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Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger AmtsAatt für die König!. Anltshaichtmannschast Flöha, das König!. Amtsgericht und den Stadttat zu Frankenberg verantwortlich» Redakteur: Ernst Roßberg sein in Frankenberg i- Sa. — Druck und Verlag von T. A. Roßberg in Frankenberg l. S«- — —— — ^-210 Sonntag dm 8 September 1818 77. Jahrgang in M AMWmi. KSimk» SDem mü Me. Auf Gnmd von 8 17 der Verordnung über die Regelung des Fleischverbrauches und den Handel mit Schweinen in der Fassung vom 19 Oktober 1917 — R.-G.-Bl. S. 919 — wird gemäß einer Anordnung des Kriegsernährungsamtes folgende« bestimmt: Jeder Haushaltungsvorstand, der Schweine und Schafe zur späteren Hausschlachtung halt, hat dem Kommunalverband, in dessen Bezirk der Echlachtort gelegen ist, anzumelden: 1. spätestens bis zum 2V. September 1918 alle bereits in seinem Besitz befindlichen und zur Selbstversorgung bestimmten Schweine und Schafe, ausschließlich derjenigen, deren Hausschlachtung bereits genehmigt ist; 2. sofort nach dem Einftellen, spätesten« aber drei Monate vor der beabsichtigten Haus» schlachtung, alle nach dem 20. September 1918 eingestellten, zur Selbstversorgung bestimmten Schweine und Schafe. ' 8 2. Die Anmeldutrg hat nach näherer Anweisung de« Kommunalverbande« zu erfolgen. Bei der Anmeldung ist anzugrben: 1. der Schlachtort; 2. Name, Beruf und Wohnung de« Anmeldrnden; 3. da« Alter und das ungefähre Lebendgewicht de« angemeldeten Tiere« zur Zeit der Anmeldung; i . 4. die Zeit, innerhalb welcher voraussichtlich die Hausschlachtung vorgenommen werden soll, und zwar, ob in der Zeit: vom 20 September bi« 3l. Oktober 1918, vom 1. November 1918 bis 31. Januar 1919, vom 1. Februar bi« 30. April 1919, vom 1. Mai bis 31. Juli 1919. i - " ' 8 S. Die Anmeldung entbindet nicht von der Verpflichtung, vor der Schlachtung der Schweine und Schafe bei dem Kommunalverband um die Genehmigung nachzusuchen; sie gibt keinerlei Anspruch auf Erteilung der Genehmigung. o. Mr Schweine und Schafe, die dem ldommunalverband nicht rechtzeitig angemeldet worden sind, darf die Genehmigung zur Hausschlachtung nicht erteilt werden. Bei Schweinen und Schafen, die nach dem 20. September 1918 eingestellt worden sind, ist die dreimonatige Haltefrist frühesten» vom Tage der Anmeldung an zu rechnen. Dresden, am 8. September 1918. Ministerium de« Innern. Gemeinde-Einkommensteuer. Mit der am 18. August d. I. fällig gewesenen Gemeinde-Einkommensteuer befindet sich ein großer Teil der Steuerpflichtigen noch im Rückstand. Wir fordern hierdurch zur sofortigen Zahlung mit dem Bemerken aütt. daß nach dem 12. diese« Monats mit zwangsweiser Beitreibung vorgegangen wird. Frankenberg, am 6. September 1918. Der Stadtrat. Gin kleiner Posten getragener ««»gebesserter ÜHilitsinkosen «r«I JavAmm zu verkaufen. (Kirchgasse 8). Ausgabe von Kohlengutfcheinen (Reihe VII) Dienstag, den 10. September 1918, von 8 bi» 1 Uhr vormittags im Rathaus (Zimmer Rr. 4) gegen Rückgabe der Kopftarten (Reihe 71). Frankenberg, den 7. September 1918. Ortskohlenstelle. . ... famen Tricks, die za gerade eben auf Englands Glauben an die Anständigkeit und Ritterlichkeit der deutschen U-Boots- , Besatzungen gegründet sind. , ! England entblüdet sich durch seine öffentliche Verherr lichung solcher heimtückischer Mordtaten nicht, sie gewisser maßen als erlaubte Kriegslist zu deuten. Das beweist aufs neue sein völlig geschwundenes Gefühl für ehrliche Kampfes- weise. Als seinerzeit die „Emden" ihre Gegner mit einer in Wahrheit erlaubten Kriegslist, nämlich dem Aufsetzen eines vierten Schornsteins, zu Räuschen suchte, erhob die englische Presse ein entrüstetes Geschrei. Hier aber wird auf abscheuliche Weise aus den Edelmut deutscher Seeleute spekuliert, die an scheinend hilflose englische Frauen unter eigener Lebensgefahr vom Tod« Mxrett«n wollen; also auf eine Empfindung, die auch in-denk'erbittertsten Kriege als eiwas Heiliges gelten sollte. Und die Männer (wenn man sie noch so nennen ^oll), die sich zu solchen Bübereien hergeben, werden öffentlich ausgezeichnet und gepriesen! — Wahrlich, «in Volk, das einen solchen abgründlichen Unterschied nicht mehr empfindet, mutz tief gesunken sein! Besseres freilich konnte man nicht erwarten von der Nation, in deren Ruhmeshalle schon die glorreichen Trophäen der „Baralong"- und der „King-Stephen"-Mörder öffent lich prangen! Vie ckemcb-mllilcden Verträge ro Di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht den Wortlaut der am 27. August unterzeichneten deutsch russischen Verträge, von denen schon in Nr. 441 der „Nordd. Allg. Ztg." eine Besprechung gegeben worden ist. Der deutsch- russische Ergänzuilgsoertrag zu dem Friedensvertrag zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und der- Türkei einerseits und Nutzland andererseits besagt in seinem 'ersten Kapitel über Demarkation und Grenzkommissionen: Für alle Fronten, an denen deutsche und russische Truppen einander gegenübrrstchen, sollen, soweit dies noch nicht geschehen ist, sofort deutsch-russische Kommissionen zur Festlegung von De- marlationslinien gebildet werden. Die Demarkationslinien sollen so gezogen werden, datz zwischen den beiderseitigen Fronten neutrale Zonen bestehen, die von. den beiderseitigen Heeresangehürigen, mit Ausnahme der Parlamentäre, «licht betteten werden dürfen. Soweit zwischen den beiderseitigen Fronten nicht bereits ein geregelter Verkehr besteht, wird ein solcher von den Demarkationskommisslonen eingerichtet werden. Im 2. Kapitel über Loslösungsbestrebungen im russischen Reiche heitzt es: Deutschland wird sich, soweit nicht im Friedensverlrage oder in diesem Ergänzungsvertrage ein anderes bestimmt ist, in die Beziehungen zwischen dem rus sischen Reiche und seinen Teilgebieten in keiner 'Weife cm, mische», also insbesondere die Bildung selbständiger Staats wesen in diesen Gebieten wüder veranlassen Hoch unterstütze». Im 3. Kapitel über nordrussische Gebiete heitzt es, datz Deutschland die Gewähr dafür übernimmt, datz von fin»Vse.-er Seite nicht irgendwelche Angriffe auf russisches Gebiet er folgen, während Nutzland alle verfügbaren Mittel anwendet, um in Wahrung seiner Neutralität die Enteutestreitkräfte aus nordrusstschcn Gebieten,zu entfernen. Das 4. Kapitel handelt von Estland, Livland, Kurland und Litauen und besagt, datz Rutzland den in Estland und Livland bestehen den tatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragen, auf' die Staatshoheit über diese Gebiete, sowie auf jede Einmischung in deren innere Verhältnisse verzichtet. Ihr künftiges Schick sal wird im Einvernehmen «nit ihrer Bevölkerung bestimmt werden. Das Kapitel enthält sodann Vereinbarungen zur Erleichterung des russischen Handelsverkehrs über Estland, Liv land, Kurland und Litauen. Danach soll Rutzland bei Reval, Riga und Windau Freihafengcbiete zugewiesen erhalten, in welchen die Lieferung und Umpackung der aus Rutzland ein- treffenden oder für Rutzland bestimmten Waren ungehindert stattfinden und die Abfertigung des Austritts aus dem russische» Zollgebiet und des Eintritts in dasselbe durch rgf- sische Beamte ftattfindcn kann. Nach dein 5. Kapitel wird Deutlchland die von ihm besetzten russischen Schwarzmeer- geüiet« außerhalb Kaukasiens nach der Ratifikation des zwi- Oä bsnque * Grundsatz der deutschen Heeresleitung in diesem fürchter lichen Kriege ist es stets gewesen, das Notwendige, das zu gleich nützlich war, zu tun und keine Möglichkeit nutzer Acht zu lassen. Unsere Gegner gingen darauf hinaus, das Un mögliche zu zwingen. Sie wollten die deutsche Widerstands kraft beseitigen, und das ist ihnen bis heute trotz akker auf gewandten Mittel nicht gelungen. So sind sie denn zu der bitteren Notwendigkeit gelangt, koste was es wolle, va banqus zu spielen, alles auf «ine Karte zu setzen, um ihr bisher stets als unerfüllbar anerkanntes Ziel der deutschen Vernichtung zu erreichen. D«nn ihre Armeen wie ihre Völker können die Not und Bedrängnis des Krieges nur noch eine absehbare Zeit ertragen. Das Ziel ist gewaltig, und es sind gewaltige Mittel aufgeboten, größer, als so mancher bei uns erwartet hat. Aber diese Mittel an Menschen sind, was die weitzen Fran zosen und Engländer anbetrifft, auch die letzten. Der feind liche Verlust in der Frühlings-Offensive betrug, wie bekannt, weit übxr eine Million, er ist seit Mitte Juli bis Ende August aus mindestens 600 000 Mann einschließlich der Amerikaner und der Kolonialtruppen zu berechnen. Im Ganzen dürfte die Entente seit Ostern 1918 nicht viel weniger als zwei Millionen Mann verloren haben. Das ist nicht zu ertragen, und auch die Amerikaner können nichts daran ändern, weil ihnen die Hauptlast des Krieges nicht aufgebürdet werden kann, wenigstens vor der Hand nicht. Es hieße unsern Feinden die Gerechtigkeit versagen, wenn wir picht anerkennen wollten, datz die Franzosen sich in den 50 Kriegmonaten recht wertvolles Soldatenmaterial hsran- gebildet haben. Auch'bei den Engländern sind die Schotten, Kanadier und Australier gute Truppen, die ihre Sturmkraft mit Zehntausenden von Gefallenen bewiesen haben. Aber brs die Amerikaner so weit sind, wenn sie überhaupt dahin ge langen können, wieviel mag dann von ihnen überhaupt nock- übrig fern? Die Schwärzen sind in großen Mengen auf das Kriegstheater geworfen, haben dem Gegner als Kanonenfutter größere Dienste geleistet, als früher vermutet worden, war. Aber den europäischen Winter haben sie nicht ertragen gelernt und sie können während der ungüstnigen Jahreszeit nicht in der Front bleiben. Wenn die feindlichen Marschälle Foch und Haig in diesem Jahre noch ihr Spiel gewinnen wollen, dann haben sie allerdings keine Zeit zu versäumen. - Der „Weg bis zum Rhein" lst viel zu weit, als daß er in den Plänen der beiden feindlichen Marschälle schon heute ebenso ein« Rolle spielen könnte, wie in den Pariser und Londoner Zeitungen. Sie wollen zunächst die Deutschen aus Frankreich hinaus haben. Sie kommen zu diesem Zweck immer wieder auf ihre Angrifssmanier zurück, Flankierungs versuche zu machen, um die deutsche Front auseinander zu ziehen und sie aufzurollen und eine Katastrophe herbeizusühren. Diese Absicht ist durch die Rückverlegung der deutschen Front in feste Verteidigungsstellungen bereits vereitelt, und damit auch das ganze, mit so enormen Mitteln ins Werk gesetzte Unternehmen grundsätzlich ins Wasser gefallen. Die Unmög lichkeit eines entscheidenden feindlichen Sieges über die Deut schen ist tatsächlich unverändert geblieben, mögen auch die Massenangriffe weiter fortgesetzt werden. Sie nicht fortsetzen hieße, die Niederlage eingestehen, und sp bleib! die bittere Notwendigkeit und Nutzlosigkeit weiterer enormer Perluste. Die Menge, die Uebermacht, soll es beim Feinde bringen. In Paris ist schon vor längerer Zeit das Wort gefallen, wer es mit seinen Reserven eine halbe Stund« länger aushält, bleibt Sieger. Aber diese Hoffnung auf die letzten Reserven wird beim Gegner schon durch die starken Einbußen an Mann schaften geschwächt, und die Rechnung, dätz den Deutschen die Luft ausgehen könnte, ist falsch. In Deutschland jst infolge der weisen Oekonomie Hindenburgs und Ludendorffs mit Soldatenblut an wehrfähigen und kriegstüchtlgen Männern kein Mangel, und unsere Reserven im Felde wachsen natur gemäß durch die Kürzung unserer Linie. Damit hat die Uebermacht des Feindes, die für uns nie einen Schrecken gebildet hat, auch ihre Bedeutung als Räuberin deutscher Eoldatenleben verloren. In früheren, langdauernden Kriegen spielte der Gewinn von guten Winterquartieren eine große Rolle. Jetzt kann auch der Feind den Wert von solchen bemerken, denn er ist auf die verwüstet« und von allem, selbst von Wasser entblühte Sommegegend angewiesen, die für eine große Armee kann« halthar ist. Damit wird die hohe Rechnung dieser Verzweif- lüngsoffensive noch kostspieliger, und das va-banque-Spiel wird damit unrettbar verloren werden. Und was dann? Für diesen Zeitpunkt wollen wir die deutsche Heeresleitung getrost sorgen lassen, auch er ist in ihren Zukunftserwägungen vor gesehen. Löst sich im feindlichen Truppengebäude «ine Stein lage, so stürzt schließlich der ganze Bau zusammen. Das Spiel ist zu Ende! vämmettr in DMreicd? Die „HummM" führt aus: Denen, die. das ganze Elend des Krieges vergessen und Nur an den siegreichen Frieden denken möchten, die von der großen moralischen Kraft des Landes schwatzen, erwidere ich folgendes: „Verlaßt einmal Eure Redaktionsräume und Eure parlamentarischen und Ne gierungskreise und geht aufs Land, wo Kinder und Frauen statt der Männer dreschen — si« werden Euch fragen, wann denn endlich der Friede kommt und ob nicht alle Männer hin gemordet werden. Was wollt Ihr darauf erwidern? Ich habe geantwortet, daß es hier eine Sozialistenpartei Mt, die sich auf sich selber besinnt, die nicht wjll, daß das ganze Proletariat hingemordct wird, di« den sofortigen Zusammen tritt der Arbeiterinternationale fordert — das wird der erste Schritt sein, dieser Menschenschlächterei ein Ende zu machen, bei der die französische Arbeiterschaft sich verblutet. Denkt daran, Ihr Vertrauensmänner, Hz« Ihr morgen wieder vor die Ueberreste des Proletariats hintretet, daß Ihr dessen Vertrauen nur habe» werdet, wenn Ihr mit allen Arbeitervertretern laut ausruft: „Der Krieg hat lange genug gedauert, er soll dein Frieden Platz machen!" Vergeßt Ihr das, so fürchtet den Zorn der Arbeiterschaft, der sich gegen Euch wie gegen tdie Bourgeoisie richten wird. Wen» Ihr Euch weigert, nach Stockholm oder sonstwohiii zu gehen, um die Grundlagen des Friedens zu schaffen, wenn Ihr fortfahrt, von einem Frieden durch die Waffen zu reden, statt von einem Frieden ohne Annexionen und Ent schädigungen, dann fürchte ich,, daß Ihr die Arbeiterklasse für irgendwelche niedrigen Ziele vergeßt. knglilcbe Merck metdocken Ein empSrmdes Schandmal sittWen Tiefstandes Unter den heimtückischen Mittelst? deren sich die Eng länder zur Bekämpfung unserer U-Boote bedienen, deren sie auf ehrliche Weise nicht Herr werden können, mehren sich in erschreckendem MqKe diejenige», die in infamster Art auf die ritterliche und anständige Gesinnung des deutschen Gegners spekulieren, um ihn gerade dadurch ins Verderben zu locken. Eben noch lasen wir mit halb ungläubigem Ab scheu jn den Times" die Verherrlichung der widerlichen „Heldentat" jenes erfindungsreichen Matrosen, der, als Frau verkleidet, scheinbar «in kleines Kind im Arm tragend, mit kläglichen Hilfeschreien die ritterlichen deutschen U-Boots-Hel- den herbeilockt«, um dann den scheinbaren'Säugling der in Wahrheit eine Bombe war, kn das U-Boot zu schleudern. Dieser Bube wurde mit dein Viktoria-Kreuz geschmückt! — Nun komint Ms aus England die verbürgte Nachricht, datz diese Art abscheulicher Mordkomödie zur Methode gemacht wird, und daß bewaffnete, stark bemannte Dampfer mit vollständigen Damenkleidungcn ausgerüstet werden, die die Matrosen anlegen, uin in solcher Verkleidung beim Nahen eines U-Bootes durch jämmerliches Schreien, Hin- und Hcrlaufcn usw. die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sobald imn das U-Boot in der Absicht, die hilflosen Frauen zu retten, nähergekommen ist, wird von den anderen Matrosen ohne weiteres das Feuer eröffnet. Auf diese Weis« soll bereits die Vernichtung einzelner Boote gelungen sein. Die ganze Heuchelei des sittlich empörten Geschreis Eng lands über die deutschen „Mörder" und „Piraten" kann nicht greller beleuchtet werden als durch Anwendung solcher in-