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Frankcnbtrgcr Erzähler Unterhaltungsbeilage zum Frankenberger Tageblatt ^trd ;rdn Mnrwoch».. Freitag»- and SoimtagS-Nmmner ohne Preiserhöhung des HaupLlatteS beigegeben. . . 'n,- Mr. »8 Sonntag de» 8. September 1918 Züngbrunnsn (Nachdruck verboten.) Ist auch der Friede von dannen gewichen, Liegt auch dis Erde ^n blutroten Schein; Kenne ein Plätzchen des seligsten Friedens, Eonnenumhegt am schattenden Hain. Sonnenumglänzt liegt die grünende Wiese, - Heimlich am Bache, voll Frische, voll Dust (Zirpen und Summen im blühenden Grase) Falterumgaukelt in wehender Lust. Tanzender Kinder hellstöhliche Stimmen Jubelvoll schallen zum Himmel empor; Brünnlekn des Lebens, Quellen des Friedens , Brechen aas Tiefen kraftvoll hervor. Schau wie gebannt in das liebliche Märchen, Finde Vergessen beim schattenden ^nn; Vater, o schütz' uns das heimliche Plätzchen Heimlichen Friedens im sonnigen Schein! Wird dir zum Brunnen der Jugend dre Quelle, Vaterland, drunten beim gründenden Grund, Steigt einst der Friede mit schimmernden Flügeln Strahlend empor, dann wirst du gesund! El. Sell-Gräfe. -o«-- Me Ehre dev Umuendor^s. Roman von Lola Stern. 18 Nachdruck verboten William Kelsey hatte sein Palais in der fünften Avenue Maud zur Hochzell geschenkt., Er selbst kaufte sich ehre kleine Villa und lebte soviel wie irgend möglich auf seiner . Be sitzung auf Staten Island, da ihm bas Getriebe Neuyorks allmählich auf die Nerven fiel. Joachim von Treuendors war als Prokurist in di« „Tryon- und Kelsey-Steel-Wvrks" eingetreten. Mark Tryon arbeitete-fast nur noch in den Werken Perth Amboy, sehr selten kam er in die Maiden Lane. Ihm sagt« die Befr«i- » Ung von aller kaufmännischen Tätigkeit zu, da die Werke sich von Jahr zu Jahr vergrößerten und seine ganze Ar beitskraft verlangten. So sah er Joachim nur äußerst selten, denn auch gesellschaftlich wurde es überall vermieden, die Tryons mit Herrn und Frau von Treuendorf einzuladen. Mit der Zett war der Haß, den Mark Tryon zuerst gegen seinen glücklichen Nebenbuhler empfunden, ruhiger ge worden, und als Joachims gesteigerte Tätigkeit auch seine Anwesenheit in den Werken ab und zu verlangten, "da kam es sogar so weit, baß Lie beiden Herren in ruhigem Tone miteinander sprachen und geschäftliche Dinge erörterten. Zuerst hatte Mark sich ebensosehr wie sein Vater gesträubt, Joachim von Treuendost in die Firma aufzunehmen, aber der alte Kelsey hatte auf seinem Willen bestanden. Er wollte den Mann seiner Tochter kennen lernen, und dazu erschien ihm dessen Tätigkeit im Geschäft die einzige Möglichkeit zu sein. Was hätte Treuendorf auch sonst beginnen sollen? Ein Faulenzerleben sollte und wollte er nicht führen. So hatten die Tryons denn schließlich nachgegeben. And alles ging besser', als man zuerst gedacht. Joachim arbeitete sich über alles Erwarten schnell in lkine neue Tätigkeit «in. Seine Intelligenz half ihm und sein Wille, sein eiserner Fleiß. Er wollte Gutes' leisten, und es gelang ihm. William Kelsey mußte dir Leistungen.seines Schwieger sohnes anerkennen. Auch an seiner Persönlichkeit hatte er nicht direkt Lies oder jenes auszusetzen. Und dennoch war ihm Treuendors als Mensch in den vier Jahren, seit er Mauds Gatte war, nicht näher gekommen. Immer noch war er für ihn der Fremde, Len man belauern, beobachten mußte, gegen den er sein seltsames Mißtrauen auch nicht eine Stunde verlor. Und Las alles, trotzdem er das strahlende Glück seines einzigen Kindes sah, ihre lachenden Augen, ihre stets frische und sonnige Laune. Er freute sich wohl über Mauds Glück, aber zu ihrem Manne fand er nie den rechten Ton. Joachim litt darunter. Er litt unter dem "Mißtrauen seines Schwiegervaters, das er versteckt fühlte. Von Jahr " zu Jahr hatte er gehofft, daß es anders, besser werden, hatte erwartet, daß William Kelsey ihn zum Mitinhaber der Firma ernennen würde. Aber bis heute war er nur Prokurist. William Kelsey hatte sich selbst eine Frist von fünf Jahren gesetzt: wenn nach diesem Zeitpunkt alles gut war, Maud glücklich, Joachim tüchtig, dann sollte er Mit inhaber werden, früher nicht. Joachim wußte gichts davon. Hätte sein Schwiegervater offen mit ihm darüber gesprochen, so hätte er ihn vielleicht verstanden. Daß Kelsey aber dies« Dinge nie zur Sprache brachte, Laß er überhaupt nicht all zuviel mit Joachrm' sprach, kränkte diesen. Und nie hätte er freiwillig um irgend etwas gebeten. Er war nicht glücklich geworden in seiner Tätigkeit. Sein Schwiegervater war ihm nicht nahcgekommen, "der alle Tryon war ihm ein versteckter und heimtückischer Gegner, Mark Tryon ein offener Feind. Wie konnte er sich wohl fühlen zwischen diesen Männern, von Lenen keiner ihm objektiv und freundschaftlich begegnete. Auch seine Arbeit befriedigte ihn nicht, obgleich er Tüchtiges leistete. Aber er war "Loch nun einmal Kauf mann, wenn auch seine Intelligenz und sein Wille Hn schließ lich auf jedem Gebiet heimisch werden ließ. Aber" die besten Fähigketten seines Könnens lagen auf anderen Gebieten, ach, aus ganz anderen. Maud wußte nicht, wre wenig wohl ihr Gatte fich in seinem beruflichen Leben fühlte. Sie war glücklch, und sie tat alles, Joachim "Las Leben so schön und so heiter zu ge stalten, wie sie es vermochte. Und er, der ihr Glück sah, ihre stets wache und sorgende Liebe für ihn, vermochte es nicht, mit Klagen zu ihr zu kommen. So verschloß er tief in feinem Innern, was ihn beengte und bedrückte und streifte trübe Gedanken und alles Häßliche ab, wenn er sein Büro verließ, wenn er fern Haus betrat. Und vergaß dann auch allen Mißmut und alle Verdrießlichkeiten über Mauds Lächeln, über ihrer sonnigen Heiterkeit, ihrer strahlenden Laune, ihren stets von neuem berauschenden Zärtlichkeiten. Denn sie hatte ihn nicht enttäuscht. Sie hatte ihm alle Wonnen der Erde und alles Glück und alle Schönheit ge schenkt, die ein Weib einem Manne geben kann. Und immer tiefer und inniger war sein Gefühl für sie geworden. Die „Gazelle" fuhr über das blaue, sommerliche Meer. In tiefen Korbstühlen lagen Maud und Mable, schlürften Eisgetränke und besprachen wohl zum hundertsten Male alle Möglichkeiten der Lage, des Krieges, der Zukunft. Joachim kam zu ihnen, blieb ein Weilchen bei ihnen sitzen, um dann immer wieder unruhevoll auf und ab zu eilen, sich über die Reling zu beugen, auf die Kommando brücke zu stejgen, festzustellen, wieviel weiter das Schiff ge kommen war, wann endlich man Neuyork erreichen würde.