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__ 420 — Nebel nicht arbeiten zu können. „Es mutz gehen", sagt ihm der Vorgesetzte. „Der Nebel ist zu dicht, Herr Leutnant." Brieftauben- und Meldehunde waren damals noch nicht vorhanden, und so blieb denn als einziges und letztes Nach richtenmittel unsere Funkerstation. ' * „Haben Sie noch Verbindung nach rückwärts?" ruft der Offizier vom Grabendienst in den Funkenstollen hinunter. „Jawohl, Herr Leutnant", antwortet Ihm der Station--, Unteroffizier. „Fördern Sie Sperrfeuer an!" Schon rasselt das Tretrad, und das Sperrfruersignal wird einige Minuten lang mit voller Energie in die Welt hinaus gefunkt. Die elek trischen Wellen tragen das Sperrfeuersignal zu den bei den Batterien aufgebauten Empfangsstationen, und einige Sei- kunden spater setzt auch unsere Artillerie mit ganzssr Stärke ein. Etwas beruhigen sich schon die Gemüter. Nun noch die Meldung durch, Latz sofort Verstärkung notwendig. 'Die Gegenstation ist angrrufen. Mit der Hand" das Telefon noch § fester andrückend, damit er oei der Aufnahme der feinen Töne nicht zu sehr durch das Getöse von draußen gestört wird, > sitzt der Hörer vor dem StationstM. Die Gegenstation s meldet sich, doch plötzlich springt der Funker auf mit dem Ausruf: „Ich höre nichts mehr," Alles wird versucht, die vier Reserveantennen angeschlossen, doch der Empfang bleibt aus. Sollen die Antennen etwa schon zerschossen sein? Alles heraus^ Antennen Nachsehen!" schreit der Unteroffizier und eilt die Stufen hinan. Es mutz alles schnell gehen,'sonst ist die Stellung verloren, denn die anderen Nachrichtenmittel können nicht arbeiten, und für einen Meldegänger ist der Weg zum Regiment zu weit, er würde durch das Sperr feuer auch schwerlich durchkommen. ! Nach vieler Müh: gelingt es, trotz der ringsum eln- schlagenden Granaten die Antennen zu flicken bezw. Lurch neue zu ersetzen, und die Meldung wird nach rückwärts zum Re gimentsstab befördert. 'Kurze Zeit darauf kann der Stations führer dem Stabe die Meldung bringen, datz Verstärkung unterwegs ist. Sie traf noch rechtzeitig ein, und der feindliche Angriff wurde zum Stehen gebracht, mancher aus Todesnot gerettet und vdr qualvoller Gefangenschaft bewahrt, und das war, wie an vielen anderen Stellen, unseren Funkern zu ver danken. (Aus der „Kriegszeitung der 1. Armee".) Wenn man r« gut auMniig lenit Aus Rinteln schreibt man uns: Durch den Tod eines Enkels des Amtmanns Martin Herzog wird wieder eine Begebenheit lebendig, dir sich gelegentlich des ersten' Besuches'des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel nach seiner Verbannung durch die französische Fremdherrschaft in seinem Schaumburger Lande im Jahre 1314 ereignete und den Betei.igten damals vielen Verdruß machte. Die Graf schaft Schaumburg war von 'jeher einer der beliebtesten Lan- sestsile hes Kurfürsten; so war es denn erklärlich, daß diesem Ländchen einer seiner ersten Besuche nach der Heimkehr in - das Land seiner Väter galt und daß ganz Schaumburg Lie größten Vorbereitungen für einen würdigen Empfang des Kurfürste'n traf. Auf der Grenze des hessisch-hannover schen Landes war ein Ehrenbogen errichtet worden, den man derart mit Grün und Blumen überladen hatte, daß er jeden Augenblick unter der Last dieses Aufputzes zusamchsn- zuftürzen drohte. Der Amtmann Les Erenzstädtchens wollte es sich nicht nehmen lassen, den Landesvater gebührend zu begrüßen; mit Hilfe seines Sohnes, der eigens von Ler Landesum'oersität Marburg nach Hause berufen worden war, um hier dem Vater bei der Ausarbeitung einer geziemenden Ansprache behilflich zu sein, wurde etwas geradezu hinreißend Schwungvolles aufgesetzt. Leider hatte nun der Sohn, ein junger Studios der Rechte, dem Vater «inen derartigen Schwulst von lateinischen Fremdworten in die an und für sich schon lange Rede hineingezwickt, daß der Alte mcht weniger denn sieben Tage an dieser „vermaledeiten". Kur fürstenansprache voller Emsigkeit gelernt hatte, ohne sie seinem Geiste völlig zu vermitteln, der gute Mann verstand nämlich gar nicht das, was der Sohn ihm ausgearbeitet Halle. Aber sein Ehrgeiz lreß ihn nicht rasten, endlich war er so weit, datz er die Rede in Freundeskreisen wie am Schnürchen herunterrasseln konnte. Jetzt kam der große Augenblick in seinem Leben. Der Kurfürst in seiner mit den berühmten sechs Isabellen bespannten Galakutschr kam dahergejagt und Verantwortlicher Ziedotteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i.B. hielt genau unter dem blumenüberladenLn Ehrenbogen. Beim Anblick des Kurfürsten war der gute Amtmann nun völlig ratlos. Er begann seine Rede stockend und stotternd: „Nach sieben traurigen Jahren . . .", nun kam bereits eines der verflirten Fremdworts, die ihm nicht so geläufig waren und das ihm just in diesem Augenblick auch nicht einfallen wollte; elend blieb er daher stecken. Der Kurfürst, der wohl wußte, datz .er auf die Zeit seiner Verbannung durch den König Jerome anspielen wollte, bemühte sich, dem Amtmann an der Patsche zu helfen, und in seiner leutseligen Art sagte er: „Jawohl, nach sieben traurigen Jahren" .... Da fiel nun der Amtmann wieder ein und begann von vorn: Nach sieben trauriges Jahren . . .", indessen das Unheil wollte, datz et über Lie sieben dürren Jahre Aegyptens nicht hinaus kommen konnte, denn abermals saß er fest. Der Kurfürst, der wohl die immer wachsende Verlegenheit des Amtmanns merkte, wollte ^un der ganzen Begrüßung eine andere Rich tung geben, zumal die Pferde anfingen, die duftigen Blumen und Kräuter des Ehrenbogens als Leckerbissen zu betrachten und derart an dem Krautgewinde zerrten, daß der Ehren bogen, -unter dem der Kurfürst hielt, bedenklich zu wackeln begann:' „Wer sind Sie?" ^Untertänigst aufzuwarten, der Amtmann Sebold," entgegnete Lieser, und fing nun wieder von vorne an: „Nach sieben traurigen Jahren. . .", als eine Bauer dazwischen schrie: „Min Eod, Herr Amtmann, .de Pääre (Pferde) Habben Len Ehrenbogen ummesmedden!" „Alle Wetter, Johann " rief der Kurfürst seinem Kutscher zu, „fahre zu, sonst bricht das achte traurige Jahr heute an!" Der Kutscher Hieb auf die Rosse, die eben noch schnell genug anzogen, um den Kurfürsten aus der Lebensgefahr zu retten und die „sieben traurigen Jahre" des Amtmanns Sebold bedeckte-Ler einstürzende Ehrenbogen. Wie die Fama berichtet, soll der wütende Herr Amtmann seinem gelehrten Sohn für die „fremdwortgespickte Rede", Lie ihm jene Verlegenheit gebracht hatte, ein paar tüchtige Maulschellen gegeben haben, er selbst gab die Amtmannsstellung auf, denn er hatte das Geuze und Geranne satt, das ihn immer und immer wieder an Lie total veruiiglückte Begrüßung des Landesfürsten er innerte, die ihm Spott und Hohn, anstatt des ersehnten Ordens eingetragen hatte. Vermischtes , * Mavieroreis«. Wer üch heutzutage ein Klavier kaufe« will, muß bald schon zu den Kriegsgewinnlern gehören, denn die Preise für Instrumente sind über alles Maß emporgeschnellt. Für einen Flügel, den man vor drei Jahren mit !800 Mark bezahlte, werden jetzt 800V Mark geboten, äbgespielte Pianinos gehen zu Phantasiepreisen fort, ja selbst uralte Tafelklaviere -kommen wieder zu Ehren und sind eine gar gesuchte Ware.. Es hat den Anschein, als ob unter Neichgewordenen ein edler Wettstreit in der Tonkunst entbrannt sei, oder ob es zum gu en Ton gehöre, auch ein Klavier zu besitzen, wenn mans auch nicht spielen kann. Wer aber darauf angewiesen ist, sich ein Instrument zu mieten, der muß ebenfalls tief in den Beutel greifen. Vttlatur " Handbuch des guten Tones und der feinen Sri« von Konstanze von Franken. 2ö. verbesserte Auflage. 324 Seiten. Preis vornehm gebunden 4.75 M. ^Mar Hesses Verlag, Berlin W. 15. Vorrätig in der Buchhandlung von E. G. Roßberg. Von all den zahlreichen Büchern Ler gleichen Art ist uns keines bekannt, das so viele Vorzüge in sich vereinigt wir gerade dieses. Es ist geschmackvoll und vornehm ausgestattet, behandelt seinen Stoff mustergültig und erschöpfend und ist äußerst billig. Nichts von blut leeren, steifen Förmlichkeiten, überall geht Verfeinerung der äußeren Form mit innerer Veredlung, stets Höflichkeit mit Herzlichkeit Hand in Hand. 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