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. i. - — 378 — leben kannst. Erweist er sich als zuverlässig und tüchtig, kann diese Frage später immer noch geregelt werden." Cie hörte nur mit halbem Ohr. Diese Geldangelegen heit war ihr ziemlich gleichgültig. Letzten Endes war 1a doch alles Geld, das dem Vater gehört«, auch ihr Eigen tum, würde es später einmal sein. Jetzt schon «ine be stimmte Summe ihr eigen zu nennen, daran lag ihr nichts. Sie würde Joachims Frau werden! Und den Vater behalten! Und ihr bisheriges lururiöses Leben weiterführen können! Dott, mein Gott, wie schön war die Welt! Sie hing am Halse des Vaters. „Pa, lieber, guter, alter Pa! Ich danke dir! Danke dir tausendmal!" / Er küßte sie und machte sich dann los. „Also dann schicke.mrr mimen neuen Schwiegersohn", sagte er seufzend. Maud aber flog an den Schreibtisch, nahm elnen Bogen »nd schrieb: G „Komm! Mein Vater erwartet dich!" « » » Joachim von Treuendorf stand vor William "Kelsey. So war der Traum dennoch Wahrheit geworden. ' „ ,7Sie> wollen also meine Tochter heiraten, Herr von Treuendorf. Nun erzählen sie mir mal ein wenig aus Ihrem Leben." Joachim berichtete. Er tat es in knapper, sachlicher vornehmer .Weise. Er wußte, daß alle Sentimentalliäten dem nüchternen amerikanischen Sinn fernlagen. So ließ er nur seinen Verstand sprechen und nicht.sein Herz. Ob William Kelsey ihm sein Leben so glaubte, wie «r es, der Wahrheit gemäß ihm schildert»? Er zeigte keinen Beifall, aber auch kein..Mißfallen, sein Gesicht blieb unbewegt. „Ich kann mir denken, daß ich' Ihnen kein willkomme ner Schwiegersohn bin", sagte Joachim am Schluß seiner ' Ausführungen, „denn Sie sehen in mir schließlich doch nur di« gescheitert« Eristenz, die ich ja leider bin. Ob durch eigene Schuld, ob durch ein tückisches Geschick, wer» fragt danach! Letzten Endes entscheidet im Leben -ja doch nur der Erfolg, und der blieb mir versagt. Ich bin nichts und habe nichts. Nichts als meine groß« Liebe für Maud und meinen ehrlichen Willen, zu arbeiten und etwas zu leisten." William Kelsey hatte beifällig zu Joachims Warten genickt. „Ich muß Ihnen offen sagen, Sie gefallen mir besser, als ich dachte, wenigstens sehen Sri die Dinge klar. Nein, willkommen find Sie mir nicht. Aber meist Kind hat Sie erwählt und will nicht von ihnen lassen. Es ist «ine große Liebe, die Maud für Sie fühlt, Herr von Treuendorf, «ine Lieb«, die eigentlich gar nicht in unser nüchternes Zeit alter und in unsere amerikanischen Verhältnissen paßt, denn sie "erscheint mir romantisch und 'überspannt. Nun, "machen Sie mein Kind glücklich, so glücklich, wie sie es verdient. Denn Maud hat schwer gekämpft um ihre "Liebe und- war bereit, alles für Sie zu opfern, wenn ich hart geblieben wäre. Aber schließlich habe ich nachgegeben. Vergessen Sie Has alles nie, Herr von Treuendorf." . ' Und Joachim von Treuendorf sagte: „Ich werd« es niemals vergessen." Dann entwickelte - Kelsey ihm kurz seine Zukunftsge danken. Die lange Hochzeitsreise und dann Joachims Ein tritt in die Werke als Prokurist. Er war mit allem zu frieden. Hell und "leicht lag die Zukunft vor ihm. " Zuletzt verlangte William Kelsey von ihm, er solle sich tn Amerika naturalisieren lassen. Er lebte jetzt lange genug im Hande, um Amerikaner werden zu können. Joachim zögert«. Mit diesem Schritt, den sein künf tiger Schwiegervater verlangte, zerriß das letzte Band, "das ihn an die alte Heimat "noch fesselte.' Er tat es nur ungern. Er war Deutscher von Geburt und Gefühl. Er äußerte seine Bedenken. „Aber Sie haben Deutschland verlassen, Herr v. Treuen- dorf", sagte William Kelsey unwillig. „Amerika war "ihnen gut genug als Erwerbsland. Es mußte ihnen doch mehr , bieten als Ihre alte Heimat, sonst wären sie nicht ge kommen. And, vergessen Sie nicht, in Amerika haben Sie letzt Ihr Glück gefunden! Es ist das einzige, das ich von d«nr Manne verlang«, der mir fremd und unbekannt ist, und dem ich dennoch meine Tochter anvertrauen will fürs Leben, daß er Bürger des Landes wird, in dem er fest Jahren lebt und nun immer leben wird in Zukunft. Ich versteh« eigentlich nicht, daß Sie zögern können, mir diesen Wunsch zu erfüllen." Da , sagte Joachim zu, wenn auch mit innerem Wider streben. „Gut, geben Sie mir Ihre Papiere, ich werde alles in die Weg« leiten. And nun machen Sie Maud glücklich! Sie verdient s es um Sief" Er schüttelte ihm dis Hand. Darm war Joachim ent lassen. Kühl, sachlich, aber doch nicht unfreundlich war fein zukünftiger Schwiegervater ihm begegnet. Vor des Hausherrn Arbeitszimmer, in dem die llnte» v redung stattgefunden, erwartete ihn der Haushofmeister. „Fräulein Kelsey läßt bitten!" ' - Er folgte dem Manne, sein Herz schlug schneller, kr sollte sie Wiedersehen, sie, nach deren Anblick er geschmachtet und gelechzt. Nun stand er in ihrem Boudoir. Di« Tür schloß such hinter ihm. „Maud!" Da hing sie an seinem Halse in Lachen und Weinen, umschlang sie ihn mit Heiden Armen, schmiegt« sich an ihn. „Du! Du! Nun habe ich dich, um dich nie wieder zu lassen." Dritter Teil 1. 'Die „Gazelle", Mauds weiße Dampfjacht, befand sich auf hoher See, als die Kunde von dem Ausbruch des euro päischen Krieges "übermittelt wurde. - Die Nachrichten, dis "sie in den letzten Tagen erreicht, hatten ja schon das Schlimmste befürchten lassen, und Jo achim wollte von Tag zu Tag zurück, denn eine furchtbar« Unruhe hatte sich seiner bemächtigt. Aber man war weit von Neuyork, als die Spannung sich plötzlich verschärfte, und auch jetzt noch würde es einige Tagesreisen dauern,, bis man Neuyork erreichen konnte. Seit dem Mordtage von Serajewo war "Joachim vo» Treuendorf verdüstert umhsrgegangen, und es war Maud nicht Lelungen, ihn zu zerstreuen und wieder froh zu ms- chen. Da war ihr eine Reise als bestes Mittel erschienen, Joachim hatte in diesem Sommer noch keine Ferien ge nommen, und die Hitze machte ihn schlaff und müde. Sie sprach mit Pa, und wenig« Tage später bestiegen sie dl, „Gazelle". Aber die erhoffte Wirkung der Seereise, de» Losgelöstseins vom Alltag, blieb aus. Joachim erholte sich nicht, blieb verstimmt und nervös und fieberte, seit die politische Beunruhigung zugenommen, nur immer neuen Zeitungsnachrichten entgegen. Aber er hatte seiner Frau die Freude nicht nehmen und die Reise nicht allzu schnell abbrechen, wollen. Mable Kennan war mit dem Ehepaar an Bord. §ekt Mauds Heirat war die Freundschaft zwischen ihnen wLder inniger geworden. Auch an Joachim hatte Mable sich -freundschaftlich angeschlossen, denn tief innerlich war sie diesem Manne dankbar, der Maud von Mark Äryon getrennt. Aber Mable Kennans Hoffnung hatte sich noch immer nicht erfüllt. Mark Tryyn hatte sich ihr nicht zugewendet, und sie, die nach wie vor jeden Anttag ausschlug, war müde geworden und hatte dis Hoffnung auf ein Glück mit denk tief geheim geliebten Manne begraben. Ende Oktober würde sich Mauds und Joachims Hoch zeitstag, zum vierten Male jähren. Die Ehe hatte den be» den Menschen die Seligkeit gebracht, die sie von ihr er wartet halten. Nur ein Wunsch, der in beiden Herz«» schlummerte, war ihnen versagt geblieben: sie besaßen kein« Kinder. Als das,junge "Paar vor nunmehr drei Jahren So« der langen und seligen Hochzeitsreise zurückkehrte, die ihn« vergangen war wie ein Traum von Schönheit und Glück, hatten stie Gemüter in Neuyork "sich lange über Maud Kelsey» Verlobungs- und Ehe-Affäre beruhigt. Neue Sensationen und Skandal« lenkten di« Aufmerksamkeit auf sich. Zudem war es Sommer, tote Saison. And als der ! Herbst kam, lagen die Ereignisse, die damals so interessant - und aufregend erschienen, bereits «in Jahr zurück. Fortsetzung folgt.