Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 25.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191810255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19181025
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19181025
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-10
- Tag 1918-10-25
-
Monat
1918-10
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
helkkericb rum srliSewman«-Wills» Staatsminister Dr. Helfferich veröffentlicht in der „Boss. Ztg." aus seiner eigenen Kenntnis der Tatsachen «inen Bei trag zum Streite über das Kapitel Bethmann-Wilson bczw. über die Beziehungen zwischen der Erklärung des unein geschränkten Unterseebastkrieges und den Friedensschritten Wilsons um die Jahreswende 1916-17. - , - Die Erklärungen Helfferichs enthalten neben mehreren bekannten Dingen vor allem dr« Versicherung, daß die Ent scheidung zugunsten des uneingeschränkten Unterseebootkrieges zurzeit d^s Gerard-Diners — 6. Januar — noch nicht er folgt war. Auch die Einladung an den Kanzler zu den neuen Beratungen im Großen Hauptquartier, deren Ergebnis der Beschluß des am 1. Februar zu eröffnenden uneinge schränkten Unterseebootkrieges war, habe damals noch nicht vorgelegen, sondern sei erst einige Tage später eingegangen. Das hier am 28. Januar 1917 — also vier Tage vor dem für den Beginn des uneingeschränkten Unterseebootkrieges fest gesetzten Termin — eingegangene Telegramm des Grafen Bernstorff, das über eine neue (übrigens inoffizielle) Son dierung Wilsons, ob wir bereit seien, zum Zwecke der Er leichterung eines neuen von ihm geplanten Friedensschrittes thm unsere F iedensbedmgungen mitzuteilen, wirkt« wie Helffe rich weiter schreibt, als Ueberraschung. Zukunft, welche unerträglichen Zustände und welch immen loses Glend ein solcher Friede allen Deutschs» bringen würde, und daß auch die schwersten Opfer gebracht werden müssen, um einen solchen Frieden abzuwenden. Wre wird Wilson antworten f Haag, 24. 10, Die „Times'' melden aus Washing ton: Natürlich kann noch nicht gesagt werden, daß der Präsi dent auf die deutsche Notr wiederum «mut einer Note ant worten wird, oder daß er direkt oder indirekt antworten, Ader gänzlich schweigen wird. Am Dienstag nachmittag wurde als allgemein gesagt, daß, wem, der Präsident wieder sprechen würde, er aufs neue auch wiederholen würde, daß eine bedingungslose Annahme seiner Bedingungen erfolgen müsse. Weiterhin sagt der Korrespondent, dach wenn Deutschland nicht bereit sei, die Garantien zu geben, die von Foch und den militärischen Behörden der Verbündeten verlangt werden, ohne irgend welchen Vorbehalt erklärt werden müsse, daß, falls Deutschland nicht zur Kapitulation bereit ist, der Präsi dent wiederum eins abwartende Haltung ejnnehmen werde. f Genf, 24. 10. Der „Temps" meldet: Die Alliierten konferenz in Versailles ist in die Beratungen der evtl. Waffeir- stillstandsbediilgungen eingetreten. Die Beratnngen sollen bis Sonntag dauern. Foch und Haig nehmen persönlich teil. Ein baulichen Frelwilligenkorps für Deutschland? s Wie nach der „D. T." verlaiurt, Nnd gegenwärtig Be strebungen im Gange, um ein baltisches Freiwilligenkorp» zu- sammenzubrtngen, da» innerhalb de» deutschen HtKesvabande» an Deutschland den Dank für die Befreiung der Baller'lande au» bollchcwHijchen Händen durch die Tat abstatten «Ul. 2n der Staatssekretär Dr. Solf Stellung. Der Staatssekretär verteidigte zunächst die brutschen Truppen gegen die Angriffe von fetten der Entente, die ihnen Plünderung, Raub und andere Verbrechen zum Vorwurf gemacht hatten. Sodann wandte er sich den gestrigen Erklärungen der Elsässer und Polen zu und sagte: Die deutsche Regierung habe durch die Annahme der 14 Punkte Wilsons klare Stellung zu diesen Fragen genommen. Mit ihrer Regelung aus der Friedens konferenz sei er einoerstanden. Was aber Nordschleswig be träfe, so bestehen keine Rechtsansprüche auf Regelung nach den Bestimmungen des Prager Friedens, die inzwischen auf gehoben seien. Dem elsaß-lothringischen Volke soll durch die Autonomie das Recht werden, seine Angelegenheiten selbst zu ordnen. Die Ansprüche der Pole» bezeichnete oer Staats sekretär als viel zu weit gehend. Wie könne der Redner Dan zig, eine rein deutsche Stadt, für Polen in Anspruch nehmen. Mit ihren zu weitgehenden Forderungen setzten sich die Polen auch in Widerspruch mit Wilson. Die deutsche Regierung wird sich jeder Vergewaltigung der Deutschen mit Energie widersetzen, werde aber auch dafür sorgen, daß die Polen zu ihrem Recht kommen. Die Ersatzansprüche des polnischen Red ners müssen zurückgewiesen werde» und die Polen müssen be denken, daß erst die Siege der deutschen Armee es waren, welche den Polen es ermöglicht hätten, aus die Plattform zu treten, auf der sie heute stehe». Bei diesen Worten rief der polnische Abgeordnete Korfanti dazwischen: Geraubt und geplündert haben die deutschen Truppen in Polen. Ein unbe schreiblicher Tumult erhob sich und es wurden Ruse „Heraus mit ihm!" gehört und ein Abgeordneter versuchte, Korfanti aus dem Saal zu drängen. Erst nach Minute» gelang es dem Präsidenten Fehrenbach, die Ruhe wiederherzustellen. Nach Staatssekretär Dr. Solf nahm der Kriegsminister Scheüch das Wort. ve»Mtk ürlcdtlzg , Berkm, 23. Oktober. Die allgemein« politische Aussprache wird fortgesetzt. Abg. Haase (unabh. Soz.): Die gestrige R«de des Reichskanzlers hat «benso enttäuscht wie die erste. Di« deutsche Note M unklar und zu unbestimmt, als daß man von ihr einen Waffenstillstand erwarten könnte. Von der neuen Re gierung stammt dies neue Friedensangebot nicht. Sie hat «s von ihrer Vorgängerin übernommen. Hindenburg und Luden dorff haben das Wafsenstillstandsangebot gefordert gegenüber dem Bestreben, die nationale Verteidigung, d. h. dre Ver schärfung des Krieges, zu organisieren. Niemand km Hause kann annrhmen, daß wir später einen besseren Frieden er halten können als heute. Die Ostpolitik Deutschlands ist zusammengebrochen. Was haben da noch deutsche Truppen in Polen und im Baltikum zu suchen? Ueberall rollen die Kronen über die Straße, da soll Deutschland allein der Träger vieler Kronen und Krönlein bleiben? (Großer Lärm rechts «und in der Mitte.) Das haben auch bürgerliche Blätter aus gesprochen. In konservativen Kreisen ist gesagt worden, daß man Deutschland nicht der Hohenzollerndyimstie opfern werde. (Widerspruch und Rufe: Hintertreppenklatsch!) Im Innern hat die Zensur auch ünter dem neuen Regime keine Än derung erfahren. Die ganze Verfassung muß geändert werden. 'Für Wilson sind wir keineswegs begeistert, sein Frieden wird doch die kapitalistische Gesellschaftsordnung nicht ändern und schließlich werden die Regierungen doch gemeinsam di« russische Revolution bekämpfen. Die pordschleswigsche Frage sollte gelöst werden, «he sie zum Friedensproblem wird. Die Wünsche der Polen sind nicht gerecht. Nicht nach sprachlichen und poli tischen Grenzen muß die Landeszugchörigkeit festgesetzt wer den, sondern nach dem freien Willen der Bevölkerung. Vizekanzler v. Payer: Der Vorredner hat reichlich ein seitig die politischen Vorgänge der letzten Monate und Wochen dargestellt. Es ist kein Ausfluß von Kapitalismus und Tor heit, wenn in diesen Tagen das deutsche Volk sich rüstet für den schlimmsten Fall, daß mit seiner Vernichtung bedroht wird: Das ist Lebensnotwendigkeit für das deutsche Volk und ent spricht auch dem menschlichen und vaterländischen Empfinden. I (Bravo!) Unsere innerpolitische Reform hat sich ruhig, fast I geschäftsmäßig vollzogen. Kann es einen besseren Beweis für I di« politische Schulung des deutschen Volkes geben? Mit einem > Schlage, über Nacht, ist solch eine Reform nicht zu schaffen. I Wir können erst dann einen weiteren Stein hmzufügen, I w«nn der vorhergehende gut sitzt. Zu staatsmännischen Kunst- I stücken ist im fünften Kriegsjahre kein Platz. Eine Koalitions- I regierung war nicht möglich. Wir werden dann nach innen I uno außen nicht einig, hinsichtlich der Reformen rm Innern I werden wir sogar recht uneinig, und da ist Einigkeit nötige » soll das Reich bestehen. (Bravo!) Wir brauchen im Innern I Vertrauen wie nach außen und sogar bei unseren Feinden. I Wir können deshalb niemanden in der Regierung gebrauchen, I Ler mehr für «inen Gewaltfrieden als für einen Rechtsfrieden I ist. Eine klare Scheidung zwischen Vergangenheit und Gegen- I wart tut not. Wir brauchen, uni bestehen zu können, ein« I unzweideutige, ehrliche und gerade Politik. Sie allein kann I uns weiterbringen. Den Herren von der Rechten wird es I unangenehm sein, daß sie, die jahrzehntelang die Regierung I bildeten, der neuen Regierung nicht angehören können. (Rufe I rechts: Kriegsersahl) Jetzt gehören Sie in die Opposition. I Sie werden dem Vaterland« mit «iner loyalen Opposition I dienen. .Pie Note ist jetzt in den Händen der Bereinigten I Staaten. Wir warten auf die Antwort. Es wäre gefähr- I lich, sich in Auseinandersetzungen darüber einzulassen. Ern I Vertrauensvotum des Reichstages kann der neuen Regierung I nur angenehm sein. Wir sehen mit gutem Gewissen dieser I ersten Entscheidung des Reichstages als Gerichtshof entgegen. I (Beifall.) , I Abg. Stychel (Pole): Bei Feststellung der polnischen I B»völk«rung dürfen di« zugdwanderten Einwohner nicht mit- l gezählt werden. "Man hat es nicht verstanden, Deutsch-Polen I so «inzurichten, daß sich die Polen wohlfühlen. Wir sehen dem I Zur We<te»rlrsge ' Wenig. FrledcnsLussicht f Washington, 22. 10. Ein amtlicher Kommentar zu der deutschen Antwort liegt im Augenblick noch nicht vor, aber die nichtamtlichen Kommentare sind einig in dem Stand punkt, daß der Friede nicht unmittelbar Pcvorstehe und kein Waffenstillstand geschlossen werden wird, außer unter Bedingungen, welche für immer die Macht des deutschen Mili tarismus zerstör«». Ei» Aufruf des -Bundes der Landwirt« f D«r engere Vorstand des Bundes der Landwirte hat nachstehenden Aufruf an seine Bundcsmitglieder erlassen: Unser geliebtes deutsches Vaterland ist nach jahrelangen siegreichen Kämpfen und schweren Opfern in ernster Erfahr. Die jetzige parlamentarische Negierung hat ein Friedens angebot und ein Gesuch um Waffenstillstand an den Präsi dent«» der Vereinigten Staaten Wilson gesandt. Die Antwort des Präsidenten Wilson verlangt vor allem die Räumung der besetzten Gebiete und Anerkennung der von ihm früher gestellten Bedingungen. Unsers Heere stehen, ohne geschlagen zu sein, auf feindlichem Gebiet. Die Räu mung der besetzten Gebiete ohne gesicherten Frieden darf nicht erklärt werden, ohne die größte» Gefahren für Deutsch land heraufzubcschwörem Ein Friede aber, der deutsches Gebiet preisgeben sollte, das von altersher zum Deutschen Reiche gehört und durch das Blut unserer Vorfahren erworben ist, das deutscher Ar beit Aufblühen und Entwicklung verdankt, das für die wirt schaftliche Unabhängigkeit unseres Vaterlandes unentbehrlich ist, ein solcher Friede muß für Deutschland unamichmbar sein. Ein solcher Friede würde Schmach und-Niedergang be deuten. Alle Kreise, alle Berufe, Land nnd Stadt müsse» ihre gesamten Kräfte cinsetzen, um die Unversehrtheit unseres Vaterlandes zu verteidigen. Die Verbände aller Organisationen müssen sich zusam mentun, um Deutschlands Bevölkerung zum Bewußtsein zu bringen, welche Gefahren und Schrecknisse für jetzt und alle herautgsbe aemlcber Mille s» Spanien Die spanische Regierung hat folgende amtliche Not« ver- > öffentlicht: Der Ministerrat hält den Zeitpunkt für gekommen, die I öffentliche Meinung über die schwebenden Verhandlungen, > betreffend den Erwerb des versenkten spanischen Handelsschlffs- I raumes, zu unterrichten, «ine Angelegenheit, die in der amt- I lichen Not« vom 20. August angekündigt wurde, als die I Minister sich erstmals in San Sebastian vereinigten. Jene Note sagte ausdrücklich, daß die Regierung zwar I ihren Beschluß ausführen müsse, daß sie dabei aber die strikt« Neutralität I aufrecht erhalten wolle, wir sie das stets' gewollt habe. In allem Ernste hat sie auch in diesem Sinne die von der Berliner Negierung vorgebrachte» Einwendungen geprüft und sich bemüht, zu erreichen, daß man dort die von der spanischen Regierung für gerecht erachtete Anschauung an-- nimmt. Dieser Austausch der beiden Auffassungen hat sich vollzogen unter gegenseitiger und dauernder Betonung, daß Spanien "des ungeachtet dre gute Freundschaft zwischen beiden Negierungen erhalten wolle. Di« kaiserliche Negierung hat hierbei ihrerseits verschiedene Arten «rwogen und in Vorschlag gebracht, durch die der für.den Seeverkehr verfügbar« Schiffsraum vermehrt werden könnte. Angesichts der langen Zeit, die seit der Entschließung her spanischen Regierung schon verlaufen ist und angesichts n«uer- licher Ve.rsenkungen spanischer Schiffe wurde es i^mer dring licher, unter dem Vorbehalte, daß die strittigen Punkte durch spätere Verhandlungen oder durch von beiden Seite» aner kannten Schiedsspruch geregelt würden, «inen sofortigen Be sitzwechsel und eine Verwertung von deutschem Schiffsraum für Spanien. Und den in unsere Häfen geflüchteten Schiffen oorzunehmen, welcher tatsächlich dem seit dem 14. August versenkten spa nischen Schiffsraum entspricht. Dabei soll der so erlangte Besitzstand weder den Rechten, noch der juristischen Charakte risierung präjudizieren, über die noch keine Ueberemstimmung herrscht, wie ebensowenig hierdurch die Reklamationen berührt werden, die früher« Versenkungen betreffen. Zn diesem Behuf sind durch freundschaftliche Benachrich tigung , , sieben deutsche Dampfer von zusammen 21600 Tonnen Laderaum bezeichnet worden, nämlich:. „Eriphia", „Euphemimia", .„Patschili", „Klio", „Mathilde", „Jrmfried" und „Rudolf". Sie find der spanischen Regierung übergeben morden in der Weise, daß besagte llebergabe ini Einvernehmen zwischen dem Verpfle gungsministerium und einem höheren Beamten der Kaiftr- lichen Botschaft stattfinden wird. ( Rechtsfriede» vertrauensvoll entgegen, aber «s muß auch jede Gewalt aus d«r Vergangenheit ausgeschlossen bleiben. . lleber den Antrag aus Erteilung eines Vertrauensvotums wird namentlich abgestimmt werden. Abg. Graf Posadowsky (d. F.): Die Trennung der vollziehenden und gesetzgebenden Gewalt ist die unbedingte Grundlage des konstitutionellen, monarchischen Systems. Aber schon s«tt längerer Zett sind alle Grenzen immer mehr ver wischt worden. Dadurch ist «in Kryptoparlamentarismus ent standen. Zch hoffe, daß bei uns die Minderheit sich prin zipieller Kritik enthalten und nur von Fall zu Fall sachlich und unparteiisch die Maßnahmen der Regierung prüfen wird. Das Stellvertretungsgesetz wird eine Veränderung der Stel lung des Reichskanzlers zum Bundesrat und den Einzel- rcgrerungen mir sich bringen. Deutschland muß nach außen als geschlossener Bundesstaat auftreten. Es geht nicht an, - daß sächsische und bayrische Gesandte neben den deutsche» Gesandten irgendwo sitzen. (Sehr richtig!) Die Ausbildung unserer Diplomaten muß geändert werden. Wenn wirElsaß- Lothringen verlieren, so trifft den deutschen Arbeiter der schwerste Schlag. Zweidrittel unseres Eisenbedarfs decken wir aus Lothringen. 6 bis 7 Millionen Menschen leben von dieser Industrie. Auch die Kaliproduktion von Mülhausen ist von Hetzer Bedeutung. Am größten aber ist unser militärisches Interesse an Elsaß-Lothringen. Bisher haben wir noch lein Jena in diesem Kriege erlebt. Sorge ein jeder dafür, daß nicht der Gerst von Jena platzgreist. Der ll-Bootkrieg müßte fortgesetzt werden. Auch Sozialdemokraten wie David und Cohn sind dafür eingetreten. Wenn unser Versuch, zu einem ehrenvollen Frieden zu gelangen, nicht Erfolg hat, so müssen wir uns darauf vorbereiten, weiter zu kämpfen für unsere Ehre und unsere Zukunft. (Beifall rechts.) Abg. Dr. Ricki in (Gls.): Die elsaß-lothringische Frage ist «ine internationale Frag« geworden. Wäre die Autonomie früher gewährt worden, so wäre viel Unheil und vielleicht auch dieser Krieg verhindert worden. (Unruhe.) Abg. Hansen (Däne): Ich fordere als Vertreter der I dänischen Bevölkerung im Namen des Mechts und der Ge- I rechtigkeit die Durchführung des tz 5 des Friedensvertrages I zu Prag und damit bei dem bevorstehenden Friedensschluß I die endgültige Lösung der nordschlcswigschen Frag« auf Grund I des Selbstbestimmungsrechles der Völker. Auf Vorschlag des Präsidenten wird nach längerer Ee- I schäftsordnungsdebatte, in welcher der Vizekanzler erklärt, I vis Regierung werde sich morgen zur polnischen, dänischen I und elsaß-lothringischen Frag« äußern, die Weiterberatung I auf Donnerstag 11 Uhr vertagt. Die Resolutionen, betreffend Aufbesserung der Mann- I schastslöhnung, werden auf Antrag Ebert (Soz.) dem 85cr I Ausschuß überwiesen. Bedeutsame Erklärungen Dr. Solfs r B«lm, 24. 10. In der gestrigen R«ichstagssitzung hat- I ten bekanntlich Elsässer, Pol«n und Dänen das Selbstbestim- I mungrrecht auch für sich geltend gemacht, Hierzu nahm heuta j den lebten Tagen haben auch zahlreiche FreiwWge aus Liv« land und Kurland sich den deutschen Militärbehörden zur B«- füaung gestellt. Weiter ist eine groß« Anzahl Deutsch-Yolen und Deutsch-Ungarn in« brutsche Heer als Freiwillige «»ge treten, um Ihre alle Heimat in der schwersten Stunde verteidigen zu helfen. ' , velterreicb; Arleirmg I, Dre deutsch-österreichisch« Partei für den Anschluß an Deutschland ö Wren, 23. 10. Ich hatte soeben eine Unterredung buk I dem Präsidenten der deutsch-österreichischen Unabhängigkrits- I Partei Bqron Pantz. Er äußerte sich folgendermaßen: „Meine Partei steht auf dem Standpunkt des innigsten I Anschlusses an Deutschland. Wenn im gestrigen Beschluß der I deutschen Nationalversammlung dieser Standpunkt meiner Par- I tei, der auch den Kernpunkt des Programms der soziald«mo- I irakischen Partei bildet, nicht zum sichtbaren Ausdruck ge- I kommen ist, so ist dies auf gegenwärtig maßgebende Berliner l Stimmen zurückzuführen, weiche der Meinung sind, daß ein offen ausgesprochen deutsch-österreichischer Anschluß an Deutsch land geeignet wäre, die diplomatische Lage Deutschlands zu erschweren. Ich stehe aber unverrückbar auf dem Standpunkt, daß der Anschluß an Deutschländ dieses in seinen Verhand lungen absolut stärken würde und halte diesen Anschluß auch für das einzige Mittel, uni Deutsch-Oesterreich vor der Slawi- srerung zu bewahren. Die intransigente Haltung der slawi schen Völkerschaften ist eklatant, und das Buhlen um eine deutsch-österreichische Verständigung mit den Slawen ist das ungeeignetste Mittel, um die Position Deutsch-Oesterrerchs zu kräftigen. Ich reise mit einigen Parteigenossen morgen nach Berlin, um unserem, iin Interesse Deutschlands sowie Deutsch-Oesterreichs li genven Standpunkt Nachdruck zu geben." Selbstbtstnnmungsrecht der Deutsch:» Ungarns ü Der Auflösungsprozeß der Donaumonarchie macht weitere Fortschritte. Bemerkenswert ist die Energie, mit der die Deutschen sich dagegen wehren, bei der Bildung der neu-.-» Staaten sich von den frsmdstämmigen Elementen majori sieren zu lassen. Nach den Deutschen Oesterreichs, die, Kvie gestern gemeldet, ein eigenes Staatswesen .errichtet haben, gehen jetzt auch die Deutschen Ungarns daran, ihre Selb ständigkeit fest zu begründen. Der Draht meldet: ö Wren, 23. 10. Im österreichischen Abgeordneten haus« verlangte heute Lodgman das Selbstbestimmungsrecht fiir die Deutsche» in Ungarn. Ernste Stimmung in magiMsch«» Kreise« Ungarns ü Wren, 24. 10. Nach Budapester Meldungen herrscht in magyarischen Kreisen Ungarns angesichts der wachsenden Völkerbewegung eine sehr ernst« Stimmung. Die Versuche des Grafen Michael Karolyi, die Völker für seine besonder«! politischen ehrgeizigen Ziele auszunutzen, sollen jedoch gänzlich mißlungen sein. ' . Die kritische Ernährungsfrage in Wien ö Wien, 24. 10. Heute begibt sich tm Namen da deutsch- österreichischen Nationalversammlung eine Abordnung nach Ba lm, um mit den maßgebenden Stellen Deutschland» üb« die für Wien und Deutsch-Oesterreich höchst kritisch gewordene Er- n ihrungsfrage zu beraten und dringend Hilse zu erbitten. Von Berlin begibt sich die Abordnung nach Dresden. Es steht fest, daß die Stadt Wien höchsten» noch bis Milte Nooemb« die Ernährungsration an die Bevölkerung verteilen kann, da die Zufuhren gespart sind, und einzelne Bahnen nicht mehr funk- tioniaen, da sie nicht mehr den Weisungen des Wien« Eisen- bahnmintsterium« folgen wollen. Weiter« Abordnungen der deutschen Nationalversammlung begaben sich nach Agram, Prag und Budapest, um dringend Hilse zu erbitten. ver Mttkrteg DeiitlH«« «»"vbkirtcht wtb Berlin, 23, Oktober, ab«nd». (Amtlich.) s Teilkämpf« in Fland«rn. Beiderseits von Solesmes und Le Cattau haben wir erneuten Durchbruchsversuch der Engländer vereitelt, Die hef-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)