Volltext Seite (XML)
dm V. HKLoöer 1S18 M. 1V5 (Oberlauf. Dorfztg.) Pastor Lic. throl. Schuster. Copyright 1913 by ihn NSMUWWWSWWVWM! von ihre O nichts von alledem! Zur Siegfriedzone, Datz er das Blut der deutschen 'Streiter schone, Hat Hindenburg das Heer geführt, der Meister. Das macht euch bangen? O ihr kleinen Geister! Greiner L Co., Berlin W. 30. Nachd^ck verboten an, als habe sie ihn nicht recht ver- Sinnen?" rief sic keuchend, und unwill- und diese unsere Gesetzesunkenntnis benutzt man jetzt nach fünfzehn Jahren "dazu, uns zu trennen? Benutzt fie als Machtmittel, als Drohung, mich Ihren Wünschen gefügiA zu machen? Oh, pfui über diese Schändlichkeit! Damit kann mein Mann doch unmöglich einverstanden sein! Was sagt denn er dazu? Sprechen Sie aber die Wahrheit, Graf Allwörden!" ries sie fast drohend. Er zögerte mit der Antwort; er schämte sich für seinen Bruder — denn seine Wort« würden der atemlos lauschenden Frau den Todesstoß versetzen. „ Habt ihr denn undankbar so ganz vergessen Der Wunderhife Gottes unermessen, Die euch bisher in vier gewalt'gen Jahren Don ihm, dem höchsten Retter, widerfahren? Wollt ihr jetzt mutlos über Leiden klagen, Die Laft des Kriegs nicht länger still ertragen? O hütet euch vor jener schweren Sünde, Daß Gott euch schwach, der Hilfe wert nicht finde! Laßt wiederum den alten Geist doch fluten, Entflammet ihn zu hohen, heil'gen Gluten! Ein,'Volk, das glaubt und ausharrt bis zum Ende, Sieht über sich gebreitet Gottes Hände! Sie starrte standen. „Sind Sie kürlich hob sich „Dazu hab ich ihm nie Veranlassung gegeben — und auch in diesem Fall — es liegt anders als Sie denken. Sie ver kennen mich, gnädige Frau!" Er griff nach seinem Hut. „Mein Auftrag ist zu End«. Wenn Sie diese Schriftstücke geprüft haben, werden Si« finden, daß man Ihnen kein Unrecht zufügen will," er verneigte sich. „Nein, wahrhaftig nicht — —! Nur —" Sie brach kurz ab, preßt« die Lippen Irufeinander und achtete nicht auf seinen Abschiedsgruß. Düster starrte sie, vor sich hin. Sie wußte wohl kaum, daß er das Zimm«r verlassen, daß fie allein' war, die Gedanken jagten sich in ihrem Kopf, der das Schwer« nicht zu fassen vermocht«, das da so jäh, so unvermit telt über sie hereingebrochen war. And dann raffte sie sich auf; si« hatte ja keine Zeil, sich jetzt ihren Grübeleien hinzugeben. Es war gleich fünf Uhr. Ihr Sohn mußte bald aus der Schule da sein, aus der er immer mir einem gesegneten Appetit hrimkam. Sic Sstie; IMcke über mm Älein deutsches Volk, ich kenne dich nicht wieder. Was drückt mit einem Mal dich so danieder? Stehst du erschüttert unter einem Schlage Des Gottesurteils einer Niederlage? Hat Gott den Saaten kein« Frucht gegeben? Fehlt deinen Kindern, was da not zum Leben? Sahst du gar, sengend in den deutschen Gauen, Den Feind im Land und Schrecken rings und Grauen? Tie PlllwÄdeus Roman von Fr. Lehne Hand, wie um sich durch einen Schlag für diese schmachvolle Verdächtigung zu rächen. „Ihre Ehe ist ungültig von Anfang an gewesen, da Sie als Oesterreicherin ohne die Einwilligung Ihrer Eltern vor Ihrer Mündigkeit im Ausland geheiratet haben. ,Sie mögen ja in gutem Glauben gewesen fein — — doch diese Papiere hier werden Sie eines anderen belehren." Er legte einige Schriftstücke vor sie hin, die sie mit bebenden Händen beiseite schob. Sie neigte sich gegen ihn, und ihre Augen bohrten sich förmlich in sein Gesicht. Das ist dgch nicht wahr, kann doch nicht wahr fern! Er kann mich und damit feine Kinder doch nicht mit Schmach bedecken wollen?" Sie rüttelte ihn am Arm. „Seien Si« doch barnrherzig, Graf Allwörden, ich hab« Ihnen doch nie etwas zu leide getan, sagen Sie dach, daß das nicht möglich ist 7" Er war erschüttert von ihrem Schmerz — doch er konnte auch nicht helfen. Er nahm einen Pries aus seiner Brieftasche. „Hier, den hat mir Ottokar für Sie mitgegeben —" Sie riß ihm das Papier förmlich aus der Hand; im nächsten Augenblick lag der Umschlag zerrissen am Boden, und ihre Augen überflogen das Geschriebene: Meine liebe Maria, mit Schmerz, der mir meine Gedanken, meine Hand bei nahe lähmt, muß ich Dir mitteilen, daß wir jetzt büßen sollen, was wir einst in Unkenntnis gefehlt haben. Mein Bruder Rüdiger wird Dir das Nötige sagen; ich bin dazu außerstande. Nur das «ine: wir müssen uns trennen, Maria! Eine höhere Macht bestimmt über uns! Doch habe keine Sorge, ich werde für Dich und die Kinder sorgen. Und ich danke Dir für das, was Du mir gewesen! Nie werde ich Dich vergessen. Stets Dein Ottokar." Nochmals las sie; halblaut, als traue sie ihren Augen nicht, was sie eben geksen das, das schrieb ihr Mairis das wagte er — diese leeren, inhaltlosen Worte — das nach fünfzehnjähriger Ehe, in der sie sich für ihn beinahe aufge opfert und selbst die Hände geregt, wenn er nicht fähig ge wesen, ausreichend für seine Familie zu sorgen! Sie lachte bitter und höMsch auf; Tränen fand sie nicht; wie ausgetrocknet waren ihr die Augen, die Heitz und brennend in ihren Höhlen lagen. „Kennen, Sie den Inhalt von Ottokars Brief?" „Nein." — „Nun dann überzeugen Sie sich, was für «in erbchrnlicher Feigling Ihr Bruder ist!" Als Rüdiger die wenigen phrasenhaften Worte las, über / lies «ine heiße Schamröte sein Gesicht, und im Stillen mußte er der Frau recht geben, daß sie ein so hartes Wort für den Bruder gebrauchte. „Ottokar fügt sich, weil er einsieht, datz " „Ah, sparen Kie all« Entschuldigungen für ihn. Mit ihm werde ich selbst abrechnen. Glauben Sie, ich laste mich und diese da," sie deutet-auf ihr Töchterchen, „unä memen grotzen Jungen ehrlos machen? Meinen Kindern lasse ich den Vater nicht so leicht nehmen! — And Sie haben Ottokar zu diesem Verzicht gezwungen! Ich kenne Sie ganz genau aus seinen Erzählungen; obwohl er so viel älter ist, als Sie, fürchtet« er Sie doch —" Frankenberger Erfühlet Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt -„.„So- reden Sie doch, Graf Allwörden -" und gierig hingen ihre Augen an seinen Lippen. Ottokar erkennt das Gesetz an; er fügt sich ihm," sagte er, doch er sah sie nicht dabei an. Ein Schrei hallt« gellend durch das Zimmer. „Was — ? sorgte für sein Vesper, brüht« ihm eine Taste Kakao, unk