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400 Erst rm Jahre 1802 wurde die Urriversität wieder ins Leben gerufen. Der Zar' Alexander I. befahl „zur Erweiterung Ler menschlichen Kenntnisse" die Gründung einer Hochschule, deren Charakter von Anfang an ein rein deutscher war, da sämtliche Vorlesungen in deutscher Sprache stattfandeN. Der Organisator der jungen Universität war Parrot aus Württem berg, ihr erster Rektor, die Professoren wurden aus Deutsch land berufen. So trat Dorpat -in den Kreis her deutschen Hochschulen, mit Rußland und russischem Wesen hatte es jo gut wie gar keine Fühlung. Die ersten Jahrzehnte führten zu schnellem Aufblühen. Aus den Reihen der baltischen Studenten bildet« sich «ine Gruppe von einheimischen Gelehrten, di« Professuren an 8er Universität erhielten, so daß baltische und «ingewandert« Deutsche sich in die Lehrstühle teilten. Das wissenschaftliche Leben wurde mit jedem Dezennium reger, ein Mann von Weltruf, Karl Ernst von Baer aus Estland, sei als einer der Dorpater jener älteren Periode genannt. Zn der zweiten Hälfte der Regierungszeit des Zaren Nikolaus l. hatte die Universität zum erstenmal russischen Druck zu spüren. Sowohl die Tendenz des Zaren zu einer nivellierenden „Uniformitätspolitik", als auch seine Abneigung gegen die liberalen Ideen Westeuropas sptachen mit, als die Lehrfreiheit eingeschränkt und einige Disziplinen (z. B. euro päisches Staatsrecht) ausgeschaltet wurden. ' Zugleich be- schränkte ein Ukas die Zahl der Studierenden auf 300 und schrieb ihnen das Tragen «iner Uniform vor. Doch unter Alexander II. wurden diese drückenden Bestimmungen äusge- hoben und die Universität erlebte nun eine Zeit hoher Blüte. In dieser Zeit studierten Harnack, Ernst von Bergmann, Leopold Schroeder, Ostwald in Dorpat. Der geistige Aus tausch mit Deutschlands Hochschulen ging ungehindert vor sich. Dorpats Dissertationen hatten einen guten Namen in d«r wissenschaftlichen Welt. Mit der Thronbesteigung Aleranders kll. änderte sich alles. Dieser Zar huldigte nicht nur der despotischen Politik seines Großvaters, sondern er war auch «in fanatischer Slawo- phil«. Es begann die gewaltsame Russisizierung "der baltischen Lande und damit auch Dorpats. Di« aufgezwungen« russische Lehrsprache hatte zur Folge, daß all« deutschen Professoren Lwland verließen, die baltischen ihr« Aemter niederlegten b«zw. entlassen wurden. 'Sehr unbedeutende russische Pro fessoren erhielten di« Katheder, Sa die besseren Vertreter der russischen Eelehrtenschast natürlich nicht als Büttel der Re gierung dienen wollten. Dorpat wurde in Jurjew umgenannt, eine russische Kapelle in das Hochschulhaus eingebaut, deren Kuppeln auf dem Dach des Hauses auch nach außen hin di« gelungene Russisizierung erweisen sollten. -Russische Stu denten wurden nach Dorpat geschickt, den baltischen wurde das Tragen ihrer KorpsaLZeichen verboten. In wenigen Jahren war «ine russische Universität erzielt, von der Europa nichts mehr wissen wollte. Nur die Gruppe deutsch-baltischer Stu denten und die Professoren der protestantisch-theologischen Fakultät, verkörperten noch die älten Traditionen; dazu kam «in kleiner Stamm jüngerer baltischer Dozenten, die das verlorene Terrain wieder zu gewinnen suchten. -Indessen wäre das Schicksal Dorpats dennoch besiegelt gewesen, weckn nicht die Befreiung der Ballenland« auch Dorpat die Verbindung mit der Welt der Wissenschaft wiedeigegeben hätte. Deutsche Waffen haben die Möglichkeit gegeben, di« alte Kulturstätte wieder erstehen zu lassen. So hat nun am 15. September 1918 die deutsche Universität Dorpat ihre Pforten wieder geöffnet — an der Ostgrenze deutschen Machtbereichs, während im Westen noch um d«n Endsieg gerungen wird. Laantw örtlich» RSottem: Srnst Siofberg in Frankenberg i.S. — Druck und Verlag von C. G. RobLerg tn Frankenberg iS- Zsmmelt vrennenel»! Sammelt Brennesseln! An die Daheimgebliebenen ergeht dieser Ruf als ein« ernst« vaterländische Mahnung. Sammelt Brennesseln! Denn so erleichtert ihr euch selbst das Durch- halten,' tragt dazu bei, daß unserer Feinde Pläne, Deutsch land wirklich auszuhungern, zuschanden werden! Wie Eng land darauf abzielt«, das deutsche Volk dem Hungertod« pr«lsMgeben, so wollte es auch durch die Absperrung der Rohstoffzufuhr den Lebensnerv d«r deutschen Willenskraft schneiden. Die Faserstoff«, die wir zur Anfertigung von Kleidungsstücken gebrauchten, haben wir im Frieden zum Vermischtes * De» Bald« «schossen. Die beiden elf und neun Jahre alten Söhne Reinhold und Franz des im Feld« stehenden Landwirtes Gottfried Bergholz in Brambach fanden in Vaters Schreibtisch einen geladenen Revolver. Der jüngere Bruder fragt« den älteren, ob er wisse, wie man damit schieße. Darauf spielte dieser mit der Waffe, dabei ging ein Schuß los und traf den jüngeren Bruder Franz in die rechte Hals seite. Als der sofort herbeigerufenr Ärzt anlangt«, konnte er nur den Tod des armen Knaben feststellen. ' Eine überflüssige Liste. Als eine Folge der Kriegs- Verhältnisse darf es wohl angesehen werden, daß durch die Verfügung d«r Polizeibehörde in Unna di« Trunkenboldliste aufgehoben wurde, da di« auf dieser stehenden Personen dem Trunk« nicht mehr ergeben sind. weitaus größten Teil aus dem Ausland« bezogen. "Und wir wissen, in welche Verlegenheit wir gekvmmen sind — die Einführung des Bezugscheins, die Kleidersammlung der Reichs- belleidungsstelle, die gegenwSrtig« Stoffteuerung besagen hier genug — daß wir die amerikanische Baumwolle, die in dische Jute, d«n neuseeländischen Hanf und andere wichtige Faserstoffe nicht mehr erhalten konnten. So hat unL mit erschreckender Deutlichkeit der Krieg vor Augen gefühn, in welcher Gefahr wir schwebten, dadurch, daß die deutsche > Textilindustrie sich für ihren Rohstoffbedarf in nahezu skla vischer Abhängigkeit vom Ausland befand.. Da ist denn im Kriege «ine großartige Bewegung entstanden, deren Ziel es ist, dem deutschen Boden so vi«I Faserstoffe als nur'irgend knöglich abzuringen, diejenigen Pflanzen auf ihm a^ubauen und zu sammeln, die uns die ausländischen Fasern voll wertig ersetzen. Der uns von unsern Feinden angedrohte, von ihnen bereits planmäßig vorbereitete Wirtschaftskampf nach dem Kriege, die beute schon bestehend« Weltbaumwo'l- und -jutenot lassen «s überdies fraglich erscheinen, wann uns wieder die genügende Meng« ausländischer Faserstoffe zur Verfügung stehen wird. Zu denjenigen einheimischen Pflanzen^ aus deren Fasern wir schon vor Hunderten von Jahren schöne und weiche Stoffe gewebt haben,' gehört die hohe, große Brennessel (Urtica drokcia), die auf sumpfigen Wiesen, an den Rändern von Gräben, Teichen und Flüssen und in unseren Wäldern üpp'g wuchert. Die Konkurrenz der Baumwolle hat di« ehemals beliebte Brenness«! völlig verdrängt; aber unter dem Druck der wirtschaftlichen Notwendigkeit gilt es, sie wieder zu Ehren zu bringen. Solange'der Brennesselanbau noch nicht genügend fortgeschritten ist, — er ist bereits mit vielversprechendem Erfolge in die Wege geleitet — müssen wir hie Brennesseln sammeln. Feigheit wäre es, davor zurückzuschrecken, Seil Äwa dr« Berührung mit den Härchen der Stengel und Blätter Jucken verursacht. Immer laßt uns daran denken, wieviel unendlich schwerer das ist, was unser« Krieger tagtäglich voll bringen und aushalten müssen. Im Brennesselsammeln gehen uns übrigens unser« Feldgrauen mit gutem Beispiel voran; rm besetzten Gebiet sammeln sie Nesseln und von den Er holungsheimen der Feldgrauen werden „Nesselkommandos" ausgesandt, die stets mit guter Beute heimkeyren. Eifrig ist bereits die Brennesfel in unserm Vaterlande gesammelt wor den; namentlich unsere Schulkinder auf dem Land« haben unter der Führung ihrer Lehrer in den letzten Jahren Tau fende .von Zentnern zusammengebracht. Die Nessel-Anbau- Eesellschast hat «in vielmaschiges Netz von Sammler-Or ganisationen mit Vertrauensmännern uns Obleuten geschaffen. Sie zahlt den Sammlern für 100 Kilo trockener. Stengel 40 Mark, für 25 Kilo trockener, ein wertvolles Viehfutter bildender Blätter 5 Mark und für Vs Kilo.trockenen Samens 10 Mark. Die Vertrauensleute erhalten entsprechende Prä mien von 8 Mark für die Stengel, 1 Mark für di« Blatter und 2,50 Mark für den Samen, die Obmänner eine solche von 2,00, 0,25 und 0,50 Mark. Wie die Nesseln zu sammeln smd, der Samen von d«n Stengeln abzustreifen ist, und wir man die Nesseln trocknet, darüber unterrichten Merkblätter, welche die Nessel-Anbau-Gesellschaft (Perlin W. 8, Krausen straße 17/18) auf Wunsch kostenlos versendet. — Nicht un erwähnt sei, daß die Nessel-Sammler bei der NeM-An- bau-Gesellschast gegen Unfall versichert sind. — Möge keiner zrückstehen, an den der vaterländische Ruf ergeht: Sammelt Brennesseln! all und e bkibt ler An- nahmten eitungs-