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— 424 — .im G". Laantwortttcha Redakteur: Srust Roßber- in Frankenberg i.V. — Druck und Lerlag von E. G. Roßberg in Frankenb«, i.G- und den Literatur keimen zu lernen, kam ihm offenbar gar n.'cht. Dreizehn von zwanzig! Wann hätte von zwanz.g Franken auch nur einer Dsetsch oder eine andere fremde Sprache gekonnt.! Äsr«m aer veutlcbe sngeblicb ^isnrSlilcb lern» Unsere Feinde haben einen neuen unwiderleglichen Be weis für unsere schon weit vor Kriegsausbruch zurückliegen, den „Angriffsabsichten" gesunden! Wir Haden Nämlich Litemlur „Hier Zensur — wer dort?" Unter diesem Titel gibt der bekannte Literarhistoriker Prof. Dr. Houben im Der« lag F. A. Brockhaus in Leipzig soeben eine Geschichte der Zensur heraus (M. 3.60, geb. M. 5.—).') Das Büchlein bietet in Form von scharfgeprägten Anekdoten farbenlustkg« Miniaturbilder und ernsthaft-schwarze Schattenrisse aus der „guten alten Zeit" — reizende Arabesken zu einem viel- berufenen Tert des Tages oder, wie der Verfasser sagt-. „Antworten von gestern auf Fragen von heute". Das Um- schlagbild zeichnete Th. Th. Heine. ') Zu beziehen durch C. E. Roßberg, Buchhandlung. vermischter " Wsde gebt der Feimd Misere Heeresberichte wieder. An der deutschen Presse wurde letzter Zelt des öfteren dar auf hingewiesen, daß man den feindlichen Heeresberichten nur mit großem Mißtrauen gegenübertreten darf. Die En tente weiß, daß die deutschen Zeitungen di« feindlichen Be richte ohne jede Kürzuüg und meist ohne besonderen Kom mentar wiederLeben. Natürlich ist es so der Entente möglich, durch geschickte Aufmachung, durch klebertreiben und Ver herrlichung ihrer Erfolge aus 'die Stimmung m Deutschland einzuwirken. Die Absicht, das Vertrauen zu den deutschen Berichten im Inland zu erschüttern, ist deutlich genug. Die Ententepresse verfährt nicht gleichermaßen mit den deutschen Berichten wie wir mit den ihrigen. Sie verfolgt das Prinzip, deutsche Erf^ge entweder ganz zu verschweigen oder wenigstens zu verkleinern. Dem Anschein nach werden zwar die deut schen Originalberichte wiedergegeben, in Wirklichkeit aber sind es nur Teile, entstellte Bruchstücke der deutschen Berichte. Durch Streichung und geschickte Umstellung werden sie so frisiert, daß schließlich ein Ententeerfolg herauszulesen ist. So werden in der englischen Presse grundsätzlich die An gaben über unsere Fliegererfolgr weggelassen, wie z. B. die Nachricht, daß aus einem gegen unser Heimatgebiet anflie- genden Geschwader fünf Flugzeuge, abgeschossen wurden, voll ständig unterdrückt war. „Daily Mail", „Manchester Guar dian", „Daily News" und „Daily Chronicle" geben die Heeresberichte wohl wieder, aber stets mehr oder weniger gekürzt und umgearbeitet. Unsere Berichte vom 21., 22. 23. August (sie betreffen siegreiche Abwehrkämpfe und melden außerordentlich hohe Abschüsse von Tanks) fehlten in der „Daily News", „Daily Chronicle", „Daily Telegraph" und anderen vollkommen. Dse französische Presse behandelt den deutschen Heeresbericht ähnlich. Er wird nur auszugsweise wiedergegeben, in verschiedenen großen Blättern überhaupt nicht gebracht. In den italienischen Zeitungen wird der Be richt von den Hauptblättern nur mit Kürzungen, besonders unter Auslassung von Gefangenen- und Beuttjahlen wieder- gegeben. mindestens noch" — er tarierte — „ein Jahr," vollendete er triumphierend. „Für mich brauchst du also das Geld diesmal nicht aufzuwenden, und da möchte ich dich bitten, Herpich bitten, für die hundert Mark doch Kriegsanleihe zu zeichnen!" So, jetzt war die schwere Frage heraus, erwar tungsvoll, gespannt, guckte er Hsm Onkel in dir Augen. — —. „Hm, also Kriegsanleihe soll ich zeichnen. Und wenn du nun den Winter über keine neue Jacke bekommst und frieren mußt?" Ern kurzes Ueberlegen. „Dann laus« ich immer ganz schnell auf der Straße, daß ich wieder in Mutter warmes Stübchen komme. Und wenn ich schon ein bißchen friere, un seren Soldaten draußen ist auch nicht immer warm — und die haben nicht eine so mollige Stube." Länger, als es dem kleinen Hans eigentlich lieb war, ruhte der Blick des Onkels auf ihm. „So," fragte er, noch etwas mißtrauisch: „Der Lehrer hat dich wohl zu mir ge schickt?" ' „Nein, als er dre Zerchnungsscheme verteilte, um die sich die' Jungen gerissen haben, wollte er mir keinen geben, weil ... er wohl weiß, daß Mutter, so gern sie möchte, nicht i» der Lage ist, etwas zu geben." „Bei einem solchen Bittsteller bleibt mir ja gar nichts anderes übrig." Mit spitzbübischem Lächeln nahm er dem Kleinen den Schein aus der Hand, drehte die Schreibtisch- > lampe an und ließ sich nieder. Eilig hatte sich der kleine Hans an seine Seite postiert und ließ keine Bewegung des Onkels aus den Augen. Him mel, der Onkel verschrieb sich ja, und er hatte nur einen Schein? In der geriffelten Reihe, in der der Betrag "in Worten auszufüllen war, fing er mit einem T an? Was war denn das? Aber nein, das war ja gar nicht möglich? Tausend Mark zeichnete der Onkel? Ihm wurde ganz wir belig km Kopse. Das hatte e r doch durch seine Bitte er reicht! Er hatte dem Vaterlande tausend Mark verschafft! Er konnte sich nicht mehr anders helfen. Mit einem kühnen Sprung setzte er seinem Onkel auf den Schoß, und wupp, drückte er ihm einen schallenden Kuß auf die Backe. „Wie danke ich dir, liebster Onkel, bester Onkel," jubilierte es dem Verdutzten um die Ohren. Lachend erhob er sich. „Du bringst mich ja ganz außer Atem, du Teufelskerl. Also, nun sieh nur zu, daß du deinen Schein heil nach Hanse bekommst. Also hier, gut verwahrt! Außerdem darf ich dein warmes, patriotisches Herzchen doch nicht frieren lassen" — ein wohlwollender Klaps begleitete diese Worte —, hier der Umschlag für die Mutter, sag ihr, daß du erst recht einen -warmen Rock verdient hast. Und morgen nachmittag kommst du mit ihr zum Kaffee zu mir, und dann wünsche ich," sein Ton nahm eine gemachte Strenge an, „daß du dich von jetzt ab mal etwas häufiger sehen läßt." Gewissenhaft verstaute der kleine Hans seine kostbaren Schätze in der Tasche und sprang — hopste — Gehen war in der Freude doch ganz unmöglich — die Treppe hinab. Ach, wenn er doch nur erst zu Hause wäre — wenn es doch erst morgen früh wäre — tausend Mark — für die Kriegs anleihe! — dem Lehrer erzählen — die Freude! — ihm war ganz wirbelig. Nachhorchend stand sein Onkel am Fenster! Beschämend war es doch, sich von solch einem Bürschchen an seine Pflichten erinnern fassen zu müssen. Na, Gott sei dank, es war ja noch nicht zu spät. Morgen würde er sofort zu seinem Bankier gehen., Nun konnte er ja bei der „neunten" nachholen, was er bei der achten" versäumt hat. Morgen nachmittag lam ja der Kleine wieder. Zu famos, mit welch kleinen Sachen so ein Kind zu erfreuen war. Verstohlen fuhr er mit der Hand nochmals über die Backe. Gott sei dank, er kam ja wieder, sie würden sich sicher noch verstehen lernen. — Ge dankenvoll malte,er eine große Neun auf seinen Notizblock — einen Schnörkel nach dem anderen daran. Die „Neunte", j» die war der Anlaß gewesen . . . Französisch gelernt! Das kann doch nur geschehen sein, um Frankreich zu überfallen. Von glaubwürdiger Seite wird uns folgendes berichtet: In einem französischen Gefangenen- lager werden eines Tages zwanzig deutsche Gefangene zu sammengerufen. Ein französischer Offizier richtet so wohl oder übel, wie er es eben kann, auf deutsch die Frag« an sie, wer von ihnen Französisch köime. Dreizehn der deut schen Gefangenen treten hervor. Don zwanzig nicht weniger als dreizehn — immerhin ein anständiger Prozentsatz. Der französische Offizier findet denn auch nicht gleich die Sprache wieder, sondern tauscht zunächst Blicke des Erstaunens und schnellen Einverständnisses mit seinen Kameraden. Darauf wenhet er sich empört an dir deutschen Gefangenen sagt: „Da sieht man also, wie die Boches sich auf Krieg vorbereitet haben!" Der Gedanke, daß wir fremde Sprachen lernen, unsere Bildung zu vertiefen und fremde Völker und ihre Lk'LI-