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UN- Oarlehenskaffenscheine, han-elt töricht. Sie find zinslos, -ei Dran-Men «n- Diebstählen tritt völliger Verlust ein. er Kriegsanleihe zeichnet, handelt klug. Gei« Gel- ist ebenso sicher angelegt wie in Nanknoten, un- noch nützlicher, -enn er erhält halbjährlich totstcher seinen Jins. ' sozialdemokratische Press» bknzielt, Hst: Im Kabinett ist ein Meinungsumschwung emgerreten. Seit etwa vorgestern gibt s ses «ine Strömung in ihm, die den Rücktritt des Kaisers wünscht. Es ist aber nicht richtig, daß die Regierung in der Beziehung schon irgendwelche Schlüsse gefaßt hat. Sicher ist, daß der Kaiser von dem Meinungsumschwung einstweilen noch nichts weiß. GcheSdrmann fordert di« Abdankung des Kaisers fd Wie die „Voss. Ztg." aus unbedingt zuverlässiger Quelle vernnnnit, hat vor einigen Tagen der Staatssekretär Scheidemann an den Reichskanzler eine Denkschrift gerichtet, in der tn engUHender Begründung der Notwendig keit die Abdankung des Kaisers dargelegt wird. fd Berka, 1. 11. Der Kaiser ist nach der Front ab- goreist. In seinen letzten Sitzungen hat sich das Kriegs- kabrne'tt auch mit der Krage des Thronverzichts befahl. Es verlautet, der Ches des Zivilkabinetts Dr. Delbrück solle mit wichtigen Aufträgen des Reichskanzlers gleichfalls nach der Front abfahren. td Berlin, 1. 1l. Wir hören, da« Kriegskabineit sei in den ersten Vormittagsstunden zusammengetreten. 8m Mäeurlrage f Wie verlautet, sind die Waffenstillstandsbedingungen bereits seit Mittwoch nachmittag den zuständigen Stellen in Berlin bekannt. Doch wird das Geheimnis ihres Inhalts bis jetzt streng gewahrt. Auch von feiten der Entente ist bis zur späten Abendstunde noch nichts Zuverlässiges mitgeteilt worden. Der Schwerzer Prehtelegraph meldet aus Genf: I» Pariser parlamentarischen Kreisen verlautet, daß die Be ratungen über die materiellen Bedingungen Mr den Waffen stillstand beendet seien. Gestern gab Italien als letzter Entente staat seine Zustimmung. Der Wortlaut der Bedingungen mutz noch festgesetzt werden. Angeblich soll General Per- shrng für Mäßigung nachdrücklich eingetreten sei», und zwar, wie man glaubt, aus politischen Gründen aus.Weisung von Wilson hin. „Gewisse persönliche Konsequenzen" f Berkin, 31. 10. Die „Internationale Korrespondenz" meldet, daß das Kabinett sich gestern .mit dem „dringlichen Verlangen einiger seiner Mitglieder beschäftigt hatte, auch in persönlicher Beziehung gewisse notwendige Schlüsse aus dem verfassungsrechtlichen Umbau Deutschlands zu ziehen". Und der „Vorwärts" schließt heute im Rückblick auf die Regie rungszeit Wilhelms II., der besonders bei der November- d«batte von vor zehn Jahren verharrt, mit hen Sätzen: ,Mas wird der Kaiser tun? Wann wird er es tun?" Es hat keinen Sinn mehr, Verstecken zü spielen. 'Worauf di« Wahlrecht«, dar auch die nStionalen Minderheiten entrechtet, genügend wett entgegenzukommen. So schritt die neue Zeit über ihn hinweg. Graf Tisza ist durch beklagenswürdigen Meuchelmord gefallen zu derselben Zeit, wo feine langjährigen Ideale der auswärtigen und inneren Politik im Dahiii- sknken begriffen sind, zugleich aber für den staatlichen Neubau fernes Vaterlandes feine großen politischen Erfahrungen noch manchen Nutzen hätten stiften können. Tisza war zweifellos der bestgehaßt« Mann in Ungarn, aber auch sein bedeutendster Politiker. Sein klarer Verstand, seine glänzende Redner gabe, seine imponierende und dabei ganz außerordentlich schlichte Persönlichkeit sicherten ihm Achtung 'auch seiner Feinde und hinterließen überall, wo er auftrat, einen starken Eindruck. Er hat auch in den maßgebenden Kreisen Deutschlands, die während des Krieges öfter mit ihm in Fühlung kamen, stark gewirkt. In den letzten Jahren hat Tisza die Zeichen der Zeit verkannt. i Wien, 31. 10. Wie verlautet, hat die österreichisch ungarische Armee an der Piave-Front eine schwere Kata- . strophe erlitten, die dadurch herbeigeführt worden sein soll, daß zwer Divisionen zum Feind« übergegangen sind. r Triest, 31. 10. Die Offiziere und Mannschaften der Kriegsflotte in Pola haben ihren Anschluß an den südslawi schen Staat erklärt. Kimulmig cker stepublilc in Ungar« In Budapest hat der Mrlitärrat die Herrschaft über nommen und dre Republik ausgerufen. Der ungarische Na tionalrat wird sich gewillt oder nicht gewillt der Diktatur zu fügen haben. Heut« abend versammelte sich eine viel tausendköpfig«'Menge auf dem Giselaplatz vor dem ungarischen Nationalrat. In geschlossenen Kolonnen zogen vier Regi menter Soldaten unter Führung ihrer Offiziere heran rind schworen dort dem Nationalrat die Treue. Unter unbeschreib licher Begeisterung durchzogen die Demonstranten die Straßen d«r Hauptstadt. Unter beispiellosem Jubel durchziehen die Soldaten unter Anführung von Offizieren mit gezogenem Säbel die Straßen der Stadt. Hochruf« auf die Republik erschallen. Zum Zeichen des Einverständnisses mit der republika nischen Idee rissen sie di« Kokarden von der Kopfbedeckung und vertauschten sie gegen nationale Abzeichen. Aehnliche Vorgänge haben sich nachmittags in Wien abgespielt. Fünf ungarisch-slowakische Komitate haben ihre Loslösung von Ungam und ihren Eintritt in den Tschecho-slowaklschen Staat erklärt. In Budapest dauerten di« Kundgebungen um Mitter nacht in den Straßen fort. Auch Offiziere reißen vielfach ihre Mützenkokarden ab oder werden dazu gezwungen. Mach Mitternacht wird gemeldet, das Budapester Hausregiment 32 hat seinen Befehlshabern den Gehorsam verweigert und sich einmütig in den Dienst der Republik gestellt. Der Komman dant von Budapest soll sich in den Händen ungarischer Soldaten befinden. Die Hafenstadt Fiume, die gestern in den Hände» der Kroaten war, hat ihren Anschluß an Italien erklärt. Die italienische Flotte wird jede Stunde in Krume erwartet. Der Kaiser ist angeblich aus Wien abgereist, er soll. M mit der Kaiserin in Ungarn im Schlosse Gödöllo in der Nähe von Budapest aufhalten. Kavol-i telegraphiert öll Berkin, 31. 10. (Privattelegramm.) Wie bas „Der- llner Tageblatt" mitteilt, hat ihm Graf Karolyi folgende Depesche zugehen lassen: Budapest, 31. Oktober. Zn Buda pest Revolution. Nationalrat hat Regierung übernommen. Garnisotz und Polizei anerkennen vollständig Nationalrat. Bevölkerung jubelt. Graf Michael Karolyi, Präsident des Nattonalrates. > Zitruug cker lScdlllcbe« Staattrater wsl Dresden, 30. 10. Der neugebildete Staatsrat trat heute vormittag zu einer längeren Sitzung zusammen, in der wichtige Beschlüsse gefaßt wurden. Dem Staatsrate wohnten außer den bereits bekannten Mitgliedern der beiden'Stände kammern bei sämtliche Staatsminister, die Ministerialdirek toren, Geheimrat Grützmann und Dr. Schmitt sowie Geheimer Justizrat Dr. Mannsfeld. Der König hatte den Kronprinzen beauftragt, der Sitzung des Staatsrates beizuwohnen. Es wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Die Verfassung ist alsbald dahin zu ändern, daß eine Anzahl von Ministern ohne Portefeuille in das Eesamt- mlnisterrum eintreten kann. 2. Dabei ist Vorsorge zu treffen, daß die Ernennung zum Minister künftig kein Erlöschen der Mitgliedschaft kn einer der beiden Kammern zur Folge hat. 3. Die Minister ohne Portefeuille sollen weder Staatsdiener- elgenschaft haben noch festes Gehalt beziehen. Sie erhalten Aufwandsentschädigung neben ihren Landtagsdiäten. Wohn sitz in Dresden soll nicht gefordert werden, ebensowenig Aus scheiden aus dem Beruf«. 4. Der Staatsrat empfiehlt zur Zeit vier Minister ohiie Portefeuille aus den Vertrauens männern der Zweiten Kammer zu ernennen. 5. Späterer Beratung soll vorbehalten bleiben, ob und wann den Ministern ohne Portefeuille besondere Arbeitsgebiete zugewiesen werden sollen. Weiter hat der Staatsrat beschlossen, daß zur Behebung der Ernährungsschwierigkeiten bei den zuständigen Reichsbehör den unverzüglich die wirksamsten Schritte unternommen wer den sotten. Die Beschlüsse des Staatsrates werden von der Negierung sofort bearbeitet und wahrscheinlich bereits am Freitag de» Kammern zur Beschlußfassung vorgelegt werden. stunagebusg <ler ftonlervaiiven Dl« deutschkonservätive Fraktion des Reichstages hat dem Herrn Reichskanzler zu den Waffenstillstandsverhand lungen gestern eine Eingabe überreicht, aus der wir den wesentlichen Inhalt mitteilen: .Berlin, 29. Oktober. Mr« Großherzoglche Hoheit beehrt sich die deutsch-konservative Fraktion des Reichstages aus schwerster, vaterländischer Sorge heraus ihre Stettung- irahme zu den bevorstehenden weiteren Waffenstittstandsver handlungen wre folgt, vorzutragen. Die deutsche Antwortnote vom 27. d. M. bedeutet nach unserer Auffassung einen weiteren Schritt aus dem Wege zu bedingungsloser Unterwerfung. Der Eindruck, daß diese geplant sei, wird durch den Artikel des „Vorwärts" vom 28. d. M. wesentlich verstärkt. Die dann enthaltenen Aus führungen, daß die Besserung der militärischen Lage im Westen durch die Kapitulation Oesterreich-Ungarns ausgeglichen, dag deshalb jedes weitere Blutvergießen nutzlos sei, und daß Deutschland bei den Friedensverhandlungen auch ohne Waffe nicht wehrlos sein würde, wirken wie eme Aufmunterung der Feinde, die volle Unterwerfung zu verlangen, und müssen im Innern jede Möglichkeit, den Kampfeswillen von Heer und Volk noch einmal zu stärken, aufs schwerste gefährden. Bei der Stellung der sozialdemokratischen Partei innerhalb der Re gierung müssen die Auslassungen des „Vorwärts" bei In land und Ausland den Eindruck Hervorrufen, als sei darin die Meinung der ganzen Regierung ausgesprochen. Die Antwort der Entente wird, wie wir überzeugt sind, einen Inhalt haben, der den Untergang des Deutschen Reiches Und den Verlust von Freiheit und Wohlstand für das deut sche Volk und jeden einzelnen seiner Angehörigen zur un ausweichliche» Folge hat. Wird die sofortige Entlassung unserer Truppen verlangt, ohne daß dazu eine mehrmonatige Vorbereitungsfrist gewährt würde, so können dre größten Schwierigkeiten nicht ausbleiben. Nach Auslieferung unserer Waffen zu Wasser und zu Lande und nach etwaiger Besetzung von Helgoland und von Festungen durch feindliche Truppen, kurz, nach «idem Waffenstillstand, der gemäß der Wklfönschen Nott vom 2?. d. M. den Feinden ermöglicht, jede Forde rung zu erzwnigen, ohne daß Deutschland die Feindselig keit«» wieder eröffnen könnte, wird Deutschland im Osten und Westen zerstückelt und wirtschaftlich und finanziell er drosselt werden. Die Hoffnung, daß es von der Gerechtig keit und dem versöhnliche» Geiste des Präsidenten Wilson od«r seiner anderen Feinde Schonung zu erwarten hätte, wird sich als «ine schwer« Täuschung Herausstetten. D «fr unsere Befürchtungen über den Inhalt zunächst der zu er- wartenden Waffenstillstandsbedingung«« werden anscheinend selbst vom „Vorwärts" und bei der Regierung geeilt. Das deutsche Volk und Heer in ihrer überwiegenden Mehrheit wollen, wenn sie erst einmal wissen, um was «s sich handelt, die völlige Unterwerfung beim Waffenstillstand und dein danach zu erwartenden Frieden der Vernichtung lwcht ohne den äußersten Kampf auf sich nehmen. Das beweisen zahlreiche, von Tag zu Dag sich mehrende Kundgebungen aus allen Kreisen der Be völkerung. Gewiß ist diese zu einem beträchtlichen Teil — beherrscht von der allgemeinen Sehnsucht nach Frieden und mürbe geworden in iAer Kraft — heute noch nicht in der Lage, die ganze Tragweite dessen zu übersehen, was dem Heere, dem Volke und jedem einzelnen droht. Es muß und wird möglich s«in, auch diesen Kreisen die Augen zu öffnen Und den Willen zum Kampf« «rneut zu stärken. Das deutsche Volk bedarf einheitlicher, kraftvoller Führung; es sehnt sich danach und ist auch heute noch bereit, ihr zu folgen, wenn ihni deutlich gezeigt wird, daß ihm sonst unausweichliche Vernichtung droht. - Am 5. Oktober d. I. haben Euer Großherzogllche Hoheit ausgesprochen, „wenn uns keine andere Wahl bleibe, als uns zur Wehr zu setzen, mit der ganzen Kraft eines Volkes, das man zum äußersten treibt, so bestehe kein Zwei fel, daß die deutsche Rcgi«rung im Namen des ganzen deut-, schen Volkes zur nationalen Verteidigung aufrufen dürfe. Wer sich ehrlich aus den Boden des Rechtsfriedens gestellt Hat, der habe zugleich die Pflicht übernommen, sich nicht kampflos einem Gewaltfrieden zu beugen. Eine Regierung, die hierfür kein Empfinden habe, wäre der Verachtung des kämpfenden und arbeitenden Volkes preisgegeben. Sie Würde vom Zorn der öffentlichen Meinung weagefegt." Auch der Vorstand der sozialdemokratischen Partei hat in seinem Aufruf vom-17. d. M. ausgesprochen, mit einem Frieden der Vergewaltigung, der Demütigung, der Verletzung seiner. Lebensrnttressen werde sich das deutsche Volk nie und nimmer abfinden, und er hat dabei auf die Möglichkeit hingewiesen, daß weiter gekämpft werden müsse. Diese Worte, von ver antwortungsvoller Stelle in ernster Voraussicht kommenoer Möglichkeiten gesprochen, müssen und — dieser Zuversicht wollen wir Ausdruck geben — werden eingelöst werden, wenn bei der .jetzt bevorstehenden Antwort ihre Voraus setzung sich erfüllt. - ' - Wir können nicht zugebsn, daß weiterer Kampf -keine Aussicht biete, das Schicksal noch zu wenden, das Reich und Volk bei völliger Unterwerfung bevorsteht. Dabet ver- schließen wir die Augen vor den ungeheuren Schwierig keiten, die sich aus dem Waffenstillstandsangebot Oesterreich- Ungarns ergeben können, keineswegs. Zuvörderst aber dürfen wir mit der Tatsache rechnen, daß die ungeheuren Angriffe feindlicher Uebermacht, die Anfang Oktober unsere so schwere Lage gefährdeten, durch die Tapferkeit unserer Truppen und durch deren Führung zum Stehen gekommen sind, und daß wir deshalb die Front in, Feindesland menschlicher Boraussicht nach weiter halten können. Wenn wir jetzt noch einmal auch politisch Front Wachen — wenn der Feind sieht, daß Deutsch land noch gewaltig« neue Kräfte bis zum letzten Mann erm zusetzen gewillt ist, bevor es sich völlig unterwirft — wenn sich alsdann heraussteltt, daß der Zweck der feindlichen Offen siven, uns noch in diesem Jahre hinter Unsere Grenzen zu jagen, nicht erreicht wird, sondern daß neue Kämpfe auf Mo nate hinaus bevorstehen — wenn schließlich nach Abbruch der Verhandlungen der U-Bootkrleg mit voller Schärfe wie der elnsetzt — dann darf mit. der Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, . daß bet de» Feinden der Siegestaumel anshört, dr« Schwierigkeiten, in deney auch sie sich befinden, dagegen ihre voll« Wirkung ausüben, und s»e veranlassen, zu er träglicheren Bedingungen zü verhandeln, als jetzt. Aus diesen Erwägungen bittet die Fraktion Euer Groh- herzogliche Hoheit die Verhandlungen abzubrechen, wenn m der bevorstehenden Antwort der feindlichen Mächte Bedin gungen gestellt werd««, die ein« völlig« Unterwerfung «ad Wehrlosmachuna bedeute». Wir sprechen, obwohl die Antwort unmittelbar bevorsteht, diese Bitte schon heut« auch weil wir kaum noch einen Zweifel haben, daß der Inhalt d«r Antwort unseren schlimmsten Er wartungen entsprechen wird, und weil nach Eingang der Ant wort die Regierung ihr« Entschlüsse voraussichtlich alsbald fassen wird, ohne daß uns Gelegenheit zu entscheidender Mitwirkung gegeben wäre. Ferner bitten in Aussicht zu nehmen und schon jetzt alle Vorbereitungen zu treffen, daß die Reichsttitung bei Ab bruch der Verhandlungen alle irgend verfügbaren Kräfte der Heimat an die Front bringt und die Heim at zum letzten nationalen Verteidigungskampf auftu ft. Mit Befriedigung haben wir erfahren, daß entsprechende