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Zrankenberger Tageblatt . Bezirks- M Anzeiger Aultsblatt für dir Königl.AmtshanPtmaniischast Mha, das König!. Amtsgericht Md den Stadttat zn Frankenberg SSV Mittwoch »ea 2. Oktober 1918 77. Jahrgang —- - - Zeichnungen auf die S. Kriegsanleihe nimmt entgegen un- M kostenloser Ansknnstserteilnng darüber ist gern bereit dieA Städtische Sparkasse Frankenberg. Barkauf von Rotzfleised 2. Brotkattenbezirkes Nr. 1 bi« 299 aus Lebensmittelmarke Nr. 181. Auf eine Person über 6 Jahre entfallen 25V Gramm, aus eine solche unter 6 Sahre 125 Gram». Die Auswetskarte ist vorzulegen. Stabtrat Frankenberg, den 1. Oktober 1918 , Kartoffelkarten-Ausgabe in der Lebensmittelkarten-Ansgabe — Markt 14 — am Mittwoch, den 2. Oktober 1918, nachmittags 3 bi- 6 Uhr Wr den 1. Bezirk; Donnerstag, , 3. „ „ vormittags 8 „ 12 , - » 2. Bezirk; " » nachmittags 3,6», " ? ^rzirk, » Freitag, „ 4. „ „ vormittags 8 „ 12 „ , » 4. Bezirk. Die neuen Kartoffelkarten werden »uv Voi-i«gung a---- verabfolgt. Stabucat F,ant«nd«a am 1. Oktober 1918. 8er Wcltttltt äe; 8eicd;lr»«rlert k Seine Majestät der Kaiser hat an den Reichskanzler Grasen von Hertling den folgenden Erlag- gerichtet: Euere Erzellenz haben mir vorgetragen, daß Sie sich nicht wehr in dec Lage glauben, an dar Spitze der Negierung, zu verbleiben. Ich will mich Ihren Gründen nicht ver schliefen und mutz mit schwerem Herzen Ihrer virileren Mitarbeit entsagen. Der Dank des Vaterlandes /ür das von Ihnen ^durch Uebernahme des Neichskanzleramtes in ernster Zeit gebracht« Opfer und die von Ihnen geleisteten Dienste bleibt Ihnen sicher. Ich wünsche, datz das deutsche Volk wirksamer als bisher an der Bestimmung der Geschicke des Vaterlandes mitarbeitet. Es ist daher mein Wille, datz Männer, die vom Vertrauen des Volkes getragen sind, in weitem Um fange teilnehmen an den Rechten und Pflichten der Ne gierung. Ich bitte Sie, Ihr Werk damit abzuschlietzen, datz Sie die Geschäfte weiterführen und die von mir ge wollten Maßnahmen in die Wege leiten, bis ich oen Nachfolger für Sie gefunden habe. "Ihren Vorschlägen hierfür sehe ich entgegen. Großes Hauptquartier, 30. September 1918. (gez.) Wilhelm I- N. (ggez.) Dr. Graf v. Hertling. Der Hauptausschuß des Reichstages trat Montag nachmittag vollzählig wieder zu einer Sitzung zu- sqmmen. Vor Eintritt in die Tagesordnung nahm der Prä sident.des Reichstages, Fehrenbach, Stellung zu der heu igen Meldung des „Berl.»er Tageblattes", dahingehend, er hätte vor der Abreise des Reichskanzlers diesem im Auftrage der Mehrheit Unerfreuliche; mitgeteilt. Diese Meldung berührt meine Stellung als Präsident. Ich fungiere nicht als Ver treter der Mchrheitspartei, sondern als solcher des Reichs tages und habe an den Besprechungen der Mehrheitspartei mich nicht beteiligt. Entsprechend einer Einladung des Reich s- kanzlers habe ich diesen vor seiner Abreise besucht. Dies zur Hierauf nahm der Stellvertreter des Reichskanzlers, von Payer, das Wort und erklärte: Ich habe hiermit Kennt nis zu geben von einen, kaiserlichen Erlaß an den Herrn Reichs kanzler. Für diesen Erlaß, durch den Seine Majestät der Kaiser dein ernstlichen Willen Ausdruck gibt, daß dem Wunsche des nun schon seit Zähren so Gewaltiges leistenden und er tragenden deutschen Volke; nach einer verstärkten Mitwirkung bei der Leitung der Geschäfte des Deutschen Reiches weit gehend Rechnung getragen werde, gebührt ihn, unser aufrich tiger Dank. Im Auftrage des Herrn Reichskanzlers werden wir heute noch in die Beratung mit den Führern der ein zelnen Parteien über den besten Weg, zu dem Ziele zu ge langen, eintreten, und haben die sichere Hoffnung, daß es ge lingen wird, in kürzester Frist diese für» die Zukunft des Vaterlandes höchst bedeutsame Entwicklung zu einer Unser« Einigkeit und Kraft stärkenden Lösung zu bringen. (Die Ver lesung des kaiserlichen Erlasses wurde mit Bravorufen aus^ genommen.) Der Vorsitzende des Ausschusses, Abg. Ebert, schlug vor, nach diesen Mitteilungen sich zu vertagen. Die Abgg. Ledebour und Cohn von den unabhängigen Sozial demokraten widersprachen diesem Vorschläge. Schließlich machte der Vorsitzende unter Berufung auf die einschlägigen Bestimmungen der Geschäftsordnung dem Einreden der unab hängigen Sozialdemokralen dadurch ein Ende, datz er ihnen das Wort nicht mehr erteilte. Die Sitzung wurde hieraus auf unbestimmte Zeit vertagt. Artikel 9 der Michs Verfassung k Der in den letzten Tagen vielgenannte Artikel 9 der Reichsverfasfung lautet: Jedes Mitglied des Bundesrates hat das Recht, im Reichstage zu erscheinen und 'mutz daselbst aus Verlangen jederzeit gehört werden, um die Ansichten seiner Negierung zu vertreten, auch dann, wenn dieselben von her Majorität des Bundesrats nicht adoptiert worden sind. Nie mand kann gleichzeitig Mitglied des Bundesrats und des Reichstages sein. — Die Reichstagsmehrheit fordert Auf hebung des letzten hier wiedergegeben Satzes d«s Artikels 9. EmpfMg von Fraktionsführer-, beim Vizekanzler und . Graf Rödern k Berlin, 1. 10. Der Vizekanzler von Payer und der Rcichsschatzsekretär Graf Rödern empfingen gestern abend zu nächst die Führer der einzelnen Fraktionen, auch die Polen und die unabhängigen Sozialdemokraten. Herr von Payer fragte,: wie sich die Parteien die Parlamentarisierung vor- sleilten. Ob in Form eines Koalitionskabinetts, das sämt liche Parteien erfassen soll, oder in Form eines Kabinetts, das nur aus Mitgliedern der Mehrhettsparkien gebildet sei. Die rechten, sowohl wie auch die unabhängigen Sozialdemo kraten und die Polen erklärten, an einem solchen Kabinett nicht teilnehmen zu können. Man müsse daher den Mehr heitsparteien allein die Uebernahme der Portefeuille über- iassen. Auch die National.iberalen schienen nicht grotze Nei gung zu haben, dem Kabinett beizutrelen. Herr v. Payer erklärte ausdrücklich, datz die Parlamentarisierung sich nicht nur auf Reichsämter, sondern auch auf die preußischen Staats- ministericn erstrecken soll. Art. 9 Abs. 2 der Reichsverfasfung könne im' Augenblick ohne einen Beschluß der gesetzgebenden Faktoren natürlich nicht aufgehoben werden. Der Vizekanzler äußerte sich auch einigen Parteiführern gegenüber zu den BK schwerden des Belagerungszustandsgesetzes. Er hob hervor, daß es nicht ohne weiteres aufgehoben werden könne, da wir mit den Kriegsvcrhältnisse» rechnen müssen, aber es werde dafür gesorgt, daß die Machtbefugnisse der stellvertretenden Generalkommandos eingeschränkt würden. Hotzes Riicktrittsgesuch nicht g.mchnügt k Berlin, 30. 9. Das Nücklrittsgefuch des Staatssekretärs von Hintze soll vorn Kaiser nicht genehmigt worden sein. Wie verlautet, soll Herr von Hintze damit beauftragt woroen sein, mjt den .Parteiführern zu verhandeln. Als Kandidat für den Reichstanzlerposten wird neuerdings der Warschauer Generalgouverneur von Veseler genannt. Zn Parteikreisen ist Inan jedoch trotz aller Anerkennung der Fähigkeiten von Beselers der Ansicht, daß im gegenwärtigen Augenblick ein General sich für dieses Amt nicht e:gnen 'wird. Aus parlamentarischen Kreisen erfahren mir, daß der Vizekanzler von Payer heute nachmittag, wie zu erwarten war, mit den Fraktionen bereits verhandelt hat. Die Frak tionen waren gesondert geiaden. Von der üativnalliberalm Partei waren an den Verhandlungen beteiligt Dr. Stresemann, Prinz Carolath, Geheimrat Zunck und Liszt. Ueber die Verhandlungen selbst verlautet bis zur Stunde nichts. Das gemeinsame Programm k Berlin, 1. 10. Die M.hrheitspak.eien haben die Ver handlungen über ein gemeinsames Programm beendet. Das Programm ist bereits so gut wie fertig. Es lehnt sich eng an Euer Vertrauen! Unser Verbündeter Oesterreich-Ungarn hat noch einmal — ja, wirklich noch einmal unseren Feinden die Friedenshand hingeströckt. Auch diesmal haben sie sie ausgeschlagen. Wohl an, es weiß der Einfältigste in Deutschland, was unsere Feinde wollen — unser aller Vernichtung! Nun, wenn es denn sein 'muß — dann laßt uns alle den Feinden zeigen: daß sie uns noch immer nicht kennen! ' Hindenburg, des seid gewiß, der wird ihnen zeigen: si- kennen ihn noch immer nicht! Sie sollen ihn kennen lernen; ihn und uns! 2« WOeiiiMar Seburmag (2. Oktober.) Von Walter Bloem. An sonnenlichtem Tage Feste zu feiern, ist leicht. Dem Sieger zuzujubeln im Augenblick, da er lorbeergekrönt durch das Triumphtor einreitet — das bringt der Feigste, der Erbärmlichste fertig. Dem Kämpfer, dem ringenden Helden zu huldigen in dunklen Stunden der Schicksalsprüfung, des Rückschlages — in solchen Zeiten gläubigen Herzens, trösten den Auges vor ihn hinzutreten mit dem Gelöbnis im Blick und Herzen: Du bist dennoch, bist gerade jetzt unser Held Und Hort — dazu braucht's schon einer Gesinnung, die selber Heldentum ist. Seit das deutsche Volk in einer Einstimmigkeit des Empfindens, wie es solche selten einem seiner Vorkämpfer be» Lebzeiten entgegengetragen, seinem Generalissimus im Krieg der Kriege zum fiebenzigjährigen Geburtstag entgegenjubelte, hat sich viel Gewaltiges begeben. Im Osten ist Friede ge worden. Kein Friede, der uns vollauf beglücken könnte. Eine ganze Herde von Sphinren scheint dort gelagert, starren Nätselblicks, die Tigerpranke wie zu neuem Hieb der Tücke gekrampft. Immerhin: Waffenruhe, für Gegenwart und Zu kunft, feierlich verbrieft von jenen, die in den vormals feind lichen Ländern die Machthaber der Stunde sind. Und im Frühjahre holten wir zu dem furchtbaren Schlage gegen unsere westlichen Gegner aus, von dem der jüngste Rekrut in der Jront und das ärmste Bäuerlein daheim rm entlegenen Waldtal hofften, datz er entscheidend, daß er für unsere Bedränger vernichtend sein würde. Ob der, welcher fhn leitet«, ob Hindenburg und sein getreuer Kampfgesell die gleiche kindliche Zuversicht gehabt haben mögen? Wir dürfen es bezweifeln. Der Kops weiß meist mehr, als die Hand, als das Schwert, das sie führt. Gewaltige Erfolge wurden uns zuteil. Es schien an manchem Tage, als seien die wilden SiegeYvochen des Vor marsches von 1914 neu gekommen. Doch der Widerstand der Feinde versteifte sich von Stunde zu Stunde. Und schließlich l setzte «ine machtvolle Gegenwirkung der Westmächte ein, die uns einen großen Teil des Erkämpften wieder aufgeben ließ. Da tat Hinden burg, was er nicht zum «rstenmal in diesem fabelhaften Gigantenringen getan: er gab den Befehl, der in deutsche Soldatenohren mißtönig schrill «ingeht: den Rückzugsbefehl', der alles Eroberte der Frühjahrs- und Sommerkämpfe dem Feinde wieder überließ. Und heute stehen wir von neuem fast in den Ausgangsstellungen der Kämpfe dieses schreckens vollen Jahres. Ahnt ihr, was das für einen Feldherrn bedeutet?! Habt ihr ein« schattenhafte Vorstellung, was in einem Menschen herzen vorgeht während solcher Geschehnisse — in 'jenem Herzen, das wohl «in auserwähltes Werkzeug des allmächtigen Lenkers aller menschlichen Dinge ist — das aber dennoch eben auch nur «in Menschenherz ist, mit der Wucht von clu- undsiebzig Lebensjahren, von vier Führerjahren .'m Welt kriege belastet — das seit zwei ' furchtbar langen Jahren die Verantwortung für Millionen Soldatenleben -trägt, für das Schicksal eines ganzen Volkes, eines Völkerbundes, einer Welt von Menschenglück und Mensch«nweh?! Und unser Hindenburg ist kem eiskalter Napoleon, kein Cäsar, der unerschütterten, unbeweglichen Herzens über die Leichenberge der Schlachtfelder hinritte. Schaut ihm ins Auge, dessen leidkundigen, verhangenen Blick jeder Deutsche kennt, und versucht zu begreifen, was dieser-Mann um euret willen duldet und leidet! Merkt wie er euch braucht — euch alle, jeden einzelnen unter ruckt- Mann, Weib und Kind, den Soldaten und drN Arbeiter, ^den Streiter und die Dulderin! Und gelobt ihm als Geburtstagsspcnde, was er mit so unvergänglichen Taten sich erkämpft, was An -und euch stark macht; , . . - - Berkaus v. Salzheringen i. der städt. Riedes - Donnerstag, /vormittag« ',9 bl« 12 Uhr an die Bewohner des 4. Brotkartenbezirkes, den 3. d«. Mts., lnachmUtag« 7-3 „7,6 „ „ , „ „ 3. Freitag, /vormittag« 7,9 bi« 12 Uhr an die Bewohner des 2. Brotkartenbezirk««, den 4. d«. Mts., ^nachmittag-7,3 „ 7,6 „ , „ „ „ I. Die Ausweiskarte ist vorzulegen. Ltadtrat Frankenberg, den 1. Oktober 1S1S. - - Verkauf von GrieH bei sämtlichen Händlern: Donnerstag, den 3. d«. Mt«., auf NSHrmittelmarke Nr. 58 je 198 Gramm zum Preise von 48 Pfg. für da« Pfund» An Volkskiichenteilnehmer wirb nur die Hälfte der angegebenen Menge geliefert. Stadtrat Frankenberg, den 1. Oktober 1918. Verkauf von Quark und Quarkkäse Mittwoch, den 2. Oktober, auf alle noch nicht belieferten 3. Abschnitte für September bei Holler, Schaarschmidt und Herold; an die Bewohner des 2. Brotkartenbezirke, Nr. 1 bi» 609 bei Kerber je Pfund Quark; ferner an die Bewohner des 4. Brotkartenbezirte» Nr. 429 di» 1199 bei Jahn je 69 Gramm Käse. Beides gegen 1. Abschnitt für Oktober »er Landeslpeirlarte. — Die Ausweiskatte ist oorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 1. Oktober 1918.-