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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Bezirks Für das hiesige Ar Rchsti-Mg ins TaMM ins W mö Lgzurett ach Inlands - Garntioncn erkolat nünktsiNi in allabendlicber Absendung unter Sirk 81aittI«'snkvnkaWis oder nach Inlands Garnisonen erfolat vünktlich in allabendlicher Absendung unter Streifband wird eine gewissenhafte, anstellige männliche oder weibliche Person -un durch die Mist Bezugspreis einschließlich Verlandivelen ttir den Monat Mark 1.30. Bestellungen gesucht. Gewährt wird außer freier Station eine Barvergütung nach Uebereinkunft. Antritt hat auf EinzLnate oM Für die bisherigen baldmöglichst zu ersalgen. Gesuche mit Lebenslauf, Zeugnissen und BergStungsansprüchen Empfänger wolle man die Weiterbestellungen baldigst erneuern. sind biszum 8 dieses Monats anher einzureichen Die Geschäftsstelle -es Tageblattes. Stabtrat Frankenberg, am 4. September 1S18. 208 77. Jahrgang Freitag »eu «. September 1»18 Amtsblatt für die Kömal.AMbaMmamlschaft MU das König!. Amtsgericht md den Stadttat zn Frankenberg «erantwertttcher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg i. Sa. - Druck und »erlag von T.«. Roßberg in Frankenberg i. S«. Eine Äundgebnng ^inöenbnvgs „Wir stehen in schwerem Kampf mit unseren Feinden. Wenn zahlenmäßige Ueberlegenheit allein den Sieg ver bürgte, läge Deutschland längst zerschmettert am Boden, Der Feind weiß aber, daß Deutschland und seine Verbündeten mit den Waffen allein Dicht zu besiegen sind. Der Feind weiß, daß der Geist, der unserer Truppe und unserem Volke innewohnt, uns unbesiegbar macht. Deshalb hat er Neben dem Kämpf gegen die deutschen Waffen den Kampf gegen den deutschen Geist ausgenommen, er will unseren Geist vergiften und glaubt, daß auch die deutschen Waffen stumpf werden, wenn der deutsche Geist zerfressen ist. Wir dürfen diesen Plan des Feindes nicht leicht nehmen. Den Feldzug gegen unseren Geist führt der Feind mit verschiedenen Mitteln; er überschüttet unsere Front nicht nur mit einem Trommelfeuer der Artillerie, sondern auch mit einem Trommelfeuer von bedrucktem Papier. Seine Flieger werfen neben Bomben, die den Leib töten, Flugblätter ab, die den Geist tüten sollen. Unsere Feldgrauen lieferten an der Westfront von diesen sem'vlichen Flugblättern km Mai 84 000, im Juni 120 000 und im Juli 300 000 ab. Eine gewaltige Steigerung. Im Juli 10 000 Giftpfeile täglich. 10 000 Mal täglich der Versuch, dem Einzelnen und der Gesamtheit den Glauben an 'die Gerechtigkeit unserer Sache und die Kryft .und die Zuversicht zu dem Endsieg zu nehmen. Dabei können wir damit rechnen, daß ein großer Teil der feindlichen Flug blätter von uns nicht aufgefunden wird. Der Feind begnügt sich aber nicht nur damit, den Geist unserer Front anzugreisen, er will vor allen Dingen auch den Geist in der Heimat vergiften. Er weiß, welche Quellen der Kraft für die Front in der Heimat ruhen. Seine Flug zeuge ubid Ballons tragen zwar die angehängten Slugschriften nicht weit in unsere Heimat; fern von ihr liegen ja die Linien, in denen der Feiikd vergebens um Waffensieg ringt. Aber der Feind hofft, daß mancher Feldgraue das Blatt, das so harmlos aus der Luft heruntergeslattert ist, nach Hause schickt. Zu Hause wänlMt es dann von Hand zu Hand, am Biertisch wird es besprochen, in den Familen, in den Nähstuben, in den Fabriken, auf der Straße. Ahnungslos nehmen viele Tausende den Giftstoff in sich auf; .Tausendet: — wird die Last, die der «Krieg ihnen ohnehin bringt, dadurch vergrößert, und der Wille und die Hoffnung auf den sieg reichen Ausgang des Krieges genommen. All diese schreiben dann wieder von ihren Zweifeln au der Front, und Wilson, Lloyd George imd Clemenceau reiben sich die Hände. Der Feind greift den Geist der Heimat auch sonst noch an. Die unsinnigsten Gerüchte, geeignet, unsere innere Wider standskraft zu brechen, werden in Umlauf gesetzt. Wir stellen sie gleichzeitig in der Schweiz, in Holland und Dänemaki fest. Von dort breiten sie sich wellenartig über ganz Deutsch land aus. Oder aber sie tauchen gleichzeitig, in uniinnigen Einzelheiten übereinstimmend, in den entlegensten Gegenden unserer Heimat auf, in Schlesien, Ostpreußen, und im Rhein land, und nehmen von da aus ihren Weg über das übrige Heimatsgebiet. Auch dieses Gift wirkt aus Urlauber und fließt in Briesen zur Front. Und wieder reiben sich die Feinde die Hände! Der Feind-ist klug. Er weiß für jeden das Pülverchen zu mischen. Die Kämpfer an der Front lockt er. Ein Flug blatt lautet: „Deutsche Soldaten! Es ist eine schändliche Lüge, daß die Franzosen die deutschen Gefangenen mißhandeln. Wir sind keine Unmenschen. Kommt nur getrost zu uns herüber! Hier findet "ihr rücksichtsvolle Aufnahme, gute Verpflegung und friedliche Unterkunft." Man frage hierzu die tapferen Männer, denen es unter unsäglichen Mühen ge lang, der feindlichen Gefangenschaft zu entrinnen. Ausge plündert bis auf das Letzte, im Drahtpserch ohne Obdach durch Hunger und Durst für verräterische Aussagen gefügig gemacht oder durch Schläge und Bedrohung mit den: Tode zum Verrat an den Kameraden gezwungen, aus dem Trans port zur schweren Arbeit von der französischen Bevölkerung be spien, mit Unrat beworfen: So sieht in Wahrheit' das Paradies aus, das der Feind vorgaukelt. Auch nachgedruckte Originalbriefe von Gefangenen wer den abgeworsen, in denen diese schildern,"' wie gut es -Ihnen gehe. Gottlob wird es in England und Frankreich auch noch anständige und menschliche Kommandantei: von Ge fangenenlagern geben; sie sind aber dre Ausnahme. Und die Briefe, die der Feind abwirft, sind nur drei bis vier ver schiedene. Diese aber sendet er "in vielen Tausenden von Exemplaren vervielfältigt. "Kleinmütige schüchtert der Feind ein: „Euer Kampf ist aussichtslos! Amerika wird Luch den Garaus machen. Eure U-Boote taugen nichts. Wir bauen mehr Schiffe, als sie versenken. Euer Handel ist vernichtet. Wir sperren Euch nach dem Kriege die Rohstoffe ab; dann muß Deutschlands Industrie verhungern. Eure Kolonien seht ihr niemals wieder." So kliirgt es aus 'seinen Flug blättern, bald Lockung, bald Drohung. 'Wie steht es in Wirklichkeit? Wir haben im Osten den Frieden erzwungen und sind stark genug, es auch in: Westen zu tun, trotz der Amerikaner. Aber stark und einig müsse,: wir sein! Das ist es, wogegen der Feind mit seinen Zetteln und Gerüchten kämpft Er will uns den Glauben und die Zuversicht, den Willen, und die Kraft nehmen. Warum sucht der Feind immer noch nach Bundesgenossen im Kampf gegen uns? Warum trachtet er, die noch neutralen Völker zum Kampfe gegen uns zu pressen? Weil wir ihm an Kraft gewachsen sind. Warum hetzt er Schwarze und andere Farbrze gegen deutsche Soldaten? Weil er uns vernichten will! Wieder anderen sagt der Feind: „Ihr Deutschen, Eure Rcgierungs- form ist falsch! Kämpft gegen die Hohenzbllern, gegen den Kapitalismus, helft uns — der Entente —, euch eine bessere Staatsform zu geben." Der Feind weiß genau, welche Slärre unserem Staate und unserem Kaiserreich innewohnt. Aber gerade eben deshalb bekämpft er sie. Der Feind versucht auch, alte Wunden im deutschen Volkskörper auszurcißen: Mit seinen Flugblättern und durch Gerüchte versucht er, Zwietracht und Mißtrauen unter den Bundesstaaten zu säen. Wir beschlagnahmten am Bodensee viele lausend Flugblätter, die nach Bayern geschafft werden und gegen die Norddeutschen aufreizen sollten. Was der jahr hundertelange Traum der Deutschen war und was unsere Väter uns erstritten, das deutsche Kaiserreich, wollen sie zer störe,: und Deutschland zur Machtlosigkeit des Dreißigjährigen Krieges verurteilen. Auch unsere Bundestreue zu unseren Verbündeten will der Feind erschüttern. Er kennt nicht deutsche Art und deutsches Manneswort. Er selbst opfert seine Verbündeten. Wer Engt lands Verbündeter ist, stirbt daran. Und schließlich versendet der Feind Nicht den üngesähr- lichsren seiner in Druckerschwärze getauchten Giftpfeile, wenn er Aeußerungen deutscher Männer und deutscher' Zeitungen abwirft. Die Aeußerungen deutscher Zeitungen sind aus dem Zusammenhang gerissen. Bei Aeußerungen Deutscher, d'e wieüergegeben werden, denkt daran, daß es Verräter am Vaterlande zu jeder Zeit gegeben hat, bewußte und unbe wußte. Meist sitzen jie im neutralen Ausland, um nicht unseren Kampf und unsere Entbehrungeu teilen zu müssen oder als Hochverräter gerichtet zu werden. Auch die Verfechter extremer Parteirichtungen dürfen nicht den-Anspruch erheben, für die Allgemeinheit des deutschen Volkes zu sprechen. Es ist unsere Stärke, aber auch unsere Schwäche, daß wir auch im Kriege jede Meinung ungehindert zu Worte kommen lassen. Wir dulden bisher auch den Abdruck der feindlichen Heeres berichte und der Reden der feindlichen Staatsmänner; die mit Angriffswaffen gegen den Geist des deutschen ^Heeres und Volkes sind, in unseren Zeitungen. Dies ist e-tärke, iv-il es Kraftbemußtsein beroeist. Es ist aber eine Schwäche, weil es duldet, daß des Feindes Gift bet uns Eingang findet. Darum, deutsches Heer und deutsche Heimat: Wenn dir einer dieser ausgeworfenen Giftbrocken in Form Lines Flug blattes oder eines Gerüchtes vor die Augen oder die Ohren kommt, so denke daran, daß er vom Feinde stammt. Denke daran, daß von: Feinde nichts kommt, was Deutschland frommt. Das muß sich jeder sagen, gleichgültig, wL.chem Stande oder welcher Partei er angchört. Triffst du einen, der zwar dem Namen und der Abstammung nach deutsch ist, der aber seinem Wesen nach in: Feindeslager steht, so Halle ihn dir fern und verachte ihn. Stelle ihn öffentlich an den Pranger, damit auch jeder andere wahre Deutsch: ihn verachtet. Wehre dich, deutsches Heer und deutsche Heimat! Er. H. Q., den 2. September 1918. von Hindenburg, Generalfeldmarschall. Während^der vorstehende Aufruf des Gencralfeldmar- schalls nur auf die Gefährlichkeit der feindlichen Propaganda hmweist, stellt eine Bekanntmachung des Oberbefehlshabers m den Marken, v. Linsingen, die Verbreitung gewisser Ge rüchte unter bestimmte Strafen. An den Berliner Anschlagsäulen ist folgende Bckannt- machung erschienen: „Aw die Bevölkerung Berlins und der ' . Tyrichtes Geschwätz, leichtfertiges Gerede in ver einzelten Fa ken wohl auch landesuerräleriiche BösuMiqlerl verbreiten jeder tatsächlichen Unterlage entbehrende Gerüchte, ""rübergehende Erfolge der Fände und ihrer Machtmittel, bezweifeln unsere eigene wirtschaftliche Wider standskraft und verringern die bewundernswerten Leistungen «unserer trefflichen, rem Feinde siegreich standhaltcnden Streit kräfte. Dieses Treiben ist geeignet, das durch d« Ta fluchen durchaus gerechtfertigte unbedingte Vertrauen auf den schließ lichen e-ieg und demgegenüber über dem Vernichtungswillen unserer Gegner gebotenen und auch vorhandenen ehernem /"m Durchhalten zu erschüttern. Ich habe mich daher genötigt gesehen, dre nebenstehende Verordnung zu erlassen. Ich hoffe -der im Vertrauen auf den gesunden Sinn der Be- vouerung, daß es nur dieser Mahnung bedarf, um Wandel zu schaffen, und daß Bestrafungen nur in seltenen "Fällen notwendig werden. Der Oberbefehlshaber in den Marken, von Linsingen, Generaloberst." Die im vorstehenden Aufruf erwähnte Verordnung la»' tet: Bekanntmachung. Auf Grund des ß 9b des Gesetzes über den Belagerungszustand bestimme ich Hiermit im Interesse der öffentlichen Sicherheit für das Gebiet der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg: Wer ein nicht erweis lich wahres Gerücht, das geeignet ist, die Bevölkerung zu be unruhigen, ausstreut oder unbefugt weilergibt oder verbreitet, wird, auch wenn er dabei die Wahrheit des Gerüchtes be zweifelt oder bestreitet, sofern nach bestehenden Gesetzen keine höhere Strafe verwirkt ist, mit Gefängnis bis zu einem Jahr, beim Vorliegen mildernder Umstände mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft. Die Verordnung tritt sofort in Kraft. Der Oberbefehlshaber in den Marken, von Linsingen, Generaloberst. Ser moralkcke Deilkclllsliör— Sie einche AegsLmöMkkeit ön Vlelverbanöer. Die „Times" schreibt ani 7. August im Hinblick auf die britisch-französischen Waffenerfolge seit dem 18. Juli, man dürfe die in guten Mgen durch gute Nachrichten erzeugte frohe Stimmung nicht mit dem Verstände durchbrennen lassen und führt dann weiter aus: „Unter Sieg ist nicht der Besitz dieser oder jener Stel lung zu verstehen oder das Beibringen größerer ^Verlusie, als wir sie selbst erleiden, sondern den Feind davon zu über zeugen, daß er durch gute Fortführung des Krieges nur seine Eesamtverluste vergrößern würde. Seine Moral muß erschüttert werden. Der Verlust des Selbstvertrauens ist es, nicht der Verlust von Boden, Mannschaften oder Material, was Sieg oder Niederlage ausmacht. Der Feind mutz den Glauben an sich selbst oder an seine Führer verlieren! Wenn dies nur eintrWG - ist, es gleichgültig, wo es sich ereignet, ob an der Aisne oder am Rhein, zä Damaskus oder in Kiew. Wir erschüttern langsam den Angriffsgeist des Gegners im Westen; es sind jedoch keine Anzeichen dafür vorhanden, daß er dort das Vertrauen in seine Verteidigungs kraft verloren hat. Man muß sich daran erinnern, daß ec vor dem Zusammenbruch Rußlands trotz erheblicher zahlen mäßiger Unterlegenheit seine Verteidigung im Westen hin länglich aufrecht erhielt. Er glaubt, daß er, was er einmal fertig gebracht hat, auch wiederum vollbringen kann. Es be steht eine Meinungsverschiedenheit unter den Deutschen wegen der Zweckmäßigkeit dieser kostspieligen Offensiven an der Westfront; über die Möglichkeit erfolgreicher Verteidigung in Frankreich besteht bisher nur eine Meinung in Deutschland. Sobald darüber zwei Meinungen herrschen, wird der Zusammen bruch her Moral des Gegners begonnen haben. Und fobald derselbe begonnen hat, werden wir fünfzig Meilen genau so "schnell vorrücken wie fünfzig Meilen Heuke." Auf jeden deutschen Familientisch daheim sollte man diese Ausführungen der „Times", unserer erbittertsten "Feindin, legen, an die Wand jedes deutschen Unterstandes draußen vor oem Feinde sollte man sie anuageln. Hrer haben wir klar ans- einandergesetzt, worauf allein unsere Feinde ihre Sieges hoffnungen aufbaue'n. Wir sollen vergessen, was wir in vier Jahren fertiggebracht haben, wir sollen den Glauben an uns selbst verlieren. Was weiten Kreisen in unserem Volke leider besonders in letzter Zeit zu fehlen scheint, ist einzig und allein die Er kenntnis, worum es sich in diesen: Kriege lediglich handelt: Daß wir uns nämlich, wie einst Friedrich der Große, gegen die ganze Welt behaupten und durchsetzen. Das heißt aber, daß wir gerade so wie er kn der strategischen Abwehr stehen, auch wenn wir angrerfen. In solcher Lage sind Rückschläge doch einfach unvermeidlich. Man- mag sie .bedauern, aoer man darf sich ebensowenig durch sie niederdrücken lassen, wie man andererseits auch durch die größten Erfolge nicht in siegestrunkene Stimmung geraten darf, bevor der letzte Ka nonenschuß gefallen ist. Mit keinem Wort hat unsere Oberste Heeresleitung vor Eintritt in die Früh,ahrskämpse dieses Jahres die Ziele'ge nannt ,die sie nachher nicht erreicht hätte. Daheim im Lande, in unserer Presse, stellenweise vielleicht auch im Heer, hat man, berauscht von unerwartet großen Teilerfolgen, Hoff nungen gehegt und erweckt, die, selbst wenn sie in Erfütluiig gegangen wären, uns dem Ende des Krieges doch um keinen Schritt näher gebracht Hütten. Oder glaubt man vielleicht, die einstweilen immer 'noch eng zusammengeschweißte Entente hätte uns demütig um Frieden gebeten, wenn unsere Truppen in Paris eingezogen wären? Niemals Hütte sie das getan, solange sie die Hoffnung hegen konnte, datz einmal uißere Krüfte doch erlahmen würben. sämtlichen Feinde wehrlos zu Boden zu werfen, ist ein Gedanke, den ein verstündiger Deutscher wohl schwer lich jemals gehegt hat. Von ihrer Masse nicht zermalmt zu werden, einzig und allem das ist unser Ziel. Das aber ge- schieht weiter wie bisher, je nach der Lage, durch kiHnes