Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.09.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191809283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19180928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19180928
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-28
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
dem Frieden auch nur einen Schritt näher. Der Feind mutz gezwungen werden, mit uns Frieden zu schließen. Abg. Freiherr v. Gamp ^D. Fr.): Auch wir bedauern die Einberufung des Ausschusses, die wir nicht, für nützlich halten. Der Vorredner irrt, nicht die Gewerkschaften sind schuld Sti den die Landwirtschaft bedrückenden Verfügungen, sondern die Bürokratie. In der Frag« der Parlamentarisie- rung hat der Vizepräsident des preußischen Staatsministerrums jongliert. Was will man denn eigentlich? Man Muß doch die Verfassung beachten. Ein Weltkrieg ist nicht die Zeit, um die Rechte des Parlamentes zu erweitern. Es liegt im deutschen Interesse^, daß die Randstaaten nicht in schwache Hände geraten. Die Autonomie Elsaß-Lothrrngens würde die Schwierigkeiten noch vermehren. Bei Schaffung eines Völkerbundes würde es schwer sein, unparteiische Sachver ständige für Streitfälle zu finden. Die engste Verbindung der politischen und militärischen Leitung ist ein« dringende Notwendigkeit. Hinsichtlich der Wahlrechtsfrage haben die Gegensätze eine Milderung erfahren. Jedes Drängen würde die Verständigung erschweren. Die deutsche Kraft wird uns auch über die gegenwärtige Lage hinwegh«lsen. Der Reichskommissar für die besetzten Gebiete des Ostens v. Falken hausen verteidigte die in den östlichen Rand» gebieten betriebene Politik. Er bestritt, daß es litauischen Staatsangehörigen verboten worden sei, sich mit Reichstags abgeordneten in Verbindung zu setz«n. Abg. Ledebour (U. Soz.) verlangte den sofortigen Zusammentritt des Reichstages, G H Berlin, 27. 9. Wie die „ B ö r s e nze itun g " meint, lasse der gestrige Verlauf der Beratungen im Hauptausschuh erkennen, daß tatsächlich «ine Kabinettskrisis besteht. Daran hat auch die Erklärung des Grafen Hertling nichts geändert. Wenn man davon Abstand genommen hat, die Sache aus die Spitze zu treiben, so ist man sich in der überwiegenden Mehrheit klar darüber, daß der Eintritt der Sozialdemokratie in die Regierung nur eine Frage ganz kurzer Zeit ist. Bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht kann Graf Hertling in seinem Amte hleiben. Der „Lokalanzeiger" spricht von Ab schlagszahlungen, welche der Reichskanzler gestern den Mehr heitsparteien angeboten hab«. Unsere Soldaten an der Front würden „erstaunt aufhorchrn, was das für Sorgen seien, nlit denen man sich in der Heimat nahezu ausschließlich beschäftige. Man könne es dem Grasen Westarp nachfühlen, daß «r es für unter seiner Würde hielt, das Versteckspiel mitzumachen, in welchem sich die Mehrheitsparteien gegenüber dem von ihnen selbst aufgestellten Programm der Parlamentarisierung gefallen. Das „Tageblatt" sagt: In den Mehrheits- prateien herrscht allgemein dis Auffassung, daß die Krisis jortbesteht, daß sie aber einen schleichenden Charakter an zunehmen scheint. In der deutschen „Tageszeitung", heißt es: In einem anderen Lande wäre es undenkbar, Laß Ane Parlamentsmehrheit mitten im schwersten Kriege auf die Beseitigung des Kriegsminist«rs arbeitet, weil er ihr innerpolitisch nicht gefalle. In Deutschland betrachtet die Mehrheit sich als den starken Mann, aber sie denkt nicht daran, ihr Interesse und ihre Kräfte auf den Krieg zu konzentrieren. Wie ernst di« Krisis ist, sagt der „Vor wärts", in der wir uns befinden, zeigt das Verhalten der bürgerlichen Parteien gegenüber dem Plan, Sozialdemo kraten Mm Eintritt in die Regierung aüfzufordern. Dieser Plan besteht weiter fort, auch nachdem die Partei Ihre Be dingungen ausgestellt hat, welche vom sozialdemokratischen Standpunkte unerläßlich sind. Auffällig ist, daß sich auch die nationalliberale Presse mit dem Gedanken des Eintritts von Sozialdemokraten in die Regierung befreundet, obwohl die parteiamtliche Korrespondenz dis sozialdemokratischen Be dingungen für ganz unannehmbar erklärt hat. Die für gestern abend angesetzten Sitzungen der sozial demokratischen und der Zentrumssraktion wurden verschoben im Zusammenhang damit, daß der Staatssekretär des Aus wärtigen den Mitgliedern des Ausschusses vertrauliche Mit teilungen zu machen hatte. h Berlin, 27. 9. Di« interfraktionellen Besprechungen, die am Donnerstag abend gepflogen wurden, hatten, wie die „Germania" hört, die Aushebung des Paragraphen 9 der Neichsversassung und die Autonomie Elsaß-Lothringens zum Gegenstand. Da» Zentrum stürzt die KanzlcrpMik h Berlin, 27. 9. Die-., „Germania" erklärt, daß die geführten Verhandlungen ein« neue Entscheidung in der grund sätzlichen Stellung des Zentrums zur Kanzlerfrage, wie sie die Zentrumssraktion am Montag festgelegt hab«, nicht ge ändert habe. Das Blatt tritt allen Versuchen der linken Presse, die Rede Gröbers in gegenteiligem Sinne aüszu- legen, auf das entschiedenste entgegen. Das Zentrum ist also nach wie vor bereit, 'die Politik des Kanzlers zu stürzen. Italienische Blätter zur Rede Hertlings h Lugano, 27. 9. Die italienischen Blätter besprechen die Rede Hertlings und heben die angebliche Niederge schlagenheit besonders hervor. Praktische Bedeutung für den Frieden käme der Rede nicht zu. Alles erwecke den An- schein, als habe das deutsche Volk jegliches Vertrauen verloren. vir UMbelt über Mlon w Stockholm, 26. Sept. Das Jungsozialistenblatt „Vol- kets Dagblad" entwirft folgende Charakteristik Wilsons: Mison will keinen baldigen Frieden, nicht einmal von Friedensdislussion will er etwas wissen, und verweist bloß auf seine 14 Punkte. Aber zwei Tage später hat er Bedenken. Wenn die Mittelmächte die 14 Punkte anerkennen würden, dann wäre der Frieden vor der Türe. Aber erst soll Europa richtig verbluten und Wilson ein Fünf- oder ZehnmMonen- heer in der alten Welt zusammenbringen, damit dies eine gehorsame Kolonie für die Kapitalisten der neuen WM i wird. Deswegen ließ Wilson erklären, daß er auch, wenn die Mittelmächte die 14 Punkte anerkennen würden, eine Fviedensdiskussion trotzdem nicht beginnen würde. Wilson , 'ist auch kein Demokrat. Wer «inen sozialistisch«« Staat stürzen s will, uin einen kapitalistischen wieder einzusetzen, wer für - Verschwörungen gegen eiire Arbeiter- und Frauenregierung ! Partei nimmt, der ist offenbar ein kapitalistischer Kontra- revolutionär. Wilson ist auch nicht human. Jeder weiß, daß die härteste, brutalste Form des kapitalistischen Druckes kn Amerika vorkommt. "Kein größeres humanitäres Werk könnte Mison aufrichten, als wenn er den amerikanischen Kapitalis mus bekämpfte, indem er für den Sozialismus einträte. Aber M.son ist Anti-SoMiist, er will das kapitalistische Gesell schaftssystem mit seinem Mastenproletarat und Milliardären beibehaltc». Wenn die Arbeiter höheren Lohn verlangen, werken sie an die Front geschickt, Priester, welä/: für den Fr«- den beten, werden bestraft, Sozialisten, welche für den Frieden rede», werden gelyncht oder ins Gefängnis geworfen. Das Land ist überschwemmt von Polizeispionen und das Angeber system feiert Orgien. Dies ist das Bild des fast souveränen Diktators, welcher im Namen der Humanität den Kreuzzug gegen die russische Republik predigt, , , Vie ftiecketmote Graf Butt»» will seinen Friedensschritt wiederholen fn Wren, 26. 9, Bis zum Donnerstag, abend waren erst drei Antworten aus den feindlichen Ländern eingegangen. Man glaubt, daß noch etwa 14 Tage vergehen werden, bis alle Antworten vorliegen. In Wiener politischen Kreisen erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß Gras Burian unter s allen Umständen der ersten Note in gemessener Zeit ein« s zweite folg«» lassen werde. Ser MMrkg Dolfchee «»«ndb-richl wtb Berd», 26. September, abends. (Amtlich.) In d«r Champagne und zwischen den Argonnen und der Maas habe» auf broiter Front französisch-amerikanische Angriff« nach «lfstündiger Feuervorbereitung begonnen. Der Durchbruch des Foindes ist vereitelt. Der Kampf um unsere , Stellungen dauert an. , ! - ! , - ! , Westen Frankreich und Italien Vasallen wr Petersburg, 24. 9. „Sjowernaja Kommuna" schreibt: Die kleinen Nationen inmitten der Ententemächte sind Va sallen, einfache Satelliten der größten imperialistischen Mächte geworden. Frankreich befindet sich kn der völligen Gewalt seiner Verbündeten, und als schwach«! Trost für die Fran zosen mag die Meldung dienen, daß die französische Regie rung «in besonderes Verwaltungsdepartement für Glsaß-Loth- ringen einrichtete mit dem ehemaligen Berliner Gesandten Lainbon an der Spitze, ähnlich wie die italienische Regierung bald nach dem Ausbruch des Krieges mit Oesterreich, den Deputierten Parzilai zum Minister der befreiten Provinzen ernannte. Freilich, die Staatsschulden Frankreichs und Ita liens übersteigen schon lange den Volksreichtum der Goblet«, deren Anschluß ihre Staatsmänner erstreben, und die Men schenverluste überwiegen bei weitem die Bevölkerung, welche dort noch in Friedenszeiten wohnte. Di« Kleinstaaten Frank- reich und Italien sind Tributpflichtig« Amerikas und 'Eng lands geworden, was machte, daß diese Völker je länger desto mehr ihren Friedenswillen mit ihre» Nachbarn kund- . gaben, während das Kapital jeglichen Gedanken zu Frie densverhandlungen ablehnt. wi VerlS», 27. 9. Wie wir erfahren, hat die deutsche Regierung der hiesigen schweizerischen Gesandtschaft «ine Protestnote zur Uebermittelung an di« Regierung der Ver einigten Staaten von Amerika überreicht, in welcher Ver wahrung gegen die Benutzung von Schrotflinten durch ameri kanische Soldaten eingelegt wird. ORen Antibolschewistische Propaganda in RPnsk or Stockholm, 27. 9. In dem nicht weit von Moskau gelegenen Risinsk wurden nach Feststellung einer antibolsche- wsstischen Propaganda alle dort wohnenden Offiziere ver haftet. Der Sowjet hat die Registrierung der dort woh nenden Bourgeoisie begonnen. Dre Hinrichtungen in Moskau, d e Antwort auf d!« Attentat« or Stockholm, 27. 9. Aus Smolensk lausen jetzt Ein zelheiten über dort vor zwei Wochen «rsolgte Hinrichtungen ein. Dem Sowjet von Smolensk ist bekannt, daß di« Hin richtungen als Antwort auf die Attentate gegen Leniü und llridsky vorgenommen wurden. Unter den Hingerichteten be fanden sich auch 34 Großgrundbesitzer und der frühere Bischof von Moskau, Theodor. Ereignisse zur See 28VV0 Brnito-Register-Tonnen » Berlin. 27. s. (Amtlich.) Jin Atlantischen Ozean ver senkten unsere U-Boote 28000 Tonnen, darunter 3 Tankdampser von zulammen etwa 18000 Br.-Reg.-To., von denen einer al» Amerikaner festgestellt wurde. > Der Chef des Admiralstab«» der Marine. Die feindlichen Schiffsverluste im August s Rotterdam, 26. 9. „Reuter" meldet au» London: Die Verluste an Schiffsraum infolge feindlicher Handlungen und Seeoefahr betrugen im Monat August 1918 für die Engländer 176101 Tonnen, kür die Alliierten und Neutralen 15127b Tonnen, zniammen 372 676 Tonnen. Im Juli 1918 betrugen diese Ver luste für die Engländer 182 524, lür die Alliierten und Neutralen 141248 Tonnen, zulammen 323772 Tonnen. An Dampfern von 500 Brutto-Negllter-Tonnen und darüber sind im Monat August 1918 nach englischen und überseeischen Häfen ein- beim, ausgelaufen 8158639 Brutto-Regifter-Tonnen. — In Wahrheit sind die feindlichen Verluste höher, al» hier zugegeben. Balkan WaffensMstandsangebot des bulgarisch«» Ministerprästdenten bm Berlin, 26. 9. Es liegen Nachrichten vor, wonach von d«m bulgarische» Ministerpräsidenten Malinow an den Führer der gegen Bulgarien operierenden Entcntetruppen das Angebot eines Waffenstillstandes gerichtet worden sei. Me gemeldet wird, ist Herr Malinow mit diesem Angebot auf eigene Hand, ohne Zustimmung des Königs, des Parla ments und der bulgarischen Heeresleitung vorgegangen. In bundestreuen Kreisen Bulgariens hat dieses Vorgehen Mali- nows große Erregung hervorgorufen. Militärische Maßnahmen zur kraftvollen Unterstützung der bulgarischen Front sind im Gange. Eine Gegenbewegung gegen den Ministerpräft- denten Marinow macht sich, »ach den letzt«» Nachrichten aus Sofia zu urteilen, bereits geltend. bm Berlin, 27. 9. Im Anschluß an die Meldung vom Friedensschluß Malinows schreibt die «Voss. Zig.": Gestern nachmittag wurde während der Rede de« Abgeordneten Lede bour die Sitzung de» Hauptaurschusses unterbrochen, weil der Staatssekretär von Hintze den Mitgliedern de» Ausschusses über wichtige, außerpolitische Nachrichten, die eingegangen waren, vertrauliche Mitteilungen zu machen hatte. Im Zusammenhang mit diesen Mitteilungen wurden die sür gestern abend ange- setzten Sitzungen der sozialdemokratischen und Zentrumsfraktionen verschoben. Df« Hilfe der Araber bt Englischer Heeresbericht vom 2S. September. Oestlich vom Jordan nHhern sich unsere Truppen Amouan in Ver folgung des Feindes, welcher sich in dieser Richtung zurück Zieht. Nördlich von ^dieser Station wurden durch arabisch« Streitkräfte bedeutend« Zerstörungen an der Eisenbahn aus geführt. Ander« arabische Streitkräfte bedrängen den Foind, der sich nördlich von Maa» zurückzieht. Di« Gesamtzahl der Gefangenen hat sich auf über 40 000 erhöht, nicht weniger als 260 Geschütze wurden erbeutet. Man wird bei diesen Beutezisfern erst die türkische Bo- stätigung abzuwarten haben, wenn auch nicht bestritte» werden soll, daß unsere Verbündeten vor der Uebermacht zurück weichen mußten und dabei schwer« Verluste erlitten haben werden. , 7 Italien wtb W«n, 26. September. Amtlich wird gemeldet: Kerne größeren Kampfhandlungen zu melden. Dee Chef des Generalstabt«. M« Offensive der Italiener geplant? »!' Das „St. Gallener Tageblatt" meldet: Gewisse An zeichen, namentlich das Festsetzen der Italiener «ntf den Piave- Inseln, sowie Uebergangsversuche bei San Dona, müssten ' als Vorbereitungen zu einen« neuen Versuche, die Piave zu überschreiten, aufgefaßt werde». Neue Kämpfe stehen als dann im Gebirgs- und Piave-Abschnitt bevor. — Das „Ber ner Tagblatt" schreibt: Deutlich zeigt sich das Bestreben der Entente, eine einheitliche Offensive auf allen Fronten in Gang zu bringen. Nachdem in Makedonien, und Palästina j die Kämpfe seitens der Alliierten nieder begannen, ist auch s mit bevorstehenden Eroßkämpfen an der ganzen italienischen ! Front zu rechnen. , ! stleioe poüülcbe vacbrlcdt« Der Kaefer in Kassel pd Kassel, 27. 9. Gestern vormittag ist d«r Kaiser zu kurzem Aufenthalt im Schlosse Wilhelmshöh« «ingetroffen. Me berichtet wird, holte die Kaiserin ihren Gemahl vom Bahnhof ab. Die Kaiserin ist wieder wohlauf. D«e deutsch-spanische Verständigung pd Bem, 27. 9. „Times" melden, daß die Verstän digung zwischen Deutschland und Spanien dem persönlichen Einfluß der Königin-Mutter Maria Christina, einer Habs burgerin, zu verdanken ist. Dio Aütwort Hindenburg« an die Presfe pd Auf da» von den Teilnehmern an der am 24. d. M. in Leipzig stattgehabten Pressebesprechung an Generalfeldmar schall v. Hindenburg gerichtete und gestern bereit» mitgeteilte Telegramm ist folgende Antwort eingegangen: Große» Hauptquartier, 26. 9 Zugleich im Namen de» Ersten Generalquarttermeilters danke ich von Herzen allen in Leipzig versammelten Pressevertretern für das Gelöbnis ihrer weiteren treuen Mitarbeit an der Erhaltung und Stärkung der inneren Front. Mit einer einigen Heimat im Rücken wird dar deutsche Feldheer bis »um Ende als Schwert und Schild unüberwindbar sein. Generalfeldmarschall v. Hindenburg. Vie Notlage der Galtwirte pd Der Zentraloerdand Deutlcher Mrlcvereiniaungen, der 18 Landesverbände mit 80000 Mitgliedern umfaßt, trat in Berlin im„Schillersaal" zu einem Berbandstag zusammen. Es gelangte eine Enlschließung zur Annahme, die die außerordent liche Belastung der Gastwirte durch die Getränkesteuern aufs höchste beklagt. Besonder» wird bedauert, daß der Reichstag auf die Wünsche der Gastwirte hinsichtlich der Weinsteuern nur wenig Rücksicht genommen, namentlich, daß er abgrlehnt hat, die Wirte allgemein al» Weinverbraucher anzusehen. Der Ber bandstag gab der Erwartung Ausdruck, daß Reichstag und Reichsregierung das Gesetz einer Revision unterziehen, um die bestehenden Härten zu beseitigen. Die Reichsregierung wurde ersucht, bei allen da« Galtwirisgewerbe betreffenden Fragen die Vertreter des Zentraloerbande» al» Beauftragte de» deutschen Gastwirtsgewerbe» anzuhören. Caillaux vor dem Staat»gericht»hof pf Genf, 27.9. Die Agentur „Radis" meldet au« Paris, daß die Regierung die Anklage gegen Caillaux jetzt endgültig dem Staatsgerichtshos Überwielen habe. Der Minifterrat werde dem Präsidenten der Republik ein daraus bezügliches Dekret zur Entscheidung vorlegen. Dnrch ein »weite» Dekret werden die staatsanwaltschastlichen Funktionäre beim Staatsgerichtshof ernannt. Finnland pf Helsingfors, 27.9. Dte von der republikanisch-stnnischen Seite in'Deutschland betriebene Agitation, Prinz Friedrich Karl von Lessen auszulordern, von der Krone einstweilen abzustehen und sich mit der Wahl zum Retchsverwefer auf sünf Jahre be gnügen zu wollen, hat in hiesigen monarchistischen Kreisen große Erregung heroorgerufen. Dian bezeichnet es al« illoyal, daß eine Deutschland zurzeit bereisende Persönlichkeit in dieser Weise der Regierung de« eigenen Lande, in den Rücken greife. Nm kisenbMuvgiiictl m viertle» .Bericht eM« Augenzeugen Von einem Spaziergang« zurückkehr«nd, kam ich in Be gleitung meiner Verwandten die Großenhainer Straße in der 10. Stunde entlang. Es war ziemlich dunkel. Meine Verwandt« wies mit der Hand nach dem Bahndamm, der ja hier entlang führt, und die Großenhainer Straße über brückt, und sagte zu mir: „Das ist sicher der Berliner Schnell zug, der da «licht «insahren kann. Von Leipzig muß doch auch bald der Schnellzug kommen/' — Wir kamen nun näher an den Damm heran. Hier leuchteten uns die Lichter entgegen. Der Zug war voll besetzt. Deutlich unterschieden wir di« Reissenden, die zum Teil zum Fenster heraus schauten, wohl um zu sehen, ob nicht bald das Zeichen zur Weiterfahrt gegeben wurde. Zivilisten und Soldaten sah ich rin Abteil ihre Habseligkeiten zusammensuchen und bereit legen. Wenige , Augenblicke nur noch — mancher ist in Dresden am Ziel — aber auch mancher bangt, den richtigen Anschluß zur Weiter fahrt in Dresden zu erhallen. Plötzlich wurde ich in meinen Betrachtungen abgekenkt. Ich hörte das Anbrausen eines Zuges — richtig, der Leipziger Schnelhug — vorn die feurig«» Auge», dahinter die erleuchteten Wagen. Er sauste näher, wir sahen uns um, obwohl man doch so ost dem Dorübsrfahren von Züg«n zusesehen hatte, wir sahen ihm auch jetzt zu, wie «r dahergeertt kam. Jetzt, deutlich ver nahmen wir das Schleis«» der Bremsen, noch rasend« Fahrt plötzlich ein Krachen, Zischen, Knirschen, dichter Dampf, markerschütternde Schreie, Hilferufe. Sekundenlang halten wir uns gegenseitig fest, der Eindruck war zu gewaltig. Sofort eilte» wir zurück, der UnglücksstÄle zu. Anten aus der Straße lagen Holzteile, Eisenstücke, Glassplitter und allerhand Wa genteil« wie gesät. Von allen Seiten eilten, hilfsbereite Men schen herbei, di« meisten wohl Ml aus Neugierde, auch viel leicht aus anderen Gründen. Di« Lichter in beiden Zügen waren verlöscht. Nur leuchteten die Lampen des nahen Güter bahnhofes. Welch' fürchterliches Bild, welche Aufregung! Flehende Hilferufe, wild« Schmerzensschrei«, dazwischen Kommando worte, das aufgeregte Hin- und Hergefrage, viele Frauen weinten ob dieses grauenhaften Vorfalles. Bis zum Ein treffen der Feuerwehren und 'Krankenautos fanden sich hilfs bereite Kräfte. Jeder griff zu, wo es not tat. Galt es doch/ so viel« schneAstens aus schmerzensreicher, gefährlicher Lag« zu bringen. . Manche Fensterscheibe mußte an den Wagen eingeschlagen werden, da die Reisenden nicht anders heraus kommen konnten, Wie schrecklich warm die armen Menschen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)