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Frankenberger Tageblatt 77. Jahrgang Freitag de« ZS. Oktober 1918 WO Nps^ssnN^^N nehmen unsere Ausgabestellen, Stadt- und ^ksäi^UUNAkU Landboten, sowie Postanstalten entgegen. Der Rücktritt der beiden Staatsminister kommt nicht überraschend. Wie wir von anderer Seite noch erfahren, ist der Grund der Entlassungsgesuche darin zu suchen, daß die beiden Herren mit den Reformvorschlägen des Ministers des Innern, Gras Vitzthum v. Eckstädt, nicht einverstanden sind. Erzellenz Gras Vitzthum, der zu Unrecht vielfach als streng konservativ und reaktionär hingestellt wird, in Wirk lichkeit aber aus sreikonseroativem Boden steht und einem gefunden zeitentsprechenden Fortschritt durchaus geneigt ist, sieht die Notwendigkeit ein, Parlamentarier, die vom Ver trauen des Volkes getragen sind, in die Negierung zu be rufen und dürste in den jüngsten unter Vorsitz des Königs ge haltenen Sitzungen des Gesamtministeriums diese Anschauung energisch vertreten haben. Außerdem ist Erz. Graf Vitzthum bereit, dem sächsischen Landtagswahlrecht noch mehr volks tümlichen Charakter zu geben und auch die Reform der Ersten Kammer in einem der Zeitströmung entsprechenden Sinne durchzu führem In der heute in Dresden mit den Führern der Parteien stattfindenden Besprechung dürste die Vorbereitung der politischen Neuordnung in Sachsen zu einem gewissen Abschluß kommen, so daß schon in den nächsten Tagen die Öffentlichkeit Kenntnis von der bevorstehenden Neugestaltung in der Leitung des sächsischen Staatswesens erhalten wird. Im wohlverstandenen Interesse Sachsens begrüßen wir es mit groherLenugtuung, daß Se. Erz. Herr Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt im Amte bleibt um, in gleichem Maße gestützt auf das Vertrauen des Königs wie der Par teien des Landtags'die Neuordnung durchzuführen und, wills Gott, ip der bald kommenden Friedenszeit unser Land hin- überzuleiten in di« Bahnen rühriger fortschrittlicher Friedens- arbeit. Seine hohen staatsmännischen Fähigkeiten, seine ganze volkstümlich-fortschrittliche Gesinnung, sein ernstes, das eigne Ach völlig in den Hintergrund stellende Bestreben, dem König Md dem Volk mit all seinen Kräften zu dienen und alles zum Besten zu lenken, lassen ihn geradezu berufen erscheinen für die schwierigen Aufgaben, die feiner als Leiter der säch sischen Regierung jetzt harren. Daß die Parteien bereit find, mit dem Grasen Vitzthum von Eckstädt die auch von Sr. Maj. dem König als notwendig erkannte Reform des säch sischen Verfassungswesens durchzuführen — eine Reform, deren Notwendigkeit sich, wie wir glauben versichern zu dürfen, auch der Bruder des Herrn Staatsmlnistrrs, der Präsident dgr Asien Ständekammer, Herr^Kb-rstmarschall Graf VH- Vie Nenoraeung in Zacblen Rücktritt der Staatsminister Dr. Beck und v. Seydewitz Dresden, 23. Oktober 1918. Kultusminister Dr. Beck und der Finanzminister von Seydewitz haben heute den König um ihre Entlassung ge beten mit her Erklärung, daß sie sich mit der politischen Neu ordnung in Sachsen in dem Umfange, wie sie verlangt und voraussichtlich durchgesührt würde, nicht einverstanden er klären könnten. Ueber ihre Nachfolger ist zur Stunde noch nichts bekannt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß in der morgen stattfindenden Beratung des Aeltestenausschusses der Stände- kammern die Fragen der Neubesetzung dieser beiden Aemter zur Sprache kommt und die Auswahl der zukünftigen Minister nach Fühlungnahme mit den Parteien getroffen werden wird. Berkaus von Margarine bei sämtlichen Händlern Sonnabend, den 26. d». Mt», auf Lebensmittelmarke Nr. 167 je 4V Gramm zum Preise von 2.26 Mark für da» Pfund. Stadtrat Frankenberg, den 24 Oktober 1918. im besten Sinne des Wortes volkstümlichen Weise zu be friedigen. Anter diesen Wünschen nennt der Verfasser die Schaffung eines eigenen Verkebrsiyinisteriums und die Um bildung des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unter- richts in ein reines Unterrichtsministerium. Aber darüber hinaus seien im Laufe der Zeit in das Ministerium des Annern und auch in die anderen Ministerien eine Fülle von Auf gabegruppen «mgegliedert worden, die ihrer Bedeutung und ihrem Umfange nach ständig wachsen und die in ihrer Eigen art von so tiefgehender und wcugreisender Bedeutung für die Gesamtwohlfahrt der großen Masse des sächsischen Volkes werden müssen, daß ihre zusammengefaßte und verantwortliche Behandlung in einer eigenen Zentrale, in einem Ministerium für Volkssürsorge geboten erscheint. Einem solchen Ministerium für Volksfürsorge wäre folgen der Aufgabenkreis zuzuweisen: ' Das Lebensmittelamt neben den anderen Zweigen der ^Versorgung mit notwendigen Gegenständen des Bedarfs; das Landessiedelungswesen mit der Landessiedelungsgesell- schaft; das Landeswohnungswesen, zu dessen weiteren Aus bau jetzt mit der Landeswohnungsinspektion verheißungs volle Anfänge gemacht worden sind; das Landesgesund heitswesen. Weiter müßten zu den Ausgaben des neuen Ministeriums gehören die gesamte Kriegsbeschädigtensürsorge, sowie -lle Arbeitsgebiete, die in das Gebiet der sozialen Arbeiter- sürsorge fallen. 8« LMiW in MImu m BeMn «s k» wird aus Grund von 8 7 Ab!. 1 des Btebleuchengesetze« vom 26 Juni 1909 <R.-G^BI. S. s - hiermit anaeordnet, daß für jede unmittelbare oder mittelbare Einfuhr von Pferden, MM Schafen, Ziegen, Schweinen und Geflügel aus dem Ausland, wozu auch militärisch beleyte au« ländische Gebietsteile gehören, nach Sachsen zuvor die Genehmigung des Ministeriums des Jnnern^einzuholen^ist. 1S18. Ministerium de» Innern. Berkaus von Ltreievwurst in Dörrs Laden, Am Markt, Sonnabend, den 26. d». Mt»., Vormittag V-S bi» 12 Uhr an die Bewohner des 1. Lrotkartenbezirke» Ein Haushalt^is zu 5 Köpfen erhält "eine, über 8 Köche zwei Dosen. Für eine Halb- pfund-Dole sind SO Gramm, für eine Pfund-Dose 100 Gramm Fleischmarken abzugeben. Fleischer und Fleilchselbstversorger sind von der Zuteilung der Streichwurst ausgeschlossen. Die Answei»kart« ist vorzulegen. Haltbarkeit wird nicht gewährleistet. Stadtrat Srankeaberg, den 24. Oktober 1918. socb bat böcbrte Lite An ihrem Lärm über die Friedensbedingungen, die dem „besiegten" Deutschland auferlegt werden müßten, gehen die feindlichen Zeitungen sehr eilig über di- Tatsache fort, daß der von ihnen so sehr gerühmte Heldenmut ihrer Soldaten auf recht wackligen Füßen steht. B-rsprechungen, Dekoratio nen, Alkohol, Drohungen müssen die Scharen des Marschall Foch vorwärtsbringen, aber es geht damit längst nicht mehr so, wie früher, denn die Verluste sind mörderisch und die jeweiligen Errungenschaften an Gelände sind gering. Selbst di- besten feindlichen Divisionen wollen nicht ohne weiteres mehr ins Feuer, und es müssen Panzerwagen und Flug maschinen in gewaltiger Menge äufgcboten werden, um den Angriff zu decken. In Amerika sind diese Kriegsmaschinen mit dem reichen, dort zur Verfügung stehenden Material in Mengen hergestellt worden, aber der tägliche Abgang durch deutsch- Kugeln und durch Versagen ist auch sehr bedeutend. Es kann nicht monatelang mehr so weiter gehen und oes- halb sucht Foch mit seiner großen llebcrmacht die Entscheidung zu erzwingen, die aber doch nicht im Handumdrehen kommen will. Er weiß am besten, daß das Ententegeschrei von der deutschen Kapitulation nicht zutreffend ist. Und zudem hüt sich das deutsche Kriegsmaterial m letzter Zeit bedeutend gebessert, was beim Feinde empfindlich bemerkt wird. Die neuen schnellen deutschen Panzerwagen sind, wie schon neulich mitgeteilt worden ist, sehr leistungsfähig, treff sicher und gut bedient, ihre Mannschaft ist entschlossen und geistesgegenwärtig. Zu den Panzerwagen gesellen sich die neuen, vollständig aus Metall hergestcllten deutschen Flug zeuge, die sehr rasch und bedeutend sicherer sind, als die alten Modelle. Die Abstürze kommen damit viel seltener vor, idenn die Flügel tragen bis zum äußersten, und die Tragflächen können nicht so leicht unbrauchbar gemacht werden. Nor allein ist aber zu beachten, daß außer dein Benzinbehälter "nichts Brennbares mehr vorhanden ist. Für die braven deutsche» Flieger ist diese" allerneueste Metall-Schwalbe von ganz außer ordentlichem Wert. Die feindlichen Fluggeschwader erkennen den verstärkten deutschen Widerstand und ihre erhöhten eige nen Verluste. Wenn Wilson vielleicht gedacht hat, nach dem Ent- scheidungssiege des Generals Fock feine Schlußbedingungen abzufassen, so wird er trotz der Zaylen-Ucbermacht der En tente-Armee nicht so bald dahin kommen. Amtsblatt für die das König!. Amtsgericht und den Stadtrat zn Frankenberg „ „ ..... Krankend»« i Sa. — Druck und «erlag von C. G.Roßberg in Frankenberg i.S«. »erantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg s-n. in Franrenoerg , thum von Eckstädt-Lichtenwalde nicht verschließt — darf s als feststehend gelten und gibt die Gewähr, daß die Reform in einem Geiste zur Durchführung kommen wird, der bei allem freiheitlichen Ausbau den Charakter unseres Landes wahren und, wir hoffens, auch den Segen für unser Sachsen land bringen wird, den ihre Befürworter von ihr erhoffen. Kultusminister Dr. D. Helstrich Gustav Beck »st aus der kommunalen Verwaltungslaufbahn hervorgegangen. Er wurde am 11. April 1854 in Gera geboren, besuchte das dortige Gymnasium und studierte in Herdelberg, Leipzig und Berlin die Rechte. Von 1885 bis 1890 war er als juristischer Hilfsarbeiter beim Rat der Stadt Dresden beschäftigt, und am 1. Oktober 1890 wählte ihn die Stadt Frankenberg (Sachsen) zum Bürgermeister. Er blieb fast fünf Jahre in diesem Amt und trat am 15. Februar 1895 als Bürger meister an die Spitze der Verwaltung der alten Bergstadt Freiberg. Nach nur anderthalb Jahren — am 17. Sep tember 1906 — wurde Beck, der sich inzwischen den Ruf eines hervorragenden tüchtigen Kommunalpolitikers erworben hatte, Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz. Schon als Bürgermeister von Freiberg war er sp die sächsische Erste Kammer berufen worden, der er auch als Repräsentant der Stadt Chemnitz weiter angehörte. In dieser Körperschaft schloß er sich der Rechten an und zeigte auch späterhin als Politiker «ine konservative Gesinnung. Im Jahre 1908 be rief König Friedrich August lll. ihn als Kultusminister nach Dresden. Das Jahr 1912 brachte dem Kultusminister schwere Kämpfe in der Zweiten Kammer durch den neuen Volksschulgesetzentwurs, der einen Zwang zur Errichtung von Fortbüdungsschulen für Mädchen und von' Hilfsschulen für geistig Schwächere vorsah. Die Kammer verlangte Unent geltlichkeit des Volksschulunterrichts, Religionsunterricht ohne Bindung an die Buchstaben der Bekenntnisformeln, Aufhe bung des Neligionseids der Lehrer und Aufrechterhaltung des Beschwerderechts der Lehrer an die Ständekammern. Ani 19. Dezember 1012 lehnte die Zweite Kammer das Volks schulgesetz mit 61 gegen 27 konservative Stimmen endgültig ab. Den Wunsch der Stadt Dresden, in ihren Mauern «ine Universität zu errichten, lehnte Kultusminister Beck in oer Antwort aut eine Anfrage des Rates der Stadt Lemzig am 13. Juli 1912 ab. ' Staatsminister Beck ist seit 22. April 1881 mit Luise Rebenstorfs verheiratet. Er ist Ehrendoktor der Theologie, Dr.-Jng. und Domherr des Domkapitels zu Meißen. Seit 1910 hat er auch die Leitung der Generaldirektion der Kgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft inne. Außerdem ist er Vorsitzender der Kommission für Geschichte der säch sischen Gesellschaft der Wissenschaften. FmanMistister Ernst von Seydewitz, geboten 1852, studierte Rechtswissenschaft und war seit 1885 RMrungsassessor im sächsischen Finanzministerium. In ziem- llch schneller Laufbahn stieg er bald zum Geheimen Finanz rat auf und wurde schließlich zum Ministerialdirektor für die dritte Abteilung (sächsische Eisenbahnen) ernannt unter Finanz- mmister von Rüger; im Jahre 1910 wurde er dessen Nach folger. Seine Bedeutung auf dem Gebiete des Verkehrs wesens wird auch außerhalb Sachsens allgemein anerkannt. Dresden, 23. 10. Sicherem Vernehmen nach tritt der Geheime Rat im Ministerium des Königlichen Hauses Kgi. Kabinettssekretär und Ordenskanzler von Baumann demnächst von seinem Posten zurück. Als seinen Nachfolger nennt man den Geheimen Hofrat in der Kgl. Generaldirektion der Hof- theater Dr. Adolph. . Em sächsisches Ministerium für Volkssürsorge n Umer diesem Titel schreibt Oberbürgermeister Dr. Külz. ' Zittau m den „Leipz. N. N.", daß der gegenwärtige Zeit punkt, in dem das ganze deutsche Volk einer sreieten und umfangreicheren Entfaltung seines inneren Lebens «ittgegen- sieht, für Sachsen der geeignete sei, durch organischen Werter- bau des Regierungsorganismus berechtigte Wünsche in einer Berkaus von Eiern in der städtischen Niederlage Freitag, den 25. d». Mt»., vormittag V-d bi, >/, 12 Uhr an dl» Bewohner de» 3. Brottartenbezkk» l gegen Nachmittag Vs3 » Vs 6 ,, » » » » 4. » /Eiermark« Nr. 29. Auf eine Marke entfällt ein Ei rum Preise von 55 Pfg. das Stück. Di» Ausweiskarre ist vorzuirgtn. Stadtrat Frankenberg, den 24. Oktober 1918. Ausgabe von R-ichsfleischkürten am Freitag, den 25. Oktober d». I»., vormittag 8 bi» 12 Uhr für den 1. Bezirk, am Sonnabend, den 26. Ottobtr d». Js.» vormittags 8 bl» 12 Uhr für den 3. Bezirk, , » » » „ , Nachmittag 2 . 6 » ,, » » l« lMsnIr» t4Z. Die auf der Rückseite der Reichefleischkarten abgedruckten Bemerkungen sind genauestens ^^Milstärurlauber erhalten ihre Reichssteischkarten nach den schon seither geltenden Grund sätzen in der ständigen LebensmittelkartenAusaabe. , , »>.- Die Aushändigung der neuen Neichsflekschkarten erfolgt nur gegen Vorzeigung der Austselskarte. Gtadtrat Srankeaberg, am 23. Oktober 1918 . — Aepfel-Berkauf in Dörrs Laden, Am Markt, Freitag, den 25. d». Mt»., an die Bewohner de« 1. Brotkartenbezirkes Nr. 561 bis Schluß auf Lebensmittelmarke Nr. 184 je 2 Pfund. Gtadtrat Frankenberg, den 24. Oktober 1918.