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8« Ihnen zu d«m Porträt so lange gesessen, und nach ein« nicht lang« hört« sie auch klingeln. Lori öffnete ihm, sie j liebte ihn^ja so zärtlich, den grossen Bruder, der immer etwas ! Mr kurzen Pause' wollen 'Sie mich schon wieder malen, für sie in ^er Tasche hatte, «in Bild, Bonbons oder sonst . Lb es kein anderes Modell gäbe! Und ich bm so schwach fur^e rn oer ' I nachgiebig!" Lächelnd bog sie den Kops zuruck und saf „ al» i l Besuch. Zweites Kapitel HL Ss Uv! ZN Z LZ <2^ „ , so schwach und nachgiebig!" Lächelnd bog sie den Kopf zurück und sah ihn mit kokettem Blick an. „Sagen Sie selbst, Ottokar, biu ich nicht bewundernswürdig, daß ich — —" die weißen Schultern, umwogt« — es war fast zu schwer für das schmale, feine Köpfchen mit den unregelmäßigen, pikante« Zügen und mit dem blütenweißen Teint der Rothaarigen. Das Phantasiegewand aus weicher, weißer Seide hatte sie lose unter der Brust gegürtet und reich mit blühendem Mohn geschmückt; die nackten, kinderkleinen Füße steckten tu Sandalen. Einen überaus kindlichen, beinahe unfertigen Ein- druck machte Lella Flotmann — aber ihre Augen standen damit in Widerspruch, diese seltsamen, großen, graugrünen Augen, deren Blick so gar nichts Harmloses mehr hatte; grausame, kalte Frauenaugen^waren es, die genau die Wir kungen eines koketten Spieles abschätzen konnten. Er war ihr gefolgt, kniete vor ihr und legte sein Gesicht auf ihre Hände. Alles veitzessr ich — um dich, du Hold« . — mein Leben, meins Kunst — —" und — ihre — Frau, Ottokar?" fragte; sie lässig, während ihre Hände in seinem weichen lockigen Haar spielten. Grell wie ein« scharfe Dissonanz klang dies« Frag« In di« schwüle Stimmung hinein. Er zuckte zusammen, wollte aufspring«n. LZ -Z -L--LLL KZ--SL Ls Z seLLs «-«»Ls „immer, Lella, immer sind Sie bewunderungswürdig!" Er -kniet« neben ihr und griff nach ihren winzigen, weiße» Händen und drückte seine Lippen darauf, „und deshalb auch fehlt mir di« Stimmung zum Arbeiten, die Kraft — weil ich nur schauen und bewundern muß — Sie entzog ihm die Hand und streifte seine Wang« mit kosendem Schlag. Sie schüttelt« ein wenig den Kopf. „Was seid ihr Künstler doch Mr exaltierte Menschen! Und glau ben kann 'man euch doch nie! Wie «ure Stimmungen, wech- selt ihr eure Ansichten — was ihr heute .in den Himmel hebt, verwerft ihr morgen!" „Lella, glauben Sie mir es doch' —! Si« sind >da» schönste Weib, das ich je gesehen!" rief er, „und weil nicht allein meine Augen, mein Verstand, sondern auch mein Herz bei meiner Arbeit sind, deshalb eben wird es mir so schwer, bin ich so unzufrieden mit mir — neben Ihrer strahlenden Persönlichkeit wirkt alles stümperhaft, unvollkommen." „Es liegt an mjr, Ottokar." ' - „Pein, nein! Sie sind unvergleichlich! Aber entmt»- tigt bin ich, wenn ich Sie sehe und dann vergleiche mit dem, was ich geschaffen! An meinem Können muß ich zweifeln — ins Feuer möcht' ich es werfen." „Gut, daß''jetzt keins brennt!" spöttelte sie. „Lella, Sie sjnd grausam, herzlos " und was noch?" Mit einem schrägen Blick sah si« nach ihm hin, während ihre Hände mit der roten Mohn- ranke spielten, die sie lässig über Schulter und Brust gelegt. Ein unbestimmtes' Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. Sie war berückend, und ihr Reiz wirkte mächtig auf ihn. Er konnte ihr nicht Miederstehen; fest umschlang er sie uird suchte ihren Mund mit durstigen Küssen. Sie duldet« sein« Liebkosungen einige Augenblicke, dann ober stieß sie ibn heftig zurück. „Was fällt Ihnen ein, Ottokar?" zürnte sie, rafft« ihr Kleid zusammen und sprang vom Diwan. „Das ist gegen die Abrede Sie dürfen mich wohl malen, aber Sie dürfen mich nicht küssen — Sie' sind sehr zudringlich, mein Lieber! Sie mißbrauchen Ihr« Hausherrnrechte." Er sah wohl, Latz ihr Schmollen nicht ernst gemeint war, darum näherte er sich ihr von neuem, faßte nach ihren Händen, di« er mit seiner Recht«» festhielt, und mit d«r Linken preßte er die zarte Mädchengestalt an sich, daß si« sich nicht rühren konnte. Mit geschlossenen Augen hörte sie seine Liebesworte, di« er ihr leidenschaftlich zuflüstert«, doch als er sie jetzt wieder küssen wollte, entwand sie sich ihm geschickt und flüchten hinter den Diwan. „Nein Ottokar, Sie vergessen —" „— alles, alles vergesse ich, wenn ich dich sehe!" mur melte er und verschlang si« fast mit feinen Blicken. Schwerlich gab es wohl auch etwas Lieblicheres, ak das schlanke, zierliche Persönchen vor ihm im Schmuck sein«» gelösten Haares, das in rotgoldener Pracht den zarten Hals, Wie immer faß Frau Maria bei ihrem Jungen und ließ s sich seine Schulerlebniss« erzählen. „Hast du Aerger gehabt, Mütter, öder ist dir sonst .! etwas Unangenehmes passiert?" fragte er plötzlich. Sie nickte. Er sah, sie an und zeigte dann zögernd «in Zeitungs-. blatt, das er aus einem seiner Schulbücher nahm. „Hängt das vielleicht hiermit zusammen mit dem Vater ? Zufällig ist mir beim Buchhändler ein Buch darin einge- wickelt worden — willst du es lesen? Mein Blick fiel auf unsern Namen " Und sie las unter den Kunstnachrichten — viel bemerkt wurde das Porträt, der jungen, schönen ' Eräfiä Lella Flotmann von Ottokar von Allwörden, deren pikanten Reiz der Künstler recht gut genoffen hat —" und nun folgte eine ausführliche Schilderung seiner künstlerischen Qualitäten; dann hieß es weiter, „man habe früher kaum Viesen Namen gehört, doch werde man ihn sich für dis Folge merken müssen; in der Stille scheine sich da «in Talent entwickelt ^u haben, auf dessen weitere Gaben man gespannt sein dürfe. 'Der Künstler habe, wie man hört, mit widrigen Familienverhältnissen zu kämpfen gehabt, die ferne Schaffenskraft viele Jahre lahmgelegt hatten —" „Das sind wir, Muttert" sagte er, indem er auf die Worte „widrige Familienverhältnisse" deutete, und sein hüb sches, offenes Knabengesicht bekam einen frühreifen und trotzt- ! gen Ausdruck. Er streichelte ihre zitternden Hände, ihre § blassen Wangen; er wußte ja, wie jene Nachricht die Mutter i kränken mutzte! Danach schien der Vater ja ganz gesund-— i wenn er schöne Frauen malte, deren Bilder auf Ausstellungen geschickt wurden! Und trotzdem kümmerte er sich nicht, um seine Familie, der er schon seit beinahe zwei Jahren fern! Kurz vor seiner Konfirmation hatte ihm dir Mutter ge sagt, welche Sorgen sie bedrückten; denn er hatte wohl ge fühlt, datz sie litt, und verständnisvoll hatte er ausgenommen, - was sie ihm anvertraut, aus welcher hochgeborenen Familie der Vater stammte. Frau Maria nannte sich ja schon seit Jahren einfach Frau Allwörden; ein tonenher Grafentitel wäre nur ein Hohn für die dürftigen Verhältnisse gewesen,'; in denen sie lebt«! ! „Er braucht mich nicht mehr!" flüsterte sie, und ihre - Augen trübten sich, „jetzt, da er berühmt wird! Und wie hab' s ich ihn früher ermutigt, wenn ihn die Verzweiflung über ausbleibende Anerkennung, über strenge Tadelsäußerungen packte " Und nun, da der Erfolg kam, schwieg er — — — warf sie bei Seite — —. ; Sie sah nach dem Datum der Zeitung — Es war drei Wochen zurück — — dnd dann hatte er den Bruder g«- schickt, daß er das lästig gewordene Band lös«! Aber so leicht sollte ihm das nicht werden. „Weißt du Mutter, wir schicken Vater diese Zeitung - und schreiben, datz ! „Nein, Erich! Wir schreiben nicht. Wir fahren selbst Lengefeld. Und du sollst auch wissen, was man un; n will!" Und sie erzählte dem Sohne von Rüdiger Allwördens Verdrietzlich warf der elegante, schöne Mann im braunen Eamtjäckett und fliegender, pastellblauer Künstlerkrawatte d«n Pinsel weg und wandte der Staffelei, auf der ein halb fertiges Bild stand, den Rücken. . „Es geht heute nicht, Lella, beim besten Willen nicht! Das Regenwetter nimmt einem ja jede Stimmung." Ein silbernes Lachen war die Antwort. Laut und hell klang es durch den großen, mit raffiniertem Lurus ausge- ßatteten Raum,^ der mehr einem Damenboudoir, als einem Atelier glich, von welchem es sich nur durch die Größe unter schied. Inmitten stand ein mit vielen Kissen belegter Diwan, auf dem halb sitzend, halb liegend «in junges Mädchen in weißem, golddurchwirkten und mir Blumen geschmückten phan tastischem Gewände ruhtß. „Ah, Sie S1imm«gsmensch, Sie! Wann wird einmal das für Ihre Stimmrmg passende Wetter eintreten? Vorige Woche, als die Sonne schien und der Himmel in lockender Bläu» lachte, da war es auch nichts — und mein« Geduld wird aus eine immer größer« Prob« gestellt! Erst hab ich