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ML Frankenberger Tageblatt 77. Jahrgang Mittwoch »e« 23. Oktover 1918 Mittwoch, den 23. Ottober d. 3., vormittag« 11 Ahr soll in der Svk»nU«,l°-i«vk»tt ' hier So»« gegen Barzahlung versteigert werden. Frankenberg, den 22. Oktober 1918. Der Gerichtsvollzieher. ver AabaNnn a« kntente In Paris und London ist man aus Leibeskräften be- - müht, die Verhandlungen zwischen Berlin und Washington ' zum Ausgange einer Zertrümmerung des Deutschen Reiches - werden zu lassen. Fort mit deutschem Kaisertum, Entwaff- nung Deutschlands zu Lande und zu Wasser, Abtretung des linken Rheinufers und östlicher Gebiete, Kriegsentschädi gung, Wiederaufbau zerstörter Städte usw., das sind die feindlichen Forderungen in der Presse, von denen man sagen ! kann, daß sie schließlich uns nichts zu lassen gedenken, als ! das Leben. Das «st das Letzte und Aeutzerste, was der - Wahnsinn des Hasses beim Gegner zu Tage fördert, alle - die tollen Auswüchse der Leidenschaft, die beim Kriegsausbruch laut wurden, hören wir heute in verstärkter Mut. 1914 haben die Feinde dis deutsche Kraft nicht gekannt, heut« verkennen sie die deutsche Treue und die deutsche Stärke. W^der verzweifeln wir an Kaiser und Reich, noch geben wir die Hoffnung auf einen erfolgreichen Widerstand gegen diese Welt von Räubern aus, die zur Stunde sich offenbart. Aber vergessen wollen wir in keinem Fall dies Toben, das nur zu deutlich.das schlechte Gewissen verrät. Gelingen wird es nicht, Deutschland als den Schuldigen für den Weltkrieg- dar zustellen, der unnachsichtlich zu richten ist und der sich deshalb bedingungslos unterwerfen mutz. Ehrlose Dinge unterschrei ben wir nicht. Das Kriegswetter hat Bulgarien lahmgelegt, auch aus der Türkei und aus Oesterreich-Ungarn lauten die Meldungen über die inneren Verhältnisse ernst. In dre Zukunft schauen lätzt sich nicht, wir können nur erwarten, datz unsere Verbün- dteen uns gegenüber bis zum Möglichen und Aeutzersten ihre Pflicht erfüllen, wie wir sie erfüllt haben und noch erfüllen. Die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller deutschen Stämme und der Notwendigkeit ihres Zusammen schlusses als Vorbedingung für ein menschenwürdiges Dasein aller Deutschen ist viel zu gross, als datz sie jemals den Boden rm Volke verlieren könnte. Darum kann und wird auch das Ende mit Schrecken nicht, kommen, das die Entente uns be reiten will. Deutschland ist eine Notwendigkeit auch für die Weltkultur und für alle diejenigen Staate«, die sich nicht der Willkür des englischen und amerikanischen Geldsacks unter werfen wollen. Kein Mensch auf der Erde ist mehr für den Frieden tätig gewesen, als der deutsche Kaiser. Wen» Wilson ihn mit seinem Hasse bedenkt, so liegt cs daran, datz der Monarch dem amerikanlschen Jobbertum die Larve vom Gesicht ge rissen hat. Den Kaiser hat der Präsident nicht getäuscht, das deutsche Volk täuscht er ebensowenig, das bedankt sich für ein Glück nach dem Muster von Dollarika. Die deut sche Nation wartet nur darauf, ob sich aus dem Entente- Wahnsinn nicht doch noch eine staatsmännische Stimme erheben wird, die der Vernunft dem gesunden Menschenverstand und dem Völkerrecht, von dem gerade Präsident Wilson früher so viel gesprochen hat, zur Geltung verhilft. Geschieht das nicht, so sind alle früheren schönen Worte eben nur Worte gewesen, und der Deutsche wird , zeigen, datz «r ein Mann ist, dis^um Letzten auszuhalten. Der Fe'Nd will mit seinem Toben erzielen, datz uns das bleiche Entsetzen kommt. Deshalb sind auch die Zeitungen in Paris und London einig darin, datz uns militärische Be dingungen auserlcgt werocn, die uns die Waffen für immer aus der Hand winden. Und die Eraltiertesten unter ihnen sind noch von heitzen Plänen erfüllt, die feindlichen Flieger mütz- ten erst eine ganze Reihe von deutschen Städten zerstören, bevor dem Btutoergictzen ein Ziel gesetzt werden könnte. Wird in diesem Meere von Wut nicht das schwache Schiff der Verhandlungen scheitern.? Es ist uns schon so viel zu- gemutet, datz uns nicht mehr zugemutet werden kann und auch nicht zugemutet werden darf. Mittwoch, den 23. ds. M«.. an die Bewohner NDKkTttUs V0U WIKsVI. sSmtticher Bezirke bei Hotter und Herold gegen 3 Abschnitt für Oktober; ferner an die Bewohner des 2. Brottartenbezlrke» Nr. 1 bl« 600 bei Jahn und Schaarschmidt argen 4. Abschnitt für Ottob« der Landessperrkarte. Die Answeiskarte ist vorznlegen. Etadtrat Frankenberg, den 22 Oktober 1918. leuchten, noch können wir in Ehren vor der Wett bestehn. Noch in dieser Stunde halten unsere Heere die Westfront, noch sind wir unbesiegt und können mit aufrechtem Haupte an den Verhandlungstisch treten, an den man uns so gern in der demütigen Haltung des überführt«» Verbrechers treten lassen möchte. ' ' Ser Seilt v-» Ssraloag Ucber das empörend^ Verhalten englischer Seeleute gegen die Besatzung eines versenkten Unterseebootes legt nachstehen der dienstlicher Bericht beredtes Zeugnis ab: Nach dem Sinken des Unterseebootes dampften mehrere englische Bewachungsfahrzeuge und Zerstörer auf die Un- falistell« zu. Als sie festgestellt hatten, datz das Untersee boot gesunken war, drehten sie sofort ab, obwohl sie die rm Walser mit dem -Tode ringende Besatzung des UntcrseH- bouies deutlich sahen. Ein Zerstörer fuhr in nächster Nähe vorbei, ohne sich um die Ertrinkenden z» kümmern. Das geschah bei voller TageshcUc. Erst um ^12 Uhr nachts näherte sich wiederum derselbe Zerstörer und setzte ein Net- Mttecleucblen Emst« Zeiten sind am Horkzoirte des Weltgeschehens heraufgestiegen, gleich einer drohenden, Unheilschwangeren Wolke, die die Somre verfinstert und allem Leben auf dle>er Erde Licht und Farbe nimmt. Das Vaterland, das das deutsche Heer seit über vier Jahren mit unerhörtem Helden muts und beispielloser Aufopferung auf tausend Schlacht feldern gegen die ganze Welt verteidigt und siegreich vertei digt hat, ist in Gefahr. Die französische, englische, italienische und amerikanische Presse jubeln und triumphieren, Präsi dent Wilson wird zum arbiter mündr, und glaubt, in seiner Hand liege das Geschick der Erde. Mrr müsse» uns, wenn wir nicht von der rollenden Lawine eines unbegreifliche» Schicksals zermalmt werden wollen, ihr entgegenstellen und von unserem herrlichen Heere und feinen grotzen Führern auch noch die dreizehnte Hrr- kulesaufgabc erwarten. Den Mut sinken zu lassen, das wäre Heller Wahnsinn, denn nur der ist verloren, der sich selbst aufgibt, gnd wo ist das Moment in diesem Weltkriege, das uns veranlassen könnte, an unserer Kraft zu zweifeln? Mit einem Gegner, der verzagt, verhandelt man nicht, man legt ihm Bedingungen auf, und welche Bedingungen würden uns auferlegt werde», wenn wir in diesen Tagen den kkären Kopf einbützten? Nerven, Nerven und immer wieder Nerven, das ist es, was uns vor allem nottut, richtige Erkenntnis der Lage und fachliche Schätzung ihrer Entwicklung und feste, unzweideutige Stellungnahme allen Ereignissen gegenüber. Der Aufruf der Polen soll uns em warnendes Beispiel sein, welch« Foroe- fung?« rnun zu « heben wagt, in dem Glaube», das Deutsche N«rch sei niedergerungen. Nock) ist alles wir ein fernes Wettsr- sich durch die Tonart der Wilsonnote nicht verleiten lassen, von dem «mgeschlagen«n Wege abzugehe», und deshalb wird man es, wenn auch nur schweren Herzens, billigen können, datz di« deutsche Note sich den Ton der Wilsonnote nicht zum Vorbild genommen hat, sondern sich begnügt, mit ge- mätztgter Sachlichkeit die Argumente Wilsons zu beantworten. Vielleicht hält« sie sich nichts vergeben, wenn die Zurück weisung der Wilsonschen Vorwürfe ungesetzlicher und un menschlicher Handlungen gegen die deutschen Land- und S-e- streitkräfte etwas herzhafter ausgefallen wäre. So steht zu befürchten, datz ihre vornehme Sachlichkeit in der amerS- lanischen Oeffentlichkeit, die durch die schärfsten Mittel gegen Uns aufgehetzt ist, nicht zur Geltung kommt. Datz es Deutsch land ernst mit der Herveiführung des Friedens ist, beweist die Not« durch das inzwischen an all« Ilnterseebootkomman- danten ergangene Verbot, Passagierdampfer zu torpedieren, obwohl dieses Verbot unser« Unterseebootkommandanten, zumal auch dis Bewaffnung der Handelsschiffe durchgeführt ist, vor «ine kaum lösbare Ausgabe stell^und «üreu wetteren Trumpf aus der Hand gibt. Sachlich wird jedoch Herr Wilson, wenn er gerecht ist, dieses Entgegenkommen hoch bewerten müssen, da Deutschland damit die Forderungen erfüllt, die Präsident Wilson vor der Eröffnung des uneingeschränkten Unterseeboot krieges stets gestellt hat, zumal dieses Zugeständnis «rfolgt ist, ohne datz deutscherseits als Gegenleistung die Aufhebung der völkerrechtswidrigen Absperrung Deutschlands zur See verlangt wurde. Deren Unmenschlichkeit hat besonders unter den hindern und alten Leuten Deutschlands Opfer gefordert die nicht, wir die des Unterseebootkrieges in die Taufende, sondern in die Hunderttausend« gehen. Gleichzeitig ist dieses Zugeständnis sticht nur «in erneuter Beweis für die Ehrlich keit des deutschen Friedenswillens, sonder» auch «tue Vev trauenskündgebung für die Ehrlichkeit der Wilsonschen Politik, an der die deutsche Regierung festhätt, obwohl die Wilsonschen Noten Nicht so ausgefallen sind, wie man-auf Grund ferner bekannten vier Kundgebungen zur Friedensfrage erwarten durste. - Noch deutlicher bekundet die deutsche Regierung "ihr Ver trauen in Wilson vielleicht dadurch, datz sie es ihm anheim» gibt, zur Regelung der Einzelheiten der Räunrung der be setzten Gebiete ein« Gelegenheit zu schaffen. Diese Frage ist für Deutschland von allergrötzter Bedeutung, weil dre Oe- fahr besteht, datz durch diese Räumung das militärische lleber- gewtcht noch mehr zu unseren Ungunsten verschoben wird, den» die Räumung des feindlichen Gebietes und die Zurück ziehung der deutschen^ Truppen hinter unsere Landesgrenzo» versetzt das lothringische Industriegebiet in das Bereich der wekttragendeg feindcichen Artillerie und setzt unser rheinisches Industriegebiet und die dort befindlich« Munittonsmdustrle stark den feindlichen Fliegerangriffen aus, während sis gleich zeitig deutsche Fliegerangriff« ans di« feindlichen Industrie gebiete so gut wie unmöglich macht. Das bedeutet erne Ver schiebung der Lage für uns, für die ein gewisser Ausgleich in den Perhandtungen über die Räumung geschaffen werden mutz, über die im weiteren noch zu reden sei» wird. Besonders eingehend besatzt sichere deutsche Note mit dem Nachweis, datz in Deutschland tatsächlich jede auf Will kür beruhende Macht beseitigt ist, „dre für sich unkontrolliert und aus eigenem Belieben den Frieden der Wett stören kann." Das erscheint gerechtfertigt, nachdem die letzte Wilsonnote hatte erkennen lasse», datz man in Amerika über den Um schwung, der sich in Deutschland in dieser Hinsicht vollzogen hat, nicht genügend unterrichtet mar, obwohl in America bekannt sein dürste, datz die innere Reform bereits vor der Absendung der Wilsonschen Not« vom Kriegskabinett be schlossen worden war. Inzwischen wird ja wohl gerade die Heranziehung aller verfassungsmäßig in Betracht lommrnven Faktoren in Deutschlano bei der Abfassung her Note gezeigt haben, datz tatsächlich bei uns jede derart auf Willkür be ruhende Macht von Grund aus beseitigt ist, während ber den Staaten des Verbandes und auch bei Amerika die Entscheidung über derartig wichtige Fragen noch immer in den Händen s eines einzelnen liegt. Mehr noch als bisher hat die deutsche Note alle Kinder- ' Nisse für das Zustandekommen eines Waffenstillstandes und des Friedens beMigt, und zwar gerade aus der Grundlage der Wilsonschen Bedingungen, und den Weg für einen Rechts- srkdm, zu dem sich Deutschland uneingeschränkt bekennt, gr- «bn*t. Jetzt hat Präsident Wilson das Wort. Vie äeulscbe Note . Ar leichte Fluß der deutschen Antwortnote lätzt, und das ist zweifellos ein Vorzug, dre daraus verwendete Mühe und die Zusammenarbeit so vieler Instanzen nicht erkennen und doch entspringt dieser leichte Flutz nicht einer Inspiration des Augenblrcks, wie die Tonart der Wilsonnote, sondern ist ein diplomatisches Kunstprodukt, Henn wenn unsere Re- Datz die Note von Staatssekretär Dr. Solf gezeichnet worden ist, entspricht diplomatischem Brauch demzufolge auch der amerikanische Staatssekretär Lansrng die offenbar von Wilson stammende Note gezeichnet hat. a Berlin.'22. 10. Das ',Berl. Tage bl." schreibt: Der Eindruck, den die Form und der Inhalt.der deutschen Antwort an Wilson im Reichstag hervorgerusen hat, kann als aünstiq bezeichnet werden. Hervorgehoben wurde insbe sondere die Ehrlichkeit des deutschen Friedenswillens, dre zuni Ausdruck komme. Man hofft, datz die Diskussion über den Frieden fortgesetzt werde, und datz Wilson nunmehr die Gelegenheit wahrnehmen werde, der Welt den von ihm propagierten dauernden Rechtsfriede» zu bringen. —- Im Vorwärts" liest man: Aus der deutschen Antwort an Wilson spricht ein völlig veränderter Geist. Was gleich geblieben ist, ist nur der Wille zur nationale» Selbsterhaltung, das heitzt aber jetzt nicht mehr für Selbsterhaltung regieren der Kasten und veralteter Staatseinrichtungen, sondern zur Erhaltung des deutschen Volkes selbst. Wenn es dem Geg ner ernst ist mit dem Frieden der Demokratie und der un- parteiischen Gerechtigkeit, so liegt «in Weg vor ihm offen, auf dem kein Hindernis mehr zu überwinden ist. — 'Die „Freisinnige Ztg." .schreibt: Die deutsche Regierung will, so weit es irgend angängig ist, alle Hindernisse auf dem Friedenswege beseitigen. Sie bleibt ihrem Programm treu, und sie antwortet darum dem amerikanischen Präsi denten nicht in dem von ihm angeschlagenen Ton, sondern sie bewahrt ihre Ruhe und Sachlichkeit, um, falls doch das Blutvergießen fortgesetzt werden mutz, nachweisen zu können, datz auch nicht der Schatten einer Schuld und Verantwortung -hierfür auf sie falle. — Die „Kreuzzeitung" kann sich nur mit dem ersten Punkt der Note einverstanden erklären, und sie gibt sich über das Schicksal der Note keinen opti mistischen Erwartungen hin. — Dre „P o st" "schreibt: Wir müssen unter alle» Umständen darauf bestehen, datz Foch am Nachrücken ins geräumte Gebiet gehindert wird. Wir können überhaupt nur räumen, wenn wir sicher sind, dadurch zum Frieden zu gelangen. Unsere Forderung mutz lauten: Erst Waffenstillstand, dann Räumung, ohne Friedensver handlung keine Räumung.^— In der „Nordd. Allg. Zkg." wird geschrieben: Die Note ist sachlich und inhaltlich das Ergebnis längerer Verhandlungen und stellt sich in den politischen Willen, den sie zum Ausdruck bringt, dar als vie übereinstimmende Meinung aller zur Mitwirkung berufenen Stellen in der heutige» deutschen Volksregierung. Die Note stellt Wilson erneut vor die verantwortungsvoll« Frage, ob er die unzweifelhaft« deutsche Friedensbereitschaft als Hebel anfetzen will, um seine Ideale zur Wirklichkeit werden zu lassen, oder ob ec sich vor den Mächten beugt, auch jetzt noch die Fortsetzung des Krieges verlangen, um auch künftig die Wett nach den Grundsätzen der Macht und der Gewalt regieren zu können. a Berlin, 22. 10. Die heutige Reichstagsrede des Kanz lers wird, wie verlautet, eingehend die in unserer Note an den Präsidenten nur kurz berührten sogenannte» Greuel- laten unseres Heeres und unserer Marine zurückweisen und sich auch über die innere Neugestaltung ausführlich verbreiten. Tageblatt-Bestellungen Berkaus von kou-enfierter Magermilch gez . d,. Mir., an die Bewohner de« 1. Brotkartenberkkes Nr. 1 bl» SOO bei Sahn und Schilde gegen 4. Abschnitt für Oktober der Landessperrkarte je V« Pfund. „ . _ Die Anvwekkarte ist vorznlegen. Srndtrnt Frankenberg, den 22. Ottober 1918. Amtsblatt für die KStG. AmtshanptmMnschast Wha, das König!. Amtsgericht md den Stadttat zn Frankenberg