. Auch in das Landtagsgebäude und in die Residenzwache drang «ine Menge halbwüchsiger Burschen eist. Die große Kundgebung verlief im allgemeinen ruhig. r Berlin, 8. 11. Die Unruhen im Innern haben den Anstoß erhalten durch d e massenhaften Einbe.ufungen in den letzten Tagen (60000) und durch die Abreise des Kaisers ins Große Hauptquartier. X In Kl«! haben sich die Verhältnisse etwas stabilisiert, M- dem Abg. Noske dort di« Funktionen des Gouverneurs übernommen hat. Prinz Heinrich soll auf einem Schiff unter der roten Flagge geflüchtet sein, nachdem er, wie es heißt, auf der Fahrt einen Matrosen erschossen habe. r Hannover, 8. 11. Die Redaktionsräume der hiesigen Zeitungen sind sämt.ich mi.itärisch besetzt. Die uebermittlung von Nachrichten über di« Lage ist nicht gestattet. Auch in Schwerin spielten sich ähnlich« Vorgänge ab wie in Kiel, Lübeck, Hamburg, Bremen und Tilsit. Auch hier haben die Soldaten selber für di: Aufrechterhaltung her Ordnung und Sicherheit Sorge getragen. Im Auftrag «der Regierung ist der fortschri i-e Abgeordnete Sivkovich hm- gefahren. treffen der deutschen Delegation an der Front der Alliierten ' vorläufige Waffenruhe eintreten könnte. Marschall Foch hat darauf gefunkt: An das deutsche Oberkommando von Marschall Foch. Wenn di« deutschen Bevollmächtigten mit dem Marschall Foch wegen des Waffen stillstandes Zusammentreffen wollen, mögen sie sich bei den französischen Vorposten auf der Straße Chimay—Foursres— La Capelle—Guise einfinden. Es sind Befehle erlassen, sie zu empfangen und an den für die Zusammenkunft bestimmten Ort zu geleiten. Dl« deutsche Abordnung bei Fach f Der „Nieuwe Notterd. Lourant" meldet: Wie wir vernehmen, ist die deutsche Abordnung bereits bei Marschall Foch ang«kommen. Im Zusammenhang hiermit meldet Reuter aus Lon don: In den Wandelgängen "des Parlaments lief Mittwoch abend das Gerücht um, daß die deutsche Abordnung die Linie der Verbündeten erreicht habe. Fochs Bedingungen rein mnitär-scher Art f Der Pariser Vertreter des „Berner Bund" drahtet seinem Blatte: „Die Bedingungen, die Marschall Foch den deutschen Parlamentären bezüglich des Waffenstillstandes mit teilen wird, sind nach rein militärischen Gesichtspunkten ge regelt und sie werden Deutschland außerstande setzen, die Feindseligkeiten wieder zu beginnen. Erst wenn diese Be- ! dingungen angenommen und vollzählig sind, wird die Well ! erfahren, was über die zukünftige Ordnung der Dinge in ! Europa auf der Versailler Konferenz beschlossen wurde. >Es ! wäre töricht, sich darüber Täuschungen hinzugeben, daß über den Frieden viel verhandel: wird. Der Frieden kann nur in kleinen Einzelpuntten mit den Gegenparteien verhandelt werden. In den großen Linien wird er diktiert werden gemäß den Beschlüssen der Versailler Konferenz, gemäß den 14 Punk ten Wilsons und ihren neuen Zusätzen durch "die Entente^ Das Schicksal 5« deutschen Kolonien f Die „Köln. Volksztg." erfährt aus Genf: Die letzten Depeschen aus Lyon melden, die Ansicht Pariser Kreise, be treffs der deutschen Kolonien gehe dahin, daß Wilson vor läufig die englischen Annektionsabsichten bekämpfe. Das Gen- ! fer Blatt „Le Feuille" schreibt, England wolle Amerika be stimmen, einen Teil der Kolonien selber zu nehmen, was jeg liche spätere Opposition gegen den englischen Appetit nach Kolonien ersticken würde. f Berlin, 7. 11.. Das „B. T." vermutet, daß zu der deutschen Friedenskommission auch Graf Bernstorff gehören wird, der vor einigen Tagen von Konstantinopel in Berlin eingetroffen ist. Zweifellos fei er der beste Kenner der. amerikanischen Verhältnisse und wird in Washington sehr geschätzt. ' Auch Herr Kühlmann scheint wegen seiner Ver trautheit mit den englischen Verhältnissen als Mitglied der Kommission in Betracht zu kommen.
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