Volltext Seite (XML)
L S S s; 8LZ 8 — 447 — lind den Prunksaal, kn dem ihr 6^atte sie Md die Kin der verleugnet — um ernt andere, di« jetzt Herrin dort war. Erich hatte sein« Mutter beobachtet. Ihr schmerzlich ver zogenes Gesicht, die tränenerfüllten Augen rührten und quöl len ihn. Er trat hinter sie, bog ihren Kopf an seine Brust und strich sanft über ihr weißes Haar. Ernst sagte er: „Mutter, ich wußte, was du tatest — du nicht. Nicht umsonst hatte ich dir abgeredet. — Bist du noch nicht fertig mit dem allen? Komme doch d'rüber weg!" „Nern, nie! Ach kann nicht. Jetzt weniger als je," ' res sie leidenschaftlich und starrte dann wieder auf das Bild >u ihren Händen. „Sieh, Erich, das konnte dein sein! Und du mußt dich nun hier einschränken — «in Revierförster." s In seinen stahlblauen Augen trat ein dunkles, zor- «lges Leuchten. „Mutter, tust du recht, an meiner Ruhe zu rütteln?" grollte er. „Ich habe mich durchgekämpft und bin zufrieden mit meinem Geschick. Willst du das mühsam Ausgebaute ,nieder einreißen? — Wenn du mich lieb hast, kein Wort darüber! Ich verwünsche jeden Tag, de/ uns den Bries von der Gräfin Allwörden ins Haus brachte — seit der Zeit hist du ja wie verwandelt, grübelst über geschehene Dinge, und das ist weder dir gut noch mir. — Laß uns jetzt ein wenig gehen, damit du auf andere Gedanken kommst." Er zog ihren Arm durch den seinen, und sie mußte ihm folgen. Später, milder Sonnenglanz lag auf den Bäumen, die im glühenden Herbstschmuck ihrer Blätter prangten. „Mutter, wie schön! Wird drr das Her; nicht weit?" Sie sah ihn von der Seite ach Wie ähnlich war er doch fernem Vater! Das stolze, schmale Gesicht, dre blauen Augen, drr in auffallendem Gegensatz zu seinem schwarzen Haar standen, das alles glich dem andern. Der Ausdruck sein«- Gesichts war männlicher, selbstbewußter, als der fei nes Vaters, fast hart zu nennen in seiner Energie. Darin hatet er eine auffallende Aehnlichkeit mit Rüdiger All wörden, dessen hartes, hochmütiges Antlitz sie nicht hatte ^rgessen können. Heute fiel es ihr auf, wre Erich jetzt mit leicht ge neigtem Haupte neben ihr herschrrtt, die Stirn ein wenig kraus gezogen, die Lippen, die ein dunkles Bärtchen zierte, fest aufeinanderliegend — ganz so hatte der jüngere All wörden ausgesehen, als er ihr vor fünfzehn Jahren seine Bedingungen vorjchrieb. Er hatte es doch gut gemeint! So hatte Erich wenig stens rmmer behauptet. Sia aber konnte das nicht einsehen, und ihr Haß gegen Rüdiger war frisch wie am ersten Tage. S» dachte, wenn sein Einfluß auf die Familie so groß war, wie Ottokar immer behauptete, dann wäre es auch ern leichtes für den jungen Juristen gewesen, zu ihren Gun sten zu sprechen. Und sie verzieh es ihm nicht, daß er es nicht getan. Fast unbewußt entschuldigte sie damit des Gatten Schwäche vor sich selbst. (Fortsetzung felgt.) lm stampf mit Zeeminen Ein wundervoller Tag liegt hinter uns. Von früh bis abend hatte die Sonne über der unruhigen See geschienen. ilVenn der Gischt hinter unserm Boot aufstob, glühte er rn allen Regenbogenfarben. Am Abend hatte sich der Himmel ganz verdunkelt, nur am Horizont leuchtete ein Ausschnitt wie eins Bühne, die durch einen mattgoldencn Vorhang ver hängt ist. Ich sagie zu Leutnant o. K., dem Kommandanten unseres Bootes, er solle doch einmal da hineinfahren, da- hmter wäre sicher was Schönes. Er freute sich mit mir über das herrliche Wetter; er war glücklich und stolz, seit zwei Tagen Kommandant! Wir fuhren im Verbände einer Minensuch-Halbflottillc. An Bord unseres Bootes befand sich der Chef der Halb slottille, „H.-Chef" genannt, Kapitänleutnant K. Wir hatten die uns befohlene Aufgabe abbrechen müssen wegen fest- gestellter Minen und befanden uns nun, unser Boot voran, seit einer Stunde auf dem Rückmarsch. Dre Nacht war in zwischen hereingebrochrn. Um Mitternacht waren der H.-Chef und der Kommandant zum Essen gegangen. Ich selbst führte das Boot. Da hätten wir plötzlich hinter uns zwei oder drer schwere Detonationen. Da ich nichts sehen konyte, ließ ich das Doot weiter laufen. Der H.-Chef und der Komman dant kamen aus dre Brücke. Wir stoppten und.drehten nach Steuerbord. Dre hinter uns gestaffelten Boote «hielten Be fehl: „Nicht folgen!" Während wir drehten, «hielt das hinter uns fahrende Boot einen Minentreffer. Anscheinend hatte ss auch die beiden vorigen Detonationen abbekommrn, denn es lag vorn tief im Wasser, so daß das Heck hoch herausragte. Die dringenden Rufe der Besatzung: „Kommt doch längsseit!" klangen unheimlich in der Dunkelheit. Wäh rend wir noch an das Boot heranzukommen suchten, glitt es bereits langsam senkrecht in die Tiefe. Nachdem es verschwun den war, wurden von uns ziemlich viel Leut«, die zum Teil auf dem äußersten Heck sich angeklammett hatten, aufgefischt, was durch den hohen Seegang erschwert war. Während dieser Rettungsarbeit lief «in drittes Boot, da» ebenfalls Ueberlebende sammelt«,'auch aus eine Mine. Ihm murd« das ganze Vorderteil bis zu» Brücke hochgerissen und m Trümmern und Splittern auf das Heck geschleudert. Wir gingen sofort längsseit und holten alles Lebende über. D«r schwer verletzte Arzt Dr. S. wurde bewußtlos in unser« Kombüse gebracht, damit er an Deck nicht im Finstern getreten würde. ' . <» Inzwischen ertönten vyn Backbord voraus neue Hilfe rufe. Wir richteten den Scheinwerfer auf die Stelle und sähen m seinem Licht sine Dienge Leute im Wasser treiben. Der Ht-Chef befahl, damischen zu gehen. Aber kaum liefe» unsere Maschinen an, als unmittelbar vor der Brücke, auf der wir Offizier^ gerade standen, eine Mine hochging. Ich sah den Feuerschein und wurde von der Brücke an Deck geschleudert. Gleich daraus stürzte die Wassersäule aus mich zu nieder, so daß ich in meiger Betäubung einen Augenblick glaubte, rch wäre unter De" und di« See bräche in das Boot, und ich müßte an das Oberdeck Zinaufzukommen suchen. In Wirklich keit kletterte ich wieder auf die Brücke. Zugleich hörte ich den H.-Ches rufen: „Brücke verlassen! Die Munitron geht hoch!" und sah die Munitionskammer lichterloh brennen. Dre Treppe der Brücke war weggerissen, daher sprang ich wieder an Deck hinab. Unten lag ein «schwimmfloß, das kippt« ich mit einem Mann außenbords. Das ganz« Heck stand voller Leut«, aber von den dr«i Offizieren, die mit mir auf der Brücke gestanden hatten, sah ich nichts mehr. Das Heck hob lich nun langsam. Ich zog meinen Wach mantel aus, legte eine Schwimmweste an und verteilte an dtz'Mannschaften außer den Schwimmwesten Luch allerhand andere schwimmfähige Gegenstände, wie Bojen, Riemen ustv. Da ich das Boot selbst noch für schwimmsähig hielt, ließ ick» den Dampf abblasen und die Heizfeuer löschen. Gleich daraus legte sich das Boot aber doch plötzlich auf die Backbordseite. Alles eilte an die Steuerbord-Reeling. Aber in demselben Augenblick kippte das Boot nach Steuerbord, und die meisten Leute fielen und sprangen in dre Ser, während einige sich nun wieder an die Backbord-Reeling klammerten. Ich selbst stand am äußersten Heck, das nunmehr fast senkrecht hoch stieg, um dann schnell in dis Tiefe zu gleiten, so daß das steigende Wasser alles Bewegliche, Bojen, Riemen usw., und zuguterletzt j mich selber hinwegspülte. Als ich wieder austauchte, sah ich dicht vor mir die Motorjolle unseres Bootes. Ein Maschinistenmaat saß darin, der mir hineinhalf. Nach und nach kamen noch mehr Leute heran geschwommen, bis etwa achtzehn Mann in der Jolle > waren. Wir hörten Hilferufe aus dem Wasser. Aber da wir keine Riemen bei uns hatten, konnten wir nicht Folge j leisten. Sehen konnten wir nichts, nur das treibende Wrack l eines der Boote. Endlich kam die Ruderjolle eines anderen Bootes in Sicht, die sich auf unser Notsignal mit der Datterie- pfeife zu uns gefunden hatte. Sie nahm uns in Schlepp und bracht« uns an Bord ihres Bootes, das geankert hatte. .In zwischen hatten sich auch einige Torpedoboote 'emgefunden, die mit ihren Kuttern noch eine Anzahl Leute retteten, so - daß im ganzen etwa achtundfünfzig Mann ausgenommen wur- > den. Von den drei anderen Offizieren meines Bootes habe s ich nichts mehr gesehen. Auch die Kommandanten der beiden anderen Boote sind wahrscheinlich gleich bei der Detonation gefallen, — gefallen nicht im Kampf mit einem lebendigen Feind, sondern mit einem unsichtbaren, leblosen Gegner, mit den im Wasser verborgenen, lauernden Minen. Lum etttenmal sul llorOlervsrpsNe» I. Eintritt btt drn Se«fkrgern Aus Lehm und Blut der Westfront heraus hatte uns