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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt Wird jeder Mittwochs-, Freitags- und SonntagS-Nummer -ohne Preiserhöhung des HauptblatteS beigegebeu. M. 89 MittwoL de« 18. September 1918 Wenn Sie WeSenrqlscüen isme»! Wenn unsre tapfren Krieger wieder heimwärts ziehn, Wenn nach bittrem Tode, Schmerz und Leid Alle Not und Jammer fliehn, Wenn nach heißem Kämpfen, schwerem Ringen Die Feinde geschlagen, Unsre treuen deutschen Helden den Sieg davongetragen, Wenn vorbei ist Hatz und Völkerstreit, Dann läutet, ihr Glocken, wie nie zuvor, Und ihr Sänger, singt euern herrlichsten Chor! Wenn nach langem Hoffen, -bangem Zagen All die Sieger ihren Einzug halten, ' Und nach Heitzern Flehen, Bitten, Klagen Wir zum Dankgebet die Hände falten, Dann laßt uns knien vor unserm himmlischen Vater . droben Und ihm innig danken, ihn preisen und loben! „Nur ihm allein die Ehre, - De? Frieden schenkte dem betenden Volk Und Sieg verlieh unserm tapfern Heere!" ' Und ihr, die ihr euer Liebstes dahin gegeben, Oh, weint und klaget nicht; Cie opferten freudig fürs Vaterland ihr Leben Und sahen mutig dem Tod -ins Angesicht. Ach, wie viele im fremden Land begraben sind, Und wie viele mutzten von uns gehn! — , > Doch sei 'getrost, du liebes Menschenkind, Es gibt ja doch im Jenseits «inst - ein Wiede rsehn! Co latzt denn froh und unverzagt . Der dunklen Zukunft uns entgegenschau'n, Bis segensvoll ein neuer Frühling tagt Und lieblich wird ein neuer Morgen grau'n. Vorüber sind dann Krieg und Sturmgebraus, Die Helden ziehen sehnsuchtsvoll nach Haus. — Oh, Herr und Gott, wie wird das sein, H- Wenn alle Glocken läuten in die Wett hinein: „Friede, Friede!" Schloh Sachsenburg. Ilse Mende. -----Ker»- Tie Khre deV Meilendorfs. Roman von Lola Stern. 51 Nachdruck verboten L So blieb es in den nächsten Tagen. Sie sprächen nicht miteinander. Stumm satzen sie 'sich bei den Mahlzeiten gegenüber, finster und bleich. ' - Maud blieb in den übrigen Stunden des Tages in ihren Zimmern allein, lietz keinen Menschen zu 'sich, wies sogar Mable Kennan ab. . . Joachim war kaum im Hause. Die ganzen Tage war er drautzen beschäftigt, ging vergebliche Wege, knüpfte Ver bindungen an, war mit den deutschen Herren seiner Be kanntschaft und mit . allerlei zweifelhaften Individuen zu sammen. Bis er schließlich gefunden hatte, was er brauchte. Denn wenngleich er vor vier Jahren Amerikaner ge worden war. so erschien ihm sein deutscher Name und die Tatsache, daß «r früher Deutscher gewesen, doch zu gefähr lich, um unter seinen eigenen Papieren die Reise nach Holland a,nzu treten. Englische Schiffe lauerten aus Lem — 's — - Meer. Die Seefahrer wurden beargwöhnt, die Passagiere vernommen, die Papiere genau geprüft. Und Uebergriffe der schlimmsten Art waren schon vorgekommen. Er aber wollte sich solchen Möglichkeiten nicht aussetzen, er wollte sein Ziel, wollte Deutschland erreichen. Er fand schließ lich nach langem, mühevollem Suchen einen Burschen, der ihm seine Papiere, die in Ordnung waren und auf einen rein amerikanischen Namen lauteten, für eine sehr beträcht liche Summe überließ. Joachim hatte einige seWer kostbaren Schmuckstücke — Geschenke von Maud — für diesen-Zweck verkauft. Denn er wollte keinen Pfennig mehr von seinem Schwiegervater nehmen. Er hatte ihn nicht wredergesehen seit jenem Mor gen in Perth Amboy. Das war vor vier Tagen gewesen. Ob Maud ihren Vater inzwischen gesprochen, wußte er nicht, glaubte es auch kaum. Der Tag war mit den Verhandlungen'mit dem jungen Amerikaner vergangen. Nun hatte Joachim alles, was er brauchte. Am nächsten Vormittag verließ der holländische Dampfer Hoboken,- um in die Heimat zu fahren. Joachim hatte sich seid Billet versorgt. Es war Abend, als er sein Haus in der Fünften Avenue erreicht«. Mit einem seltsamen Gefühl betrat er es. Wann und wie würde er es wiedersehen? Er suchte Maud aus. Er hatte außerhalb eine Kleinig keit gegessen, auch Maud hatte bereits das Diner einge nommen und saß jetzt beim Motta in ihrem Zimmer allein. Er setzte sich ihr gegenüber, suchte ihren Blick, doch ihre Augen wichen rhm beharrlich aus. - , ! „So geht es nicht weiter zwischen uns, Liebste", jagte er, „so halte ich es nicht aus! Warum wollen wrr uns jo quälen, wo wir uns doch lieb haben und uns nur Gutes tun möchten? Maud, ich kann nicht so im Groll von dir ; gehen!" Sie setzte die Tasse hart auf den Tisch, es gab einen klirrenden Laut. * > „Warum sollte ich meinen Entschluß geändert haben?" fragte er traurig. Sie stand vor ihm, legte ihm die Hände auf dir Schul tern, sah ihn beschwörend an. „Wann gehst du, Achim?" Eine wahnsinnige Angst sprach aus ihren wunderbaren Augen. Da wurde der Mann schwach. Da überwältigte ihn sein Gefühl. Da vermochte er es nicht, ihr dir Wahr heit zu sagen. ! „Ich weiß es noch nicht", murmelte er. Denn er fühlte, er konnte heute keinen neuen Schmerzensausbruch ertragen. Sie umschlang ihn mit beiden Armen, er zog sie auf seine Knie. „-Dann ist es gut", flüsterte sie. „Dann wirst du doch noch einmal alles bedenken. Sieh, wenn du an mich nicht denken willst, dann nimm doch Rücksicht auf dich. Du warst so krank! Bist noch schwach, kaum gesundet. Wte willst du die Strapazen 'eines so furchtbaren Krieges äus- halten?" „Ich bin nicht mehr schwach, Liebling, ich fühle mich frisch und stark." . „Das sagst du nur so, ich weiß, daß es anders ist. Ach, Achim, denke an alles, was schön war in unserem "Leben, an alle Seligkeiten denke, die wir durchkosteten! An unser großes, großes Glück! Warum willst du das alles gewalt sam zerstören? Hat deine Seele denn niemals Wurzel ge schlagen in unserem gemeinsamen Leben? s Er antwortete nicht, drückte sie nur fester an sich, -fühlte ihre Macht über sich, ihren berückenden Reiz. „Weißt du noch, was du mir einmal sagtest, Achim?" > flüsterte sie, indes sie ihn heißer umschlang. „Ich könnte, ! wann immer es sei, verlangen von dir, was ich wollte! ' Ich könnte dein Leben verlangen, und du würdest es mir