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Sonntag den 1. September 1V18 Ur. »4 16 Die Ohes der Ereuendorfs. Roman von Lola Stern. ' Nachdruck verboten her. Sagte, daß sein -irrzig-s Kind Schmach und Schande über ihn bringen wolle, klagte sie der Herzlosigkeit, Ler Untreue gegen Mark Tryon an, der ganz gebrochen war. Maud unterbrach ihn mit keiner Silbe. Erst als er «schröpft schwieg, sagte sie: „Das Hin- und Herreden hat keinen Zweck, das sehe ich. Nun mein letztes Wort in dieser Sache, Pa! Daß ich entschlossen bin, Treucndorfs Frau zu werden, weißt du. Für mich handelt es sich nur noch darum, ob du meinen Mann anerkennen willst als deinen Sohn oder nicht. Und um dir das zu überlegen, lasse ich dir acht Tage Zeit. Nicht länger. Denn ich habe eine große Ungeduld in mir, glücklich zu sein. Hast du deinen Sinn in dieser" Frist nicht geändert, so muß ich dein Haus verlassen, so schwer es mir werden wird, so mutz ich mein künftiges Leben gestalten ohne dich." Er sah sie verblüfft an. 'Za, so war sie! Entschlossen, zielbewußt und von einer Energie, die keiner ihrer Jugend, ihrer liebreizenden Schönheit zugetraul haben würde. William Kelsey ahnte an diesem Tage schon, daß sein Widerstand nuß-- los war Mauds starrem Willen gegenüber. Aber noch konnte und wollte er sich nicht geschlagen geben. Und er fragte nur: „Und wovon willst du denn leben mit diesem . . . 'Herrn von Treuendors?" Sie meinte gleichmütig: „Das wird sich finden. Irgend wie werden wir schon durchkommen. Es gibt ja mancherlei Möglichkeiten. Aber wenn dich mein ferneres Leben inter essiert, Pa, so wirst du ja dafür, sorgen können, daß ich mir diese Frage nicht ernsthaft zu überlegen brauche."' Und damit nickte ^re ihm zu und ließ ihn allein, der unwillig, erzürnt, tief verstimmt und bei dem allen doch voll heimlicher Bewunderung war für sein Kind. Maud wußte, Latz ihre Art, den Vater zu behandeln, die einzig richtige war, um etwas zu erreichen. Nicht mit. Bitten und Tränen, mit Lamentationen und langen Aus einandersetzungen wurde der alte Kelsey zu gewinnen sein, nur so, indem sie ihn vor die Wahl stellte, sie zu verlieren aus seinem Leben oder neben ihr Joachim von Treuendors anzuerksM^r. Wenn Maud allein war in diesen 'Tagen, wenn aller > Zwang von ihr abfiel, dann fühlte sie sich elend, todmüde, ! bis aufs äußerste erschöpft. Nur in Eenenwarl ändere: ^-Menschen erschien sie beherrscht, ruhig, sicher. In Wahrheit i war sie es nicht mehr. Alles war in ihr in Aufruhr, in Angst. Sie zitterte vor der Entscheidung des Vaters, denn sie liebte ihn innig, und der Gedanke, ihn verlassen zu sollen, erschien ihr entsetzlich. Und doch würde es sein müssen, wenn er nicht abging von seinem Entschlusse, Joachim niemals anzu erkennen. , Denn Maud konnte wohl ohne den Vater leben, nimmer mehr aber ohne den Geliebten. Aber noch glaubte sie nicht an William Kelseys Wider stand. Mehr als mit ihrem Vater beschäftigten sich ihre Ge danken mit Mark Tryon. Er tat ihr leid, aber zwischen ihr Mitleid drängte sich immer wieder die Angst. Wenn er Joachim aufsuchte, ihn beleidigte, forderte, wohl .gar lötete? Seiner kühlen und sachlichen Natur lag dies alles zwar nicht, aber immer wieder überfiel Maud die Angst um des Geliebten Leben und Sicherheit. Am nächsten Tag« kam Mable Kennan zu "ihr. Di- Freundinnen hatten sich über eine Woche nicht mehr gesehen. ' Etwas Fremdes war zwischen sie getreten, da Maud dre Freundin nicht zur Mitwisserin ihrer Herzenskämpfe gemacht und Mable gekränkt war., „„Ich konnte nicht, Mable," sagte Maud, als das junge Mädchen ihr Vorwürfe macht«, „glaube mir, ich mutzte allein mit mir fertig werden. 12. Am Nachmittag des nächsten Tages ließen sich Mark Tryons Mutter und seine Schwester Grace bei Maud melden. Sie mußte die Damen empfangen, obgleich ihr vor der Unter redung graute. Die alte Frau Tryon war noch immer fassungslos von dem gestern Gehörten. Sie konnte und wollte es nicht glauben-, daß ein Mädchen ihren Mark, ihren tüchtigen, an gesehenen, hübschen und guten Mark verschmähte, um irgend einen hergelaufenen ^ristenzlosen Deutschen zu heiraten. Ihre gekränkte Mutterwürde, ihr beleidigter Mutter stolz stand in Hellen Flammen. .Sir fand Mauds Benehmen schamlos und wahnsinnig und konnte nicht glauben, daß Maud, dieselbe Maud, die /ir kannte und gern hatte, seit sie ein ganz 'kleines Mädchen war, ihren geliebten Lohn so tief demütigen, so maßlos kränken und verletzen wollte. Nun war sie gekommen, um aus Mauds eigenem Munde aN das Schreckliche bestätigt zu hören. Und Maud sagte es ihr. Ganz ruhig, ganz kühl, aber ganz gefaßt. Sie blieb verschlossen und still bei allen Ein wendungen, Vorwürfen und Schmähungen der beiden Damen, die nicht genug Worte finden konnten, um sie zu kränken und Jubeleidizen. Sie blieb ruhrg, denn sie wüßte ja, daß beide aus ver letztem Herzen so häßlich zu ihr sprachen. Als alles andere versagte, legte die alte Frau Tryon sich aufs Bitten. Und rmmer wieder sagte Maud nur das eine, daß sie so handeln müsse, wie sie es tat. Es lat ihr leid, Kummer über eine Lanze Familie zu bringen, am meisten dauerte sie Mark Tryon selbst. Aber diesem Mitleid konnte und wollte sie nimmermehr ihr eigenes Glück opfern. Schließlich gingen die beiden Damen mit dem Gefühl, daß hier alles vergebens sei, und daß Maud ihren Weg gehen würde, unbeirrt und ohne zu schwanken. Als der alte Kelsey an diesem Abend nach Hause kam, ging Maud zu rhiü. Sie hatten sich seit ihrer-großen Aus einandersetzung am vergangenen Morgen nicht wiedergesehen. Und jetzt schon erschien Kelsey sein stilles, großes Hwls öde und verlassen, da Maud in ihren Gemächern blieb. Sie fragte ihn: „Hast du nachgedacht über alles, Pa und darf ich dir Herrn von Treuendors nun bringen als meinen Verlobten?" Der alte Kelsey brauste wieder auf wie am Tag« vor Frankenberger Erzähler UnterhattnngSbrilage zum Frankenberg«» Lageblatt ESird jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Nummer ohne Preiserhöhung deS Hauptblattes beigegebea. Helft uns Aleinen! und klein, wie's Jesulein, ^4 Komm ich auf die Erde; Der zum Leben mich berief, s Sprach das heilig „Werde!" Sprach: „Bist du auch arm und klein, Sollst du nicht verlassen sein!" Deutsche Männer, deutsche Frauen, Hört das heilige Gebot! Laßt uns eure Liebe schauen, Helft! V lindert unsre Not! Lläre Sell-GrSfe.