Volltext Seite (XML)
Ar. 102 Sonntag de« 29. September 1918 KM Einst kommt "ihr alle, alle noch zu Sinnen, nach Sonnen greifen seine starken Hände, und seine Jugend, seine Feuerbrände lassen das Md ins blaue Meer zerrinne«. Die Stunde schlägt, ein Ton mit Flammenaugen, und Schätze schlummern noch in seiner Seel«, Erlöser wird er eurer Schuld und Fehle und Menschen schasst er, die zum Leben taugen. O Flügel, Flügel, ungeahntes Leben, dem Werb zu schlagen immerdar die Schanze, And tausend Blüten schlingen sich zum Kranz«, . laßt frei und stolz.zu Gottes Schoß ihn streben. Singe frei dich, meine Seete Gedicht von Rudolf Boigt, Frankenberg Sa. Ich hasse jene würdevollen Geister, die jedes Wörtlern aus die Wage legen, ich bin mit meiner Kraft und meinen Schläge» mir selbst genug, Gebieter mir und Meister. Erbärmliche, die überall sich beuge«, dir andren Willen gleich sich unterschieben, ich bin gewohnt, das Reich mir selbst zu zeugen, zu hassen das, was jene andern lieben. Was scher ich mich um eure Angstgesänge, was kümmern mich die kleinlichen Beschwerden, mich drängt, zu streu'n in eure Daseinseng« Sonnen und Sterne unsrer heißen Erde. Denn sie ist gut, ihr kleinlichen Gesichte, esn reicher Hintmel, köstliches Verschwenden, und immer wieder sollen die Gedichte < laut jubeln wild in roten Feuerbränden.» Ich hasse euch mit euren Angstgebärden, «Uch, die ihr ohne Urteil, ohne Willen, euch ist es.Wahn, das selige Erfüllen, An jeder Mensch ist Gottessohn aus Erden. Entsetzt schlagt ihr die Hände schon zusammen und wünscht, in eure Gossen mich zu treten, ihr kennt ihn schlecht, 'den flammenden Portes sein eigner Gott nur könnte ihn verdammen- Und immer wieder sucht ihr neue Wege, die Angst steht euch dabei auf dem Gesichte, ich flamme weiter jubelnde Gedichte, die Fäuste schlagen weiter ihre Schläge. Ihr. tuschelt schamlos hinter meinem Rücken, so frei, so sinnlich, habt ihr sie gelesen, nun denn, mit euern feigen, niedren Späßen den Pöbel könnt ihr nur damit beglücken. lieber stuck. Voigts.Wmcncke Zednlucdl" Von Professor Mar Pilz. Ein Mitglied des Chemnitzer Stadttheatsrs, das ver wandt ist mit dem Dichter .Richard Dehmel, hat diesen vor einiger Zeit besucht. Im Lause des Gesprächs fragte der Dichter freudig erregt: „Kennst Du denn auch die „Frühlingsfackel'.' von Rudolf Voigt?" Und seinen Besuch besonders auf das Gedicht „Die Geburt" hinweisend, fügte er hinzu: „Wenn er so weiter macht, dann wird etwas aus ihm." Und er macht so weiter: das dürfen wir getrost behaupten angesichts seines zweiten Eedichtbandes, der unter dem Titel: „Blutende Sehnsucht" vor uns liegt. Wir wollen einen Gang machen über diese bunte Wiese, aus der des Dichters schöpferische Phantasie herrliche Blumen hervorgezau bert hat. Hie und da werden wir stehen bleiben, um uns an dem Dufte der köstlichsten Blüten zu erfreuen und zu berauschen. , Mit welch' sinniger Liebe und Dankbarkeit der junge Dichter an der hängt, die ihn geboren, zeigt uns das Gedicht „Meiner Mutier". Aus den Kämpfen, die der Achtzehn- jährig« bei dem stürmischen Emporsichringen seiner leidem schastlichen Seele zu bestehen hat, flüchtet er sich ans Herz der Mutter, und so nimmt alles, Ivas er an Gefühlen in seinen Dichtungen auLströmt, seinen Ausgang von der Liebe zur Der Reine wird Zur Wehr' sich schon euch setz«, - und andre Meinung frei und stolz bekennen. Wie dürft ihr Frevler Reinheit Sünde nennen «nd eure Lust auf seine Seele Hetzen. Erbärmliche, die in dem Feuerschlage« der Verse ihre eignen Lüste wittern, Erbärmliche, die seine Kraft zersplittern And nicht den neuen Frühling fühlen tage«. Bei euch ist Laster Seligkeit und. Lieb«, die Brünste müßt ihr Schwächlichen verhehlen, er ab« tanzt in sonnenhellen Sälen, jubelt der Wett die jung« Pein und Trieb«. Fühlt ihr denn nicht, er will die Welt begnade«, in alle Herzen will er Sonne bringen, in tausend Sterne seine Seele schwingen «nd schreÄen auf noch nie beschrittnen Pfaden. Philisterwege sind ihm Furcht und Grauen, Eespenster hocken dort an allen Ecken, die ihre Qualen mühesam verstecken, er wrll sich seine eignen Wege bauen. Mutter, bei der er immer Verständnis gefunden. Don dt aus gleitet er wie "von selbst hinüber zu d«r Lieb« zum Mädchen, wfe er sie uns in einigen seiner Gedichte so er greifend und in so glühender Sprach« nahe zu bringen weiß. Wenn es noch irgendeinen Zweifel an der Reinheit seiner Gedanken gäbe, bor.diesem Jneinanderfließen, vor d ie s em Zusammenhang müßte er Halt machen. Aber des Dichters Seele drängt weiter hinaus — hinaus in die Wett. Mit seiner „Frühlingsfackel" suchte und fand er „Freunde", gleich glühende wie er selbst. Ihnen soll die „Blutende Sehnsucht" ein Lied singen von dem Ringen nach Freiheit und Erlösung vom ewig Gestrigen, nach Schönheit und Rein heit, ein Lied von dem „ewigen Sehnen von Lab« zu Liebe". Aber auch beim Becher klang im Kreise der Freunde läßt er - sre nicht los, „die Hände der Mutter, die Hände der Liebsten". Mutter, Liebste, Freund« welch' schöner Dreiklang! Es lebe das Leben! so Lingt es berauschend durch das Gedicht „Freunde" hindurch Wer so ans Leben glaubt, der muß es auch für unzerstörbar halten. Das führt pns zu dem. Gedichte: „Auferstehung". Richard Dehmel hingegeben. Ich möchte es als das-am genialsten empfundenes«; ganzen Buches bezeichnen: es weist entschieden einen Fortschritt auf, ein Aufwärts in der Entwicklung Rud. Voigts und erfüllt damit hie Erwartung, die Dehmel an das Gedicht „Die Ge burt" in der „Frühlingsfackel" geknüpft hat. Welch' «in« Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt